Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Der Junifruchtfall ist ein ganz natürlicher, hormonell gesteuerter Prozess, bei dem Obstbäume wie Apfel, Birne oder Zwetschge im Frühsommer überzählige, unreife Früchte abwerfen. So regulieren sie selbstständig ihren Fruchtbehang, um nur so viele Früchte auszureifen, wie sie mit ihren Ressourcen tatsächlich versorgen können.
Dieser Vorgang schützt den Baum und sorgt langfristig für bessere Fruchtqualität. Als Gärtner musst du in dieser Phase nicht eingreifen – erst nach dem natürlichen Fruchtfall kannst du bei Bedarf gezielt ausdünnen, um große und gesunde Früchte zu fördern.
Praxis Tipps
Nicht voreilig eingreifen: Warte den natürlichen Fruchtfall ab (Ende Mai bis Juni), bevor du mit dem händischen Ausdünnen beginnst. So sparst du dir Arbeit – der Baum erledigt den ersten Schritt selbst.
Fruchtbehang kontrollieren: Schau dir nach dem Fruchtfall genau an, wie viele Früchte an einem Trieb übrig sind. Für gute Qualität sollte nur eine Frucht pro Fruchtbüschel hängen bleiben.
Gut versorgen = weniger Stress: Sorge für ausreichend Wasser und Nährstoffe – besonders bei Trockenheit im Frühjahr. So vermeidest du, dass der Baum aus Stress zu viele Früchte abwirft.
Was ist der Junifruchtfall überhaupt?
Im Frühjahr setzt Dein Obstbaum eine große Menge an Blüten an – deutlich mehr, als er später als reife Früchte tragen kann. Viele dieser Blüten werden sogar erfolgreich bestäubt und entwickeln sich zu Mini-Früchten. Doch spätestens im Juni (oft schon Ende Mai) wirft der Baum einen Teil dieser jungen Fruchtansätze wieder ab. Das sieht im ersten Moment dramatisch aus – viele kleine Äpfelchen oder Zwetschgen liegen unter dem Baum – aber tatsächlich handelt es sich um eine intelligente Selbstregulation der Pflanze.
Bild: Junifruchtfall
Warum macht der Baum das?
Ganz einfach: Der Baum schützt sich selbst.
Er überprüft, wie viele Früchte er ernähren und zur Reife bringen kann – abhängig von seinem aktuellen Nährstoffhaushalt, Wasserverfügbarkeit, Blattmasse und Wurzelgesundheit. Wenn er zu viele Früchte trägt, kann er nicht sicherstellen, dass diese voll ausreifen. Das Ziel jeder Pflanze ist es keimfähige Samen zu bilden und einer neuen Generation einen guten Start ins Leben zu garantieren. Gleichzeitig muss der Baum mit seiner Energie haushalten, damit er gut durch den Winter kommt und auch im nächsten Jahr wieder blühen und fruchten kann. Trägt ein Obstbaum zu viele Früchte, blieben sie klein, reifen schlechter aus – die Qualität leidet. Mit dem Junifruchtfall entledigt sich der Baum seiner Überbehangs, um seine Ressourcen ideal zu nutzen.
Wie funktioniert das in der Pflanze?
Der Junifruchtfall ist hormonell gesteuert – ein faszinierendes Zusammenspiel zwischen verschiedenen Pflanzenhormonen.
Auxine (z. B. IAA = Indol-3-Essigsäure):
Diese Hormone stammen hauptsächlich aus intakten Fruchtanlagen, Triebspitzen und jungen Blättern. Sie verhindern die Bildung einer Trennschicht zwischen Pflanze und Fruchtstiel. Nur vollständig befruchtete und wachsende Früchte produzieren ausreichend Auxin. Sind die Früchte unvollständig befruchtet oder mit Schädlingen befallen, bilden sie weniger von diesen Hormonen.
Abscisinsäure (ABA = Abscisic Acid)
Abscisinsäure wird in älteren Blättern, reifen Früchten, aber auch unter Stressbedingungen (z. B. bei Trockenheit, Hitze) gebildet. Sie ist zum Beispiel dafür verantwortlich, dass im Herbst die Blätter fallen und sich reife Früchte von der Pflanze lösen. Das Hormon hellt das Zellwachstum und fördert das Ausreifen von Früchten und Trieben. Weil ABA das aktive Wachstum unterbricht, hemmt es indirekt die Bildung von Auxin und wirkt auf das Verhältnis von Auxin zu Ethylen. Die Bildung von mehr Abscisinsäure durch Stressfaktoren wie Wassermangel fördert das Abstoßen der Früchte beim Junifruchtfall.
Ethylen
Ethylen ist ein Reifehormon. Es ist gasförmig und wird in alternden Geweben, reifenden Früchten, geschädigten Zellen und bei Stress (z. B. Trockenheit, Hitze, mechanische Belastung) gebildet. Wenn im Übergangsbereich zwischen Pflanze und Fruchtansatz das Verhältnis zwischen Auxin aus und Ethylen sich verschiebt, löst Ethylen den Fruchtfall aus. Es wird eine Trennschicht aktiviert, in der Zellen durch Enzyme abgebaut werden. Das Ethylen kappt die Verbindung zur Frucht und schwächt ihre Verbindung zum Baum, bis letztlich die Schwerkraft zum Ablösen der Frucht führt.
Wie läuft der Fruchtfall konkret ab?
Alle Früchte konkurrieren um Nährstoffe und Hormone. Nur in gut versorgten Früchten an starken Trieben bleibt ein hoher Auxin-Spiegel stabil. Aus schwächere Früchte mit niedrigem Auxin-Level fließen weniger Hormone in die Pflanze. Die Trennschicht wird sensibel für Ethylen, dessen Bildung durch äußere Einflüsse gesteuert wird. Ist die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen ungünstig oder der Baum mit Schädlingen oder Pilzen befallen, steigt die Ethylenproduktion zusätzlich. Die Trennschichtzellen beginnen, ihre Zellwände abzubauen und die Die Verbindung zwischen Frucht und Stiel wird geschwächt. Dann reichen Ende Mai oder Anfang Juni etwas Wind oder Regen, damit die Frucht abfällt.
Bild: Junifruchtfall
Muss du eingreifen bei Junifruchtfall?
Nein. Greif nicht ein. Der Baum dünnt sich selbst aus – ganz von allein, effizient und angepasst an seine individuelle Kraft. Auch, wenn es zunächst nicht so aussieht – der Junifruchtfall nützt dir als Hobbygärtner. Er nimmt dir viel Arbeit ab. Gäbe es dieses Naturphänomen nicht, müsstest du beim Ausdünnen viel mehr Früchte selbst entfernen. Warte den Junifruchtfall ab und schau Dir danach den Fruchtbehang an. Dünne dann händisch aus, wenn noch zu viele Früchte an einem Trieb sind. Für große, saftige Früchte, bleibt idealerweise nur eine Frucht pro Fruchtbüschel am Baum. Wann und wie du den Fruchtbehang für die beste Fruchtqualität ausdünnen musst, ist bei den Obstarten verschieden.
BIld: Junifruchtfall ausdünen mit der Hand
Fazit: Lass die Natur machen – und unterstütze gezielt
Der Junifruchtfall ist kein Zeichen von Krankheit oder Problem, sondern ein ganz natürlicher Teil des Obstbaumjahres. Vertraue Deinem Baum – und hilf ihm später mit gezieltem Ausdünnen, damit Du im Spätsommer und Herbst große, gesunde, aromatische Früchte ernten kannst.
Lubera Originale sind exklusive Lubera® Sorten, die von Lubera entweder gezüchtet oder erstmals auf den Markt gebracht worden sind.
Wer Lubera Originale kauft, bekommt die doppelten Tells®-Äpfel (=Rabatte für die nächste Bestellung) gutgeschrieben.
Beim Kauf dieser von Lubera gezüchteten Lubera Original-Pflanze erhalten Sie die doppelten Tells gutgeschrieben.
Tells® werden grundsätzlich aufgrund des fakturierten Nettobetrags berechnet (1 Tells für volle 25 Euro/sFr).
Bei doppelten Tells wird am Schluss nochmals der Wert der Tells-Originale dazugerechnet und die neue Summe für die Berechnung der Tells benutzt.