Ich wohne in Berlin und freue mich, wenn ich hin und wieder der Grossstadt entrinnen kann. Mein Garten liegt in einer Kleingartenanlage in Brandenburg, die durchaus preussische Züge erkennen lässt, aber zum Glück auch ein wenig Raum für freie Gestaltung bietet.
Mein Hauptprojekt für 2019: Weniger giessen müssen
Das grösste, fortlaufende Projekt schlechthin ist es, meinen Garten nach und nach besser an die nicht ganz idealen Umstände anzupassen. Ich bin nicht immer vor Ort, die Jahre werden stetig etwas heisser und wahrscheinlich auch häufiger trocken ausfallen, mein Boden hält das Wasser schlecht (Märkischer Sand), und "Lazy Gardening" finde ich als Prinzip schon recht gut.
Das prägendste Erlebnis des Jahres 2018 war das Leben und Sterben meines Hokkaido-Kürbisses, der von mir ab Mai stetig gehätschelt worden war - mit Hingabe erhielt er Mulch, Kokoserde, Kaffeesatz, Hornspäne, und er dankte es mir mit einer äusserst prächtigen Entwicklung. Bis... ja, bis ich den ersten Bewässerungscomputer meines Lebens erworben hatte - mit anfänglichen Bedenken, da ich kein Technikfreak bin - dann doch temporär sehr glücklich über das sorgenfreie, automatisierte Giessen gewesen war, und schliesslich irgendwann nach dreitägiger Abwesenheit eine völlig vertrocknete Pflanze vorfand. Was war geschehen? Der zuführende Wasserschlauch war direkt am Hahn abgesprungen - schlicht zum Heulen.
Ein Garten lehrt auch, das Scheitern zu akzeptieren. Nichtsdestotrotz habe ich einen Plan. Wenn schon giessen müssen, dann wenigstens nicht in jeder Ecke des Gartens und grundsätzlich in moderaten Mengen.
Folgende Massnahmen fallen mir dazu ein:
- Ich setze verstärkt auf Trockenheitskünstler. Das Kräuterbeet mit mediterranen Kräutern wie Lavendel, Rosmarin, Salbei hat sich wunderbar entwickelt und wird weiter ausgebaut. Auch meine Freilandkakteen, insbesondere Opuntia engelmannii, waren dieses Jahr extrem wuchsfreudig. Wo Nachbarn vor dem Zaun mühsam immer wieder Rasensamen auswerfen, bringe ich gezielt Sedum-Arten, wie den Mauerpfeffer, ins Spiel.
- Ich mulche überall und ständig, um den Humusgehalt des Bodens und somit dessen Wasserhaltefähigkeit zu verbessern. Der blankgekratzte Boden einiger Nachbarn ist für mich definitiv kein Vorbild. Ein wenig giessen muss man dafür an ausgewählten Stellen leider auch, damit es überhaupt Biomasse zum Mulchen gibt.
- Ich baue weiterhin auf Gründüngung im Gemüsebeet. Nächstes Jahr möchte ich grossflächig Phacelia aussäen, die auch eine tolle Bienenweide ist. Nach der Wachstumsphase bzw. vor einer neuen Kultur arbeite ich diese in den Boden ein - auch so wird langfristig die Bodenstruktur verbessert.
- Ich setze auf Gemüsearten und -sorten, die recht autonom wachsen und robust sind. Gute Erfahrungen habe ich mit Wildtomaten gemacht (Rote Murmel) - sie ist natürlich samenfest, also werde ich sie wieder aussäen. Nächstes Jahr möchte ich es auch mal mit Kartoffeln versuchen - oder gar Spargel? Das "ewige Gemüse" reizt mich auch - ich warte noch auf das Lubera-Angebot im nächsten Jahr.
Bild: Purpurspargel PurpurVite® - gesund und attraktiv!
- Ich widme mich verstärkt meinem Rasen, der bestimmt nie einen Schönheitspreis gewinnen wird, aber vielleicht nächstes Jahr besser dastehen wird als 2018. Das Rasengrün war bereits im Mai aufgrund der Trockenheit hässlich gelbgrau geworden und überdies von noch unansehnlicheren kahlen Stellen durchsetzt. Ich werde nächstes Jahr weiterhin konsequent Weissklee einsäen (den so genannten Mikroklee, der kleine Blätter hat). Die Resistenz gegenüber Trockenheit soll damit deutlich höher sein als bei reinen Gräsermischungen, da die Kleeblätter den Boden recht gut beschatten. Von der geringeren Verdunstung profitieren dann auch die Gräser. Zusätzlich habe ich noch eine spezielle Trockenrasenmischung zur Nachsaat gekauft. Und weniger düngen muss ich vermutlich auch, da der Klee als Leguminose Luftstickstoff bindet. Also, wenn das nichts wird!
- Ich giesse natürlich weiterhin dort, wo es nicht zu vermeiden ist und freue mich über die schönen Blüten und Früchte als Lohn. Auch die smarte Technik - in Form eines zweiten Bewässerungscomputers kombiniert mit einem zusätzlichem 3-Wege-Verteiler mit Schlauchanschluss ¾ Zoll und einer High End-Sprenkleranlage (Seht her, Männer aus der Nachbarschaft: Ich habe aufgeholt!) - kommt ohne erneutes Zögern zum Einsatz.
Den Naschgarten ausbauen
Dort, wo noch Platz ist, möchte ich erweitern. Ich hätte gerne eine lückenlose bunte, leckere Obst- und Früchtevielfalt bis in den Herbst hinein. Von dem interessanten Lubera-Angebot lasse ich mich stets inspirieren. Ob es nächstes Jahr vielleicht ein Kakibaum wird, der ab Ende September weitere süsse Früchte liefert? Wenn, dann ist mein Top-Favorit die amerikanische Aroma-Kaki 'Prairie Dawn'.
Bild: Amerikanische Kaki Fruithunters® Prairie Dawn - die winterharte Kaki mit den süssen Früchten
Problempflanzen Ade sagen - im Jahr 2019 hat es sich definitiv ausgezünselt
Als der Buchsbaumzünsler im Jahr 2017 zum ersten Mal im Berliner Raum einfiel, schlugen die Emotionen in der Gartenanlage hoch. Nachdem meine 3 Sträucher im letzten Jahr noch ein erstaunliches Regenerationsvermögen an den Tag gelegt hatten, wurde ich im Jahr 2018 auch zur erklärten Buchsbaumretterin - allerdings nur kurz und am Ende leider auch erfolglos. Ich hätte es mir fast denken können - Algenkalk bringt nur den einen garantierten Effekt: Alles wird eingestäubt, und der Boden-pH-Wert ringsum nimmt auf Dauer ungesunde Werte an. Und das Gerücht, dass Vögel die Raupen angeblich als neue Nahrungsquelle entdeckt hätten, ist entweder falsch, oder die hiesige Vogelpopulation hat keine Lust auf Experimente. Als das Raupenmittel schliesslich bestellt war, verwandelte sich das ehemalige Formgehölz in der Zwischenzeit schlagartig zum Gerippe.
Vielleicht war es aber nur konsequent. Denn die neue Beschäftigung "Wiederkehrender Pflanzenschutz an Buxus sempervirens" hätte wohl die meisten Raupen getötet, aber wahrscheinlich auch meine Nerven arg angegriffen. Denn nach einer kurzen Verschnaufphase erfolgt erfahrungsgemäss ein neuer Falterbesuch innerhalb der nächsten Wochen. Also: Ade, Buchsbaum - so richtig spannend fand ich dich ja irgendwie nie, aber es tut mir trotzdem sehr leid! Und: Hehe, macht nur weiter so, ihr Flatterwesen aus Fernost - wenn ihr irgendwann alles totgefressen habt, bleibt euch auch nichts mehr zum Leben!
Die immergrünen Strauch-Alternativen für mich: Feuerdorn und Eibe. Ein wenig Sichtschutz in der Gartenanlage zu haben, ist ja bei dem einen oder anderen eigenwilligen Plan im Jahr 2019 und darüber hinaus durchaus vorteilhaft.
Bild: Taxus baccata - europäische Eibe die vielseitig einsetzbar ist
Hecken schmecken