In diesen dunklen, gartenmässig unergiebigen Tagen überkommt mich die Lust, ein paar Pflanzen zu vermehren. Natürlich würden sie besser wurzeln, sobald die Tage deutlich länger und die Temperaturen wärmer werden. Aber dann bin ich ja draussen am buddeln und säen und pflanzen. Also versuche ich, im Januar die Natur etwas zu überlisten. Mit manchen Hauspflanzen gelingt das erstaunlich gut. Besonders interessant sind diesbezüglich die Königsbegonien (Begonia rex). Ihr kennt sie vielleicht, es sind die sogenannten Blattschmuckbegonien. Nun im Zuge des allgemeinen Retrotrends sieht man sie hier und dort wieder auf den Nierentischchen in der guten Stube. Besonders retro und in ihrer Anmutung schon fast psychedelisch ist die Züchtung ‘Escargot’, mit ihren schneckenartig gerollten, wild gezeichneten Blättern. Wie bei allen Königsbegonien leuchten Blattunterseiten und Stiele in allersamtenstem Purpurrot, und sie fühlen sich auch an wie ein kostbares Königsgewand, wenn man mit dem Finger sanft drüberstreicht. Königsbegonien haben die schier unglaubliche Eigenschaft, dass aus jedem einzelnen Pflanzenstückchen eine neue Pflanze gedeihen kann. Konkret heisst das: ein grosses Blatt genügt, um ein Dutzend neuer Königsbegonien heranzuziehen. Das gleicht einem botanischen Zauberstück, und Kinder finden solche Experimente natürlich auch faszinierend.
Die notwendigen Utensilien findet ihr sicher auch über die Feiertage noch in eurem Fundus. Ihr braucht: Idealerweise ein kleines Fenstersimsgewächshaus, so ihr noch eines vorrätig habt. Sonst geht auch eine durchsichtiges Früchtekörbchen aus Plastik, eine Kuchenverpackung oder ähnliches. Es muss einfach einen Boden und einen eben durchsichtigen Deckel haben. Zur Not könnt ihr auch aus Petflaschen geeignete Pflanzgefässe basteln. Dann braucht ihr etwas Aussaaterde, die ihr idealerweise noch mit Perlit oder Sand vermischt. Das Substrat muss schön feucht, aber auch gut durchlässig sein. Es darf nie austrocknen, aber eben auch nicht so nass sein, dass die Pflanzenteile faulen.
Das ist das Schwierigste an dem Experiment, die richtige Feuchtigkeit hinzubekommen. Diesbezüglich ist der Deckel wichtig. Und wichtig ist auch, jeden Tag den Deckel abzuheben und zu lüften. Ja, und dann braucht ihr eine möglichst sterile Rasierklinge, oder ein sehr scharfes, sauberes Messer. Damit schneidet ihr das Blatt in etwa briefmarkengrosse Stücke. Manchmal gelingt es sogar, noch kleinere Blattstückchen zu bewurzeln. Die einzelnen Blattmärkchen legt ihr mit der Oberseite nach oben auf das feuchte Substrat, und steckt sie mit einem Stückchen zur Klammer gebogenem, rostfreien Draht auf der Erde fest. Deckel drauf. Und dann wie gesagt, jeden Tag lüften, und bei Bedarf mit dem Pflanzenspritzer zimmerwarmes Wasser draufsprühen, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Das Fenstersimsgewächshaus oder die selbergebastelten Pflanzgefässe stellt ihr an einen 20 bis 25 Grad warmen, hellen Ort, idealerweise also eben auf einen Fenstersims.
Uebrigens: Königsbegonien zählen zu den giftigen Begonien. In Gegensatz zu Eisbegonien (Begonia semperflorum) oder den als Zimmerblumen gängigen Elatior-Begonien, deren Blüten und Blätter gut für die Küche verwendet werden können (so sie giftfrei kultiviert wurden), sind die Königsbegonien also keineswegs essbar. Ah, ein bisschen Botanik muss eben schon sein, bevor man etwas in die Pfanne haut! Und das wäre dann auch noch eine Winterbeschäftigung für gelangweilte Gartenmenschen: botanische Details studieren. Falls euch nun sehr langweilig sein sollte: Mit den Begonien könnt ihr gut die Zeit vertreiben bis zum Frühling. Es gibt weltweit schätzungsweise 1500 verschiedene Begonienarten! Aber fragt mich jetzt nicht nach Details zu allen Arten, ich müsste sie auch in der grossen Enzyklopädie nachschlagen oder googlen.
Ja, und falls ihr niemanden kennt, bei dem ihr ein einzelnes Königsbegonienblatt zwecks Vermehrung abzwacken könntet, dann gibt es natürlich noch andere Zimmerpflanzen, die sich kinderleicht selber vermehren lassen. Zum Beispiel der Weihnachtskaktus, bei dem man einzelne Blattsegmente in ein Töpfchen mit Erde steckt. Ode Sankt-Pauli-Veilchen, bei denen einzelne Blätter sich an den Stielen bewurzeln lassen. Oder Gummibäume, von denen man einfach einen Zweig abbrechen und einpflanzen kann. Und falls ihr eine zu grosse Yuccapalme habt: Stamm in Stücke schneiden und diese einzeln eintopfen. Und dann habt ihr vielleicht noch die eine oder andere Pflanze, die mir jetzt gerade nicht in den Sinn kommt. Wenn ihr nicht wisst, ob sich etwas vermehren lässt: Probiert es doch einfach aus!
2020
Obiges Bild stammt von Averater – Eigenes Werk, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44693449
Sabine Reber
Weniger
13.04.2018 | 12:17:22
Siehe mail
02.03.2018 | 16:02:56
super
18.09.2017 | 09:20:35
alles OK
29.07.2017 | 16:23:18
...schnelle Lieferung, beste Qualität, gerne wieder
28.07.2017 | 13:46:10
Erst nach der Anwendung kann ich den Dünger beurteilen.