Pflanzen schneiden - das steht im Garten und auf Balkon und Terrasse an, wenn die ersten sonnigen Tage in Sichtweite sind. In diesem Beitrag möchte ich euch wichtige Regeln zum Pflanzenschnitt und zur Frühjahrspflege der Pflanzen erläutern. Neben dem Schneiden gehört zur Frühjahrspflege der Pflanzen auch das Umtopfen. Auch ein Video mit einem Schneidebeispiel findet ihr in diesem Beitrag.

Mit dem richtigen Werkzeug -wie hier bei dieser Palme eine Teleskopstange- gelingt auch der Schnitt.
Wenn wir Pflanzen in unserem Garten oder auf Balkon und Terrasse kultivieren, kann man sie nicht vollständig sich selbst überlassen. Das Wachstum ist unterschiedlich, der Platz begrenzt und hin und wieder hat eine Pflanze Probleme wie etwa abgestorbene Äste. Für all diese Pflegeanlässe ist es wichtig, die Pflanzen schneiden zu können. Auch Obstpflanzen brauchen für gute Ernten eine Erziehung, die mit der Schere erfolgt. Da der Pflanzenschnitt aber ein gravierender Eingriff ist, ist es wichtig, dass er planvoll und fachgerecht erfolgt. Wie ihr eure Pflanzen schneiden müsst, den Schnitt plant und durchführt erkläre ich hier.
Pflanzen schneiden - die Vorbereitung
Zunächst solltet ihr eine Inventur machen, welche Pflanzen überhaupt geschnitten werden müssen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, warum man einzelne Pflanzen schneiden sollte.
Schneiden oder nicht schneiden - das ist hier die Frage
Es gibt zwei Anlässe, bei denen man Pflanzen schneiden muss. Da ist zum einem der Erhaltungssschnitt, bei dem abgestorbene, kranke oder von Schädlingen befallene Pflanzenteile abgeschnitten werden. Der zweite Anlass ist ein Erziehungsschnitt, bei dem die Krone oder das 'Gerüst' der Äste in die gewünschte Form gebracht werden muss. Während der Erhaltungsschnitt bei schwach wachsenden oder eben kranken Pflanzen dominiert, ist der Erziehungsschnitt nur bei stark wachsenden Pflanzen ein Thema.
Einen Rückschnitt, der der Erziehung dient, kann man nur bei stark wachsenden Pflanzen durchführen. Die Pflanzen müssen innerhalb eines Jahres den Schnittumfang durch neues Wachstum wieder einholen. Langsam wachsende mediterrane Pflanzen schaffen das meistens nicht. Hingegen sind laubabwerfende heimische Pflanzen wie etwa Obstbäume sehr gut in der Lage, den Schnitt schnell wieder auszugleichen. Wird der Erziehungsschnitt fachgerecht durchgeführt, erfolgt das neue Wachstum in der gewünschten Form.

Wächst eine Pflanze üppig - wie hier ein Zylinderputzer- kann sie mit einem Erziehungsschnitt in Form gebracht werden.
Um die Übersicht zu behalten, welche Pflanzen geschnitten werden müssen, markiere ich sie bei meiner Frühjahrsinventur mit einer Wäscheklammer oder einem Band.
Wann wird geschnitten
Wichtig ist auch der Zeitpunkt des Schnitts: dieser sollte vor dem Neuaustrieb erfolgen. Heckenpflanzen und andere Gehölze, in denen Vögel brüten, müssen vor dem 1. März geschnitten werden.
Ein weiterer Grund, einen Pflanzenschnitt zu verschieben, ist die bereits begonnene Knospenbildung bei manchen Pflanzen. Wenn die Knospen an den Triebenden wachsen, würden sie bei einem Schnitt entfernt, also würde auch die Blüte ausbleiben. Bei sehr früh blühenden Pflanzen -wie etwa dem Mittelmeerschneeball- sollte der Schnitt auf die Zeit nach der Blüte verschoben werden.
Pflanzen schneiden - auf das Werkzeug kommt es an
Für das Schneiden braucht ihr eine gute Rosen- oder Gartenschere und je nach Größe der Pflanzen eine Baumschere. Schweres Gerät wie eine Motorsäge darf nur von ausgebildeten Personen verwendet werden und wird nur für große Gehölze benötigt. Schonender für die Pflanzen sind ohnehin vorsichtige und kleinere Schnitte. Viel wichtiger ist ein Behälter und Fahrzeug für das Schnittgut. Denkt also vor dem Schneiden auch an die Entsorgung des Grünabfalls. Manchmal fällt mehr an, als ihr mit dem eigenen Auto entsorgen könnt.

Wichtig ist, dass Äste direkt am Stamm oder am nächstgrößeren Ast abgeschnitten werden.
Das Schneiden der Pflanzen
Wenn Ihr Pflanzen schneiden wollt, solltet ihr stets wohlüberlegt vorgehen. Wie man bei uns im Rheinland sagt: Wat fott es, es fott. Allerdings muss man bei manchen Pflanzen auch mutig sein, wie etwa bei Rosen und bei jungen Obstbäumen.
Die Planung des Schnitts
Wenn ihr euch von einer Schneideaufgabe überfordert fühlt, empfehle ich, ein Foto zu machen und dieses auszudrucken. Auf dem Ausdruck könnt ihr euch in einer 2-dimensionalen Ansicht Gedanken über den Schnitt machen. Gerne könnt ihr auch ein Foto an 'Mein mediterraner Garten' mailen, dann gebe ich euch konkrete Schnittvorschläge.
Der Umfang des Schnitts
'Wieviel soll ich denn bei meinen Pflanzen schneiden?' - diese Frage höre ich oft. Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht, allerdings kann man Daumenregeln aufstellen:
- Pflanzen, die jährlich stark wachsen, könnt ihr stärker schneiden als eine langsam wachsende Pflanze
- laubabwerfende Pflanzen könnt ihr eher schneiden als eine immergrüne Pflanze
- junge, noch kleine Pflanzen, könnt ihr besser schneiden als eine ältere Pflanze
- abgestorbene, nicht mehr grüne Pflanzenteile können immer entfernt werden.
Der Erhaltungsschnitt
Der Erhaltungsschnitt ist relativ einfach. Es werden abgestorbene Äste und Blätter entfernt. Ob ein Ast abgestorben ist, kann man mit dem Vitalitätstest feststellen. Auch solche Teile der Krone, die von Krankheiten oder Schädlingen befallen sind, können geschnitten werden. Allerdings sollte eine solch weitreichende Maßnahme nur dann durchgeführt werden, wenn es keine alternative Methode gibt, die Pflanze von Schädlingen zu befreien.
Der Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt ist etwas herausfordernder. Es geht darum, den Wuchs der Pflanze und den Aufbau der Krone so zu beeinflussen, dass die Pflanze besonders schön ist. Bei fruchttragenden Pflanzen kommt die Förderungen von Erträgen als Zielsetzung hinzu. Um den Erziehungsschnitt erfolgreich zu gestalten, hat sich bewährt, die Schneidemaßnahmen in einen inneren und äußeren Kronenschnitt zu unterteilen. Hier findet ihr Beispiele für den Erziehungsschnitt bei Feigenbäumen.
Der äußere Kronenschnitt
Der äußere Kronenschnitt umfasst das Anpassen und Ausgleichen der äußeren Kontur der Krone einer Pflanze. Bei einem Formschnitt, wie man ihn von Buchsbaum oder Eibe kennt, ist dieser Kronenschnitt sicher am radikalsten. Aber auch ohne Formschnitte kann ein gewisser Ausgleich aus ästhetischen Gründen sinnvoll sein. Angebracht ist der äußere Kronenschnitt vor allem bei solchen Pflanzen, die wenig kompakt wachsen. Unter den mediterranen Pflanzen sind das etwa der Olivenbaum oder der Zitronenbaum. Da diese Pflanzen aber auch nicht sehr dicht wachsen -wie etwa der Buchsbaum- besteht der äußere Kronenschnitt nur aus wenigen Korrekturen.
Der innere Kronenschnitt
Der innere Kronenschnitt sorgt für ein gutes Gerüst aus Stamm und Ästen. Weiter solltet ihr Konkurrenztriebe entfernen, die entweder eng parallel wachsen oder andere Zweige kreuzen. Bei den Konkurrenztrieben entfernt man immer den schwächeren Trieb.
Bei schnell und stark wachsenden Pflanzen wie etwa dem Feigenbaum oder heimischen Obstgehölzen lässt sich das Gerüst der Krone aus Stamm und den stärkeren Ästen sehr gut beeinflussen, wenn die Pflanzen noch jung sind. Will man einen Hochstamm erziehen, gibt es einen Haupttrieb, der gerade nach oben wächst und einige kürzere Nebentriebe. Bei einem Busch oder Strauch gilt es, mehrere Haupttriebe zu etablieren, die jeweils harmonisch von wenigen Nebentrieben begleitet werden.
Videobeispiel - einen Olivenbaum schneiden
In diesem Video zeige ich euch, wie ihr einen Olivenbaum schneiden könnt.
Pflanzen schneiden im mediterranen Garten
Einige, aber keineswegs alle Pflanzen im mediterranen Garten muss man nach der Überwinterung schneiden. Bei Zitruspflanzen muss man zum Glück fast gar nichts wegnehmen. Nur die Pflanzen, die im Winterquartier viele Blätter verlieren - Bougainvillea, Dipladenia, Lantana (also das Wandelröschen) und Solanum- haben regelmäßig viele abgestorbene Äste, die ihr entfernen müsst. Gerade der Sommerjasmin Solanum und das Wandelröschen vertragen einen deutlichen Rückschnitt sehr gut.
Eine tolle Auswahl an günstigen mediterranen Pflanzen gibt es übrigens im Lubera Shop zu kaufen.

Ist der Ballen -nicht nur beim Aganpanthus- durchwurzelt, muss man Pflanzen umtopfen.
Das Umtopfen
Während ein Schnitt nur für wenige Pflanzen nötig ist, ist Umtopfen bei Kübelpflanzen ein regelmäßiges Thema. Wichtig beim Umtopfen ist, am Wurzelballen die Wurzeln aufzurauen und nach dem Einpflanzen die Erde fest anzudrücken. So wurzeln die Pflanzen schneller an. Auch sollte man relativ früh im Jahr die Pflanzen umtopfen. Je früher das Umtopfen erfolgt, umso schneller wurzeln die Pflanzen auch an und können besser wachsen.
Umtopfen - wann ist es Zeit?
Wichtiger als das Schneiden ist das Umtopfen bei Kübelpflanzen. Mit der Zeit ist der Wurzelballen durchwurzelt, die Erde verbraucht. Wenn ihr Kübelpflanzen düngt, kommt es unweigerlich mit der Zeit zur Überdüngung im Kübel. Manche Nährsalze bauen sich langsamer ab als andere, es kommt also zur Überkonzentration. All das sind Gründe, Pflanzen umzutopfen.
Ob ihr eine Pflanze umtopfen müsst, kann man an zwei Zeichen erkennen. Das eine Zeichen sind aus dem Abflussloch wachsende Wurzeln. Das zweite Anzeichen ist vermooste Erde, auf der sich Salze oder Kalk ablagern. Ein letzter Grund ist ein ästhetischer: Ich habe mir vorgenommen, Kunststofftöpfe weitgehend zu verbannen -es gibt genug Plastik überall-, und Terracotta oder einfache Tontöpfe sind ästhetischer. Auch wenn ein Topf zu Bruch geht oder Risse hat, müsst ihr ihn ausgewechseln. Insgesamt ist die Regel, dass ihr eure Kübel- und Topfpflanzen spätestens alle drei Jahre umtopfen solltet.
Topf und Erde
Für das Umtopfen der Pflanzen braucht ihr neue Töpfe, wenn die Pflanzen wachsen sollen. Die neuen Töpfe sollten dann ca. 4cm mehr Durchmesser haben. Als Erde kann man fertige Kübelpflanzenerde nehmen oder selber eine Erdmischung herstellen. In beiden Fällen empfehle ich torffreie Erde, da der Torfabbau sehr klimaschädlich ist. Anstelle von Torf könnt ihr Kokosfasern verwenden, damit die Erde locker und luftig bleibt. Weiter mische ich Quarzsand unter die Erde, auch das hilft dem Wasserabfluss. Schließlich verwende ich Kies, Poroton oder Schotter als Drainagematerial. All diese Materialien solltet ihr griffbereit haben, bevor ihr mit dem Umtopfen startet.
In Position bringen und angießen
Nun habe ich schon seit fast zehn Jahren viele Kübelpflanzen und habe es immer noch nicht gelernt. Die Pflanzen sollte man vor dem Angießen auf ihren Platz stellen. Denn wenn man sie -so wie ich beim letzen Umtopfen- erst nach dem Angießen umstellt, muss man ja das Wasser mitschleppen. Die Position ist übrigens eine vorläufige, da ich die Pflanzen alle noch geschützt direkt am Haus aufstelle. Ab Mitte April, wenn es wärmer geworden ist, platziere ich die großen Pflanzen im Garten.
Die wärmeliebenderen Pflanzen werden im frühen Frühjahr nach dem Umtopfen wieder in das Winterquartier geräumt. Dort können Sie besser austreiben, als in der manchmal noch kühlen Frühjahrsluft. Das gilt insbesondere für meine beiden Buddhas Hand Zitronen, die wieder alle Blätter verloren haben. Ich habe aber schon neue Austriebe gesehen, so dass ich optimistisch bin, dass sie auch Mitte April mit neuem Laub herauskommen.
ich habe im herbst 12 Mandevillea gerettet(Fiedhofsbspflanzung) und in einer Garage überwintert bei ca 8-10 Grad und Pflanzlicht und in großen Kübeln.Leider verloren die M. alle Blätter.Gibt es noch eine Chance die -so schön blühende-Pflanze zu retten?
Hallo,
solange die Ranken unter der Rinde noch grün sind, besteht eine Chance auf Wiederaustrieb. Knibbeln Sie einfach ein wenig Rinde ab, dann werden Sie vermutlich noch Leben und damit Chance auf neue Blätter finden.
bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne melden.
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth