Der eine oder andere Profigärtner wird jetzt die Nase rümpfen. Was, drei Gruppen von Blütensträuchern. Da merkt man, dass der Kobelt nur von Obstbäumen was versteht! Da gibt es doch viel mehr Unterschiede!
Aber das ist genau die Haltung, die dann das Schneiden zu einem Buch mit mindestens sieben Siegeln macht: Die Vereinfachung dagegen hilft, das Schneiden für jede und jeden zu einer ziemlich einfachen Sache zu machen. Denn meistens gilt: Schneiden ist in jedem Falle besser als Nicht-Schneiden. (Das gilt übrigens für die meisten Obstbäume gerade nicht, aber für Blütensträucher und Rosen sehr wohl.)
Also zu unseren drei Schnittgruppen oder Schnitttypen:
Der staudige Blütensträucher-Schnitt …
gilt für Blütensträucher, die fast wie Stauden wachsen, die die Fähigkeit haben, im gleichen Jahr zu wachsen und an diesen frischen Trieben gleich wieder zu blühen. Übrigens gehören auch die dauerblühenden Bodendeckerrrosen und Beetrosen in diese Gruppe - aber konzentrieren wir uns hier einmal auf die Blütensträucher. Definitionsgemäss sind das meist keine frühblühenden Arten und vielfach auch nicht ganz winterhart. Denn was im gleichen Jahr wächst und blüht, kann auch dann problemlos bei uns angebaut werden, wenn es mal runterfriert. Zu dieser Gruppe zählen wir die Rispenhortensien, die Buddleja, die Blauraute (Perovskia), den Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus), die Säckelblume und den Sumpfhibiskus.
Und der Schnitt selber ist denkbar einfach. Alle Triebe werden auf Stock zurückgesetzt, je nach dem gewünschten Austrieb können die zurückgeschnittenen Äste 10-50cm hoch belassen werden. Natürlich könnte man in milderen Regionen oder in bestimmten Jahren bei der anderen oder anderen Art auch einen Verjüngungsschnitt einsetzen, aber in der Regel entwickeln sich diese Blütensträucher buschiger und kompakter, wenn sie regelmässig zurückgeschnitten werden. Ansonsten neigen sie sehr schnell dazu, im unteren Bereich zu verkahlen.
Der Auslichtungsschnitt
ist der am breitesten einsetzbare Blütensträucherschnitt. Wer ihn wo auch immer einsetzt, kann eigentlich nichts falsch machen … Der Auslichtungsschnitt wird bei den meisten Frühjahrsblühern wie Duftschneeball, Korkenzieher-Hasel, Forsythie, Blutjohannisbeere und Spierstrauch angewendet, ebenso für viele später blühende Arten wie Flieder, Zwergflieder, Schneeball, Ranunkelstrauch, Weigelien, Sternchenstrauch, Bauernjasmin, Zwergfeuerstrauch, Perlmuttstrauch und Bauernhortensien (Hydrangea macrophylla).
Dieser so vielseitig einsetzbare Auslichtungsschnitt besteht im Wesentlichen darin, dass jedes Jahr 1-2 der ältesten und im unteren Bereich am stärksten verkahlten Triebe rausgeschnitten werden. Damit kann der Strauch regelmässig verjüngt werden und bleibt vital, weil immer wieder neue Blütenäste aufkommen. Bei Frühjahrsblühern wird der Schnitt meist gleich nach der Blüte ausgeführt: Der Gärtner kann vor dem Schnitt noch alle Blüten geniessen; der schnelle Rückschnitt nach der Blüte ist gerade noch früh genug, um der Pflanze eine Reaktion, ein Neuwachstum zu ermöglichen.
Zusätzlich zum Auslichtungsschnitt kann selbstverständlich auch die Höhe begrenzt werden, können auch querstehende Äste oder nach aussen hängende und sonstwie störende Triebe entfernt werden.
Der 0-Schnitt
Na ja, das zielt auf Blütensträucher, die eigentlich kaum geschnitten werden müssen, und das über Jahre. Dazu gehören der Gartenhibiskus, die Korkenzieherweide, die Japanische Minizierkirsche Kojou-no-mai, die Winterkirsche, die Zaubernuss, Japanischer Schneeball (Viburnum plicatum), Asiatischer Blüten-Hartriegel (Cornus kousa) und der Winterjasmin. Ich weiss nicht, wie es ihnen geht, aber dieser Schnitt ist mir ungemein sympathisch;-)
Aber selbstverständlich ist es auch hier erlaubt, den einen oder anderen optischen Korrekturschnitt vorzunehmen, Schnitte die von der Pflanze her zwar nicht notwendig wären, aber das Auge des Betrachters erfreuen … Auch eine Höhenbegrenzung ist jederzeit möglich.
Übrigens können auch die Gartenhibiskus, die eigentlich zu dieser Gruppe gehören, problemlos mit dem Staudenschnitt zurechtkommen. Da die modernen Sorten am diesjährigen Holz beliebig Blüten ansetzen, können sie mit einem Staudenschnitt sehr kompakt, ca. bei 80-150cm gehalten werden, während sie ansonsten schon mal bis 3m hoch und breit werden.