Johannisbeertomaten sind die wilden oder halbwilden Vorfahren unserer heutigen Kulturtomaten, nur dass sie viel weniger Aufwand als diese brauchen und auch in unserem Klima ohne besondere Ansprüche an Boden, Pflege und Witterungsschutz angebaut werden können. Darin sind sie vielleicht ihren Namenspaten, den Johannisbeeren wirklich ähnlich, die ja ebenso geduldig und unbesiegbar auch unter suboptimalen Umständen jedes Jahr ihre Beerentrauben abliefern. Wenn Sie Johannisbeertomaten kaufen möchten, bietet der Lubera Gartenshop eine grosse Auswahl dafür.
Inhaltsverzeichnis
- Was genau sind Johannisbeertomaten?
- Die Vorteile der Johannisbeertomaten
- Johannisbeertomaten pflanzen - die wichtigsten Tipps
- Und so einfach gelingt die Kultur:
- Johannisbeertomaten im Topf - geht denn das?
- Johannisbeertomaten als Ampelbepflanzung
- Ausgeizen - ist das bei Johannisbeertomaten notwendig?
- Gelbe Blätter bei Johannisbeertomaten - ein Problem?
- Johannisbeertomaten oder Wildtomaten - die besten Sorten
- Johannisbeertomate oder Wildtomate 'Rote Murmel' (Solanum pimpinellifolium)
- Johannisbeertomate oder Wildtomate 'Golden Currant' (Solanum pimpinellifolium)
- Johanissbeertomate 'Peruanische Wildtomate' (Solanum Peruvianum)
- Johannisbeertomaten: Die spannende Geschichte der 'Humboldt-Tomate' (Synonym Solanum Humbildtii oder Lycopersicon Humboldtii)
- Wildtomate 'Humboldt-Tomate' mit der sortentypischen Farbe
- Fazit: Johannisbeertomaten sind gut und einfach und schön
Was genau sind Johannisbeertomaten?
Zunächst erstaunt natürlich der Name. Tomaten wie Johannisbeeren? Gibt es wirklich so saure Tomaten? Aber bei der Namensanalogie wurde wohl an andere Eigenschaften der Johannisbeeren gedacht: Sowohl die Beeren der Johannisbeeren als auch die Beeren der Tomaten (die ja auch Beerenfrüchte sind) sind klein, kleiner als andere Beeren und kleiner als andere Tomaten. Und darüber hinaus hängen auch die Johannisbeertomaten an kleinen Trauben mit 6-12 Beeren.
Bild: Von links nach rechts: Peruanische Wildtomate, Wildtomate 'Rote Murmel', Wildtomate 'Golden Currant', Humboldt-Tomate (Solanum Lycopersicon Humboldtii)
Im engeren Sinne versteht man unter Johannisbeertomaten die Solanum pimpinellifolium (Synonym Lycopersicon pimpinellifolium), die aus dem Norden Perus und aus dem Süden Chiles stammen. Der lateinische Name wiederum (S. pimpinellifolium ) bezieht sich auf die in Europa einheimische Staude, die Bibernelle oder Grosse Bibernelle (lateinische Pimpinella), die ähnlich gefiederte Blätter mit stark gezähnten Einzelblättern aufweist wie die fremdländischen Tomaten.
Bild: Johannisbeertomate 'Rote Murmel' und 'Golden Currant' mit Blatt
Am Ende ist es wie immer in der wissenschaftlichen Botanik und im praktischen gärtnerischen Leben: Man benennt das Fremde (die Tomate) nach dem, was man einheimisch schon kennt, nach der Johannisbeere mit den Beerentrauben und nach der Staude mit den ähnlichen Blättern...
Im weiteren Sinne aber subsummiert man unter Johannisbeertomaten die meisten Wildtomatenarten, wie auch die Peruanische Wildtomate (Solanum peruvianum) und die Humboldt-Tomate (Solanum Humboldtii).
Die Vorteile der Johannisbeertomaten
Die Wildtomaten oder Johannisbeertomaten sind ursprüngliche Tomaten, die sich von Ihren Naturstandorten viele Resistenzeigenschaften bewahrt haben, die auch in der Züchtung immer wieder benutzt werden, um Resistenzen vor allem gegen die Krautfäule (Phytophthora) und andere Krankheiten in die Kulturformen einzuzüchten. Sie eigenen sich deshalb besonders gut für den ungeschützten Freilandanbau und weisen folgende Vorteile auf:
- Resistenzen gegen die wichtigsten Tomatenkrankheiten
- Toleranz bei Trockenheit und Nässe
- Starkes, immer wieder verzweigendes Wachstum
Die Johannisbeertomaten wachsen allen Krankheiten und Problemen davon, bilden immer wieder neue Triebe und Blüten und werden in unserem Klima erst durch die eintretenden Herbstfröste im Fruchten und im Wachstum gestoppt.
Johannisbeertomaten pflanzen - die wichtigsten Tipps
Johannisbeertomaten sind die richtige Wahl, wenn sie äusserst schmackhafte Tomaten informell im Garten oder im Staudenbeet, in Pflanzlücken, an Zäune und Ähnliches pflanzen möchten. Sie wachsen, blühen und fruchten ohne besondere gärtnerische Anstrengungen. Und einige Wochen oder gar Monate nach der Pflanzung ist man überrascht, was für ein Volumen die wilden Johannisbeertomaten schon angenommen haben und wie viele schmackhafte Früchte daran zu reifen beginnen - sogar, wenn man sie in der Zwischenzeit vernachlässigt oder schlichtweg vergessen hat. Kurz zusammengefasst: Johannisbeertomaten sind die richtigen Tomaten für intelligente faule Gärtner ;-)
Video: Wildtomaten im Garten - einfacher gehts nicht!
Und so einfach gelingt die Kultur:
- Pflanzen, wo es Platz hat und volle Sonneneinstrahlung gewährleistet ist. Jungpflanzen ins Pflanzbeet oder auch in eine Lücke in einem bestehenden Beet pflanzen. Machen sie sich nicht zu viele Gedanken über den besten Standort: Die Johannisbeertomaten sind Wildtomaten und finden sich schon selber zurecht. Sie halten sowohl eher trockene als auch feuchtere Standorte aus, wenn nicht gerade Dauerüberflutung oder Wüstentrockenheit herrscht.
- Tief pflanzen, der Topfballen darf gut und gerne 5-10cm mit Gartenerde überdeckt sein. Die Pflanze kann so besser und stärker einwurzeln und damit das spätere Wachstum befeuern.
- Wasser Selfservice: Nach dem Pflanzen bitte angiessen und die ersten 10 Tage etwas nachgiessen, nachher holen sich die Wildtomaten Ihr Wasser und Ihre Nahrung selber.
- Genügsam und robust: Ausgepflanzt im Garen braucht es in der Regel keine zusätzliche Düngung, allenfalls bei zögerndem Wachstum ein bis zweimal mit gedüngten Giesswasser düngen (1 Löffel Frutilizer Instant Bloom in 10l Wasser auflösen) düngen.
- Düngung im Topf: 20gr Langzeitdünger Frutilizer® Saisondünger plus pro 5lt Substrat einmischen, das reicht für die ganze Saison. Im Lubera Gartenshop könne Sie den nährstoffreichen Saisondünger plus kaufen.
- Platzbedarf: Rechnen Sie mit einer Pflanze, die gut und gerne einen Platz von 1x1m ausfüllt. Wenn die Johannisbeertomate zu wenig Platz findet, schafft sie sich ihn selber und legt ihre Triebe einfach über die benachbarten Pflanzen - auch keine schlechte Lösung, jedenfalls für den Gärtner mit ziemlich wenig Arbeit verbunden.
Bild: Johannisbeertomaten wachsen einfach über benachbarte Stauden hinweg. Dank ihrer filigranen Blätter schadet das den untenliegenden Pflanzen kaum - und der intelligente, aber faule Gärtner kann aufs Aufbinden verzichten
- Gerüst kann sein, muss aber nicht: Idealerweise ein Klettergerüst, zwei Pfähle vorsehen, an denen man die langen (bis 2m erreichenden) Triebe aufbinden kann; ideal ist auch die Pflanzung an einem Zaun.
Bild: Johannisbeertomaten am Zaun
- Übrigens: Auch ganz ohne Gerüst bauen Wildtomaten oder Johannisbeertomaten einen Strauch auf, der dann zunächst dem Boden entlang wächst, aber darüber auch immer wieder neue Triebe bildet, die sich auf die unteren Triebe legen und so doch etwas Abstand zum Boden gewinnen; bei einer Kultur ohne Gerüst oder am Zaun ist es vorteilhaft (aber nicht unbedingt notwendig), dass man zunächst ein Bodenvlies auslegt (1x1m) und darin pflanzt; dies stellt sicher, dass etwas weniger Spritzwasser vom Boden auf die Pflanze kommt und macht die Pflanze noch etwas robuster und gesunder.
- Johannisbeertomatensäule: Möglich ist auch die Kultur als eine Art Säule an einem Pfahl von 250cm Länge. 0.5m in den Boden geschlagen erreicht die Johannisbeertomate leicht innerhalb von 2 Monaten die 200cm Höhe und die längeren Triebe hängen wie eine Fontäne über die Spitze hinaus, und bringen dann im späteren Herbst die letzten Früchte noch bis zum ersten Frost zur Reife.
Video: Chelsea Flower Show 2018 - Wildtomate 'Golden Currant'
- Der allerwichtigste Tipp bei Johannisbeertomaten: Wachsen lassen und ernten und geniessen.
- Warnung: Achtung, Johannisbeertomaten sind ungeeignet für allzu ordnungsliebende Gärtner, Wildtomaten halten sich nur ungern an Vorschiften und wachsen was das Zeug hält. Wenn man sie ganz einfach lässt und etwas Tomatenchaos zulässt, hat man effektiv am meisten von den Wildtomaten.
Johannisbeertomaten im Topf - geht denn das?
Johannisbeertomaten können auch problemlos im Topf oder Kübel gepflanzt werden. Auch wenn der Wasserbedarf und Düngerbedarf der wilden Johannisbeertomaten vergleichsweise gering ist, lohnt es sich, ein Gefäss von 15l und mehr zu wählen; zwei bis drei Bambusstäbe helfen, die Pflanze etwas aufzubinden.
Johannisbeertomaten als Ampelbepflanzung
Idealer ist es, wenn Sie den Topf etwas höherstellen oder auch aufhängen können; die Johannisbeertomaten bilden dann eine riesige Ampelpflanze, von der Ihnen die Paradiesfrüchte buchstäblich entgegenwachsen. Wenn Sie die Ampel mit einer Peruanischen Wildtomate bepflanzen, ist das Treibwachstum noch stärker und Sie erhalten über den Fruchtertrag hinaus bis in den Herbst hinein eine leuchtend gelb blühende Ampel, die laufend auch aromatische Minifrüchte von 0.5-1cm Grösse ausbilden. Das ist zu klein? Ja, aber dafür sind dies die würzigsten Tomaten, die Sie sich vorstellen können!
Bild: Blüten der Peruanischen Wildtomate im September
Ausgeizen - ist das bei Johannisbeertomaten notwendig?
Ausgeizen ist die grosse Sorge bei Tomatenneulingen. Muss ich diese Tomaten nun ausgeizen oder nicht? Wann und wo und in welcher Frequenz ist dies notwendig? Alle diese Fragen und Sorgen können sie bei Johannisbeertomaten einfach beiseite lassen und die Wildtomate ihr angelerntes Wuchswerk selber vollenden lassen: Sie wächst und wächst und blüht und blüht und fruchtet und fruchtet - auch (fast) ganz ohne ihr Zutun. Wenn es Ihnen dann doch einmal zu bunt und zu gross wird oder wenn Ihre Johannisbeertomate plötzlich meterlange Peitschentriebe über benachbarte gerade aktuell blühende Pflanzen legt, dann können Sie aber auch unbesorgt jederzeit zur Schere greifen und den Wildwuchs (...im wahrsten Sinne des Wortes) eindämmen. Ebenso macht es manchmal Sinn, die Mitte der Wildtomate etwas auszudünnen oder auszulichten, so dass Wind und Sonne besser Zugang zu den fruchtenden Trieben finden; auch hier können Sie nach Lust und Laune schnippernd eingreifen; es gibt es weder falsch noch richtig, die Johannisbeertomaten halten fast alles aus, sie sind das ja auch vom Naturstandort her gewohnt. Zu viel Schnitt ist aber irgendwann doch kontraproduktiv, weil die Johannisbeertomate auf zu viele Schnitteingriffe einfach mit dem einzigen Gegenmittel reagiert, das sie zur Verfügung hat: Noch mehr Wachstum!
Gelbe Blätter bei Johannisbeertomaten - ein Problem?
Ab Hochsommer, auch bei nassem Wetter im August und September, vergilben und vertrocknen manchmal die untersten Blätter der ältesten Triebe. Dies ist vor allem auch dann der Fall, wenn ohne Rankgerüst auf den Gartenboden gepflanzt und kein Vlies ausgelegt wird. Aber auch hier besteht kein Grund zur Sorge, die oberen neueren Triebe lassen sich dadurch nicht beirren, sie haben mehr Abstand zum Boden, legen sich auf die alten Triebe und wachsen und fruchten fröhlich weiter.
Johannisbeertomaten oder Wildtomaten - die besten Sorten
Auch bei den Johannisbeertomaten gibt es eine grosse Vielfalt von Sorten, die aber vielfach ziemlich nahe beieinander liegen. Nimmt man zu den Johannisbeertomaten im engeren Sinne, zu den Solanum pimpinellifolium andere Wildarten dazu, zeigen sich doch beträchtliche Unterscheide.
Video: Die Johannisbeertomate 'Rote Murmel' im Vergleich zur 'Peruanischen Wildtomate'
Als beste Sorten empfehlen wir aufgrund unserer Anbautests und Degustationen die folgenden Wildtomaten:
Johannisbeertomate oder Wildtomate 'Rote Murmel' (Solanum pimpinellifolium)
Die Einzelbeeren der Wildtomate 'Rote Murmel' weisen einen Durchmesser von ca. 1.5cm auf, sie sind dann vollreif, wenn sie dunkelrot gefärbt sind. Keine Angst, die Früchte können gerne auch etwas länger hängen, aufgrund ihres geringen Durchmessers platzen sie nicht so schnell auf. Richtig reif gepflückt vom Strauch, knacken die roten Murmeln zunächst unüberhörbar beim ersten Reinbeissen; im Gegensatz zu vielen anderen Wildtomaten ist die Haut aber nicht wirklich zu fest.
Bilder: Wildtomate 'Rote Murmel' im Kübel
Später dann zeigt sich ein würziges, intensives Tomatenaroma, unterlegt mit einer guten Süsse. Die Würze aber dominiert die Süsse. Im Abgang schiebt sich ein leichter feiner bitterer Unterton in den Vordergrund, der aber nicht negativ wirkt, sondern einen gleich zur nächsten Murmel greifen lässt. Und wieder knackt es zwischen den Zähnen, ein Vorgang, den man immer wieder weiter wiederholen möchte: Johannisbeertomaten haben Suchtpotential.
Bild: Früchte der Wildtomate 'Rote Murmel' (links) und Wildtomate 'Colden Currant'
Johannisbeertomate oder Wildtomate 'Golden Currant' (Solanum pimpinellifolium)
Als gelbe Variante der Johannisbeertomate empfehlen wir die Wildtomate 'Golden Currant', die wirklich essreif ist, wenn sie eine fast senfgelbe Farbe angenommen hat; nur dann sind die Aromen voll entwickelt. Hier ist die Haut etwas fester als bei der 'Roten Murmel', der Knackeffekt dafür umso grösser... Danach wirkt die 'Golden Currant' runder und süsser als die rote Johannisbeertomate, auch etwas weniger würzig.
Bild: Wildtomate 'Golden Currant'
Dafür zeigt sich im Abgang das tomatentypische, frische oder eher 'grüne' Tomatenaroma, das mehr ein Parfum ist als ein Aroma (weil vor allem über die Nase wahrgenommen). Es entspricht (zumindest in meiner Wahrnehmung) dem Duft, der sich beim Zerreiben von Tomatenblättern entfaltet.
Johanissbeertomate 'Peruanische Wildtomate' (Solanum Peruvianum)
Die noch kleinere und noch wildere kleine Schwester der Johannisbeertomaten, die 'Peruanische Wildtomate', ist zunächst mal enttäuschend klein, misst im Durchmesser nur 0.5 bis 1cm. Was kann man mit einer so kleinen Tomate anfangen? Die Frage beantwortet sich beim Genuss von selbst: Für mich ist die 'Peruanische Wildtomate' die würzigste Tomate überhaupt. Die Würze dominiert Zucker und Säure. Sie ist auch superfest, und zwar nicht nur die Haut betreffend, sondern als ganze Frucht. Man beisst, es knackt, und dann braucht es noch einige Malvorgänge, bis sich das Würzaroma voll entfaltet. 2-3 solche Kügelchen im Munde bieten mehr Esserlebnis als kilogrammweise Supermarkt-Tomaten!
Bilder: Blütenmeer mit Früchten bei der Peruanischen Wildtomate
Die Peruanische Wildtomate ist auch die allerschönste Pflanze aller Tomaten: Sie bildet schon 6 Wochen nach dem Pflanzen einen bis zu 1m umfassenden Busch, der sich bis in den Herbst hinein immer wieder erneuert, der noch mehr wächst und verzweigt als die Solanum pimpinellifolium, und der vor allem laufend bis zu den Frösten blüht. Die Blüten sind auch etwas grösser als bei den domestizierten Kulturtomaten und von einem Gelb, das aus sich heraus zu leuchten scheint. Kurz: Über den Fruchtgenuss hinaus ist die Peruanische Wildtomate eine hervorragende und dauerblühende Staude, die Licht in den sommerlichen und herbstlichen Garten bringt.
Video: Die Schönheit der Peruanischen Wildtomate
Noch ein kleiner, aber feiner Unterscheid: Im Gegensatz zu den kultivierten und domestizierten Tomaten zeigen die offenen Blüten der Peruanischen Wildtomate sofort den Stempel, der bei den grossfruchtigeren Tomaten die längste Zeit im Kegel der Pollenschläuche versteckt bleibt. Das gibt den Blüten, die wie mit herausgestreckter Zunge daherkommen, auch ein etwas frecheres Gepräge - und führt wohl auch zu Fremdbefruchtungen. Daraus folgt: Samen der Peruanischen Wildtomate werden entsprechend nicht so sortenecht fallen (also nicht identische Pflanzen hergeben) wie bei andere Tomatensorten... Es lohnt sich hier also, Samen zu kaufen oder noch besser gleich vorgezogene Jungpflanzen zu erwerben. Schliesslich müssen wir bei Lubera® ja auch von etwas leben ;-)
Video: Was sind Wildtomaten?
Johannisbeertomaten: Die spannende Geschichte der 'Humboldt-Tomate' (Synonym Solanum Humbildtii oder Lycopersicon Humboldtii)
Eine ganz spannende Geschichte hat die Humboldt-Tomate zu erzählen. Sie wurde im Jahr 1800 von Alexander von Humboldt, dem berühmten Universalgelehrten der Goethe-Zeit, gleich zu Beginn seiner 5-jährigen Entdeckungsreise in Südamerika in Venezuela, am Rand eines Sees gefunden - beschrieben und schnurstracks nach Hause, an den Berliner Botanischen Garten geschickt. Von da an wurde sie in Europa weiterkultiviert und erst in den 60er Jahren wurde sie am Naturstandort (natürlich wieder in Venezuela) wiederentdeckt, in der gleichen Art und Form, wie sie in den Europäischen Gärten erhalten worden war... Wie die Solanum pimpinellifolium zeigt die Humbodt-Tomate eine gute Resistenz gegen die bekanntesten Tomatenkrankheiten, vor allem die Phytophthora, im Gegensatz aber zur Solanum pimpinellifolium bildet sie Früchte in Cherrytomatengrösse aus. Reif zeigen Humboldt-Tomaten ein ganz spezielles, schwer zu beschreibendes Rot mit pinkem Hauch, eine Art Dunkelrosa, das sie von vielen anderen Tomaten unterscheidet.
Wildtomate 'Humboldt-Tomate' mit der sortentypischen Farbe
Bild: Wildtomate Humboldt-Tomate
Das Aroma dieser Wildtomate ist zwar nicht so dominant süss wie bei den besten neugezüchteten Cherrytomaten, dafür schlägt ihre Fruchtigkeit fast jede andere Tomatensorte. Man hat beim Essen jedenfalls sofort eine Beerenassoziation, ohne dass man genau zu bestimmen vermag, welche Beere denn gemeint sein könnte. Die Johannisbeere wohl nicht, die ist zu sauer; aber ich meine Himbeeraromen in den ganz reifen Früchten entdeckt zu haben: Ein Hauch von Himbeere gepaart mit einer erfrischenden Säure. Die Humboldt-Tomate hat trotz der grossen Früchte das starke und überall verzweigende Wachstum der anderen Wildtomaten. Aufgrund des Eigengewichts der Früchte ist es hier aber doch angeraten, den wilden Strauch etwas aufzubinden, weil sonst die Triebe mit den reifenden Früchten zu dicht liegen und sich gegenseitig verletzen können. Aufgebunden ist auch die Ernte leichter zu bewerkstelligen; als Gerüst ist ein Zaun oder ein grobes vertikal oder auch horizontal gespanntes Drahtgitter, in das die Tomatentriebe hineinwachsen und sich halten können, besser geeignet als ein Stab oder Pfahl. Die Diskussion, ob es sich bei der Humboldt-Tomate um eine echte Wildtomate oder schon um eine kultivierte Sorte handle, ist ziemlich müssig: Dass sie nach fast 200 Jahren Erhaltungszucht in Europa in Venezuela fast deckungleich wiederentdeckt wurde, deutet eher auf einen stabilen Wildcharakter hin. Umgekehrt könnte man auch gut argumentieren und vermuten, dass den amerikanischen Ureinwohner die patente Grösse dieser Wildfrucht sicher nicht verborgen bleiben konnte und dass sie diese Tomate entsprechend auch in Kultur nahmen und über Selektion nochmals grösser machten.....
Video: Die Wiltomate Humboldtii
Fazit: Johannisbeertomaten sind gut und einfach und schön
Braucht es nach all diesen Lobeshymnen überhaupt noch ein Schlusswort? Ich denke ja, denn noch immer werden Wildtomaten unter Wert geschlagen und finden viel zu wenig Eingang in unsere Sommergärten. Ihr erster Vorteil ist das robuste und resistente Wachstum, das die Freilandkultur ohne grossen Aufwand möglich macht. Jeder kann fast überall Johannisbeertomaten einbauen. Der zweite Vorteil ist der Geschmack, der die Grösse mehr als kompensiert! Und schliesslich erweist sich viel mehr noch als bei kultivierten Tomatensorten der Zierwert als dritter Vorteil der Johannisbeertomaten: Die Johannisbeertomaten zieren mit ihren roten und gelben Murmeln sonst wenig attraktive Zäune oder unausgefüllte Gartenzonen, und wenn man sich auch an die noch wildere Peruanische Wildtomate wagt, erhält man eine immerblühende Grossstaude, die die Aufmerksamkeit aller Gartenbesucher unweigerlich auf sich zieht. Hier kehrt sich die Reihenfolge um: Zuerst das Auge, und dann erst der Gaumen, der mehr als zufriedengestellt wird, auch wenn der Magen ob der kleinen Beeren kaum satt werden wird… Aber Alles kann man bekanntlich im Leben und im Garten nicht haben.
Erfahren Sie im Artikel von Moritz Köhle wie Sie "Tomatensamen gewinnen" können.
Regen schadet nicht?
Bei Tomaten habe ich ja immer Angst, dass Regen die Früchte zum Platzen bringt. Besteht die Gefahr hier denn nicht, wenn sie am Zaun etc rangt?
Markus Kobelt