Die Frostgare ist eine traditionelle gärtnerische Methode, um über Winter einen idealen Zustand des Gartenbodens oder Ackers zu erreichen. Im eigenen Garten wird der Boden dazu im Herbst umgegraben, indem er mit jedem Spatenstich grob gewendet wird. Den Rest der Arbeit erledigt die sogenannte gefügelockernde Ausdehnungskraft des Eises. Dabei sprengt das gefrierende Wasser bei Ausdehnung den lehmigen und verdichteten Boden. Taut der Boden im Frühjahr wieder auf, ist aus den Erdschollen mittels Frostgare ein feinkrümeliger Boden geworden, ohne hacken, grubbern, oder anderer kräftezehrender Gartenarbeiten. Sogar Erntereste und gekeimtes Unkraut werden beim Wenden des Bodens einfach vernichtend auf den Kopf gestellt. Die Frostgare diente lange als intelligente Methode für den faulen Gärtner. Derzeit wird sie aber überdacht und diskutiert. Die Boden-Nahrungskette, auch als Soil Food Web bezeichnet, komme beim Wenden des Bodens durcheinander. Sollten wir auch weiterhin den Garten umgraben im Herbst? Wir verraten dir alles über die Vor- und Nachteile der klassischen Methode und ihre Alternativen. Im Lubera-Shop kannst du dich jetzt auf die nächste Gartensaison vorbereiten und beispielsweise pflegeleichte und robuste Stauden kaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung - Frostgare
- Die Frostgare hat die perfekte Bodengare zum Ziel
- Die wichtigsten Merkmale eines garen Bodens auf einen Blick:
- Mit der Frostgare zur Krümelstruktur des Bodens
- So bereitest du dein Beet für das Frühjahr vor:
- Nutzung für den Acker
- Winter auf dem Acker: Bodenbedeckung statt Frostgare
- Bodenbedeckung im Winter - diese Methoden beugen der Bodenerosion vor:
- Das Soil Food Web und das Umgraben
- Alternativen zur Frostgare
- Unsere drei besten Alternativen:
- Mulchen erhält die Bodengare dauerhaft
Zusammenfassung - Frostgare
- Die Frostgare hat zum Ziel, die Bodengare herbeizuführen, die durch feinkrümelige Bodenstruktur gekennzeichnet ist.
- Der beste Zeitpunkt zum Einleiten ist der Herbst. Du stichst dazu mit dem scharfen Spaten in die Erde und wendest beim Ablegen der Erdscholle den Boden. Unkraut und Pflanzenreste vom Sommer verschwinden in tiefere Bodenschichten.
- Nach den letzten Bodenfrösten im Frühjahr ebnest du die zerkrümelte Erde mit der Harke. Du hast nun ein optimales Saatbett für die Direktsaat und beste Bedingungen zum Anwachsen von Neuanpflanzungen.
- Die Alternative ist die Bearbeitungsgare, bei der mit Sauzahn, Grabegabel und Sichelhacke der Boden gelockert und unkrautfrei gemacht wird, ohne die Erde zu wenden.
Die Frostgare hat die perfekte Bodengare zum Ziel
Als perfekter Boden zum Anbau von Nutzpflanzen gilt ein lehmiger Boden, dessen Struktur feine Krümel aufweist, zwischen denen jede Menge Wasser und Luft gespeichert wird. Hat dein Gartenboden die perfekte Struktur erreicht, spricht man davon, dass der Boden „gar“ ist, und nennt das Phänomen die Bodengare. Die feinkrümelige Bodenstruktur ergibt ein feines Saatbett für die Direktsaat, bei der das Saatgut eine höhere Keimrate hat. Vorgezogene Pflanzen wachsen schneller und besser im garen Boden an, da ihr Wurzelsystem den Boden leichter durchdringen kann.
Die wichtigsten Merkmale eines garen Bodens auf einen Blick:
- Ein garer Boden weist eine gute Krümelung auf, so dass Wasser gut in den Boden eindringen, und nach unten langsam versickern kann. Im Gegensatz dazu steht der verdichtete Boden, auf dem Regenwasser stehen bleibt.
- Der gare Boden ist gut durchlüftet und alle Bodenorganismen des Soil Food Web werden ausreichend mit Luft versorgt.
- Im garen Boden können die Pflanzen weitreichende Wurzeln bilden, weil der Humusgehalt hoch und die Struktur locker ist.
- Die hohe Kationenaustauschkapazität (KAK) ist ein Merkmal für die Bodengare. Tonminerale weisen negative Ladungen auf, an die sich positiv geladene Elemente wie Calcium, Magnesium, Kalium, Natrium und Ammonium (Kationen) binden. Die gebundenen Kationen im Boden machen ihn fruchtbar. Ein ausreichender Anteil an Tonmineralien, wie im lehmigen Boden, sorgen für eine gute Bodengare.
- Ein garer Boden ist humusreich, zu erkennen an einer dunklen Farbe mit leichtem Waldgeruch. Mit einer Erhöhung des Humusanteils steigt auch die Kationenaustauschkapazität, also die KAK eines Bodens.
Mit der Frostgare zur Krümelstruktur des Bodens
Für jeden lehmigen Boden lässt sich eine gute Bodengare erreichen. Eine seit Jahrhunderten erprobte Methode, den Boden gar werden zu lassen, ist die Frostgare. Mit ihr lassen sich sogar extreme Böden, wie verdichtete, humusarme Lehm- und Tonböden, zur Bodengare führen. Die Bodenverdichtung ist ein bewährter Anwendungsfall für die Frostgare und kann nach starken, verschlämmenden Regenfällen nötig sein. Die Verdichtung des Bodens verstärkt sich, sobald wir den nassen Boden betreten, oder ihn mit schweren Maschinen befahren. Letzteres ist auch auf Böden in Neubaugebieten der Fall, auf dem schwere Baufahrzeuge unterwegs waren.
Die Methode ermöglicht es dir, mit geringem Kraftaufwand schnell zu einer krümeligen Bodenstruktur zu gelangen. Dazu wird der Boden im Garten umgegraben, oder auf dem Acker mit dem Wendepflug gewendet. Der beste Zeitpunkt für das Umgraben der Erde ist der Herbst. Der genaue Zeitpunkt für das Wenden des Bodens im Nutzgarten oder auf dem Acker richtet sich auch danach, wann die letzten Nutzpflanzen geerntet werden. Die Absicht dahinter: Die Brocken gewendeter Erde werden im darauffolgenden Winter verstärkt dem Frost ausgesetzt. Das gespeicherte Wasser in der Erde gefriert bei winterlichen Minustemperaturen. Dabei dehnt sich das zu Eis gefrorene Wasser aus und zersprengt die umgebende Erde. Statt mit eigener Muskelkraft und dem Einsatz von Gartengeräten lässt du den Frost für dich arbeiten, um die luftige Krümelstruktur eines garen Bodens zu erreichen. Durch die Frostgare ersparst du dir einige mechanischen Arbeitsschritte, mit denen du dir im Frühjahr die luftige Bodenstruktur durch eigene Muskelkraft erarbeitet hättest.
Bild: Beim Umgraben des Bodens wird der Boden gewendet und so dem Frost ausgesetzt. Dadurch, dass das Wasser sich ausdehnt, entsteht eine luftige Bodenstruktur.
So bereitest du dein Beet für das Frühjahr vor:
- Du stichst dazu mit dem scharfen Spaten bis zu 80 Zentimeter tief in die Erde.
- Du wendest die Erde, so dass die Bodenoberfläche beim Ablegen der Erdscholle nach unten gerichtet ist. Unkrautwuchs und Erntereste abgeernteter Nutzpflanzen verschwinden auf diese Weise in tiefere Bodenschichten.
- Mit dem Spaten wendest du die gesamte Beetfläche. Das Pflanzenmaterial der ehemaligen Beetoberfläche verschwindet im Boden und zersetzt sich in den kommenden Monaten zu wertvollem Humus.
- Nach den letzten Bodenfrösten, meist ab Ende Februar, ziehst du die durch Frost zerkrümelte Erde mit der Harke eben.
- Du kannst dein Beet schon früh im Jahr für Aussaaten nutzen (Sommergetreide oder Dicke Bohnen beispielsweise), oder vorgesäte Jungpflanzen hineinpflanzen. Durch die Frostgare wurde das perfekte, feine Saatbett bereitet.
Eine Frostgare bleibt nach dem Tauen nur dann erhalten, wenn Regenwasser nach unten abfliessen kann. Niederschläge dürfen nicht durch frostführende Schichten am Abfliessen gehindert werden. Warte mit der Bearbeitung des frostgaren Bodens, bis die letzten Bodenfröste vorüber sind.
Lege während der Gartenarbeiten breite Bretter als Wege aus, wenn du ein Beet betreten musst, so wird der Gartenboden nicht erneut verdichtet. Arbeite reifen Kompost in den Boden ein, denn ein hoher Humusgehalt erschwert die Verdichtung des Bodens. Zusätzlich nährt Kompost die Bodenorganismen und sorgt auch dadurch für eine gute Bodengare.
Nutzung für den Acker
Bei uns in der Schweiz heisst es traditionell unter Bauern: Man soll den Pflug an den Erntewagen hängen. Das Sprichwort besagt, dass der Boden für die Frostgare gleich nach der Ernte mit dem Wendepflug bearbeitet werden soll. Die Stoppeln und das aufgekeimte Unkraut auf dem abgeernteten Feld werden gewendet und begraben. Die durch den Wendepflug aufgeworfene Ackerkrume wird dem winterlichen Frost ausgesetzt und feinkrümelig zersprengt. Ab Frühjahr können dann Sommergetreide und Hülsenfrüchte wie Linsen eingesät werden.
Winter auf dem Acker: Bodenbedeckung statt Frostgare
Eines der Ziele der neuen europäischen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist das Vermeiden von Bodenerosion. Dazu wurden Richtlinien erlassen, die für die Äcker zwischen dem 15. November und dem 15. Januar des Folgejahres eine Bodenbedeckung vorsehen. Das gilt für 80 Prozent der Ackerflächen jedes Betriebs in der EU. Anders als im Garten soll zukünftig auf den meisten Äckern daher keine Frostgare mehr durchgeführt werden. Doch inwiefern sorgt diese Technik für mehr Bodenerosion? Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe gibt zu bedenken, dass unsere Äcker von Wind- und Wassererosion betroffen sind. Im Schnitt, so heisst es, verlieren Äcker zwischen 1,4 bis 3,2 Tonnen fruchtbare Erde pro Jahr und Hektar durch Erosion. Besonders nackte Erde, die nicht von Wurzeln gehalten wird, ist betroffen. Die Frostgare basiert aber auf dem Prinzip, nackte Erde dem Frost auszusetzen, und hier entsteht der Konflikt. Die Nachteile machen sich im Prinzip auch im Garten bemerkbar, wenn sie auch weniger stark zum Tragen kommen. Stattdessen werden folgende Methoden der Bodenbedeckung als Alternative zur Frostgare empfohlen. Sie können einzeln oder kombiniert angewendet werden.
Bodenbedeckung im Winter - diese Methoden beugen der Bodenerosion vor:
- Stoppelbrache, bei der die Stoppeln von Getreide und Mais nach der Ernte stehen gelassen werden
- Aufbringen von Mulch auf den Boden
- Mulchsaaten, deren Ziel eine geschlossene Pflanzendecke mit guter Unkrautunterdrückung und ausreichend organischer Masse für die Mulchwirkung ist. Beispiele sind Senfarten, Lupinen, Phacelia und Klee.
- Anbau mehrjähriger Kulturen, wie zum Beispiel unsere Ewigen Gemüse von Lubera
Das Soil Food Web und das Umgraben
Unsere Böden beherbergen einen grossen Teil der lebenden Arten auf der Erde. Die Bodenlebewesen haben eine Schlüsselrolle bei Prozessen wie Zersetzung und Nährstoffkreislauf im Beet und auf dem Acker. Mit der Veränderung der Umweltbedingungen und der Art der Bodenbearbeitung ändert sich auch die Gemeinschaft der Bodenlebewesen. Da die Gemeinschaft der Bodenlebewesen sehr komplex ist, gibt es bisher wenig handfeste Daten über sie. Daher fällt es schwer vorherzusagen, welche Folgen die Anwendung verschiedener gärtnerischer Methoden auf die Bodenlebewesen haben. Auch für die Methode der Frostgare ist die Datenlage äusserst dünn. Da die Ressource Boden aber kostbar ist, lohnt es sich, die Art der Bodenbearbeitung genau zu überdenken. Der Boden, und damit das Soil Food Web, sind schneller zerstört als wieder regeneriert. Die Zweifler geben zu bedenken, dass die verschiedenen Bodenlebewesen auf die Lebensbedingungen in einer bestimmten Bodentiefe angewiesen sind. Durch das Wenden der Erde für die Frostgare werde das Soil Food Web regelrecht auf den Kopf gestellt und komme dadurch für eine Zeitlang zum Erliegen. Beim Wenden der Erde werden Bodenlebewesen, die weiter unten in gleichmässig temperierten, feuchteren Bodenschichten leben, an die Oberfläche geholt. Dadurch sind sie plötzlich dem Licht und Wetterschwankungen unmittelbar ausgesetzt. Die Bodenlebewesen der oberen Streuschicht benötigen hingegen viel Sauerstoff, mit dem sie weiter unten im Boden nicht ausreichend versorgt werden.
Alternativen zur Frostgare
Tatsächlich gab es in den letzten Jahren einige ungewöhnlich heisse und trockene Frühjahre und Sommer. Die gewendete Erde war schnell, meist schon im April, nahezu ausgetrocknet. Die praktische Erfahrung im Garten hat uns gezeigt, dass unter diesen Umständen das Umgraben, wie für die Frostgare praktiziert, grundsätzlich spürbar negative Folgen für die Bodenfruchtbarkeit haben kann. Mit dem ab Herbst zurückkehrenden Regen und unserer Bodenpflege erholt sich das Bodenleben zwar wieder, aber die Wetterextreme machen es ihm nicht leicht. Aus diesem Grund werden alternative Methoden der mechanischen Bodenbearbeitung erprobt und diskutiert.
Unsere drei besten Alternativen:
- Boden lockern mit dem Sauzahn. Um den Boden im Frühjahr zu lockern, wird der einzinkige Sauzahn, im Abstand von etwa 20 Zentimetern kreuz und quer durch die Erde gezogen. Der Boden wird dadurch gelockert, ohne die Bodenschichten durcheinander zu bringen.
- Grabegabel statt Spaten nutzen, um den Boden ohne Wenden zu lockern. Sobald der Boden aufgelockert ist, lässt sich das Beet gut jäten. Auch hartnäckige, tief wurzelnde Pflanzen wie Löwenzahn kannst du nach der Bearbeitung mit der Grabegabel leicht aus der Erde ziehen.
- Zur Bekämpfung ungewollten Bewuchses und gleichzeitigem Lockerlassen der Erde eignen sich Sichelhacken. Diese genialen Geräte kommen ursprünglich aus Asien, und sind manchmal unter ihrem koreanischen Namen Ho-mi zu finden. Diese Geräte funktionieren wie eine Handpflugschar und Klinge zum Abziehen des Unkrauts in einem.
Alle drei vorgestellten Methoden der mechanischen Bodenbearbeitung bewirken im Gartenbeet die Bearbeitungsgare (im Unterschied zur Frostgare). Auf dem Acker wird der Grubber zum Erreichen der Bearbeitungsgare genutzt. Das Grubbern führt ebenfalls zur Lockerung des Bodens, ohne den Boden zu wenden, und stört das Unkraut beim Wachsen. Weitere Geräte im Ackerbau sind Striegel, Egge, Hacke und Walze, die je nach Bodenzustand und Nutzpflanze eingesetzt werden. Besonders im ökologischen Landbau werden sie eingesetzt, um die Bodengare zu erreichen, den Wasserhaushalt zu schonen und die Nutzpflanzen im Wachstum zu unterstützen.
Mulchen erhält die Bodengare dauerhaft
Beide Methoden der Bodenbearbeitung sorgen für eine gelockerte Erde und helfen bei der Unkrautbekämpfung. Alle vorgestellten Methoden führen zur gewünschten Bodengare im Gemüsebeet. Um die Bodengare auf Dauer zu erhalten, empfiehlt sich eine Kombination mit Mulchen. Mit einer Mulchschicht werden Bodenerosion und Unkrautwuchs vermindert und Feuchtigkeit im Boden gehalten.
Für das Mulchen mit Kompost wird eine Schicht reifen Komposts im Anschluss an die mechanische Bearbeitung des Bodens (Bearbeitungsgare) aufgebracht. Danach kann direkt ausgesät und ausgepflanzt werden. Auch die Methode der Flächenkompostierung bietet sich ganzjährig an.
Zur Bekämpfung von Wurzelunkräutern wie Quecke (Elymus repens), Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) oder Giersch (Aegopodium podagraria) kannst du im Garten auch Mulchen mit Pappe als Methode nutzen. Über der Mulchschicht aus festem, unbedruckten Karton kannst du unkrautfreie Erde und Kompost ausbringen und sie direkt bepflanzen. In diesem Fall kannst du dir die Bearbeitungsgare und Frostgare sogar ersparen. Mulchen mit Pappe ersetzt die Technik, da unter der Mulchschicht die Bodengare von fleissigen Regenwürmern und den anderen Bodenorganismen erreicht wird.