Auf knappem Platz sind Hochbeete eine der besten Methoden, um eigenes Gemüse anzubauen. Und aus schickem Corten-Stahl gebaut, sehen sie erst noch superschön aus.
Nun sind sie aber endgültig "düre", die vier kleinen Hochbeete, die ich im Seegärtchen in Twann aus Tannenbrettern zusammengezimmert hatte. Neun Jahre haben sie gehalten, und damit bestens rentiert - die paar Bretter und Winkeleisen hatten ja nicht viel gekostet. Und wir haben Jahr für Jahr frisches Gemüse, Kräuter und Salate geerntet, feine Datteltomaten, Erdbeeren - ein Schlaraffenland im Kleinen. Immer war ein bisschen etwas da, gerade genug für die Küche oder einfach was zum Naschen im Garten. Viel mehr braucht man ja als Kleinfamilie auch nicht, kein Mensch isst hundert Kohlköpfe, und kiloweise riesige Zucchini in Essig einlegen ist auch nicht so mein Ding. Stets ein Körbchen von frischem Saisongemüse, mehr will ich ja nicht.
Weil sich das System so gut bewährt hat, habe ich beschlossen, mir nun richtig schicke neue Hochbeete zu leisten. Auf einer netten Carreise ins Piemont (danke liebe Sabag!) habe ich einen freundlichen Sanitärunternehmer kennengelernt. Und wie wir da in einem schmucken Weinkeller in Alba über unserem Tartar mit Trüffeln sassen, erzählte er mir von dem drei Millimeter dicken rostigen Stahlblech von Thyssen-Krupp, das er noch übrig habe vom Bau der eidgenössischen Sportschule in Magglingen, das gleiche, das sie auch für den Monolithen an der Expo verwendet hatten. "Genau das, was ich brauche!" rief ich begeistert über den Tisch.
Cortenstahl ist ja sehr schick im Garten, und seit einigen Jahren gross in Mode. Die Rostfarbe harmoniert wunderbar zu dem Grüntönen der Pflanzen, und passt zu allen Blumen, wie man an der Chelsea Flower Show und in anderen prominenten Showgärten zu Genüge feststellen konnte. Also genau das Richtige für meinen kleinen Garten in Twann! Zurück aus dem Piemont, ging ich gleich bei Franconi+Grob vorbei, und eine Woche später hatte ich meine Hochbeete. Danke, lieber Urs! Und Dank an Spengler Beat Hofer, der die Kästen exakt und solide zusammengenietet hat. Ich habe mich dann gleich daran gemacht, die auf dem Markt in Alba gekauften Setzlinge von Wintersalaten und Cavolo Nero zu pflanzen, dazu einige kleine Peperoni und die Kräuter, denen es auf meiner Dachterrasse in Biel nun langsam zu eng wurde. Und nun sieht das Seegärtchen wieder aus wie ein kleines Paradies!
Die Methode der kleinen Hochbeete ist inzwischen x-fach kopiert worden, und es sind diverse (!) Bücher darüber erschienen. Aber mit etwas Uebung und Intuition kriegt man das auch ohne komplizierte Pflanzpläne hin. Das Prinzip ist wirklich simpel. Ich hatte es 2006 in "Ein Gartenzimmer für mich allein" auf zwei Seiten erklärt, und kann es hier nochmals kurz zusammenfassen: 120 x 120 Zentimeter ist das ideale Mass, weil man von den Wegen aus jede Stelle bequem erreicht. Die Kästen lassen sich in 30 Zentimeter grosse Felder unterteilen, von denen jedes mit anderen Gemüsen bepflanzt wird. In einem Feld haben beispielsweise fünf Salatsetzlinge Platz. Wenn sie grösser werden, ernte ich entweder den mittleren, und lasse die anderen noch eine Woche wachsen, oder ich ernte vier kleinere, und lasse den mittleren gross werden. Bei Kohl, Krautstielen, Tomaten und anderen grossen Gemüsesorten pflanze ich nur einen pro Feld. Karotten, Petersilie, Rucola und Schnittsalat säe ich dagegen so dicht, wie ich es in einem grösseren Beet machen würde. Jedes dieser Square-Foot-Beetchen ergibt mindestens eine Mahlzeit. Sobald ich etwas abernte, pflanze oder säe ich an der Stelle gleich wieder etwas anderes. So ernten wir die ganze Saison über eigenes Gemüse und Salate, und haben immer frische Kräuter. Da alles bunt gemischt wird, halten sich auch Schädlinge und Probleme in Grenzen, und der Boden ermüdet weniger schnell. Im Winter fülle ich die Beete mit Rossmist und Kompost auf, und pflanze dann bereits im Februar wieder an, da der Mist ja den Boden erwärmt. Bei halbwegs vernünftigem Wetter gelingt mit dieser Methode tatsächlich die Selbstversorgung während etwa zehn Monaten im Jahr!
Um solche Square-Foot-Beete zu bauen, braucht man übrigens keinen Garten. Wenn sie mindestens 30 Zentimeter hoch sind, dann funktionieren sie auch auf einem asphaltierten Hinterhof oder auf der Dachterrasse. Auf einem kleineren Balkon müssen die Masse entsprechend angepasst werden. Dort passt vielleicht ein langer Kasten von 60 x 240 Zentimetern. Die meisten handelsüblichen Hochbeete sind viel höher als 30 Zentimeter. Aber so viel Erde brauchen Salate, Kräuter und die meisten Gemüse gar nicht. Wer Obstbäumchen und grosses Gemüse wie Kürbisse oder Stangenbohnen ziehen will, baue die Kästen 50 Zentimeter hoch. Höher ist nicht nötig, und oft wird dann auch das Gewicht zu gross. Ausserdem gibt es viel zu viel zu tun, genüg Erde für hüfthohe Hochbeete auf die Terrasse raufzuschleppen!