Stauden - einfach gemacht
Stauden sind einfach, viel einfacher als Obst und Beeren. (Staudenspezialisten bitte weghören...) Warum? Weil sie klein und leicht sind, und vor allem, weil sie nach einem Jahr, nach einer Vegetationsperiode (und natürlich auch später) problemlos umgepflanzt werden können. Eine Staudenpflanzung ist wie ein Bild, das der Maler immer wieder hervornimmt: hier noch ein Pinselstrich, dort eine Kontur übermalt, und da eine neue Farbe ergänzt. Nichts ist verloren, alles ist immer noch möglich. Probieren Sie Ihre aus, machen Sie sich diese oder jene Überlegungen (ja Sie dürfen sogar in einer Staudenbibel lesen, was ich aber nicht unbedingt empfehle, weil sie sich nicht selten diametral widersprechen...), aber dann pflanzen Sie irgendwann einfach drauf los! Rein mit den Pflänzchen! Stauden schenken Ihnen sozusagen Zeit. Nach einem Jahr können Sie dann über die Kombinationen Ihr Urteil, IHR eigenes Urteil in IHREM Garten, fällen, ändern und umpflanzen! Ja, und vielleicht sogar die eine oder andere Staude, die Ihren Erwartungen gar nicht entspricht, dem Nachbarn oder der Schwiegermutter weiterschenken...
Jetzt aber werden wir seriös: Robert Maierhofer pflanzt Fruchtfreundinnen! Also ganz so einfach - wie der Chef das meine - sei es dann doch nicht, meinten unsere eigenen Lubera-Gärtner. Ja Stauden zu pflanzen sei einfach, aber die Planung, die Kombination mit Obst- und Beerenpflanzen, und dann die Ausführung doch nicht ganz ohne Herausforderungen.
Robert Maierhofer, unser Betriebsleiter in der Schweiz, hat sich freiwillig gemeldet, in seinem Garten eine Musterpflanzung mit Beeren, Obst und Fruchtfreundinnen anzulegen und seine Erfahrungen und Überlegungen mit uns zu teilen! Hier also sind Robert's Tipps!
1. Obst und Beeren zuerst
Natürlich kommt das "Gerüst der Pflanzung", mit Gehölzen und Sträuchern, Beerenpflanzen und Obstbäumen, zuerst. Wir haben für Sie eine große Auswahl an Obstbäumen im Shop zusammengestellt. Diese müssen da sein, bevor man die Stauden planen und pflanzen kann. Ideal wäre es, die Fruchtpflanzen könnten ein Jahr anwachsen und sich etablieren, ohne die Konkurrenz der zwar schmeichelnden, aber doch auch zehrenden Fruchtfreundinnen. Aber meist ist das nicht möglich, die Ungeduld des Gärtners und vor allem auch seine Angst vor dem Jäten sprechen dagegen. Auch ich habe nur kurz meine Frau gefragt, ob sie vielleicht ein Jahr jäten würde (meine eigene Antwort kannte ich ja...) und dann habe ich mich gleich nach dem Pflanzen der Gehölze an die Staudenauswahl gemacht. Mein Terminierungsvorschlag für eine Mischpflanzung mit Frucht: Obst und Beeren und auch andere Gehölze im Herbst pflanzen, dann die Stauden im Frühjahr nachpflanzen. Spät im Herbst sollte man Stauden nicht mehr pflanzen, da sie sonst "herausfrieren" können, weil sie noch nicht richtig eingewurzelt sind. (Ausnahmsweise gestehe ich Ihnen, dass ich selber noch im Spätherbst gepflanzt habe, aber alle Fehler müssen Sie mir ja wirklich nicht nachmachen. Und wenn doch, dann drücken Sie die herausgefrorenen Fruchtfreundinnen im frühen Frühling einfach nochmals extrastark an – dann geht nämlich auch Spätpflanzung... Aber nicht vergessen!)
Bild: Säulenobstbäume und Stauden
2. Die Grossen und die Kleinen, die Frühen und die Späten - und viel Abstand
Natürlich kann man auch eine gerade und mit Draht aufgebundene Obstreihe unterpflanzen. Wenn Sie aber wie ich eine freie Pflanzung bevorzugen, beachten Sie bitte folgende Tipps:
- Genug Abstand zwischen den Fruchtpflanzen halten: nie unter 2 m, idealerweise sogar 3 m. Alle Pflanzen - eben auch die Stauden - brauchen Platz.
- Eher kleinere Beerenpflanzen, auch Naschsorten, von denen man öfter mal ein Beerchen geniessen möchte, gehören an den Rand, sollen vom Beetrand auf Armeslänge erreichbar sein, vielleicht auch nur mit einem Schritt. Ein großes Sortiment an Beerenobst finden Sie auch im Lubera Shop. Grössere Beeren und Obstbäume, die man normalerweise nur einmal pflückt oder die im Spätherbst reif werden (z.B. ein Kaki-Baum), dürfen weiter hinten im Beet angesiedelt sein. Ein paar Schritte im Staudenbeet sind immer möglich, schaden auch den Stauden nicht. Und im Spätherbst haben sich die Stauden bereits in ihre Wurzeln und Rhizome zurückgezogen.
- Erdbeeren gehören auf jeden Fall in die Randbepflanzung, sind sie doch eigentlich selber Stauden. Sie können dann lustvoll und farbig mit Erdbeerfreundinnen unterbrochen werden.
Bild: Robert Maierhofer beim Stauden auslegen
3. Keine Angst vor Stauden!
A Bayer wie ich hat eigentlich vor nix a Angst. Aber die ungeheure Vielzahl der Stauden (nur schon bei Lubera haben wir weit über Tausend verschiedene im Angebot) und ihre unterschiedlichen Ansprüche überfordern auch mich. Wir haben deshalb mit unseren Staudenfreundinnen Doris Pöppel und Ulli Bosch zusammen die Lubera Fruchtfreundinnen ausgesucht, die speziell für die Begleitung von Obst- und Beerenpflanzen geeignet sind. Und noch was: Wissen Sie, warum meine Frau seit einigen Jahren Kleider online kauft? Weil sie sie zurückgeben kann. Herrje, jetzt habe ich wohl etwas Falsches gesagt... damit meine ich natürlich nicht, dass Sie die kleinen Stauden bei Nicht-Gefallen zurückgeben sollen, aber dass Sie sie jederzeit umpflanzen und schlimmstenfalls weiterschenken können. A Staude is koa Verpflichtung net, sondern a Chance...
4. Wie viele Staudensorten?
Hier ist eine bekannte Grundregel anzuwenden: Weniger ist mehr! Lieber weniger Sorten und dafür mehr Pflanzen pro Sorte, als mehr Sorten und weniger Pflanzen pro Sorte. Damit wird die Pflanzung ruhiger, die einzelnen Sorten werden eindrücklicher. Natürlich kann man von einer Leuchtturm-Solitärstaude (z.B. Yucca) mal nur eine Pflanze verwenden oder nur drei von einer sehr starkwachsenden Sorte, aber in der Regel wählt man grössere Stückzahlen, 5, 7, 10 oder auch mal 20, wenn die Gesamtfläche sehr gross ist. Denken Sie auch an Wiederholungen: eine Stauden-Sorte darf ruhig auch 2 x oder öfter in der Pflanzung auftauchen, dadurch ergibt sich ein Leitmotiv, die Pflanzung bekommt einen Rhythmus, wird lesbar und versinkt nicht im Chaos.
5. Auswahlkriterien
Mit unseren Fruchtfreundinnen geben wir Ihnen ein gutes und einfaches Instrument zur Planung an die Hand. Alle Gruppen - teils mit reduzierter Sortenanzahl - finden Sie auf diesen Seiten des Gartenbuches oder das vollständige Sortiment mit fast 100 Sorten im Shop sowie als PDF in den Kulturanleitungen online. Hier können Sie aufgrund von Exposition (Sonne, Halbschatten, Schatten) und zugeordneter Fruchtpflanze bzw. gewünschter Höhe leicht die richtigen Kandidaten raussuchen und sich dann nach Herzenslust für die entsprechenden Farben und Wuchstypen entscheiden. Auch bei den Stauden wird man im Hintergrund des Beets eher höhere Stauden wünschen, im Vordergrund eher niedrigere. Und damit wir uns recht verstehen: Auch ich als Profigärtner habe die Fruchtfreundinnen-Einteilung als Hilfsmittel benutzt. Ich will ja nicht in der Staudenvielfalt ersaufen.
6. Konkrete Planung und Bestellung
Überlegen Sie sich bei jeder Sorte, wo und wie häufig Sie sie einsetzen wollen, dann bestimmen Sie die gewünschte Anzahl und können dann auch die belegte Fläche berechnen (da ja bei jeder Sorte die Pflanzen pro m2 angegeben sind). Addieren Sie in Ihrer Bestelltabelle die dadurch bepflanzten m2, bis die Gesamtfläche Ihrer Pflanzung erreicht ist. Dann ist fertig! Jede zusätzliche Staudensorte muss dann zu Lasten von anderen Sorten gehen.
Stauden-Flächenbelegung
- 5 Aster divaricatus 1,2 m
- 8 Neptea rac. 'Superba' 1,0 m2
- 2 Geranium 'Rozanne' 0,75 m2
- 5 Campanula x p. 'G.F. Wilson' 0,3 m2
- 3 Delospermum cooperi 'Halda' 0,2 m
Gesamtfläche 3,5 m
7. Stauden ordnen und Beet vorbereiten
Vor der Frühlingspflanzung wird das Staudenbeet vorbereitet, tiefgründig aufgehackt, unkrautfrei gemacht. Bei sehr leichten oder auch sehr schweren Böden lohnt es sich, je einen Sack "Fruchtbare Erde" von Lubera (Pflanzerde Nr. 2) auf 2 m2 zu verteilen und gleichzeitig auch eine Grunddüngung (100 g Frutilizer Volldünger mit organischem Zusatz pro m2) auszustreuen und einzuhacken. Die gelieferten Stauden werden nach Sorten und Gruppen (Sonne/Schatten, hoch/tief) geordnet. Das ist vor allem bei einer grösseren Pflanzung notwendig, wenn man sich nicht laufend wieder mit dreckigen Händen den Kopf kratzen und die richtige Staude suchen will.
Bild: Lubera's Fruchtbare Erde Nr. 2 und Fruitilizer Volldünger plus
8. Stauden auslegen
Wer's immer noch nicht gemerkt hat: Ich bin ja Bayer, und vor der nächsten Arbeit sind dann sicher schon mal ein Bier und eine Brotzeit fällig. Pflanzen geht ja gar nicht mit leerem Magen und auch nicht ohne studieren...
Bild: Weizenbier und Stauden :-)
Nehmen Sie sich also ein Bier, ein Wurstbrot oder mindestens etwas Zeit, denn nun beginnt die entscheidende Phase: Die Stauden müssen ausgelegt werden. Schauen Sie bei jeder Staude nochmals kurz auf unsere Fruchtfreundinnenliste und beachten Sie die empfohlenen Pflanzabstände. Geben Sie Acht, dass Sie frei auslegen, mit etwas unregelmässigen Abständen, und dass Sie nicht plötzlich der preussisch-militärischen Regelmässigkeit verfallen. Wenn doch, ist unbedingt ein zweites Bier angesagt. Wichtig: Legen Sie ALLE Stauden aus, erst wenn alle verteilt sind, und wenn die Verteilung nochmals in Ruhe begutachtet worden ist (vielleicht noch ein Bier? aber das geht jetzt schon etwas zu weit...), kann mit dem Einpflanzen begonnen werden. Übrigens empfehle ich auch, die Stauden mit dem Topf (also noch nicht ausgetopft) aufzustellen, weil dann die Pflanzen und ihre Standorte besser sichtbar werden, als wenn die ausgetopften Wurzelballen fast unkenntlich auf dem vorbereiteten Pflanzbeet liegen.
Bild: Stauden auslegen
Bild: Stauden austopfen
Bild: Stauden ausbrechen
Bild: Stauden auspflanzen und andrücken
9. Stauden pflanzen...
...ist nicht schwer. Zugegeben habe ich einen kleinen Vorteil, da ich am Hang pflanze und mich so weniger bücken muss ;-) Entscheidend ist, dass Sie die Wurzelballen nach dem Austopfen stark und brutal aufbrechen und dass Sie die Staudenjungpflanzen "eben", auf das Höhenniveau Ihrer Gartenoberfläche pflanzen, nicht tiefer, weil sonst die Staudenentwicklung mit ihren im Frühjahr sich entwickelnden neuen Knospen, Sprossen und Trieben gehemmt werden kann. Ganz wichtig zum Abschluss auch: stark und fest andrücken und nachher angiessen. Nein nicht eingiessen, einschwemmen. Schliesslich habe ich mir ja auch ein, nein zwei Bier genehmigt, da dürfen auch die Pflanzen nicht zu kurz kommen. (Klarstellung: Die Pflanzen aber stammen bei Lubera eindeutig nicht aus Bayern und bekommen deshalb auch kein Bier, nur Wasser.)
10. Erste 2 Jahre: Versuch und Irrtum!
Versuch und Irrtum ist nicht nur eine wissenschaftliche Methode, sondern auch eine gärtnerische. Gerade bei Stauden kann fast alles geändert und umgepflanzt werden.
Blumenzwiebeln
Gesamtfläche 30 m2 : 2 ergibt 15 m2 freie Fläche für Blumenzwiebeln
- Narzissen 10/m2 300 St.
- Crocus 20/m2 600 St.
- Wildtulpen 8/m2 240 St.
Bild: Zwiebeln
Bild: Zwiebeln auslegen
Bild: Zwiebeln pflanzen
Beobachten Sie also Ihre Fruchtfreundinnen, wo werden sie für die Fruchtpflanzen zu stark, wo verdrängen sie andere feinere Stauden, wo gefällt die Farbkombination nicht. Machen Sie sich eine kleine Notiz, vielleicht markieren Sie die zu ändernden Pflanzen auch mit einem Bambus, und dann im Spätsommer gehen Sie ans Werk, um das Gute noch besser zu machen, Stauden umzupflanzen, zu ergänzen oder auch einfach wegzulassen.
11. Doch bald schon kommt die nächste Pflanzenschicht!
Das wäre also die richtige Reihenfolge: Im Herbst das Gerüst, die Obst- und Beerenpflanzen, im Frühjahr die Stauden, im Spätsommer schon die ersten Stauden umpflanzen, und dann im Herbst noch eine Pflanzenschicht dazupflanzen: Verwildernde Blumenzwiebeln, Wildtulpen, Krokusse und Narzissen passen wunderbar in so eine Pflanzung, und beleben sie im März und April, bevor die Stauden und Obstgehölze so richtig aufwachen.
Bild: Narzissen
Einmal gepflanzt, kann man bei den verwildernden Knollen nur noch Jahr für Jahr zuschauen, wie die kunstfertige Pflanzung langsam aber sicher zur Natur wird. Und ja, natürlich darf man auch etwas anderes als Weissbier dazu trinken.
Lehnen Sie sich gemütlich zurück und schauen Sie die Videos über unsere Fruchtfreundinnen:
Video: Die Auswahlkriterien für Fruchtfreundinnen
Video: Wie pflanzt man Fruchtfreundinnen
Video: Stauden für Obst und Beeren: Robert pflanzt Fruchtfreundinnen
Video: Das Beet-"Gerüst" mit Gehölzen und Sträuchern für Fruchtfreundinnen