Nun sind die versprochenen spannenden Wurmvideos auf www.gartenvideo.com eingestellt! Während der Frühlings-, Sommer- und Herbstfestivals auf Schloss Ippenburg lernen wir immer wieder die interessantesten, die verrücktesten – im positivsten Sinne dieses Wortes – Menschen kennen. Einer davon ist ganz gewiss Jasper Rimpau von Wurmwelten.de. Auf seiner Reise nach Australien entdeckte er die Wurmfarm, verliebte sich in die Würmer, wagte es und ist nun mit seinem neuen ungewöhnlichen Beruf eines Wurmflüsterers auch in Europa erfolgreich geworden. Im lockeren, lustigen Interview im Lubera-Mundraubgarten versucht Jasper, den gegenüber Würmern immer noch leicht skeptischen Markus von den Vorteilen des Wurmkompostierens zu überzeugen. Ich persönlich war ja von den Würmern geradezu hingerissen, musste mich aber zurückhalten und die Kamera ruhig halten ?
Wie funktioniert die Wurmkiste? fragt Markus. Ausgesprochen genial, erwidert Jasper. Sie besteht aus einzelnen, übereinander gestapelten Kisten (Arbeitsschichten), in denen hungrige Kompostwürmer die lästigen Küchenabfälle zersetzen und sie in Wurmhumus umwandeln. Völlig geruchsfrei! Die Würmer haben zwar keine Zähne, werden jedoch von den Bakterien unterstützt, die die Abfälle für die Würmer zu einer Suppe verarbeiten. Die Suppe wird dann von den Würmern geschlürft und zum Humus veredelt.
Von den mehr als 3700 weltweit verschiedenen Würmern können nur wenige Arten für die Kompostkiste verwendet werden. Kompostwürmer sind sehr schnell geschlechtsreif, d.h. sie vermehren sich viel schneller als die anderen Arten. Wenn Ihre Kompostwürmer sich wohlfühlen, wird die Wurmpopulation sich alle drei Monate verdoppeln, versichert Jasper.
Der Rottevorgang in der Wurmkiste verläuft viel schneller als im Gartenkompost. Nach drei bis neun Monaten ist der Kompost fertig. Es entsteht ein bio-organischer Dünger, ein Material voller Mineralien, Mineralstoffe und Mikroorganismen, das mehrere Male den Magen der Kompostwürmer durchlaufen hat und sich daher in seiner Struktur und Zusammensetzung wesentlich vom gewöhnlichen Gartenkompost unterscheidet. Im Magen der Würmer geschieht etwas Besonderes: Durch die Vermischung mit Verdauungsbakterien entstehen Verbindungen aus Tonmineralien und Huminstoffen. Es entstehen die Ton-Humus-Komplexe, die in der Lage sind, Pflanzennährstoffe zu binden und zwar in einer Form, dass sie pflanzenverfügbar bleiben, jedoch nicht ausgewaschen werden. Durch die stabilisierten Nährstoffe (besonders Stickstoff) “verbrennt” Wurmhumus die Pflanzen nicht, was mit unreifem Kompost hingegen passieren kann. Wurmhumus stabilisiert auch den pH-Wert des Bodens. Bei Wurmhumus gilt: Weniger ist mehr. Als allgemeine Regel können Sie Ihre Erde mit 10 bis 20% Wurmhumus anreichern.
Mit seinen antibakteriell wirkenden Stoffen kann Wurmhumus als eine Art “Baum-Pflaster” genutzt werden. Feuchten Sie Wurmhumus an, streichen Sie ihn als 25 mm dicke Schicht auf die Wunde an Ihrem Baum und fixieren Sie die Masse mit einer Mullbinde. Nach einigen Monaten kann das Humus-Pflaster entfernt werden.
“Geerntet” wird immer aus der untersten Kiste, dort finden Sie nach 3 – 9 Monate nur noch Wurmexkremente. Und die Würmer? Sie sind schon weg, auf der Suche nach neuen frischen Bioabfällen sind sie selbständig und selbstverständlich nach oben gekrochen. Leeren Sie die Kiste, stellen Sie sie oben drauf und füllen Sie sie mit neuen Abfällen. So einfach geht das!
Bioabfälle bestehen zum grossen Teil aus Wasser. In der untersten Etage wird das Sickerwasser gesammelt; dort befindet sich ein Wasserhahn, an dem der sogenannte Wurmtee abgelassen werden kann. Das Wasser hat sich auf dem Weg nach unten mit Mineralien angereichert und zum hochwertigen Flüssigdünger verwandelt. Wurmtee soll zum Giessen mit Wasser im Verhältnis 1 : 10 vermischt werden.
Verdünnter Flüssigdünger kann auch gegen Mehltau und Grauschimmel helfen. Verquirlen Sie die Flüssigkeit, damit viel Sauerstoff untergemischt wird, spritzen Sie sie auf die betroffenen Blätter, wiederholen Sie den Vorgang einmal wöchentlich. Für solch eine Kur werden Ihnen vor allem Erdbeeren, Tomaten, Kürbisse und Wein dankbar sein.
Die Wurmkiste kann sowohl in der Wohnung als auch Draussen stehen. Besonders toll sind die Wurmkisten für Balkon- oder Stadtgärtner geeignet.
Kompostwürmer sind sehr pflegeleicht. Wichtig ist nur, dass es in der Wurmkiste dunkel und feucht ist und das Substrat nicht zu sauer wird. Idealtemperatur wäre 15 – 25 Grad, idealer Feuchtigkeitsgrad – 75%. Regelmässige Zugabe von Kalk und Mineral-Mix soll nicht vergessen werden. Auch die Würmer brauchen bestimmte Mineralien. In der Natur suchen sie sich diese selber, in der Wurmkiste müssen wir Menschen nachhelfen. Es wird empfohlen, eine halbe Handvoll Mineralmix pro Woche zuzufüttern. Durch den Rottevorgang wird das Substrat sauer, weshalb regelmässig Kalk zugegeben werden muss. Kalk ist auch deshalb notwendig, weil die Würmer und Bakterien ihn als Nährstoff benötigen.
Vergessen Sie nicht, das kleine Hähnchen an der untersten Kiste ab und zu zu betätigen, ernten Sie den Wurmtee am besten alle paar Tage. Dadurch vermeiden Sie Gerüche und das Ertrinken Ihrer Würmer. Und noch etwas - die zarten Wesen mögen keine “Erdbeben”.
Kann ich verreisen? Was wird mit meinen Würmern passieren?, macht Markus sich Sorgen.
Kein Problem, lächelt Jasper beruhigend. Mit Würmern als Haustiere kann man bis zu acht Wochen verreisen. Vorher soll nur viel Abfall dagelassen werden, der Hahn aufgedreht werden (selbstverständlich mit dem Behälter darunter) und bitte bitte im Winter die Heizung nicht ausstellen.
Ah, ja, noch etwas: Nehmen Sie einen ca. 3 fingerbreiten Stapel Tageszeitungen, lassen Sie die Zeitungen über Nacht mit Wasser vollsaugen und legen Sie den Stapel so in die oberste Schicht Ihrer Wurmfarm, dass höchsten die Hälfte des Substrates bedeckt ist. Ja, vielleicht wird das bald der einzige Verwendungszweck für Zeitungen sein;-)
Quelle: Kompost aus der Kiste: Wurmkisten für den Hausgebrauch selbst bauen Taschenbuch - 22. August 2013
Schauen Sie sich die Videos an und veredeln Sie Ihre Küchenabfälle zu wertvoller Pflanzennahrung:
Interview mit Jasper Rimpau von Wurmwelten.de. Vorwort
Wie funktioniert die Wurmkiste? Teil 1
Die Würmer aus der Wurmfarm. Teil 2
Wo muss die Wurmkiste stehen? Teil 3
Was gehört zur Wurmkiste? Teil 4
Warum ist der Wurmhumus so gut? Teil 5
Der Wurmhumus voller wertvoller Mineralien und Mikroorganismen. Teil 6
Wie lange brauchen die Würmer, bis der Wurmhumus fertig ist? Teil 7
Urlaub: Wohin mit der Wurmkiste? Teil 8
Wie vermehren sich die Kompostwürmer? Teil 9
Danke :-)