
Viele der im Handel angebotenen Nisthilfen für Nützlinge sind nutzlos, da sie nicht deren Ansprüche erfüllen, sondern nur Dekorationszwecken dienen. Demzufolge sollte man ein Insektenhotel selber bauen, da es so artgerecht nach den Wünschen der kleinen Tierchen gestaltet werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Insektenhotel?
- Welche Vorteile bringt es?
- Für welche Insekten eignet es sich?
- Kann ich ein Insektenhotel selber bauen?
- Oder lieber kaufen?
- Bauen mit Kindern
- Materialien zum Füllen des Insektenhotels
- Weitere Materialien
- Insektenhotel selber bauen – Anleitung
- Insektenhotel selber bauen mit einem Bausatz?
- Der richtige Standort für das Insektenhäuschen
- Häufige Fehler, Tipps & Tricks beim Basteln
- So pflege ich das Insektenhotel richtig
Was ist ein Insektenhotel?
Es wäre simpel, zu sagen, dass ein Insektenhotel eine Behausung für Insekten ist – aber genau das trifft es. Es handelt sich dabei um einen Unterschlupf für Insekten, in dem sie überwintern und nisten können. Das Besondere daran ist die Tatsache, dass dieses Häuschen von Menschenhand erschaffen wird und nicht etwa von den Nützlingen selbst. Die Nutzung ist artenabhängig unterschiedlich: manche Insekten sind Dauergäste; das bedeutet, sie leben das ganze Jahr in dem Hotel und ziehen dort ihre Nachkommen in allen Stadien groß. Andere wiederum nisten nur kurz und verschwinden dann wieder, während wieder andere Insekten den Winter dort verbringen.
Diese Behausungen sind in verschiedene Etagen mit einzelnen „Zimmern“ unterteilt. In jedem dieser Räume befinden sich unterschiedliche Materialien, in denen wiederum unterschiedliche Insekten wohnen können. Da die Insektenhotels zudem ein Dach besitzen, erinnern sie optisch tatsächlich an ein Gebäude. Sie werden entweder aufgestellt oder aufgehängt.
Welche Vorteile bringt es?

Man kann es sich kaum vorstellen angesichts der fliegenden und krabbelnden Insekten, die anscheinend überall im Freien zu finden sind, jedoch haben sie häufig Probleme, ein geeignetes Quartier zu finden. Ursächlich hierfür sind die immer stärker werdenden Eingriffe seitens der Menschen in die Natur. Infolgedessen wird den Insekten immer mehr Lebensraum genommen. Dieses Problem ist nicht neu, sondern bereits seit den 1990-er Jahren bekannt. Etwa zu diesem Zeitpunkt begannen Naturschützer und Hobbygärtner, Insektenhotels aufzustellen, um den kleinen Lebewesen einen Unterschlupf zu bieten. In diesem können sie nicht nur ungestört nisten, sondern gegebenenfalls auch überwintern.
Für welche Insekten eignet es sich?
Gewünscht wird, dass sich so viele Nützlinge wie möglich in den Insektenhotels einnisten. In der Praxis zeigt es sich jedoch, dass es überwiegend Wildbienen sind, die sich über eine Behausung freuen. Neben diesen kommen besonders gerne:
- Blumenwanzen
- Florfliegen
- Glühwürmchen
- Marienkäfer
- Ohrenkneifer
- Raubkäfer
- Schlupfwespen
- Schmetterlinge
Um Missverständnisse auszuräumen: sämtliche oben erwähnten Insekten sind Nützlinge. Sie haben einen hohen Anteil an der Bestäubung von Obstbäumen und sind zudem sehr gute biologische Schädlingsvernichter. Sowohl sie als auch ihre Larven ernähren sich überwiegend von saugenden Schädlingen wie Blattläusen. Nicht zu vergessen, stellen die Insekten zudem eine beliebte Nahrungsquelle für Gartenvögel dar.
Kann ich ein Insektenhotel selber bauen?
Sehr gut lässt sich ein Insektenhotel selber bauen. Und nicht nur das – es macht sogar Spaß. Zudem kann man es nach eigenen Wünschen und Vorstellungen gestalten.
Oder lieber kaufen?

Im Fachhandel, in Baumärkten, im Internet sowie in vielen anderen Läden sind fertige Insektenhotels erhältlich. Es wäre unpassend, sie allesamt zu verurteilen; auch unter ihnen gibt es durchaus welche, die nicht nur qualitativ hochwertig sind, sondern auch die Ansprüche der Nützlinge erfüllen. Leider kann man dies von vielen dieser Angebote nicht behaupten. Sie sind häufig zwar sehr schön anzusehen, jedoch denkbar ungeeignet für Insekten. Sei es, weil die Materialien minderwertig sind, die Zwischenräume der Gitter zu eng sind oder die ganze Konstruktion einfach nicht artgerecht ist. Im schlimmsten Falle sind die Füllungen der Insektenhotels gratig und besitzen spitze Enden, so dass fliegende Insekten aus Angst vor Verletzungen niemals freiwillig in eine derartige Behausung gehen würden. So passiert zwangsläufig das, was nicht passieren sollte: die Nützlinge bleiben weg, das Hotel ist verwaist.
Lubera-Tipp: Wenn ein Insektenhotel gekauft werden soll, macht es Sinn, sich diesbezüglich beim örtlichen Naturschutzverein zu informieren!
Bauen mit Kindern
Für Kinder ist es oft ein großes Vergnügen, ein Insektenhotel selbst zu bauen. So kommen sie zum einen der Natur etwas näher, zum anderen sind sie hinterher mächtig stolz auf das Erschaffene. Noch stolzer werden sie sein, wenn die ersten Bewohner in ihr neues Domizil einziehen. Nicht umsonst werden bereits in einigen Grundschulen diesbezügliche Projekte angeboten.
Materialien zum Füllen des Insektenhotels

Nun ist es alleine mit einem schicken Häuschen nicht getan. Die Zimmer müssen gefüllt werden, damit die Nützlinge auch einziehen werden. Als Füllmaterial eignen sich besonders:
- Bambusröhrchen
- Baumscheiben mit Löchern
- Durchlöcherte Lehmziegel, gerne mit Ästen und Zweigen versehen
- Hartholz
- Hohle Pflanzenstängel, speziell Holunder
- Holzwolle
- Schilfhalme
- Steine
- Tannenzapfen
Grundsätzlich dürfen die Materialien nicht behandelt, lasiert, gefärbt oder ähnliches sein; es werden ausschließlich natürliche Werkstoffe verwendet.
Da Holunderstängel von Natur aus nicht hohl sind, muss hier ein wenig nachgeholfen werden:
- Im Spätherbst Stängel des Holunders abschneiden
- Blätter und Seitentriebe entfernen
- Stängel in etwa 15-20 cm lange Abschnitte zerschneiden
- Trocknen lassen
Nach etwa die Monaten ist das in den Stängeln befindliche Mark getrocknet. Nun werden die Abschnitte mit einem Holzbohrer ausgebohrt, so dass schlussendlich schöne hohle Röhren übrigbleiben. Diese eignen sich besonders als Unterschlupf für Wildbienen.
Lubera-Tipp: Auch Pappröhrchen sowie Eierkartons können verwendet werden.
Weitere Materialien
Nun ist es zwar sehr wichtig, das „Mobiliar“ für das Insektenhotel zu haben, jedoch ist dieses ziemlich nutzlos ohne ein würdiges Gebäude. Wer ein Insektenhotel selber bauen möchte, benötigt noch einiges mehr:
- 4 Leisten in gewünschter Länge und Breite als Wände für das Häuschen
- 1 etwas breitere Leiste als Dach
- 1 Brett als Rückwand
- Kürzere Leisten als Innenwände
- Kaninchendraht
- Schrauben
- Nägel
- Aufhängung (falls gewünscht)
Des Weiteren sollten folgende Werkzeuge zur Verfügung stehen:
- Akkuschrauber
- Hammer
- Säge
- Schleifpapier
- Ungiftiger Bastelkleber
Lubera-Tipp: Eine alte Holzschublade, eine Gemüsekiste oder ein CD-Regal sind perfekt als Insektenhotel geeignet!
Insektenhotel selber bauen – Anleitung
Zunächst werden die Außenwände aneinandergeschraubt, danach die Rückwand angenagelt. Bei Schubladen oder ähnlichen kastenförmigen Rahmen entfällt dies. Im Anschluss wird das Dach an der oberen Leiste befestigt; auch hierbei ist es ratsam, Schrauben zu verwenden (Vorsicht, dass deren Köpfen nicht aus dem Holz herausschauen – Verletzungsgefahr für die Insekten!). Die Aufhängung wird so angebracht, dass das Häuschen sicher und stabil hängen kann; falls es stehen soll, entfällt dieser Punkt.
Nun werden die kürzeren Leisten so in die Konstruktion gelegt, dass sich einzelne Kammern ergeben; gegebenenfalls müssen sie auf die gewünschte Länge zurechtgesägt werden. Wichtig dabei ist, dass keine gratigen Enden entstehen. Falls ja, müssen diese mit dem Schleifpapier begradigt werden.
Sind die Kammern festgelegt, kommt der schönste Teil des Bauens: das Befüllen. Hierbei werden in jede Kammer nur jeweils eine Sorte Füllmaterial gegeben, da sich ja nur eine Sorte Insekten dort aufhalten soll. Gelegentlich kann es notwendig sein, einzelne Halme mit dem Bastelkleber zusammenzukleben. Jetzt muss nur noch der Kaninchendraht über die vordere Front gespannt und mithilfe von Nägeln befestigt werden.
Lubera-Tipp: Der eigenen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt; man kann auch ein dreieckiges, rundes oder treppenförmiges Insektenhotel selber bauen.
Insektenhotel selber bauen mit einem Bausatz?

Es gibt im Fachhandel bereits fertige Bausätze, mit deren Hilfe man sein Insektenhäuschen bauen kann. Grundsätzlich sind diese nicht schlecht: man bekommt alles, was notwendig ist, und braucht die einzelnen Komponente nur noch zusammenzubauen. Doch auch hierbei gilt: nicht alles, was käuflich zu erwerben ist, ist auch tatsächlich geeignet. Es empfiehlt sich, genau hinzuschauen, ob die Materialien den Wünschen der Nützlinge entsprechen. Falls nicht: Finger weg und selber muckeln. Ist ja auch billiger…
Der richtige Standort für das Insektenhäuschen
Da Insekten Sonne und Wärme lieben, muss der Standort grundsätzlich sonnig sein. Des Weiteren muss das neue Domizil wind- und regengeschützt platziert werden. Ideal ist es, wenn bei Nützlingen beliebte Pflanzen in der Nähe stehen – das erleichtert den Einzug…
Das Insektenhotel kann sowohl stehend als auch hängend platziert werden. Soll es stehen, so darf dies nicht auf der Erde geschehen: mindestens in einem Meter Höhe muss solch ein Unterschlupf angebracht werden. Hierfür eignen sich stabile Ständer, auf die das Gebäude angeschraubt wird, oder Holzklötze.
Wenn das Hotel jedoch hängen soll, so darf es keinesfalls schwanken. Dies bedeutet, dass es an eine Hauswand gehängt werden sollte.
Häufige Fehler, Tipps & Tricks beim Basteln
Röhrchen müssen innen hohl sein! Häufig wird empfohlen, Heu oder Stroh in das Insektenhotel zu geben. Wäre dies ein Motel, so wäre es sinnvoll – anderenfalls nicht, da derartige Materialien in freier Natur genügend vorhanden sind und nicht für längeres Verweilen genutzt werden.
- Wie auch bei Menschen, gibt es auch unter Insekten Nachbarn, die sich nicht verstehen: Ohrenkneifer sollten niemals in der Nähe von Bienen oder Hummeln untergebracht werden, da die fliegenden Nützlinge die Brut der Kneifer aufessen. Auch sollten Hummeln und Bienen nicht nebeneinander wohnen, da dies zu Aggressionen führt.
- Wer Gitterziegelsteine besitzt, kann diese sehr gut als Unterschlupf für Wildbienen verwenden. Hierfür werden sie zunächst mit einer Raspel entgratet, um Verletzungen zu vermeiden. Im Anschluss daran wird ein fester Lehm angerührt, welcher zunächst auf den Ziegel gestrichen und danach in die Löcher gedrückt wird. Wer möchte, kann einige Löcher nicht verschließen, sondern in diese Stückchen von Bambusrohr stecken. Alle anderen Löcher werden mit Gegenständen, die einen Durchmesser von 3-6 mm haben, eingepiekst. Geeignet sind beispielsweise Stricknadeln oder dicke Nägel. Wichtig ist, dass sie hinten wieder herauskommen; diese auf der Rückseite entstandenen Löcher werden hinterher mit Lehm verstrichen und somit geschlossen. Der Ziegelstein muss aufgrund seines Gewichtes ganz unten im Hotel platziert werden.
So pflege ich das Insektenhotel richtig
Wenn ein Insektenhotel vorhanden ist, kann es mit einem Wohnhaus für Menschen verglichen werden: regelmäßige Pflege und Wartung ist unabdingbar. Zwar übernehmen die Bewohner einen Großteil der anstehenden Arbeiten selbst, jedoch gibt es einige Tätigkeiten, die ausschließlich von Menschenhand ausgeführt werden können:
- Beschädigte sowie verwitterte Halme ersetzen
- Durchbohrte Holzstücke nach einigen Jahren austauschen, um Pilzbefall zu vermeiden
- Herausgefallene Halme und Röhren ersetzen
- Spinnenweben entfernen
Auch sollte man nektarreiche Pflanzen in der unmittelbaren Umgebung des Insektenhäuschens kultivieren. Diese dienen nicht nur dem Anlocken der Nützlinge, sondern auch als Nahrung.
Lubera-Tipp: Keinesfalls das Insektenhotel reinigen, weder von innen noch von außen!
Symbolgraphiken: © oranguta007 – stock.adobe.com (1 + 5) ; fottoo – stock.adobe.com; imfotograf – stock.adiobe.com; irottlaender – stock.adobe.com; ramund55 – stock.adobe.com
Feigenstamm für Insektenhotel geeignet?
Freundliche Grüsse
Ihr Lubera Team