In der Kartoffelkiste oder im Keller sind sie nicht gern gesehen: Keime an den Speisekartoffeln. Denn dann sollte man die Kartoffeln wegen ihres höheren Solaningehalts besser nicht mehr essen (oder zumindest Keime und Schale grosszügig entfernen). Ganz anders verhält es sich bei Pflanzkartoffeln: Ohne Keime keine neue Pflanze. Für eine gute Ernte können Sie im Februar/März Kartoffeln vorkeimen. Wenn Ihnen das zu aufwändig ist, können Sie im Lubera Gartenshop kräftige Kartoffelpflanzen kaufen.
Inhaltsverzeichnis
Kartoffeln treiben an ihren Augen aus. Im Boden findet so die vegetative Vermehrung der Kartoffelknollen statt. Lange und blasse Keime entstehen bei Lagerung in der dunklen Kiste - die Knolle trocknet dabei langsam aus und verliert an Qualität. Lichtkeime sind hingegen grün, kurz (1-2 Zentimeter lang) und gedrungen - optimal für ein schnelles Auflaufen der Kartoffel im Boden. Hier erfüllt das gebildete Solanin der Lichtkeime durchaus seinen Zweck: Es unterstützt die Knolle in der Krankheitsabwehr.
Warum sollte man Kartoffeln vorkeimen?
Durch die erhaltene Starthilfe entwickeln sich Ihre Kartoffeln schneller. Generell gilt: Mehr Keime, mehr Triebe, mehr Kartoffeln. In der Folge ist auch die Ernte weitgehend gesichert, bevor Krautfäule und Wurzeltöterkrankheit zuschlagen oder Drahtwürmer sich an den Keimen, Wurzeln und Knollen gütlich tun. In Regionen mit relativ wenig Niederschlag profitieren die Knollen auch noch von der Winterfeuchte im Pflanzbeet.
Muss man Kartoffeln vorkeimen?
Nein, muss man nicht. Allerdings sollten Sie mit einem etwas geringerem Ertrag rechnen. Vorteil hier (es gibt ja nie nur Schwarz oder Weiss): Sie können den Reihenabstand ein wenig verkürzen (etwa auf 60 Zentimeter) - die kleiner ausfallenden Pflanzen fordern nicht so viel Raum - und so mehr Pflanzen auf der Fläche unterbringen.
Zeitfenster - Kartoffeln vorkeimen und Auspflanzung
Beginnen Sie mit dem Vorkeimen circa 6 bis 8 Wochen vor dem geplanten Pflanztermin. Frühe Kartoffeln können Sie schon im Februar zur Keimausbildung anregen, spätere Sorten ab März. Je nach Sorte werden Kartoffeln im März/April ausgepflanzt.
Video: Kartoffel vorkeimen - wie geht das?
Kartoffeln vorkeimen - wie geht das?
Haben Sie geeignete Pflanzkartoffeln auserkoren, kann es losgehen. Vielleicht haben Sie ja bereits Knollen Ihrer Lieblingssorte gelagert - falls nicht, finden Sie im Lubera-Gartenshop eine Vielzahl von frühen bis späten Pflanzkartoffeln zum Kaufen, darunter auch äusserst robuste Sorten wie z. B. die rotschalige Sarpo Axona. Schauen Sie sich Ihr Pflanzgut genau an: Speisekartoffeln aus dem Supermarkt wurden häufig mit Keimhemmungsmitteln behandelt und eignen sich somit nicht zum Vorkeimen. Wählen Sie mittelgrosse, gesunde Kartoffelknollen aus, damit Sie später die dicksten (oder schönsten) Kartoffeln ernten.
Keimbehälter
Um die Keimung bei Kartoffeln anzuregen, können Sie kreativ werden. Als Keimbehälter sind Eierkartons, Obstkisten oder - etwas professioneller - Multitopfplatten mit einem zersetzbaren Quelltopf (Jiffy-Topf) pro Mulde bewährt. Im Handel sind auch spezielle weisse Vorkeimkisten erhältlich, die flache Stege, hohe Ecken und einen geringen Schattenwurf haben.
Keimbedingungen
Es sollte sehr hell sein, kühl bis maximal 15 Grad, und darüber hinaus sollte die Luftfeuchtigkeit im Raum möglichst hoch sein.
Keimen mit oder ohne Erde
Das Vorkeimen von Kartoffeln ist ohne Erde möglich, was von Erwerbslandwirten häufig so praktiziert wird. Treibt man die Kartoffeln ohne Erde vor, sollte man ein gutes Timing haben, indem man frühestens vier Wochen vor dem Auspflanzen startet.
Das Prinzip beim Vorkeimen ist folgendes (mit oder ohne Erde):
- Das Gefäss zum Vorkeimen wird mit Pflanzerde (oder einer Mischung aus reifem Kompost und feinkörnigem Sand im Verhältnis 2:1) halb gefüllt ODER die Kartoffeln werden nebeneinander in einer Kiste einlagig ohne Erde ausgelegt bzw. im Eierkarton senkrecht aufgestellt.
- Kartoffeln werden in die Erde gedrückt, sodass eine Hälfte noch zu sehen ist. Alternativ können Sie Ihre Pflanzkartoffeln auch vertikal in die Erde stellen - mit den meisten Augen nach oben. Eventuell füllen Sie etwas Erde nach. (Bei einem Vorkeimen ohne Erde entfällt dieser Schritt.)
- Besprühen Sie Ihre Kartoffeln bzw. Substrat etwas mit Wasser. In den Folgetagen halten Sie die Kartoffeln bzw. Kartoffeln und Erde leicht feucht.
- Stellen Sie Ihren Kartoffel-Vorkeimbehälter an einen hellen Ort bei etwa 12 bis 15 Grad. Wärmer sollte es nicht sein - denn nur bei einer kühlen Raumtemperatur und ausreichenden Lichtbedingungen entstehen hellgrüne, kräftige Triebe.
- Lassen Sie Ihre Kartoffeln bis zum Auspflanztermin (Ende März bis Mitte April) in der Erde bzw. im Behälter.
Profis geben übrigens keimunwilligen Knollen einen Temperaturstoss von maximal. 20 °C. Wenn die ersten Keime zum Vorschein kommen, muss die Temperatur aber dringend wieder auf 12-15 Grad abgesenkt werden. Haben Sie verschiedene Kartoffelsorten, sollten Sie diese beim Vorkeimen getrennt halten. Bildet Ihr Pflanzgut sehr viele Wurzeln aus, sollten Sie versuchen, die Luftfeuchtigkeit zu senken, oder stellen Sie die Vorkeimkiste kurzzeitig in die Sonne.
Auspflanzen der vorgekeimten Kartoffeln
Wenn der Boden sich auf etwa 9 Grad erwärmt hat, kann es losgehen. Gehen Sie etwas vorsichtig mit den gekeimten Knollen um, da möglichst wenige Triebe abbrechen sollen (etwas Verlust ist aber immer dabei). Haben Sie die Kartoffeln in einem Behälter mit Erde ausgelegt, können Sie die einzelnen Knollen samt der durchwurzelten Erde mit einem Messer herausschneiden. Bei einem Eierkarton ist das Handling etwas leichter, da die Kartoffeln darin vereinzelt liegen und der Karton entsprechend zerschnitten werden kann.
Und nun wird es spannend: Legen Sie die Pflanzkartoffeln so im Boden ab, dass die Keime acht bis zehn Zentimeter vom Erdreich bedeckt werden. So lässt sich ein Spätfrostschaden vermeiden. Der geeignete Reihenabstand beträgt etwa 70 Zentimeter (ziehen Sie eine Rinne mit der Hacke) und der Pflanzabstand 20 bis 30 Zentimeter. Droht doch noch Frost, können Sie den Boden mit einem Vlies abdecken, denn sobald die jungen Triebe die Oberfläche erblicken, sind sie frostempfindlich.
Kartoffelknollen aufschneiden
Hat man nur wenige Pflanzkartoffeln zur Verfügung, kann man die Kartoffeln auch unmittelbar vor der Pflanzung mit einem scharfen Messer teilen - entscheidend ist auch hier, dass die Triebe bei der Pflanzung nach oben zeigen.
Und für Mondkraftgläubige noch ein Hinweis: Pflanze Kartoffeln nur bei abnehmenden Mond!
Tipp:
Wer schon länger eigene Kartoffeln vermehrt, sollte sich sicherheitshalber spätestens nach 3 Jahren neues Pflanzgut besorgen, bzw. dann, wenn der Ertrag sichtbar schwächelt. Denn auch über Knollen werden Krankheiten übertragen. Und bei der Lagerung Ihrer Pflanzkartoffeln sollten Sie sich gut auskennen und vor allem über den geeigneten Raum verfügen (dunkel und konstant bei 3 bis 6 Grad) - nur dann erzielt man gute Ergebnisse. Kartoffeln sollten ausserdem nur alle vier Jahre am selben Standort angebaut werden, um die Verbreitung von bodenbürtigen Krankheiten und vor allem von Kartoffelnematoden zu reduzieren.
Ich wünsche Ihnen viele gesunde Lichtkeimer und eine reiche Ernte!
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