Ich versuche im Folgenden, einige der wichtigsten Nussbaumfragen so gut und so praxisnah wie möglich zu beantworten. Es gibt zu wenigen Obstarten so entschiedene Meinungen wie zur Walnuss (Juglans regia). Man liebt diese Pflanze oder man lehnt sie ab. Vielleicht noch häufiger liebt man die Frucht, aber lehnt den Baum ab. So erhalten wir viele Fragen zum Walnussbaum, die meistens ungefähr so gehen: Mir wurde geraten, keinen Walnussbaum zu pflanzen, weil er : Zu gross, giftig, verdrängt alles, schwierig, frostempfindlich, kein Ertrag etc. ist. In unserem Gartenshop können Sie Walnussbäume kaufen und direkt im heimischen Garten anbauen.
Es scheint so etwas wie eine sozial weit verbreitete “Nussbaumallergie” zu geben, der dann bei anderen Menschen wiederum eine ausgeprägte Nussbaumliebe entgegensteht.
Jetzt aber geht’s zu den beliebtesten Nussbaumfragen …
Was bedeutet Juglans regia genau und warum heisst die Walnuss Walnuss?
Das ist einfach – und die Wortgeschichte erzählt schon sehr viel über den Baum. Dabei hat der Echte Nussbaum mindestens zwei sehr sprechende Namen. Die lateinische Bezeichnung will schon ganz hoch hinaus: Juglans geht zurück auf lat. Jovis glans, was so viel wie die Eichel (lat. glans) bedeutet, die Nuss des Jupiters (Jovis ist die Genitivform von Jupiter). Und wenn man dann bedenkt, dass Jupiter der erste und höchste der römischen Götter war, dann erklärt sich auch das Juglans regia, das Königliche im lateinischen Namen: Das Adjektiv verstärkt wie bei einem weissen Schimmel nur die dem Hauptwort schon innewohnende Bedeutung: Die Nuss des Königs aller Götter.
Nicht weniger sprechend ist der Name Walnuss/walnut. Das bedeutet so viel wie welsche Nuss oder fremde Nuss. In einigen Sprachen wird Juglans regia auch Italienische Nuss oder Persische Nuss (engl. persian walnut) genannt, eben weil sie fremd war und aus dem Süden kam. Es waren die Römer, die sie im Mittelmehrraum und dann auch nördlich der Alpen verbreiteten – und wie schon erwähnt mit dem höchsten ihrer Götter in Verbindung brachten.
Ist der Echte Nussbaum Juglans regia einheimisch?
Nein. Nicht von ungefähr wird Juglans regia ja auch die fremde, die welsche Nuss genannt. Wie so viele unserer Kulturpflanzen stammt sie nicht aus Europa, sondern aus den Nahen bis Fernen Osten, aus einem riesigen Gebiet von Syrien bis Persien, von Kirgistan bis zum Himalaya. In Kirgistan ist vielleicht die ursprüngliche Quelle, das Epizentrum der Walnussgenetik zu finden, es soll da noch ursprüngliche wilde Walnusswälder geben. Aber natürlich spricht diese Fremdheit gar nicht gegen den Baum, sondern zeigt nur einmal mehr, wie vorsichtig wir mit der modernen Verteuflung von fremden und fremdländischen Pflanzen umgehen sollten. Und vielleicht ist es gerade diese Fremdheit, diese noch immer spürbare Unangepasstheit, die unsere Faszination, das laute und eben nicht laue Ja und Nein für den Walnussbaum ausmacht.
Wie gross wird der Walussbaum?
GROSS. Ja, aber wie gross? Ja,das hängt davon ab … Aber eigentlich tut man gut daran, für einen 30 bis 50 jährigen Nussbaum einen virtuellen Raum von 10 x 10 x 10 Meter vorzusehen, wobei er eher hoch als breit wird. Aber das dauert doch einige Zeit. Und vielleicht kann man ja das Grössenproblem getrost auch der nächsten Gärtnergeneration überlassen: Nach mir … der grosse Walnussbaum, bei mir war er noch kleiner und handlicher.
Walnuss reagiert gut auf relativ starke Schnitteingriffe, und wenn er dann mal definitiv aus der ertragbaren Grösse herausgewachsen ist, kann man ihn auch radikal zurückholen und hat dann wieder 5-10 Jahre Ruhe … Aber zugegeben, 8x8x8 Meter Luftraum müssen schon irgendwann vorhanden sein.
Wir testen aktuell diverse sehr kompakte Nussbaumsorten, die stark verkürzte Internodien haben … Und auch die ganz neuen Sorten, die nicht nur endständig, sondern auch an den Achselknospen fruchtbar sind, wachsen, logischerweise aufgrund des höheren Fruchtertrags, etwas weniger stark.
Solche Sorten werden wir in ein bis zwei Jahren im Sortiment haben. Und noch was: Veredelte Walnussbäume fruchten im Vergleich zu Sämlingen sehr viel schneller und wachsen dann aufgrund der zusätzlichen energieaufwändigen Fruchtentwicklung auch etwas langsamer …
Was hat es mit der Befruchtungsproblematik beim Nussbaum auf sich?
Aua, das ist ein heikles Thema, das geht fast schon ins Sexuelle … Also na ja, der Nussbaum ist vormännig, das männliche Geschlechtsorgan kommt definitiv zu früh, entwickelt sich Tage und Wochen vor den weiblichen Blüten. Bei den ausgelesenen Kultursorten ist dieser Effekt aber minimiert (aber immer noch vorhanden), so gibt es in der Regel eine genügende grosse Überschneidung. Und zusätzlich haben viele Kultursorten die Fähigkeit, auch ohne Befruchtung Früchte anzusetzen … also sozusagen ohne Sex. Das ist übrigens ein weiterer entscheidender Grund, warum man keine Walnusssämlinge, sondern nur veredelte, ausgelesenen Sorten pflanzen sollte: Nur hier kann man sicher mit vernünftigem Ertrag rechnen. Wenn Mann aber den Platz für zwei und mehr Nussbäume hat, sollte Frau immer verschiedene Sorten pflanzen, um so die möglichen Befruchtungsvarianten und Überschneidungsmöglichkeiten zu maximieren. Etwas anzüglich formuliert: Promiskuität führt zu mehr Nachkommen …
Wächst der Walnussbaum wirklich so schlecht an?
Im Prinzip ja. Aber das ist mit der Verwendung von Jungpflanzen im Topf, im Container viel besser geworden. Dennoch kann man als Faustregel annehmen: Im ersten Jahr wächst der umgepflanzte Walnussbaum fast gar nicht, im zweiten Jahr nur wenig und dann explodiert er. Wie bei allen Gartenfragen ist also etwas Geduld gefragt: Der Baum hat sie sowieso, der Gärtner muss sie lernen.
Geht es wirklich so lange, bis ein Nussbaum Früchte trägt?
Was ist “lange” im Leben eines Gärtners? Und was ist “lange” im Leben eines Nussbaums? Vielleicht hilft diese Faustregel: 2 Jahre Anwachszeit plus 2 Jahre explosives Wachstum und nachher kann man mit den ersten Früchten rechnen.
Ist der Nussbaum für andere Pflanzen giftig?
Auch an diesem Gerücht ist natürlich etwas Wahres dran. Das im Herbst abfallende Walnusslaub und auch die grünen, schwarz werdenden Nusshüllen bilden im Zerfallsprozess Juglon aus, das eine keimhemmende bis herbizide Wirkung hat. Unterbepflanzung ist also vor allem in jüngeren Walnussjahren möglich, aber das Laub sollte zusammengerecht werden.
Jetzt aber zur endgültig wichtigsten Frage: Soll ich einen Nussbaum pflanzen?
Jetzt habe ich so viel geschrieben, und die Frage ist noch immer nicht beantwortet. Wirklich nicht? Der Journalist und Gartenautor Jörg Albrecht ist da schreibenderweise offensichtlich deutlich weiter gekommen als ich und formuliert in seiner Kolumne “Alles im grünen Bereich” in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung folgendes Fazit, das eigentlich ein vernichtendes Urteil sein will: “Ich würde trotzdem keine Walnuss pflanzen und auch keinem dazu raten. Für einen Hausgarten ist sie wirklich zu herrisch.”
Ein herrischer Baum? Für mich wäre das der entscheidende Grund, eine Walnuss zu pflanzen!
Walnuss
Beste Grüße von interieur@gmx.info
Im kleinen Garten am ehesten die kompakteren Soren Europa doer Lara pflanzen.
Markus kobelt