Wer hat in den letzten Wochen nicht ängstlich seine Tomaten beobachtet? Werden sie den Regen, die Wasserspritzer und die Luftfeuchtigkeit überleben? Dazu, verdammt nochmal, wann endlich wollen die Tomaten rot werden? Und schon geben die ersten Sorten den Geist auf, vor allem wenn sie nicht in einem Gewächshaus geschützt sind. Die Blätter werden braun, Triebteile färben sich schwarz, bald sieht man nur noch Stängelskelette. Ein Vordach allein hilft in den meisten Fällen nicht genügend. Regen fällt bekanntlich nicht immer senkrecht.
Unsere Erwartungshaltung bei Lubera ist bei sommerlichem Regenwetter eine ganz andere: Wir freuen uns darauf und wir hoffen, dass die Pilzkrankheiten, die Braun- und Krautfäule bei Tomaten und Kartoffeln möglichst viel Schaden anrichten. Nur so können wir auf unseren Züchtungsfeldern die Spreu vom Weizen trennen, nur so können wir Freilandtomaten selektionieren, die auch solches Regenwetter im Freiland überleben. Die Open-Sky-Tomaten von Lubera kommen nur auf den Markt, wenn sie an unserem regenreichen Standort (1'300 mm pro Jahr) am 20. September noch ca. 70–80 % gesunde Blätter haben.
So ist es aus unserer Sicht geradezu wundervoll, was das kalte und nasse Wetter der letzten Wochen angerichtet hat: Die anfälligen Kartoffel-Klone und die zu wenig resistenten Inzuchtlinien bei den Tomaten sind deutlich gezeichnet - oder schon ganz abgestorben. Manchmal sind es winzige genetische Unterschiede (z.B. zwischen Inzuchtlinien der 6. Generation, die aber zur gleichen Sortenfamilie gehören), die ganz offensichtlich gegenüber der Phytophthora Seuche über Leben und Tod entscheiden. Eine Linie ist grün und wächst weiter, verzichtet nur auf einige der unteren Blätter, die andere Linie wird nach dem Juli kaum mehr die Lebenskurve kriegen. Für unsere Arbeit in der Resistenzzüchtung ist es geradezu unabdingbar, dass die Krankheiten zuschlagen, nur so können wir - gerade bei Eigenschaften, die auf vielen Teileigenschaften und vielen Genen beruhen – am Schluss den Unterschied sehen: Den Unterschied zwischen Pflanzenleben und Pflanzentod, den Unterschied zwischen Tomatenernte und Tomatenkauf.
Bilder: links anfällige, rechts robuste Kartoffel-Sorte nach einem Monat Regenwetter Anfang August 2025.
Gerade eben schlenderte ich durch unsere Tomaten- und Kartoffelfelder und habe mich … über die toten Pflanzen gefreut. Nein, eigentlich nicht über die Toten, sondern über die lebenden Pflanzen und die Tatsache, dass sie die Kraut- und Braunfäule so souverän überstehen.
Und das wäre vielleicht auch eine Idee für nächstes Frühjahr: Kauft und pflanzt Open-Sky-Tomaten und andere Freilandtomaten, ergänzt aber euer Sortiment auch bewusst mit einer konventionellen Sorte. Mit etwas Glück (und schlechtem Wetter) werdet ihr dann sehen, was den Unterschied ausmacht.
Bild: links anfällige, rechts robuste Tomaten, die auch enormem Befallsdruck standhalten.
Tomatenhäuser sind etwas für unterbeschäftigte DIY-Freaks. Gärtner pflanzen Tomaten unter dem freien Himmel, egal ob blau oder wolkenverhangen: Open Sky!
Leben Deine Tomaten noch