Seit ich gärtnere, will ich das unbedingt können: Verschiedene Zwiebelblumen gekonnt und unwiderstehlich kombinieren. Die einzelne Blüte ist immer ein kleines Kunstwerk. Viele dieser Kunstwerke nebeneinander gepflanzt, ergeben leicht eine Galerie, an der man entlangschreiten kann. Ich bin aber versessen auf etwas anderes. Ich möchte eine Harmonie zwischen den Arten und Sorten im Garten gestalten können, so wie ich das schon in floristisch gekonnten Blumensträussen gesehen habe. Das muss doch auch im Garten möglich sein, so irgendwie. Daher habe ich letzten Herbst mein Zwiebelblumen-Kombinier-Experiment gestartet - mit einigen Zwiebeln aus unserem Blumenzwiebelsortiment.
Inhaltsverzeichnis
- Was in meiner Blumenzwiebelwelt bisher geschah
- Warum das Nachpflanzen von Blumensträussen nicht funktioniert hat
- Erster Fehler: Eine Sorte blüht zum falschen Zeitpunkt
- Zweiter Fehler: Die Proportionen der Sorten zueinander stimmen nicht
- Dritter Fehler: Einige Tulpensorten haben eine veränderliche Blütenfarbe.
- Vierter Fehler: Form- und Farb-Details einer Sorte sind nicht bekannt
- Blumenzwiebeln am lebenden Objekt studieren: Das Experiment
- Die Blumenzwiebelbeschaffung
- Ein Blumenzwiebel-Experiment startet natürlich im Herbst
- Im Frühjahr werden die Blumenzwiebel-Ideen ausgetragen
- Die schönsten Kombinationen gestaltet der Zufall
Was in meiner Blumenzwiebelwelt bisher geschah
Am heftigsten wurden meine Blumenzwiebel-Träume durch kunstvolle Bilder in den sozialen Medien und Zeitschriften angefeuert. Meist sind es Tulpen und Narzissen in schönen Vasen vor imposanten Hintergründen aus Holz oder vor Wänden mit abblätterndem Putz, die mich ansprechen. Ja, abblätternd, schrammelig und rau, das ist tatsächlich ein schöner Bruch zu den perfekt erscheinenden Blüten. Im richtigen Licht wirken die Blumenzwiebel-Arrangements atmosphärisch aufgeladen und haben eine starke Wirkung. Bei mir bewirken sie unter anderem stark das Bedürfnis, Zwiebelblumen in digitale Warenkörbe zu füllen und als Bestellung abzusenden. Schlimm, so ein Reiz-Reaktions-Schema.
Ich habe in der Vergangenheit schon oft versucht, die schönen Arrangements und Blumensträusse aus bestaunten Abbildungen in meinem Garten nachzupflanzen. Leider funktioniert das nicht so einfach. Aber man lernt daraus - und startet dann ein Blumenzwiebel-Experiment.
Warum das Nachpflanzen von Blumensträussen nicht funktioniert hat
Ich habe die schönen Zwiebelblumen-Kombinationen der Floristinnen und Floristinnen wiederholt als Blumenzwiebeln bestellt und zusammen in ein Beet gepflanzt. Auf das darauf ein ewig wiederkehrender Blumenstrauss werde! An dieser Stelle würde ich euch gerne etwas Vorschwärmen können von meinen perfekten Blumenbeeten. Stattdessen kann ich euch berichten, welche Hürden ich bei der Gestaltung schöner Beete mit Blumenzwiebeln überwinden musste, und welche ich nicht auf Anhieb überwunden habe. Dabei komme ich auf insgesamt vier Fehler, die ich gemacht habe, weil ich die Eigenschaften der jeweiligen Art oder Sorte nicht ausreichend kannte.
Erster Fehler: Eine Sorte blüht zum falschen Zeitpunkt
Ich kannte die Blüte des Zwiebelblühers vom Bild im Internet oder von der Verpackung - und fand sie super. Bei Tulpen liebe ich zum Beispiel dunkle Purpurtöne und Farben, die aussehen wie eine vergilbte, hundert Jahre alten Postkarte. Im Beet haben die beiden dann aber nicht lange überschneidend geblüht, denn die Angaben des Lieferanten in Bezug auf die Blütezeiten sind nur eine grobe Schätzung.
Bild: Die Tulpen Sorten 'Exotic Emperor' und 'Spring Green' blühen in ähnlichen Farben, und könnten in einer Gestaltung mit weiteren Zwiebelblumen zusammen zauberhaft aussehen - wenn sie länger zusammen blühen täten. Die Tulpe 'Exotic Emperor' liegt bereits in den letzten Zügen, wenn 'Spring Green' ihre Blüten noch nicht einmal geöffnet hat. Die genaue Blütezeit im eigenen Garten zu erfahren, ist Gold wert.
Zweiter Fehler: Die Proportionen der Sorten zueinander stimmen nicht
Manchmal haben die Proportionen der Sorten miteinander nicht harmoniert. Neben zarten Blüten wirken grossblütige Sorten schnell plump.
Auch die Länge der Stiele, auf denen die Blüten sitzen, kann ganz unterschiedlich lang sein. In der Floristik ist das kein Problem: die Stiele werden einfach entsprechend eingekürzt. Im Beet wirkt die Gestaltung dadurch manchmal nicht stimmig.
Bild: Welche dunkle Tulpensorte ist die richtige? Die Tulpen Sorten 'Blue Diamond' und 'Black Hero' zeigen, das Tulpen bei ähnlicher Farbe einen ganz unterschiedlichen Wuchs haben können. Nun hängt es von der Höhe der Pflanzpartner oder der Position im Beet ab, welche besser passt.
Dritter Fehler: Einige Tulpensorten haben eine veränderliche Blütenfarbe.
Nicht wenige Tulpensorten haben die faszinierende Eigenschaft, ihre Blütenfarbe im Laufe der Blütezeit zu verändern. Manche Sorten haben Anfangs einen kräftigen Farbton, der nach und nach verblasst. Andere werden in der Färbung mit der Zeit sogar kräftiger, oder nehmen einen komplett anderen Farbton an. Diese farbveränderlichen Sorten sind meist nur mit einem Bild auf der Verpackung oder im Internetshop dargestellt, und zeigen sie nur an einem bestimmten Tag während der Blütezeit. Es ist verblüffend, ihre tatsächliche Farbentwicklung im Garten zu beobachten, und zwar vom ersten bis zum letzten Tag der Blüte.
Bild: Noch in Knospe und während sie aufgeht zeigt die Tulpe 'Daydream' ein eher zartes Gelb. Sie wird ihre Färbung jedoch bald ändern.
Bild: Überraschung! Die farbveränderliche Tulpe 'Daydream' hat ihre Blüten bereits gute zwei Wochen geöffnet, und wird zunehmend dunkler. Die Blüten verfärben sich langsam leuchtend orange, mit vielen roten Einsprengseln. In diesem Stadium passt sie schön zu Narzisse ‚Bell Song‘.
Vierter Fehler: Form- und Farb-Details einer Sorte sind nicht bekannt
Eine Sorte nicht in allen Aspekten zu kennen, bedeutet, ihr Potential nicht vollständig nutzen zu können. Schattierungen an Blüte, Blatt und Stängel sind oft verblüffend, und lassen sich mit den entsprechenden Farben der Pflanzpartner aufgreifen.
Als Beispiel dient hier die Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) ’Garland-Star’. Die Grundfarbe ihrer Blüten ist ein leuchtendheller Orangeton, der sich stellenweise zu Blutorangenrot verdunkelt. Die schönen Einzelblüten haben feine Adern in Aubergine, was das Orange der Blüte von weitem dunkler und gedämpfter wirken lässt. Der Aubergine-Ton findet sich auch noch einmal am Blütenansatz und im Stängel der Kaiserkrone - als Sprenkel auf grünem Grund. Die Stempel, die aus der Blüte schauen, sind cremeweiss. Diese Kaiserkrone ist wirklich ein vielfarbiges Wunderwerk.
Bild: Die Blüten der Kaiserkronen, (Fritillaria imperialis) 'Garland-Star' zeigen, bei näherer Betrachtung, viele Farben: Helles und dunkles Orange, Aubergine und cremeweiss. Dazu kommt noch ein dunkler, gesprenkelter Stiel.
Bild: Wer die Kaiserkrone 'Garland Star' einmal genau betrachtet hat, kann ihre vielen Farbtöne gezielt in einer Pflanzung aufgreifen. Die Tulpen 'Prinses Irene' und 'Blue Diamond' zeigen die gleichen Farben und blühen zeitgleich. Sie sind daher ein Beispiel für harmonische Pflanzpartnerinnen.
Blumenzwiebeln am lebenden Objekt studieren: Das Experiment
Nichts könnte lehrreicher sein als die Studien am lebenden Objekt. Möchtest du harmonische Blumenzwiebel-Kombinationen für deinen Garten erstellen, lohnt sich nichts mehr, als in Frage kommende Zwiebelblumen bei dir in den Garten zu pflanzen und immer wieder zu studieren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Keine Fotografie kann alle Besonderheiten einer Sorte ausreichend wiedergeben. Daher habe ich mein Experiment mit den Blumenzwiebeln gestartet, und ich möchte euch herzlich einladen, es auch einmal zu versuchen.
Die Blumenzwiebelbeschaffung
Jetzt geht es ans Blumenzwiebeln bestellen. Lasst euch ruhig durch die inszenierte Bilderwelt der sozialen Medien motivieren, und geniesst die gezeigten Zwiebelblumen-Kombinationen. Das schult den Blick und man entwickelt einen eigenen Geschmack ebenso, sowie die Lust am Experiment. Das ist so in etwa vergleichbar mit der Freude an der Betrachtung von appetitanregender Foodfotografie. Mit Lieblingsfarben und einer Lieblingsgestaltung im Kopf ist die überreiche Auswahl an in Frage kommenden Blumenzwiebeln schon um einiges geschrumpft.
Für meine eigene Blumenzwiebelbeschaffung war ich durch die Umstände bei Lubera natürlich ungewöhnlich begünstigt. Schon während meine Kolleginnen und ich für euch Blumenzwiebeln verpackt haben, wurden Blumenzwiebeln für mein Experiment gesammelt. Die Sammlung bestand zum Grossteil aus übrig gebliebenen Zwiebeln, die keine ganze Portion mehr ergeben haben. Dazu kamen einzelne, erst einmal namenlose Zwiebeln, die beim Fegen unter Regalen wieder aufgetaucht sind. Ein Sortiment, dass der Zufall zusammengestellt hat.
Ein Blumenzwiebel-Experiment startet natürlich im Herbst
Ich habe alle Blumenzwiebeln im Herbst in viele Blumentöpfe gepflanzt. Die wurden mit ihrem Sortennamen beschriftet, sofern ich deren Namen wusste. Aus dieser frisch gemachten Erfahrung kann ich sagen, dass ich auch in Zukunft meine Blumenzwiebeln im ersten Jahr in Pflanzgefässen wachsen lassen werde, bevor sie in Beete kommen. Leicht sollten die Pflanzgefässe sein, bloss keine noblen Töpfe aus Keramik. Leichte Plastiktöpfe lassen sich zur Blütezeit fest in den Arm nehmen und herumtragen, ohne hinterher “Rücken” zu haben. Im Frühjahr wird das Herumtragen dann nämlich zu einer wichtigen Sache. Sie kann sogar ausufernd werden und Glücksmomente schaffen, so ist es jedenfalls bei mir. Ich trage immer wieder neue, potentielle Pflanzpartner zusammen, und das macht Freude. Genauso gut sehe ich, welche Pflanzen so gar nicht harmonieren. Fast keine Kombination hätte ich im Herbst in ihrer Wirkung so vorhergesehen.
Im Frühjahr werden die Blumenzwiebel-Ideen ausgetragen
Dieses Frühjahr laufe ich täglich mit Blumenzwiebel-Töpfen im Arm herum. Ich habe 83 Töpfe bepflanzt, und so entstehen immerzu neue Kombinationsideen, wenn ich sie gruppiere.
Bild: Der Garten in diesem Frühling wird vom Anblick der vielen getopften Blumenzwiebeln dominiert, die immer wieder neu zusammengestellt werden. Die Sorteneigenschaften lassen sich auf diese Weise gut kennenlernen.
Im nassen Rasen sind schon richtige Laufstrassen zu erkennen von der Herumtragerei. Die Töpfe werden so hoch aufgebaut, dass sich jede Einzelheit an Blatt, Stiel und Blüte wahrnehmen, und auch besser fotografieren lässt. Ich muss zugeben, ich entwickele gerade eine Besessenheit, und es entstehen viele Fotos. Ihr habt Glück - es ist unmöglich, euch hier alle zu zeigen.
Bild: Narzissen und Tulpen in Gelb, Weiss und Dunkellila werden zusammen auf einen langen Tisch gestellt. Wenn die Kombination gefällt, könnte sie in Zukunft einen festen Platz in einem Beet bekommen. Blumenzwiebeln im Topf lassen sich probeweise immer wieder neu kombinieren.
Einige Sorten habe ich auch mal bis zu den zeitgleich blühenden Büschen im Garten getragen. Es kommt zu unvorhergesehenen Erkenntnissen. Vielleicht sollte die eine oder andere Sorte zukünftig für immer vor diesem Busch blühen?
Bild: Zusammengetragen und für schön empfunden: Die Kombination aus der Blutjohannisbeere ‘Red Hope’ und Tulpe ‘Lalibela’. Die werden in den kommenden Jahren sicher ein schönes Paar im Garten.
Bild: Die Tulpensorte 'Zombie' wurde im Topf bis zum japanischen Spierstrauch 'Double Play Gold' getragen. Eine ungewöhnliche, und vor allem unvorhergesehene Kombinationsidee.
Ganz unerwartet war die Entdeckung, wie herrlich die violette Tulpe ‘Blue Diamnond’ optisch zum Rhabarber ‘Himbeerrot’ passt. Die dunklen Stängel und die Aderung des Rhabarberblatts sind dem Farbton der schönen Tulpe recht ähnlich. Rhabarber ist halt doch auch eine verkannte Zier- und nicht nur Nutzpflanze.
Bild: Auch das kann passieren, wenn man mit Tulpen im Topf herumläuft: Man entdeckt ganz ungewöhnliche Kombinationsmöglichkeiten, wie die mit dem Rhabarber 'Himbeerrot'. Dessen Schönheit kommt neben Tulpe 'Blue Diamond' perfekt zur Geltung.
Die schönsten Kombinationen gestaltet der Zufall
Mit derartig vielen Zwiebelblumensorten im Topf entstehen immer neue Kombinationen. Manche, die ich so zusammenstelle, wie ich sie mir vermutlich auch gezielt zusammen bestellt hätte, sind sehr gefällig. Ich lasse sie einige Tage beieinander stehen, um sie auf mich wirken zu lassen.
Bild: Die Tulpensorten 'Honeymoon', 'Eyelash', 'Blue Diamond', 'Ballade', und 'Rems Favourite' zeigt die Farben Rosa, Weiss und Lila. Die verschiedenen Blütenformen, hier spitz, gefranst und gerundet, sorgen für Spannung.
Dann geht neben der Eingangstür zu meiner Wohnung unerwartete eine Tulpen-Kombination auf, die ich gar nicht erwartet habe. Ich erinnere mich, dass mir einige Blumenzwiebeln zu Boden gefallen sind, die ich auch keiner Sorte mehr zuordnen konnte. Ich habe sie mit dem Besen ins Beet geschubst - und vergessen. Über den Winter ist Laub über die Sache gefallen, und damit waren die Tulpenzwiebeln aus dem Blick. Jetzt, wo sie aufblühen, finde ich die Kombination hochinteressant. Niemals hätte ich diese Sorten so zusammengestellt. Ich hätte die Sorten wahrscheinlich nicht einmal einzeln gekauft. Aber so, wie sie mich jetzt am Eingang begrüssen: Diese Kombination darf und muss so bleiben. Der Gestalter Zufall hat es drauf.
Bild: Der reine Zufall hat diese ungewöhnliche Kombination aus den Tulpen Sorten 'Fly Away','Salmon Dynasty' und 'Purple Prince' entstehen lassen. Wer hätte das je bewusst zusammen bestellt?