Du freust dich auf reife, saftige Tomaten – und dann tauchen plötzlich eingesunkene, ledrige, schwarz-braune Stellen unten an den Früchten auf: das ist Blütenendfäule. Auslöser sind weder Pilze noch eine bakterielle Krankheit, sondern eine Mangelerscheinung: der Tomate fehlt es an Kalzium. Oft ist im Boden oder Substrat genug Kalzium vorhanden, doch die Pflanze kann es nicht in ausreichender Menge bis in die Früchte transportieren. Ungleichmäßige Wasserversorgung, extreme Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit oder ein unausgewogenes Nährstoffverhältnis blockieren den Nährstofffluss. Besonders anfällig sind große, fleischige und längliche Tomatensorten wie Ochsenherz oder San Marzano, während kleine Cocktail- und Wildtomaten selten betroffen sind. Wir verraten dir, wie du das Problem in den Griff bekommst und deine Tomatenernte rettest. Wenn du Tomaten kaufen möchtest, findest du im Lubera-Shop eine grosse Auswahl an robusten Tomatensorten.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Blütenendfäule ist keine Krankheit, sondern eine physiologische Störung, die durch Kalziummangel in der Frucht entsteht. Kalzium ist wichtig für stabile Zellwände und gesunde Zellfunktionen. Fehlt es, sterben Zellen am Blütenansatz der Tomatenfrucht ab – es entstehen eingesunkene, braun-schwarze, ledrige Stellen. Die Ursache liegt meist nicht im absoluten Mangel im Boden, sondern in Transportproblemen: Kalzium gelangt nur über den Wasserstrom in die Früchte, und diese verdunsten weniger als Blätter. Trockenstress, stark schwankende Bodenfeuchte, zu hohe Luftfeuchtigkeit oder ein Ungleichgewicht bei Nährstoffen (zu viel Kalium, Magnesium oder Stickstoff) können die Versorgung behindern. Besonders gefährdet sind Sorten mit großen oder länglichen Früchten, während kleine kaum betroffen sind. Vorbeugend helfen gleichmäßige Bewässerung, kalziumgerechte Düngung, regelmäßiges Lüften im Gewächshaus und die Wahl robuster Sorten. Bei Befall sollten betroffene Früchte entfernt, Seitentriebe ausgegeizt und die Kalziumversorgung durch Blattdünger verbessert werden. Mit der richtigen Pflege setzen betroffene Pflanzen bis Saisonende wieder gesunde Früchte an. Auch befallene Früchte sind essbar, solange betroffene Stellen großzügig entfernt werden.
Praxis-Tipps: Die drei wichtigsten Maßnahmen gegen Blütenendfäule
Gleichmäßige Wasserversorgung – Trockenstress vermeiden.
Ausgewogene Düngung – zu viel Kalium, Magnesium oder Stickstoff vermeiden.
Robuste Sorten wählen – kleinfrüchtige Sorten sind weniger anfällig.
Ursache der Blütenendfäule: Kalziummangel
Blütenendfäule ist eine physiologische Störung, die auf Probleme bei der Kalziumversorgung der Frucht zurückzuführen ist. Kalzium ist ein Mineralstoff, der überall in der Pflanze wichtige Funktionen übernimmt. Es stabilisiert die Zellwände und die Membranen. Bei Kalziummangel lösen sich die Zellen voneinander. Ihr Zellstoffwechsel und die Zellteilung sind gestört und letztlich sterben die Zellen. Der Zellsaft tritt aus und dringt in die sonst luftgefüllten Zellzwischenräume. Die Blütenendfäule kann junge Früchte betreffen oder auch solche, die schon fast reif sind. Sie beginnt in der Regel am ehemaligen Blütenansatz. Zuerst wirkt der Fleck wässrig und leicht durchsichtig, später trocknet er ein, verfärbt sich braun bis schwarz und fühlt sich ledrig an. Oft sind nur einzelne Früchte einer Rispe betroffen, während die Pflanze insgesamt gesund erscheint. Besonders häufig tritt das Problem an großen oder länglichen Tomatensorten wie 'Ochsenherz' oder 'San Marzano' auf. Blütenendfäule tritt aber nicht nur bei Tomaten auf. Sie verursacht auch Probleme bei Paprika und Chili, Zucchini, Kürbis, Auberginen und gelegentlich bei Melonen.
Bild: Die Blütenendfäule kann Früchte in allen Reifestadien betreffen.
Wie kommt es zum Kalziummangel in den Früchten
Die Verteilung von Kalzium erfolgt in der Pflanze ausschließlich in den wasserführenden Leitgefäßen – im Xylem. Kalzium wird von den Wurzeln aufgenommen und mit dem Wasserstrom, der durch Wurzeldruck und Transpirationssog entsteht, passiv in die Stängel, Blätter, Blüten und Früchte transportiert. Je größer die Verdunstung an der Pflanzenoberfläche ist, desto mehr Wasser fließt dorthin und mit ihm das benötigte Kalzium. Blätter geben durch ihre Spaltöffnungen sehr viel mehr Wasser ab als Früchte durch ihre Haut. Darum ist in Früchten der Kalziumgehalt immer deutlich geringer als in Blättern. In trockenen Tomatenblättern liegen die Kalziumgehalte bei etwa 0,7 bis 1,1 %. In gesunden Früchten sind es gerade einmal 0,01 bis 0,04 %. Grundsätzlich hängt die Versorgung mit Kalzium vom Nährstoffangebot im Substrat ab. Regelmäßiges Düngen ist also schon mal die Hauptvoraussetzung für gesunde Tomaten. Aber auch das Verhältnis der angebotenen Nährstoffe zueinander und die Wasserversorgung spielen eine entscheidende Rolle.
Verteilungsprobleme
Kalzium kann nicht aus den Blättern in die Früchte umgeleitet werden. Eine Speicherung ist also nicht möglich. Während die Frucht wächst, muss sie ununterbrochen ausreichend versorgt werden. Darum ist es wichtig, dass der Boden oder eine Nährlösung ständig genug Kalzium für die gesunde Entwicklung der Früchte nachliefern. Außer dem Fehlen von Kalzium im Boden können auch ein Nährstoffungleichgewicht oder ein gestörter Transport die Ursache für die Blütenendfäule sein. Wenn der Boden zu trocken ist oder die Luftfeuchtigkeit so hoch ist, dass die Pflanze kein Wasser verdunsten kann, funktioniert der Wasserstrom nur eingeschränkt. Das Kalzium kommt nicht schnell genug an, wo die wachsenden Tomatenfrüchte es benötigen. Zusätzlich kann die Aufnahme von Kalzium gestört sein, wenn zu viel mit Kalium und Magnesium gedüngt wird. Diese beiden Ionen konkurrieren an den Aufnahmestellen in der Wurzel mit dem Kalzium. Sie drängeln sich quasi vor. Eine übermäßige Stickstoffdüngung beschleunigt das Wachstum der Früchte und erfordert einen schnelleren Zustrom von Nährstoffen, bei einem Mangel treten schneller Symptome auf.
Blütenendfäule vorbeugen
Trockenstress oder stark schwankende Bodenfeuchte zählen zu den häufigsten Auslösern von Blütenendfäule bei Tomaten. Eine gleichmäßige Wasserversorgung ist wichtig, damit Kalzium problemlos transportiert werden kann.
Um ein Nährstoffungleichgewicht zu vermeiden, solltest du einen ausgewogenen Dünger wie z.B. einen speziellen Tomatendünger verwenden. Er enthält das richtige Verhältnis von Stickstoff, Kalium und Magnesium zu Kalzium. Dadurch wird Konkurrenz bei der Aufnahme verhindert und ein gleichmäßiges Wachstum ermöglicht. Zu hohe Stickstoffgaben können bei anfälligen Sorten zu Blütenendfäule führen. Auch unser Dünger Frutilizer® Instant Bloom Kübelpflanzendünger ist für Tomaten geeignet und versorgt die Pflanzen mit allen wichtigen Nährstoffen und beugt so dem Auftreten der Blütenendfäule vor.
Eine dauerhaft hohe Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus erschwert den Transport von Kalzium, weil die Pflanze weniger transpirieren kann. Lüfte regelmäßig, damit die Feuchtigkeit abziehen kann.
Wähle nach Möglichkeit weniger anfällige Sorten. Die kleinfrüchtigen Cherry- und Cocktailtomaten bekommen in der Regel keine Blütenendfäule und auch die sogenannten Beefsteak-Tomaten sind selten betroffen. Sehr robust sind Wildtomaten wie 'Rote Murmel' oder 'Golden Currant', die nie von Blütenendfäule betroffen sind. Besonders anfällig sind alte, große Fleischtomatensorten und San-Marzano-Flaschentomaten.
Bild: Wildtomaten sind weniger anfällig für Blütenendfäule.
Sofortmaßnahmen bei Blütenendfäule
Aber was tun, wenn die reifen Früchte plötzlich Symptome zeigen? Zunächst einmal: Die betroffenen Früchte sind essbar. Die braunen Stellen sind abgestorbenes Gewebe und nahe der Spitze sind die Früchte mehlig im Geschmack, aber es geht keine Gesundheitsgefahr von ihnen aus. Wenn du die betroffenen Stellen großzügig wegschneidest, kannst du die Früchte essen, sofern sich nicht bereits Schimmel oder Bakterien darauf angesiedelt haben.
Entferne alle betroffenen Früchte, auch die unreifen, damit die Pflanze ihre Nährstoffe in neue gesunde Tomaten investieren kann. Auch das Ausgeizen, also das Entfernen der Seitentriebe, kann helfen, weil die Pflanze ihre Nährstoffe dann stärker in die Fruchtbildung an den Haupttrieben lenkt. Kalziumhaltige Blattdünger wie Kalziumnitrat oder Algenkalk über die Blätter oder rund um die Pflanze sorgen für eine Verbesserung der Kalziumversorgung.
Bild: Durch Ausgeizen werden die Nährstoffe in die Haupttriebe und Früchte gelenkt.
Ein lösbares Problem
Blütenendfäule bei Tomaten ist ein störendes, aber lösbares Problem. Sind die Ursachen für Mangelversorgung mit Kalzium behoben, bilden die Pflanzen bis zum Ende der Saison gesunde, appetitlich aussehende Früchte.
Tabelle: Vorbeugung von Blütenendfäule
Maßnahme | Erklärung |
Gleichmäßige Wasserversorgung |
Regelmäßig gießen, Trockenstress und starke Schwankungen der Bodenfeuchte vermeiden |
Kalziumhältige Düngung |
Speziellen Tomatendünger oder kalziumhaltige Blattdünger nutzen, Nährstoffbalance wahren |
Nährstoffkonkurrenz vermeiden |
Nicht zu viel Kalium oder Magnesium – diese blocken die Aufnahme von Kalzium |
Luftfeuchtigkeit regulieren |
Im Gewächshaus regelmäßig lüften, damit die Pflanze Wasser verdunsten kann. |
Robuste Sorten wählen | Cocktail- und Wildtomaten sind weniger anfällig |
Tabelle: Sofortmaßnahmen bei Blütenendfäule
Maßnahme | Erklärung |
Befallene Früchte entfernen | Auch unreife befallene Früchte entfernen, damit die Pflanze die Kraft in die gesunden Früchte steckt. |
Kalzium-Blattdüngung | Calcium-Nitrat oder Algenkalk auf die Blätter oder um die Pflanze. |
Seitentriebe ausgeizen | Fördert die Nährstofflenkung in die Haupttriebe und Früchte. |