Pawpaw und Papaya – die ewige Verwechslung
Aber die Verwechslung hat schon eine gut 300jährige Geschichte hinter sich, letztlich liegt sie sogar dem Namen Pawpaw zugrunde: Pawpaw ist nämlich nicht – wie man meinen könnte – ein Indianer Name für die grösste einheimische nordamerikanische Frucht, sondern geht ganz offensichtlich auf den südamerikanischen Namen für Carica papaya, eben “Papaya” zurück, der zum ersten Mal im 16. Jahrhundert von den Spaniern in der Karibik festgehalten worden war. Und plötzlich dann, im 17. Jahrhundert, wird auch die nordamerikanische einheimische Asimina triloba so benannt, wenn auch die Schreibweise “pawpaw” (mit leichten Varianten) war. Es waren letztlich die gleichen Schiffe, die gleichen Seefahrer, die südamerikanische, karibische und neu auch die nordamerikanische Häfen anfuhren, und die nannten kurzerhand gleich, was leicht ähnlich aussah. Umgekehrt werden die Carica Papaya in vielen englischsprachigen Ländern bis heute – Pawpaws genannt. Die Namensverwechslung hat noch eine leicht ironische Wendung: Der richtige einheimische Indianername für Pawpaw lautet Asimina (mit Varianten) und ging damit für einmal in die wissenschaftliche Nomenklatur ein. Als Volksname für die indigene Frucht konnte er sich aber nur im Louisianischen Französisch durchsetzen: Da heisst der Baum “asiminier”.
Irgendwie hat die Verwechslung aber auch System: Neben der entfernten Ähnlichkeit der Fruchtform und der Farbe des Fruchtfleisches sind nämlich beide Pflanzenfamilien, die Annonaceae, zu denen die Pawpaw gehörten, und auch die Caricaceae, zu denen die Papaya zählen, in den Tropen und Subtropen angesiedelt. Mit einer Ausnahme: Wie ein Relikt aus ferner wärmerer Vergangenheit hat sich die Gattung Asimina mit ihrer Art Asiminia triloba (eben der nordamerikanischen Pawpaw) im gemässigten Klima Nordamerikas durchsetzen können: Von Louisiana und Texas bis Michigan. Eine beachtliche Leistung, die auch einen tropischen, südlichen Namen verdient!
Was schmeckt besser: Pawpaw oder Papaya?
Mir persönlich geht es ganz anders als den Seefahrern des 16. und 17. Jahrhunderts: Ich habe mehr Erfahrung mit Pawpaw als mit Papaya. Aber als ich dieses Frühjahr auf Teneriffa in den Ferien war, konnte ich das Verpasste nachholen: Beim Frühstücksbuffet gab es jeden Tag frische Papaya.
Und das Resultat des etwas ungerechten Vergleichs (ungerecht, weil ja die aktuelle Papaya-Frucht mit der Pawpaw-Erinnerung verglichen wird)? Nun lassen Sie mich höflich-botanisch etwas ausholen. Die Carica papaya – Sie erinnern sich – gehören zu der Familie der Caricaceae und deren Name lautet auf Deutsch: Melonengewächse. Und genau so schmeckt auch Papaya: Die Textur ist eher locker und körnig. Wobei “körnig” vielleicht das falsche Wort dafür ist, vielleicht sollte man besser ein neues Wort kreieren: Das Fruchtfleisch fühlt sich “zellig” an, man spürt die Zellen. Dabei ist aber der Gesamteindruck doch weniger leicht, weniger luftig als bei Melonen. Der Geschmack? Na ja, süsslich. Etwas wässrig, nicht sehr nachhaltig.
Sie haben es vielleicht schon rausgehört: Im leicht unfairen Vergleich geht meine Sympathie voll und ganz zu den Pawpaw, zu ihrer dichten, schmelzenden, manchmal buttrigen Textur, zum Vanillearoma, die sich bei Vollreife zu Caramel erweitert. Und ja, auch Mango spüre ich bei einigen Pawpaw-Früchten, etwas interessant Widerständiges, Harziges im Hintergrund, aber zum guten Glück ohne die Fasrigkeit vieler Mangosorten. Bei all diesen Vergleichs- und Erfahrungswerten drängt sich der Begriff “exotisch” geradezu auf: Ja, die Pawpaw ist (das kann in der amerikanischen Literatur nicht oft genug wiederholt werden …) die grösste einheimische Frucht Nordamerikas und sie verweist nicht nur botanisch, sondern auch kulinarisch auf den Süden, auf die Heimat so vieler anderer exotischen Früchte. Und genau das macht wohl den eigentlichen Charme dieser Frucht aus, der sich auch im aus der Karibik entlehnten Namen spiegelt.
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