Kaum eine Blüte verzaubert so sehr wie die Orangenblüte: Ihr strahlendes Weiss leuchtet vor dem dunklen Laub des Orangenbaums, und ihr Duft – eine betörende Mischung aus Zitrusfrische und floraler Süsse – lässt uns vom Süden träumen. In diesem Beitrag erfahrt Ihr, was es mit der weissen Farbe und dem Duft der Orangenblüte auf sich hat, wie ihre Bestäubung funktioniert – und warum ihr Aroma nicht nur Insekten anzieht, sondern auch unsere Sinne betört. Der bezaubernde Duft von Orangenblüten wird in Parfums und in der Küche eingesetzt. Die entfernt mit Zitruspflanzen verwandte Orangenblume, ein winterharter immergrüner Strauch, kann als Alternative in den Garten gepflanzt werden. Wenn du einen Orangenbaum oder eine Orangenblume kaufen möchtest, findest du diese im Lubera-Shop.
Inhaltsverzeichnis
- Die Orangenblüte – Aroma und Sex
- Von Bienen und Blümchen – die Fortpflanzung bei der Orange
- Selbst- und Fremdbefruchtung
- Fremdbefruchtung erhöht die Vielfalt
- Gesehen und gerochen werden
- Zur Orangenblüte reisen
- Die Orangenblüte nördlich der Alpen
- Zur Orangenblüte ins Tal der Orangen
- Die kulinarische Verwendung von Orangenblüten
- Die mexikanische Orangenblume (Choisya ternata)
Zusammenfassung
Die Orangenblüte ist eine der schönsten und duftintensivsten Blüten der südlichen Pflanzen. Ihr leuchtend weisses Erscheinungsbild vor dunklem Laub und ihr betörender Duft machen sie zu einem Sinnbild für mediterrane Eleganz. Doch ihre Schönheit dient einem klaren Zweck: der Fortpflanzung. Die Blüte lockt durch Farbe, Duft und sogar Koffein verschiedenste Insekten an, um die Bestäubung zu sichern. Orangenblüten finden zudem Verwendung in der Parfüm- und Aromaküche: als Tee, als Blütenwasser in Desserts oder als Orangenblütenzucker. Ihr beruhigender Effekt wird in der Volksmedizin geschätzt. Eine winterharte Alternative zur Orange (Citrus sinensis) ist die Orangenblume (Choisya ternata). Der immergrüne Strauch stammt aus Mexiko, blüht im Sommer und verströmt ebenfalls einen intensiven Orangenduft.
Praxis-Tipps:
Orangenblüten richtig ernten: Pflücke die Blüten morgens bei trockenem Wetter, wenn der Duft am intensivsten ist. Verwende nur frische, unbeschädigte Blüten – ideal für Tee, Blütenzucker oder Destillation.
Dauerblühende Orangen pflanzen: Die Vierjahreszeiten-Orange 'Quattro Stagioni' bildet das ganze Jahr Blüten und Früchte.
Winterharte Orangenblume als Alternative: Die winterharte Orangenblume ist eine pflegeleichte, winterharte Alternative. Sie bringt mit ihrem immergrünen Laub und duftenden weissen Blüten mediterranes Flair in jeden Garten.
Die Orangenblüte – Aroma und Sex
Es ist ein Traum, wenn die Orangen im Frühjahr wieder ihren Platz auf der Terrasse einnehmen und das strahlende Weiss der Blüten und das goldene Orange der Früchte vor dem dunklen Grün des Laubs um die Wette leuchten. Diese Farbenpracht aber hat aus Sicht der Orange nur einen Grund: Sie will gesehen werden. Die Blüten sollen Bestäuber anlocken und die Früchte wollen gegessen werden, damit die Samen verbreitet werden.
Bild: Im Frühjahr wachsen Blüten und Früchte gleichzeitig am Baum.
Die Blüte besteht aus den grossen Kelchblättern, den eigentlichen Blütenblättern. Sie umschliessen die für die Pflanze viel wertvolleren Staubblätter, die den Pollen tragen. Im Bild erkennt man sie an dem gelben Aufsatz am Ende der dünnen Staubblätter. In der Mitte der Blüte wartet der Stempel der Blüte auf Pollen. Gelangt Pollen auf den Stempel, wird die Blüte befruchtet und es entsteht eine neue Frucht.
Von Bienen und Blümchen – die Fortpflanzung bei der Orange
Wie viele Pflanzen bedient sich die Orange tierischer Helfer, um die eigene Art zu sichern und mit Hilfe von genetisch unterschiedlichen Nachkommen neue Standorte zu erobern.
Selbst- und Fremdbefruchtung
Orangen sind Selbst- und Fremdbefruchter. Kommt es zu keiner Bestäubung durch ein Insekt, können trotzdem Früchte und Samen entstehen. Zitruspflanzen können auch ohne Befruchtung Früchte und Samen bilden, diese Samen sind dann genetische Kopien der Mutterpflanze. Aus jeder Blüte kann eine Frucht werden. So können Orangen und andere Zitruspflanzen rasch neue Lebensräume erobern. Ihre köstlichen Früchte sind sehr attraktiv für Tiere, die die Samen an neue Standorte bringen.
Bild: An den noch geschlossenen Blütenblättern erkennt man als winzige Punkte die Öldrüsen der Orangenblüte.
Fremdbefruchtung erhöht die Vielfalt
Um die genetische Vielfalt und damit die Überlebensfähigkeit der Art zu steigern, hat die Natur aber die Fremdbestäubung entwickelt. Insekten, die Nektar sammeln, fliegen von attraktiver Blüte zu attraktiver Blüte und übertragen den Pollen von der einen zur anderen. Es kommt zur Befruchtung durch den Pollen einer fremden Pflanze und damit zu mehr Vielfalt unter den Orangen.
Gesehen und gerochen werden
Damit die Fremdbefruchtung zur Erhöhung der genetischen Vielfalt funktioniert, muss sich die Orange bei den tierischen Helfern bemerkbar machen. Um das zu erreichen, hat sie zunächst die schneeweissen Blüten vor dunkelgrünem Laub entwickelt. Diese leuchtenden Blüten kann so schnell kein Insekt übersehen. Doch auch der Duft spielt eine Rolle bei der Anwerbung von Bestäubern.
Zitruspflanzen sind in der Bestäubung 'Opportunisten' – sie nehmen, was sie kriegen können. Um nicht nur tagsüber Insekten zur Bestäubung anzulocken, setzen sie für die Abend- und Nachtstunden ihre Öldrüsen ein, um das berühmte und beliebte Orangenaroma zu verbreiten. Botaniker haben herausgefunden, dass die Duftproduktion in den Abend- und Nachtstunden intensiver ist als tagsüber. Das Aroma ist also ein Signal für nachtaktive Insekten.
Damit sich bestäubende Insekten besonders gut merken können, dass es in Zitrusblüten köstlichen Nektar gibt, bedienen sich die Pflanzen einer psychoaktiven Substanz: Koffein. Damit verführen sie die Insekten, sodass diese immer wieder zu den Zitrusblüten zurückkehren und ihren Bestäuberdienst leisten. Die Insekten sind so auf das Koffein fixiert, dass sie zu den gemerkten Zitrusbäumen zurückkehren – auch wenn es schon keinen Pollen und keinen Nektar mehr für sie gibt.
Schliesslich ist auch die Farbe der Frucht ein Signal, das die Fortpflanzung befördern soll. Diesmal geht es darum, dass Tiere die Früchte finden und fressen. Sie fressen die Früchte gemeinsam mit den Samen und transportieren sie unfreiwillig zu einem anderen Standort und scheiden sie dort wieder aus. Die Fortpflanzung und die Besiedlung eines neuen Standorts ist der Orange gelungen!
Zur Orangenblüte reisen
Heute werden Orangen überwiegend durch den Menschen vermehrt. Sie ist schon seit Jahrhunderten eine der wichtigsten Obstpflanzen und wird entsprechend gezüchtet und vegetativ - dh. durch Veredelung- vermehrt. Aber auch wenn die natürliche Fortpflanzung der Orangen eine geringere Rolle spielt, ist die Blütenpracht der Orangen nach wie vor ein toller Grund, um zur Orangenblüte zu reisen.
Die Orangenblüte nördlich der Alpen
Auch nördlich der Alpen werden Orangen seit Jahrhunderten bewundert. Mit den Orangerien wurden ihnen sogar kleine 'Paläste' in den Parks vieler Schlösser errichtet. Dort finden wir auch heute noch tolle Orangen- und Zitrussammlungen, die man nicht nur zur Zeit der Orangenblüte besuchen kann. Die Zeit der Orangenblüte ist hierzulande im April und Mai.
Besonders sehenswert sind die Orangerien von Schloss Seehof bei Bamberg, von Schloss Pillnitz bei Dresden und in Österreich die Orangerie von Schloss Schönbrunn. Dort finden auch alljährlich die Wiener Zitrustage statt.
Zur Orangenblüte ins Tal der Orangen
Um die Orangenblüte im Freiland erleben zu können, muss man etwas weiter reisen als nach Wien. Vor allem in Spanien ist die Region Valencia eines der wichtigsten Anbaugebiete für Orangen. Wenn es aber so etwas wie einen 'Orangen-Hauptstadt' gibt, ist das aus meiner Sicht die Stadt Soller auf Mallorca. Im so genannten 'Tal der Orangen' gelegen, zelebrieren die Orangenbauern von Sóller alljährlich im März die Freude über die Orangenblüte.
Die kulinarische Verwendung von Orangenblüten
Der Duft der Orangenblüte ist eine herrliche Kombination aus frischen Zitrusaromen und einem mild-schweren vanilleähnlichen Duft. Kein Wunder, dass diese Aromen schon bei den Arabern hoch im Kurs standen. Als diese Zitrusfrüchte im Mittelalter aus Südostasien zunächst in den arabischen Raum und später nach Europa brachten, standen weniger die Früchte sondern vielmehr der Duft der Orangenblüten im Vordergrund. Besonders in der nordafrikanischen Küche ist Orangenblütenwasser eine beliebte Zutat und wird zum Verfeinern von Süssspeisen verwendet.
Die Orangenblüte hat also eine besondere Wirkung auf ihre Umgebung. Sie belebt, erfrischt und beruhigt zugleich und sie vermittelt das Gefühl von Frühling und Frische. Diese Wirkung könnt Ihr geniessen, indem Ihr den Orangenduft entweder als Raumduft oder als Parfüm einsetzt.
Orangenblütentee
Im Mittelmeerraum und in Nordafrika ist der Orangenblütentee recht verbreitet – und auch bei uns wird er in Reformhäusern und Kräuterläden vermehrt angeboten. Den darin vorhandenen, ätherischen Ölen wird eine entspannende bis sedative Wirkung nachgesagt. Der Orangenblütentee soll auch Schlafstörungen beheben helfen.
Dazu nehmt Ihr einfach drei Esslöffel getrocknete Orangenblüten und einen Teelöffel Orangenblütenwasser und übergiesst dieses mit heissem Wasser. Das Ganze lässt sich geschmacklich noch verfeinern, indem Ihr Minze zerschneidet und in den Tee gebt. Auch Vanille in Form einer zerbrochenen Vanillestange macht sich hervorragend in Ergänzung zum Geschmack der Orangenblüte. In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über den Koffeingehalt von Zitrusbäumen.
Sortenempfehlung: Die Vierjahreszeiten-Orange 'Quattro Stagioni'
Die Vierjahreszeiten-Orange 'Quattro Stagioni' bildet das ganze Jahr Blüten und Früchte. Damit erfreut sie uns das ganze Jahr mit Blüten und Früchten. Die süssen Früchte sind praktisch kernlos.
Bild: Die Vierjahreszeiten-Orange 'Quattro Stagioni' trägt gleichzeitig Blüten und Früchte.
Die winterharte mexikanische Orangenblume (Choisya ternata)
Eine robuste winterharte Alternative zu den Orangen ist die Orangenblume (Choisya ternata). Dieser immergrüne Strauch verzaubert wochenlang mit unglaublichem Orangen-Blüten-Duft die Sinne. Diese Zierpflanze gehört wie die Orange zur Familie der Rautengewächse und ist winterhart. Choisya ternata ist ein immergrüner, kompakter Strauch, der je nach Sorte zwischen 1 und 1,5 Meter hoch wird.
Bild: Die Orangenblume 'Aztec Pearl'® wächst kompakt Wuchs und hat intensiv duftende Blüten.
Herkunft und Eigenschaften
Die Orangenblume stammt aus dem Südwesten der USA und Mexiko. Dort wächst sie wild an Felshängen und in Schluchten. Ihre gefiederten, immergrünen Blätter sind das ganze Jahr über attraktiv. Im Sommer bilden sich die reinweissen, sternförmigen Blüten, die intensiv nach Orangen duften und auch optisch an Zitrusblüten erinnern. Ihren Namen verdankt sie dem intensiven Duft ihrer Blüten, der an echte Orangenblüten erinnert – und sogar ihr Laub duftet aromatisch, wenn man es zwischen den Fingern zerreibt.
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Vielen Dank für den Tipp, ich werde das Parfüm vielleicht meiner Frau schenken.
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth