Ranka legt den Grundstein für ihre Mini-Micro-Rosenfarm, pflanzt Baumkohl und hat Hummeln unter’m Beet.
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Ich bin die Erste, die zugibt, dass sie eine faule Gärtnerin ist. "Lazy Gardening" ist wie für mich gemacht, ich finde, es ist eine sehr intelligente Form des Gärtnerns. Deswegen fing ich am Anfang meiner Gärtnerkarriere auch mit Apfelbäumen und Unmengen Johannisbeeren, Brombeeren und Stachelbeeren an. Immer wieder ernten, ohne was dafür zu tun (ausser Kompost auf die Beete schütten und ab und zu mal ein paar Äste wegschneiden, einfach perfekt).
Der Garten ist voll – oder doch nicht?
Aber wie das so ist im Leben, man kriegt nie genug. Der eine wird süchtig danach, Briefmarken zu sammeln, der andere sammelt Bierdeckel, Comics, Münzen, Muscheln, Weihnachtskarten, Autos oder Millionenvillas – je nach Geschmack und Geldbeutel. Ehrlich, wir alle haben doch so einen kleinen Hang zum Sammeln, oder? Wahrscheinlich genetisch bedingt. Die einen haben das im Griff, die anderen nicht. Ich gehöre definitiv zur zweiten Gruppe.
Aber bevor ich eine Selbsthilfegruppe brauche (oder eine gründe, was eigentlich eine ziemlich gute Idee wäre und auch Not täte), tue ich lieber das, was mir Spass macht und fröne vollkommen hemmungslos meiner Sucht, nämlich dem Sammeln von Neuigkeiten aus der Pflanzenwelt, besonders denen, die man essen kann. Und da bin ich ja bei Lubera in guten Händen (böse, angeheiratete Zungen behaupten, Lubera wäre schon fast so was wie mein Drogendealer und ich der Pflanzenjunkie, ständig auf Entzug und auf der Suche nach dem neuesten, grünen Pflanzen-Schuss). Ich habe mir selbst auch Anfang Juni Stein und Bein geschworen, dass es mit dem Bestellen vorbei ist, denn nun kann es ja nichts Neues mehr geben, die Hauptpflanzzeit ist vorbei und mein Garten ist voll.
Bild: Der Lecker-Schmecker-Container vom letzten Gartenbericht: Die Lubera Süsskartoffel hält sich wacker und bringt Schönheit und Struktur in den Topf aus Rotkohl, Salat und Blumen.
Gute Vorsätze, aber leider Schall und Rauch, wie jetzt Ende Juni deutlich wurde. Als wieder mal, uuups, wie von Zauberhand, ein Paket von Lubera vor der Tür stand, hat besagte angeheiratete (Läster-) Zunge (an der ein eigentlich sehr netter Mann dran hängt) nur noch gemurmelt: Schon wieder eine Drogenlieferung! Und ist ergeben dran gegangen, den Karton nach hinten, in den umzäunten, rehsicheren Teil des Gartens zu tragen und die Paketbänder aufzuschneiden.
Baumkohl ist das neue Superfood für beengte Gartenverhältnisse
Aber ganz ehrlich, wie kann man(-n) etwas gegen gesunden Kohl haben, der nur einmal bezahlt wird und dann jahrelange Ernten liefert? In Amerika ist dieser "Ewige Kohl", der dort "Tree Collard" genannt wird, schon lange ein Hit, besonders unter den Permakulturgärtnern in den Vorstädten und Inner-Cities, denn dieser Kohl ist super platzsparend, da er schmal in die Höhe wächst. Ich hatte schon seit einigen Jahren ein Auge auf diese knackige "Palme" geworfen, aber bisher nie Setzlinge hier in Deutschland bekommen können. Und nun hatte Lubera sie endlich (nachdem es letztes Jahr ja nichts mit dem Meerkohl wurde, auf den ich auch scharf war, aber der lässt sich wohl nicht so einfach vermehren wie gedacht, wenn ich das recht erinnere). Baumkohl ist ein würdiger Ersatz, mehr als das. Denn ganz ehrlich, wer will schon jeden Tag Kohl kochen und essen? Die gekochten Versionen sind definitiv nichts für jeden Tag, und das sage ich als Norddeutsche, wo unsere "Nationalspeise" doch Grünkohl mit Bratkartoffeln und Kohlwurst ist. Aber eben nur im Herbst, was auch gut ist, denn gesund ist dieses Gericht nun wirklich nicht.
Die neue Variante, der Baumkohl, wird dahingegen nur Einzelblätter-weise geerntet. Ab und zu wird ein unteres Blatt abgeknipst und kommt dann kleingeschnippelt in den Salat, in den Smoothie oder wird mit entsaftet. Baumkohl ist also definitiv etwas für GESUNDE Gerichte. Etwas grüne Rohkost muss ja sein, das weiss unsere innere Stimme, unser gutes Gewissen doch schon lange, nicht wahr? Es hapert nur manchmal mit der Umsetzung. Der Baumkohl ist – allein durch seine unübersehbare Höhe – eine gute Erinnerung, täglich in den Garten zu gehen und ein Blatt zu knabbern. Also wird der Knoblauch nun aus den Beeten gezogen und der – bei Lieferung schon erstaunlich hohe – Baumkohl gepflanzt.
Bild: In Reih' und Glied: der Baumkohl marschiert auf.
Wie sich die Rose in den Einkaufskorb schlich
Und als ich das neue Objekt meiner Begierde bestellen wollte, kam wie so oft noch etwas anderes mit in den Einkaufskorb, nämlich eine Rose (ist doch ein Abwasch, der Versand soll sich ja auch lohnen, säuselt meine innere, grüne Junkiestimme dann immer in mein Ohr). Und auf Rosen kam ich, muss ich zu meiner Schande gestehen, allein aus dem Grund, dass sie im Newsletter erwähnt worden sind! Im muss gestehen, dass dieser wöchentliche Newsletter von Markus Kobelt ein zweischneidiges Schwert für eine Pflanzensüchtige wie mich ist. Man liest ihn voller guter Vorsätze (weil man ja nichts mehr kaufen will, man will nur lesen, weil er immer so pointiert und schmissig geschrieben wird, mit Witz und Pep), und dann – BÄM! – wird etwas erwähnt, nur am Rande erwähnt, und man denkt, DAS brauche ich auch, DAS wollte ich schon immer (seufz) mal ausprobieren, DAS ist das nächste Gartenprojekt, das mich glücklich machen wird! Und sobald besagte, angeheiratete Stimme der Vernunft nicht hinschaut, wird auf den Kauf-Button gedrückt. Er weiss es noch nicht, aber er wird eine kleine Ecke des Gartens umgraben müssen für meine 2021 Mini-Micro-Rosenfarm, denn mein grosses Projekt für nächstes Jahr ist ein kleiner "Cut-Flower-Garden", wie die englischen Gartenladies es früher nannten. Ein Beet extra nur für Schnittblumen, ausserhalb der Sichtweite des vorzeigbaren Gartenteils, wo man ungestört Blumen schneiden und pflücken kann (so dass das Beet eigentlich immer ziemlich zerrupft aussieht), um dann damit kleine, hübsche Sträusse fürs Wohnzimmer zu gestalten. Und eine duftende Rose gehört dazu! Schöne Düfte machen glücklich, beflügeln uns und stärken somit unser Immunsystem. Dann noch den Kohl für die innere Reinigung (da wollen wir lieber nicht von den damit verbundenen Düften reden) und fertig ist das Wohlfühlpaket für den inneren und äusseren Menschen. Da kann die eheliche Stimme der Vernunft nun wirklich nichts mehr gegen sagen, oder?
Bild: Die Austin Rose 'Princess Alexandra of Kent' wurde mit einer duftenden, schon geöffneten Blüte geliefert.
Bild: 'Princess Alexandra of Kent' frisch eingepflanzt vor blühendem Hummelliebling, dem lila Gartenziest.
Gärtnerin und Hummel sind sich einig: Blumen machen glücklich
Und was die eingangs erwähnten Hummeln betrifft: Die "brüten" zum ersten Mal so, dass ich ihren Einflug ins Nest sehen kann! Eine Jungkönigin hat Anfang des Jahres, nach dem Winterschlaf, einen leeren Wühlmausgang in meinem Hochbeet vor dem Stubenfenster für sich entdeckt und ist nun eifrig dabei, einen Staat zu bilden. Und ich sitze entspannt und vollkommen im Einklang mit Natur und Hummel im Gartenstuhl daneben und beobachte, wie sie Pollen von meinen Gartenblumen zu ihren unterirdischen Larvenbabies bringt. Summa summarum: Blumen braucht nicht nur der Mensch, sondern auch die Hummel. Und somit kann es nie ein "genug" geben. Meine Hummelfreundin stimmt mir 100%-ig zu, ich habe es genau gehört beim abendlichen Zwiegespräch unter uns Gartenköniginnen! 😊
Bild: Kurz bevor meine Hummelfreundin unter'm Beet verschwand, ist mir noch ein Schnappschuss gelungen.