Inhaltsverzeichnis
- Unsichtbare Gartenbewohner
- Was sind Nematoden überhaupt?
- Nützlinge: Nematoden als natürliche Schädlingsbekämpfer
- Wie wirken Nematoden?
- Welche Nematoden sind im Pflanzenschutz im Einsatz?
- Nützliche Nematoden richtig einsetzen – Schritt für Schritt
- Vorteile von Nematoden im Hobbygarten
- Nützliche Nematoden im Alltag: ein Beispiel
- Schädlinge: Wenn Nematoden Pflanzen befallen
- Welche Pflanzen sind gefährdet?
- Wie schädigen Nematoden die Pflanzen?
- Zwei Hauptgruppen von Pflanzenschädlingen unter den Nematoden
- 1) Unterirdisch schädigende Nematoden – die Wurzelnematoden
- 2) Oberirdisch schädigende Nematoden – Blatt-, Stängel- und Blütennematoden
- Hartnäckigkeit und Ausbreitung
- Natürliche Gegenspieler
- Vorbeugung gegen schädliche Nematoden
- 1. Fruchtfolge und Fruchtwechsel beachten
- 2. Feindpflanzen einsetzen
- 3. Boden gesund halten – Humus und Vielfalt
- 4. Widerstandsfähige Sorten wählen
- 5. Hygiene im Garten
- Bekämpfung: Was tun bei starkem Älchen-Befall?
- Befallene Pflanzen konsequent entfernen
- Boden sanieren – mittelfristige Maßnahmen
- Bodenaustausch und Bodendämpfung
- Unterstützung durch natürliche Gegenspieler
- Biologische Bekämpfung durch Pilze
- Freund und Feind zugleich
Zusammenfassung
- Nematoden sind winzige, durchsichtige Fadenwürmer (0,5–1,5 mm), die sich schlängelnd fortbewegen und in fast jedem Gartenboden vorkommen.
- Die meisten Nematoden sind harmlos oder nützlich: Sie zersetzen organisches Material, ernähren sich von Bakterien, Pilzen und Algen oder leben räuberisch.
- Als Nützlinge lassen sich bestimmte Arten (Steinernema, Heterorhabditis) gezielt einsetzen, z. B. gegen Dickmaulrüsslerlarven, Engerlinge, Trauermücken oder Maulwurfsgrillen.
- Nützliche Nematoden werden im Fachhandel als Präparate angeboten, ins Wasser gegeben und auf den Boden gegossen – ganz ohne chemische Rückstände.
- Als Schädlinge treten Nematoden auf, wenn sie Wurzeln, Blätter, Stängel oder Blüten befallen; typische Symptome sind Kümmerwuchs, gelbe Blätter, Gallen, Zysten oder Blattflecken.
- Besonders problematisch sind Wurzelgallennematoden (Meloidogyne), Zystennematoden (Heterodera, Globodera) sowie Blatt- und Stängelnematoden.
- Schädliche Nematoden können zusätzlich Viren übertragen und Infektionen durch Pilze und Bakterien begünstigen.
Praxis-TippsVorbeugung ist entscheidend: weite Fruchtfolge, häufiger Fruchtwechsel, Humusversorgung, Mischkultur, Einsatz von Feindpflanzen wie Tagetes, Ringelblumen oder resistente Senf- und Ölrettichsorten.
Widerstandsfähige Sorten (z. B. Tomaten oder Kartoffeln mit »N«-Kennzeichnung) helfen, Schäden zu vermeiden.
Bei starkem Befall bleiben nur radikale Maßnahmen: Befallene Pflanzen mit großem Erdballen entfernen oder im Extremfall Erdaustausch.
Unsichtbare Gartenbewohner
Wenn du in deinem Garten eine Handvoll Erde nimmst, hältst du ein wahres Universum in den Händen. Millionen von Lebewesen tummeln sich darin – Bakterien, Pilze, Regenwürmer … und unzählige winzige Fadenwürmer, die sogenannten Nematoden. Mit bloßem Auge sind sie unsichtbar, doch sie bestimmen maßgeblich, wie gesund deine Pflanzen wachsen.
Das Spannende: Nematoden können beides sein – hilfreiche Verbündete im Pflanzenschutz oder heimliche Widersacher, die Wurzeln schädigen. Es kommt ganz darauf an, mit wem du es zu tun hast. Während einige Arten Schädlinge wie Dickmaulrüsslerlarven oder Trauermücken zuverlässig bekämpfen, verursachen andere Arten Gallen an den Wurzeln oder sorgen für kümmerliches Pflanzenwachstum.
Was sind Nematoden überhaupt?
Nematoden, im Volksmund auch Älchen oder Fadenwürmer genannt, sind winzige, durchscheinende Rundwürmer. Mit einer Länge von nur 0,5 bis 1,5 Millimetern gehören sie zu den unsichtbaren Helden (und manchmal Schurken) im Gartenboden. Typisch ist ihre schlängelnde Fortbewegung, die an winzige Aale erinnert. Daher auch der Name »Älchen«.
Nematoden leben entweder frei im Boden oder parasitisch in Pflanzen und Tieren. Doch bevor du bei dem Wort »Parasit« erschrickst: Die allermeisten Nematoden sind völlig harmlos. Im Gegenteil – sie sind ein wichtiger Teil des Bodenlebens. Sie fressen Pilze, Algen und Bakterien und helfen damit, organisches Material zu zersetzen und Nährstoffe für Pflanzen verfügbar zu machen. Ohne diese unermüdlichen Mini-Arbeiter würde dein Gartenboden deutlich ärmer sein.
Neben den »harmlosen Bodenbewohnern« gibt es auch räuberische Arten, die Jagd auf andere Bodentiere machen. Genau diese Eigenschaft nutzt der Mensch: Schon seit vielen Jahren werden bestimmte Nematoden-Arten gezielt als biologische Pflanzenschutzmittel angeboten. Solche Präparate enthalten lebende Nematoden, die aktiv nach Schädlingen suchen, in diese eindringen und sie innerhalb weniger Tage abtöten. Ganz ohne Rückstände und ohne Nebenwirkungen für Pflanzen oder Menschen.
Merke: In einem einzigen Quadratmeter gesunden Gartenbodens tummeln sich Millionen von Nematoden. Die meisten bleiben für uns unsichtbar. Wir bemerken sie erst, wenn sie als nützliche Helfer auftreten oder als Schädlinge Probleme machen.
Nützlinge: Nematoden als natürliche Schädlingsbekämpfer
Wenn von Nematoden die Rede ist, denken viele Hobbygärtner zuerst an Pflanzenschädlinge. Doch tatsächlich gibt es eine ganze Gruppe von Nematoden, die zu den wichtigsten Nützlingen im Garten zählen. Diese winzigen Fadenwürmer sind wahre Spezialisten im Kampf gegen Bodenschädlinge.
Wie wirken Nematoden?
Die nützlichen Nematoden machen sich eine clevere Strategie zunutze: Sie spüren ihre Beute aktiv auf, indem sie chemische Signale im Boden wahrnehmen. Haben sie eine geeignete Larve gefunden – zum Beispiel vom Dickmaulrüssler, von Maikäfern (Engerlingen), Maulwurfsgrillen, Schnecken oder Trauermücken – dringen sie über Körperöffnungen oder die dünne Haut in den Wirt ein. Dort setzen sie spezielle Bakterien frei, die in Symbiose mit den Nematoden leben. Diese Bakterien töten den Schädling innerhalb weniger Tage ab.
Bild: Larven des Dickmaulrüsslers: gefürchtete Wurzelschädlinge, doch Fadenwürmer können sie gezielt bekämpfen.
Der tote Insektenkörper dient den Nematoden anschließend als Nahrungsquelle und Brutstätte. Darin vermehren sie sich massenhaft und verlassen ihn nach kurzer Zeit, um neue Opfer zu suchen. So können Nematoden ganze Schädlingspopulationen im Boden stark reduzieren. Ganz ohne chemische Mittel.
Welche Nematoden sind im Pflanzenschutz im Einsatz?
Besonders bekannt und bewährt sind die Gattungen Heterorhabditis und Steinernema. Sie lassen sich in spezieller Aufbereitung kaufen. Entweder im Gartenfachhandel oder bequem per Versand. Die Präparate sind anwendungsfertig und auf bestimmte Schädlinge abgestimmt:
- Heterorhabditis bacteriophora: wirksam gegen Dickmaulrüsslerlarven und Maikäfer-Engerlinge
- Steinernema carpocapsae: gezielt gegen Maulwurfsgrillen und Erdraupen
- Steinernema feltiae: ideal gegen Trauermücken in Blumenerde und Anzuchtschalen
- Für Nacktschnecken gibt es Präparate mit Phasmarhabditis californica. Sie wirken vor allem gegen die Jungtiere im Boden. Ausgewachsene Wegschnecken werden dagegen deutlich schlechter erfasst.
Nützliche Nematoden richtig einsetzen – Schritt für Schritt
Während manche Nematoden im Garten für Schäden sorgen, gibt es auch ihre nützlichen Verwandten, die wir uns gezielt zunutze machen können. Diese biologischen Helfer sind heute in vielen Gartenfachmärkten oder per Versand erhältlich. Meist bekommst du sie in Form von kleinen Ton- oder Gelpartikeln, in denen die winzigen Fadenwürmer ruhen, bis sie in Wasser aufgelöst werden. Besonders bewährt haben sich die Arten Steinernema feltiae gegen Trauermücken in Zimmerpflanzen und Anzuchterde, Steinernema carpocapsae gegen Erdraupen und Maulwurfsgrillen sowie Heterorhabditis bacteriophora gegen die gefürchteten Larven des Dickmaulrüsslers oder gegen Engerlinge. Auf der Packung ist immer klar angegeben, für welchen Schädling das Präparat gedacht ist. Ein wichtiger Punkt, denn jede Nematoden-Art wirkt nur gegen ganz bestimmte Insekten.
Damit die winzigen Würmer auch wirklich ihre Arbeit tun können, solltest du sie nach dem Kauf so frisch wie möglich einsetzen. Im Kühlschrank bleiben sie bei 4–8 °C eine Weile vital, aber sie dürfen niemals einfrieren. Vor der Anwendung rührst du die Packung in einem Eimer Wasser auf, verdünnst die Lösung wie angegeben und gießt sie dann gleichmäßig auf den Boden oder die Topferde. Wichtig ist, dass der Boden bereits feucht ist und auch in den nächsten zwei Wochen gleichmäßig feucht bleibt. Nur in einem feuchten Milieu können sich die Nematoden aktiv bewegen und nach ihren Wirten suchen. Ideal ist die Ausbringung am Abend oder an einem bedeckten Tag, damit die empfindlichen Würmer nicht durch die Sonne geschädigt werden.
In dem Moment, in dem sie auf eine geeignete Larve stoßen, dringen sie in ihren Körper ein und setzen dort Bakterien frei, die das Insekt innerhalb weniger Tage abtöten. Der Kadaver dient den Nematoden als Nahrung und Brutstätte, und schon nach kurzer Zeit verlassen Hunderte ihrer Nachkommen den Wirt, um neue Opfer zu suchen. Unter günstigen Bedingungen bleiben Nematoden mehrere Wochen aktiv im Boden. Wer sicher gehen will, kann die Behandlung nach einigen Wochen wiederholen, vor allem wenn viele Schädlinge im Boden vermutet werden.
Damit die biologische Schädlingsbekämpfung gelingt, solltest du ein paar typische Fehler vermeiden: Trockenheit ist der größte Feind, denn ohne Feuchtigkeit bleiben die Nematoden unbeweglich. Auch eine falsche Zuordnung ist ein Klassiker. Fadenwürmer helfen nicht gegen erwachsene Käfer, sondern nur gegen deren Larven im Boden. Und schließlich gilt: Eine zu geringe Dosierung bringt wenig. Halte dich deshalb immer an die Angaben auf der Packung.
Richtig angewendet sind Nematoden ein Paradebeispiel für nachhaltigen Pflanzenschutz: Sie sind rückstandsfrei, umweltschonend und hochspezialisiert. Statt Chemie ins Beet zu bringen, setzt du einfach einen Schwung winziger Verbündeter aus und lässt sie für dich arbeiten.
Vorteile von Nematoden im Hobbygarten
Nematoden bieten gleich mehrere Vorteile gegenüber klassischen Pflanzenschutzmitteln:
- Natürlich und rückstandsfrei – sie sind Teil des Bodenlebens.
- Selektiv – sie befallen nur bestimmte Schädlinge, nicht aber Regenwürmer, Pflanzen oder Menschen.
- Nachhaltig – unter guten Bedingungen wirken sie mehrere Wochen lang.
- Einfach anzuwenden – Präparate ins Gießwasser geben, ausbringen, fertig.
Nützliche Nematoden im Alltag: ein Beispiel
Hast du schon einmal Löcher an den Blatträndern deiner Rhododendren (Rhododendron) oder deines Kirschlorbeers (Prunus laurocerasus) entdeckt? Dahinter steckt oft der Dickmaulrüssler. Während du die erwachsenen Käfer noch absammeln kannst, fressen die Larven unbemerkt an den Wurzeln. Genau hier helfen Heterorhabditis-Nematoden: Sie töten die Larven im Boden zuverlässig ab und bewahren deine Pflanzen vor Schäden.
Auch gegen die lästigen Trauermücken im Blumentopf sind Nematoden inzwischen die erste Wahl. Gerade bei empfindlichen Jungpflanzen im Frühling sind sie ein wirksamer, natürlicher Schutz.
Merke: Für den Erfolg wichtig:
- Der Boden sollte während und nach der Anwendung gleichmäßig feucht bleiben.
- Die Temperatur muss zur jeweiligen Nematoden-Art passen (meist zwischen 12 und 25 °C).
- Am besten gießt du die Präparate abends oder bei bedecktem Himmel, damit die empfindlichen Nematoden nicht durch Sonneneinstrahlung geschädigt werden.
Schädlinge: Wenn Nematoden Pflanzen befallen
So nützlich viele Nematoden im Garten auch sind, es gibt eine ganze Gruppe, die Hobbygärtnern das Leben schwer macht. Diese pflanzenparasitären Nematoden gehören zu den gefürchtetsten Schädlingen im Boden. Mit ihrem stachelartigen Mundwerkzeug bohren sie Pflanzenzellen an und saugen die Säfte heraus. Die Folgen: geschwächte Pflanzen, Wachstumsstörungen, Wurzeldeformationen – und nicht selten auch die Übertragung von Krankheiten.
Besonders tückisch ist, dass die Schäden oft nicht sofort sichtbar sind. Eine Tomate, die trotz guter Pflege nicht wachsen will, Erdbeeren, die kümmerlich bleiben, oder ein Rosenstrauch, der einfach nicht in Fahrt kommt? Dahinter können für uns unsichtbare Älchen im Boden stecken.
Welche Pflanzen sind gefährdet?
Grundsätzlich können fast alle krautigen Pflanzen von pflanzenparasitären Nematoden befallen werden. Typische Beispiele:
- Sommerblumen wie Dahlien (Dahlia), Petunien (Petunia) oder Ringelblumen (Calendula officinalis) zeigen bei Befall schwaches Wachstum und geringe Blütenbildung.
- Stauden wie Phlox, Funkien (Hosta) oder Astern (Aster) können kümmerlich aussehen und auffällige Blattflecken entwickeln.
- Zwiebel- und Knollengewächse wie Narzissen (Narcissus), Tulpen (Tulipa), Gladiolen (Gladiolus) und Knoblauch (Allium sativum) reagieren empfindlich auf Wurzelnematoden.
- Gemüsearten wie Tomaten (Solanum lycopersidum), Gurken (Cucumis sativus), Karotten (Daucus carota subsp. sativus), Sellerie (Apium graveolens) und Salat (Lactuca sativa) gehören zu den Hauptopfern.
- Kartoffeln (Solanum tuberosum) und Erdbeeren (Fragaria) sind besonders bekannt für Schäden durch Nematoden.
- Rosen (Rosa) sind gelegentlich ebenfalls betroffen, meist durch Wurzelnematoden.
Im Obstbau spielen Nematoden vor allem als Vektoren von Viren eine Rolle: Sie übertragen etwa das Ringfleckenvirus oder die Pfeffinger Krankheit, die Himbeeren (Rubus idaeus) und Kirschen (Prunus avium) befallen kann. Während
Gehölze im normalen Garten eher selten geschädigt werden, sind Nematoden in Baumschulen ein häufiges Problem.
Bild: Virusbefall an Himbeere
Wie schädigen Nematoden die Pflanzen?
Die winzigen Würmer besitzen einen Stilett-artigen Mundstachel, mit dem sie Pflanzenzellen anbohren. Über diesen Stachel saugen sie den Zellsaft auf. Das schwächt nicht nur die Pflanze, sondern führt auch zu:
- Zellveränderungen und Wucherungen: Manche Arten regen die Pflanzenzellen zur übermäßigen Teilung an. Dadurch entstehen typische Gallen oder Knoten an den Wurzeln.
- Infektionspforten für andere Erreger: Durch die Einstiche können Pilze und Bakterien leichter eindringen. Krankheiten wie Wurzelfäule oder Welke treten dann gehäuft auf.
- Virusübertragung: Bestimmte Nematoden-Arten fungieren als Überträger von Pflanzenviren. Die Symptome reichen von Blattflecken über mosaikartige Muster bis hin zum Absterben ganzer Pflanzen.
Das Gemeine: Die Symptome sind oft unspezifisch… Kümmerwuchs, gelbe Blätter, schwaches Wurzelsystem. Viele Gärtnerinnen und Gärtner denken zuerst an Nährstoffmangel oder Pflegefehler, bevor sie Nematoden als Ursache in Betracht ziehen.
Zwei Hauptgruppen von Pflanzenschädlingen unter den Nematoden
1) Unterirdisch schädigende Nematoden – die Wurzelnematoden
Diese Nematoden leben im Boden und greifen die Wurzeln an. Sie können sich entweder außen festsetzen und von dort saugen oder tief ins Wurzelgewebe eindringen. Typische Schadbilder sind:
- Kümmerwuchs: Die Pflanzen bleiben klein, treiben schwach aus und blühen weniger.
- Blätter vergilben oder welken trotz guter Bewässerung und Düngung.
- Deformierte Wurzeln: dichte Wurzelbärte, gallenartige Verdickungen oder Zysten, die wie winzige Körnchen aussehen.
- Nesterweises Auftreten: Im Beet sind oft einzelne Gruppen von Pflanzen betroffen, während andere normal wachsen.
Besonders gefürchtet sind die Wurzelgallennematoden (Meloidogyne spp.). Sie lösen auffällige Gallen an Tomaten-, Gurken- und Möhrenwurzeln aus. Die Zystennematoden (Heterodera, Globodera spp.) bilden winzige, widerstandsfähige Zysten, die wie kleine Perlen an den Wurzeln hängen und viele Jahre überleben können.
Bild: Typisch für Wurzelgallennematoden: verdickte Gallen an den Wurzeln, die das Wachstum der Pflanze stark behindern.
Ebenso problematisch ist, dass Wurzelnematoden zur sogenannten Bodenmüdigkeit beitragen. Darunter versteht man die nachlassende Ertragskraft eines Beetes, obwohl genügend Nährstoffe vorhanden sind. Pflanzen derselben Art oder derselben Familie wachsen dann jahrelang nur noch kümmerlich, weil sich im Boden spezifische Schaderreger – darunter Fadenwürmer, aber auch bestimmte Pilze und Bodenmikroben – stark vermehrt haben. Besonders betroffen sind Kulturen wie Rosen, Erdbeeren, Obstgehölze oder Gemüse, die empfindlich auf diese Anreicherungen reagieren.
2) Oberirdisch schädigende Nematoden – Blatt-, Stängel- und Blütennematoden
Nicht alle Nematoden sitzen im Boden. Einige Arten befallen oberirdische Pflanzenteile:
- Blattnematoden (Aphelenchoides spp.) verursachen gelbliche bis braune Flecken, die scharf durch die Blattadern abgegrenzt sind. Mit der Zeit sterben ganze Blattbereiche ab.
- Stängelnematoden führen zu verdickten, schwammigen Stängeln. Das Wachstum stockt, und die Pflanze stirbt schließlich ab.
- Blütennematoden schädigen die Blüten direkt. Sichtbar durch braune Flecken, Deformationen und ausbleibende Blütenbildung.
Diese Nematoden sind besonders hartnäckig, weil sie in abgestorbenen Pflanzenresten überdauern können. Von dort gelangen sie leicht auf neue Pflanzen; oft unbemerkt über Erde an Werkzeugen, Schuhen oder gekaufte Jungpflanzen.
Hartnäckigkeit und Ausbreitung
Einige Fadenwürmer sind wahre Überlebenskünstler. Zystennematoden können ihre Eier in einer schützenden Hülle über 10 Jahre im Boden überdauern, ohne dass eine Wirtspflanze vorhanden ist. Erst wenn günstige Bedingungen herrschen, schlüpfen die Larven und befallen neue Pflanzen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Schädlingen breiten sich Nematoden nur sehr langsam von selbst aus. Das erklärt, warum Schäden oft in klar abgegrenzten Nestern auftreten. Dennoch können sie leicht verschleppt werden. Etwa mit Erde an Geräten, Schuhen oder durch den Kauf befallener Pflanzen.
Natürliche Gegenspieler
Auch schädliche Nematoden sind Teil des Bodenökosystems und haben ihre Feinde. Dazu zählen:
- Räuberische Nematoden, die andere Nematoden fressen.
- Springschwänze und Milben, die Eier oder Jungtiere dezimieren.
- Pilze und Bakterien, die Nematoden infizieren und abtöten können.
In einem gesunden, vielfältigen Boden sind pflanzenschädliche Nematoden daher oft kein großes Problem. Erst wenn das Gleichgewicht gestört ist – etwa durch Monokultur, Übernutzung oder schlechte Bodenstruktur – breiten sie sich stärker aus.
Vorbeugung gegen schädliche Nematoden
Die wichtigste Strategie im Umgang mit schädlichen Nematoden lautet: Vorbeugen statt bekämpfen. Denn hast du einmal Wurzelgallennematoden oder Zystennematoden im Boden, wirst du sie kaum noch vollständig los. Die winzigen Fadenwürmer können über Jahre in Form von Eiern oder Zysten überdauern und immer wieder neue Pflanzen befallen. Deshalb lohnt es sich, rechtzeitig gegenzusteuern.
1. Fruchtfolge und Fruchtwechsel beachten
Nematoden profitieren von Monokultur. Steht immer wieder dieselbe Pflanzenfamilie im Beet, können sie sich ungestört vermehren.
- Weite Fruchtfolge: Pflanze empfindliche Kulturen frühestens nach drei bis vier Jahren wieder an denselben Platz.
- Regelmäßiger Fruchtwechsel: Im Gemüsegarten möglichst jedes Jahr das Beet neu besetzen – nach Tomaten z. B. mit Salat oder Spinat, nach Möhren mit Kohlgewächsen.
- Auch bei Zierpflanzen lohnt sich ein häufiger Anbauwechsel, besonders bei empfindlichen Stauden und Sommerblumen.
2. Feindpflanzen einsetzen
Bestimmte Pflanzen wirken wie Lockfallen für Nematoden, ohne ihnen Nahrung zu bieten. Sie regen die Nematodenlarven zum Schlüpfen an, doch die Tiere verhungern, weil die Pflanzen nicht als Wirt taugen.
Besonders wirksam sind:
- Studentenblumen (Tagetes patula) – Klassiker gegen Wurzelnematoden, ideal als Beetumrandung oder Zwischenkultur.
- Resistente Ölrettich- und Senfsorten – Vorsicht: nicht jede Sorte wirkt, manche fördern Nematoden sogar. Achte auf den Hinweis »nematodenresistent«.
- Ringelblumen (Calendula officinalis) – besitzen ebenfalls eine gewisse nematodenhemmende Wirkung.
Pflanze diese Arten gezielt ein, entweder als Mischkultur oder ein Jahr lang als Gründüngungspflanzen. So kannst du den Boden nachhaltig von Nematoden entlasten. Und hübsch sieht’s obendrein aus.
3. Boden gesund halten – Humus und Vielfalt
Ein gut versorgter, humusreicher Boden ist die Grundlage, um natürliche Gegenspieler von Nematoden zu fördern. Pilze, Bakterien, Springschwänze, Milben und räuberische Nematoden halten die Schädlinge in Schach.
- Regelmäßig Kompost und Mulch einarbeiten.
- Bodenlockerung statt Verdichtung – damit Wurzeln kräftig wachsen können.
- Vielfalt im Beet: Mischkultur statt Einfalt. So entsteht ein stabiles Bodenökosystem.
4. Widerstandsfähige Sorten wählen
Resistenz ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen schädliche Fadenwürmer. Im professionellen Anbau ist das längst Standard. Doch auch für uns Hobbygärtner gibt es immer mehr Auswahl.
- Tomaten: Es gibt zahlreiche Sorten mit dem Kürzel »N«, das für Resistenz gegen Nematoden steht. Diese Sorten entwickeln deutlich weniger Wurzelgallen.
- Kartoffeln: Resistente Sorten sind im Erwerbsanbau unverzichtbar, aber auch im Hobbygarten erhältlich. Sie sind vor allem gegen Kartoffelzystennematoden gezüchtet.
- Salat und Spinat: Auch hier findest du Sorten, die gegen bestimmte Älchen robust sind. Ein wichtiger Vorteil, wenn du regelmäßig im selben Beet anbaust.
- Erdbeeren: Einige neuere Züchtungen zeigen sich widerstandsfähiger gegen Wurzelnematoden.
Bei Zierpflanzen ist die Auswahl an resistenten Sorten noch geringer, doch auch hier gilt: Sorten mit robustem Wurzelsystem haben im befallenen Boden oft bessere Chancen.
5. Hygiene im Garten
Nematoden breiten sich von Natur aus langsam aus, doch wir Gärtner verschleppen sie leicht selbst.
- Nur gesunde Jungpflanzen kaufen. Befallene Pflanzen sind eine Hauptquelle für Neuinfektionen.
- Werkzeuge und Schuhe reinigen, bevor du von einem Beet ins nächste gehst.
- Pflanzenreste konsequent entsorgen: Befallene Pflanzenteile gehören nicht auf den Kompost, sondern in den Restmüll.
Bekämpfung: Was tun bei starkem Älchen-Befall?
Wenn schädliche Nematoden einmal im Boden sind, wünscht sich manch einer eine schnelle Lösung aus der Spritzflasche. Doch wichtig zu wissen: Chemische Bodenentseuchung ist im Haus- und Kleingarten weder in Deutschland noch in der Schweiz zugelassen – und das ist auch gut so. Alle früher verfügbaren Mittel sind längst vom Markt genommen, weil sie nicht nur die Nematoden, sondern das gesamte Bodenleben zerstören würden. Der heutige Fokus liegt deshalb ganz klar auf vorbeugenden Maßnahmen, biologischen Methoden und dem Einsatz nützlicher Nematodenpräparate.
Befallene Pflanzen konsequent entfernen
Der wichtigste Schritt bei einem akuten Befall: Pflanzen sofort aus dem Beet nehmen.
- Großzügig ausgraben: Befallene Pflanzen mit einem großen Erdballen entfernen (mindestens zwei Spatenstiche breit und tief), damit möglichst viele Nematoden mit entfernt werden.
- Nicht auf den Kompost: Pflanzenreste gehören in den Restmüll, da Nematoden auf dem Kompost überleben könnten.
Boden sanieren – mittelfristige Maßnahmen
Nach einer Entfernung ist Geduld gefragt. Um die Nematoden-Population zu senken, kannst du die betroffene Fläche ein bis zwei Jahre lang entlasten:
- Feindpflanzen wie Tagetes, Ringelblumen oder resistente Ölrettich- und Senfsorten anbauen.
- Gründüngungspflanzen nutzen, die den Boden aufbauen und gleichzeitig Nematoden austricksen.
- In dieser Zeit robustere Kulturen wählen, die weniger anfällig sind.
Bodenaustausch und Bodendämpfung
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es noch zwei sehr radikale Methoden gegen schädliche Älchen gibt. Für den normalen Haus- oder Kleingarten spielen sie jedoch kaum eine Rolle. Allenfalls dann, wenn es um den Erhalt besonders wertvoller Pflanzenraritäten geht.
- Erdaustausch: Dabei werden die obersten 20–30 cm Erde vollständig abgetragen und durch frische Erde ersetzt. Das ist extrem arbeitsintensiv und lohnt sich im Grunde nur, wenn wertvolle Pflanzen – etwa empfindliche Tomatensorten, seltene Stauden oder kostbare Zierpflanzen – geschützt werden sollen. Für das normale Gemüsebeet ist der Aufwand meist zu hoch.
- Bodendämpfung: Mit heißem Dampf (80–100 °C) wird der Boden gründlich erhitzt und dadurch von Nematoden und anderen Schaderregern befreit. Allerdings sterben dabei auch alle nützlichen Bodenorganismen ab, sodass der Boden im Anschluss mühsam wieder »belebt« werden muss, durch Kompostgaben oder organisches Material. Eine Bodendämpfung kann im Hausgarten nicht eigenständig durchgeführt werden, sondern erfordert den Einsatz einer Fachfirma mit Spezialgerät. Sie ist deshalb eher eine theoretische Möglichkeit und allenfalls dort sinnvoll, wo es um den Erhalt besonders wertvoller Pflanzenraritäten geht – etwa in Baumschulen oder im professionellen Gemüseanbau.
Befall im Topf und Kübel
In Töpfen und Kübeln ist die Bekämpfung von Nematoden zwar einfacher als im Beet, aber meist nur durch konsequentes Vorgehen möglich. Da sich die Schädlinge im geschlossenen System besonders schnell vermehren, hilft in der Regel nur ein kompletter Austausch:
- Pflanze samt Erde entfernen und entsorgen. Befallene Erde sollte nicht im Garten verteilt oder kompostiert werden, sondern über den Restmüll entsorgt werden.
- Kübel gründlich reinigen. Am besten mit heißem Wasser und Bürste, um anhaftende Nematoden sicher zu beseitigen.
- Neu bepflanzen mit frischer Erde. Den Topf anschließend mit hochwertiger, gesunder Pflanzerde befüllen und möglichst widerstandsfähige Pflanzen einsetzen.
Unterstützung durch natürliche Gegenspieler
Schädliche Nematoden sind im Boden nie ganz ohne Kontrolle. In einem lebendigen Erdreich stehen ihnen viele natürliche Feinde gegenüber. Dazu gehören räuberische Nematoden, Milben, Springschwänze sowie bestimmte Bakterien, die Eier oder Larven befallen. Dieses komplexe Zusammenspiel sorgt dafür, dass Nematoden-Populationen in gesunden Böden oft von selbst in Schach gehalten werden. Besonders spannend ist dabei die Rolle von Bodenpilzen. Einige Arten parasitieren Nematoden direkt: Sie heften sich an Eier, durchwachsen Schutzschichten oder bilden sogar Fangstrukturen. Genau hier setzt auch die Forschung an – und die Ergebnisse sind vielversprechend.
Biologische Bekämpfung durch Pilze
Im professionellen Gemüse- und Obstbau wird bereits intensiv mit pilzlichen Gegenspielern von Nematoden gearbeitet. Besonders Arten wie Pochonia chlamydosporia, Purpureocillium lilacinum oder bestimmte Trichoderma-Stämme zeigen gute Erfolge: Sie infizieren Nematoden-Eier oder schwächen die Würmer direkt und können so die Schäden an Kulturpflanzen deutlich verringern. Erste Präparate sind im Erwerbsanbau bereits im Einsatz oder in der Zulassung, begleitet von vielversprechenden Studienergebnissen. Für Hobbygärtnerinnen und -gärtner sind solche Produkte aktuell noch nicht frei verfügbar, doch die Forschung schreitet schnell voran. In den kommenden Jahren dürften pilzbasierte Lösungen auch im Privatgarten eine größere Rolle spielen.
Freund und Feind zugleich
Also, wir haben gelernt: Nematoden sind winzig, fast unsichtbar – und doch zeigen sie uns, wie viel Leben in einer Handvoll Erde steckt. Sie erinnern daran, dass Gartenarbeit nie nur aus Gießen und Düngen besteht, sondern immer auch ein Zusammenspiel mit den Kräften im Boden ist. Für mich machen sie deutlich, dass man nicht alles im Garten auf den ersten Blick erkennen kann. Manches bleibt verborgen, wirkt im Verborgenen und entscheidet trotzdem darüber, ob Pflanzen gesund wachsen oder nicht.
Vielleicht liegt genau darin ihr Reiz: Fadenwürmer zwingen uns, den Boden nicht nur als »Substrat« zu sehen, sondern als lebendiges Ökosystem. Wer dieses Zusammenspiel versteht, arbeitet mit der Natur, statt gegen sie. Und genau das ist für mich der Kern eines lebendigen Gartens.
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