Pflanzen der Familie Urticaceae werden häufig als Unkraut verschrien und demzufolge entsorgt. Dies ist insofern schade, als dass sie voller wertvoller Inhaltsstoffe stecken. Statt sie zu vernichten, sollte man lieber die Brennnessel essen oder ihre Heilkraft nutzen. In welcher Form dies möglich ist, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeine Informationen über die Brennnessel
- Inhaltsstoffe
- Kann man Brennnessel essen?
- Roh?
- Gekochte Brennnessel essen?
- Rezepte für das gesunde Blattgemüse
- Brennnessel Heilwirkung
- Anwendungsgebiete
- Erntezeit
- Tipps zum Sammeln
- Brennnesseln konservieren
- Selber anbauen möglich?
- Tipps im Umgang mit dieser Pflanze
Allgemeine Informationen über die Brennnessel
Die Brennnessel gehört zur Familie der Urticaceae (Brennnesselgewächse) und sind mit etwa 70 Arten nahezu weltweit vertreten. Es handelt sich bei ihnen um einjährige oder ausdauern krautige Pflanzen, die artenabhängig zwischen 10 cm und 3 m hoch werden können. Die Stängel selbst können sowohl verzweigt als auch unverzweigt, aufrecht oder ausladend wachsen.
In ihren Blattachseln bilden sich Blütenstände, welche recht unscheinbar wirken, durch (Wind-)Bestäubung jedoch Samen hervorbringen können.
Wer eine Brennnessel mit bloßen Händen angefasst oder gar an ihr gezogen hat, wird vermutlich schmerzerfüllt zurückspringen. Der Grund hierfür ist in den Brenn- sowie Borstenhaaren zu finden, welche an sämtlichen grünen Pflanzenteilen zu finden sind. Bei Berührung mit der Haut hinterlassen erstere Quaddeln, welche je nach Art unterschiedlich starke Schmerzen hervorrufen können. Die Natur hat diesen Mechanismus zur Vereidigung gegen Fressfeinde eingerichtet: die mit einer Brennflüssigkeit gefüllten Haare sind mit einem kleinen Köpfchen verschlossen, welches bei leichter Berührung abbricht. Dadurch können die spitzen Härchen das Opfer stechen und die Flüssigkeit abgeben. Diese wiederum ist vergleichbar mit Ameisensäure und ebenso schmerzhaft.
Der augenscheinlich gut durchdachte Schutzmechanismus wirkt jedoch nicht bei jedem Angreifer: für die Raupen vieler Schmetterlinge stellen Brennnesseln eine beliebte Nahrungsquelle dar.
Inhaltsstoffe
Brennnesseln sind voller gesunder Inhaltsstoffe:
- Eisen
- Eiweiß
- Flavonoide
- Kalzium
- Magnesium
- Silizium
- Vitamine A, B, C und K
Diese Substanzen sind teilweiße in großen Mengen vorhanden: so enthalten Brennnesseln mehr Vitamin C als Orangen und bestehen zu etwa 30 % aus Eiweiß.
Kann man Brennnessel essen?
Sehr gut lassen sich Brennnesseln essen. Verwendet werden für gewöhnlich sowohl die Blätter als auch die Wurzeln, jedoch können auch die Stängel gegessen werden. Die grünen Pflanzenteile ähneln geschmacklich dem Spinat, sind allerdings noch ein wenig aromatischer und leicht säuerlich.
Ein echter Geheimtipp hingegen sind die Samen. Sie können sehr gut geröstet und soo als kleine Knabberei verzehrt oder zum Verfeinern von Müsli, Joghurt und Quarkspeisen verwendet werden. Zudem wird ihnen eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt: Brennnessel Samen regen die Blutzirkulation im Beckenbereich sowie in den Genitalien an. In Verbindung mit ihrem hohen Eiweißgehalt stärken sie so die Manneskraft und tragen dazu bei, Impotenz vorzubeugen. Im Übrigen auch bei Frauen…
Lubera-Tipp: Wer keine Samen im Ganzen knabbern möchte, kann sie auch im Mörser zerkleinern und in Pulverform zu sich nehmen!
Roh?
Sehr gut lassen sich rohe Brennnesseln essen beziehungsweise trinken. Dies ist insofern sogar sinnvoller als sie zu kochen, da dabei wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamin B und C verlorengehen. Vorher sollten sie möglichst gewaschen werden, um etwaige Verunreinigungen zu beseitigen.
- Salat: Kleingeschnittene Brennnesselblätter eignen sich hervorragend als Salateinlage.
- Smoothie: Brennnesselblätter zusammen mit Obst nach Wahl in einen Mixer geben und zu einem Smoothie verarbeiten.
- Entsaften: Die Stängel sowie größere Blätter lassen sich gut entsaften. Um etwas mehr Flüssigkeit zu erhalten, sollten dabei Gemüsesorten – beispielsweise Gurken – hinzugefügt werden.
Experten können tatsächlich auch rohe Brennnesselblätter direkt nach dem Abpflücken essen. Etwa ein bis zwei Handvoll täglich versorgen den Körper mit allen notwenigen Mineralstoffen und Vitaminen. Für diese Variante ist jedoch ein wenig Fingerspitzengefühl notwendig: ein Blatt vorsichtig abpflücken, danach möglichst nur an den Rändern berühren. Anschließend nach innen hin einrollen und falten. Nun muss das Blatt nur noch ein paar Mal gedrückt werden, damit die Nesselhaare vernichtet werden. Ist dies geschehen, kann das Blatt ohne Probleme gegessen werden.
Lubera-Tipp: Auch für Pesto sowie Kräuterbutter sind Brennnesselblätter geeignet.
Gekochte Brennnessel essen?
Die meisten Menschen bevorzugen es, Brennnesseln in gekochtem Zustand zu essen, da sie sich vor den Brennhaaren fürchten. Auch hierfür sollten sie zuvor abgewaschen werden.
Man kann gekochte Brennnessel essen
- wie Spinat,
- als Suppe
- in Saucen, Reis- oder Gemüsegerichten
- im Auflauf oder Omelett;
auch können sie zu Bratlingen verarbeitet werden.
Lubera-Tipp: Um den Verlust der Inhaltsstoffe in Grenzen zu halten, sollten Brennnesseln besser gedünstet als gekocht werden!
Rezepte für das gesunde Blattgemüse
Überwiegend wird die Brennnessel wie Spinat gegessen, da geschmacklich eine starke Ähnlichkeit besteht. Auch ist eine derartige Zubereitung denkbar einfach:
- 250 g Brennnesselblätter waschen und kleinschneiden
- Eine Zwiebel ebenfalls kleinschneiden
- Brennnesseln und Zwiebel in Butter andünsten
- 50 ml Sahne und 250 ml Wasser hinzufügen
- Gewürze nach Wahl zugeben
- 15 – 20 Minuten garen lassen
- Gegebenenfalls vor dem Verzehr pürieren
Hierfür gibt es eine noch einfacherer Variante:
Brennnesselblätter einfach nur 10 Minuten kochen. Der so entstandene Spinat kann in dieser Form bereits als Gemüsebeilage (würzen nicht vergessen!) verwendet werden. alternativ ist auch eine Weiterverarbeitung möglich. Das Kochwasser sollte keinesfalls entsorgt werden: es eignet sich wunderbar als Basis für Suppen sowie zum Gießen von Zier- und Gemüsepflanzen.
Auch eine Brennnesselsuppe ist ein echter Gaumenschmaus:
- Zwei Kartoffeln sowie eine Zwiebel schälen und kleinschneiden
- Zwiebeln zusammen mit einer kleingehackten Knoblauchzehe in Öl andünsten
- Zwei Schüsseln Brennnesselblätter hinzufügen, sobald die Zwiebeln glasig geworden sind
- 250 ml Gemüsebrühe sowie die Kartoffeln hinzufügen, wenn die Blätter schlaff geworden sind
- Kochen, bis die Kartoffelstücke gar sind
- Pürieren
- 200 ml Sahne hinzufügen
Eine besonders delikate Variante zum Brennnessel Essen sind Bratlinge:
- Zunächst wird ein Brennnesselspinat nach obigem schnellen Rezept hergestellt
- Abkühlen lassen
- Kleinschneiden
- Eine geraspelte Karotte, eine geschnittene Zwiebel, ein Ei sowie ein Esslöffel Sesam zusammen mit den Brennnesseln in einer Schüssel verrühren
- Salz, Pfeffer und Muskat hinzufügen
- So viele Semmelbrösel hinzugeben, dass eine formbare Masse entsteht
- In einer Pfanne etwas Öl erhitzen
- Bratlinge formen und beidseitig bei mittlerer Hitze braten
Lubera-Tipp: Die Bratlinge schmecken sowohl zu Baguette, Salat oder Reisgerichten.
Brennnessel Heilwirkung
Die Pflanze ist nicht nur ideal zum Essen geeignet, sondern besitzt zudem wertvolle Heilwirkungen. So wirken sie
- antibakteriell,
- entwässernd,
- entzündungshemmend sowie
- harntreibend,
wobei die oberirdischen Pflanzenteile sowie die Wurzeln in frischer oder getrockneter Form für gewöhnlich als Tee zubereitet werden.
Anwendungsgebiete
- Entzündliche Gelenkerkrankungen
- Harnwegsinfekte
- Nierengrieß
- Prostatabeschwerden
- Reizblase
- Rheumatische Beschwerden
Zur Herstellung des Tees werden etwa 4 Gramm des Krautes mit 150 ml kochendem Wasser übergossen. 10 Minuten ziehen lassen, danach abseihen.
Die Wurzeln werden kleingeschnitten. Ein Teelöffel davon mit 150 ml kaltem Wasser ansetzen, erhitzen und nach zehn Minuten abseihen.
Die Samen dienen nicht nur der Stärkung der Manneskraft, sondern auch des Immunsystems, wobei ein Esslöffel pro Tag vollkommen ausreichend ist.
Erntezeit
Für gewöhnlich können Brennnesseln von März bis September geerntet werden. Ist der Herbst jedoch mild und besteht kein Frost, kann sich die Erntezeit bis in den November hineinziehen.
Wer Samen haben möchte, muss sich gedulden: die Blütezeit beginnt im Juli und endet im September, wodurch mit den ersten Samen nicht vor Ende September zu rechnen ist.
Tipps zum Sammeln
Direkt nach einem Regenschauer können die Brennhaare keine Reizungen verursachen; demzufolge ist ein solcher Moment ideal zum Brennnessel Ernten:
- Brennnesselblätter mit einer Schere abschneiden, alternativ vorsichtig abzupfen
- Möglichst nur die obersten vier bis sechs Blätter entfernen
- Werden die ganzen Stängel benötigt, so sollten sie kurz über dem Boden abgeschnitten werden
- Geerntete Pflanzenteile in einem Stoffbeutel aufbewahren
- Wurzeln erst ab dem zweiten Standjahr ernten
Besonderes Augenmerk ist auf blühende Brennnesseln zu richten: ihre Blätter können faserig sein und an Geschmack verlieren.
Brennnesseln konservieren
Nach der Ernte sollten die Brennnesseln umgehend verwendet werden, da sie sehr schnell schlaff werden und sowohl ihre Inhaltsstoffe als auch ihr Aroma verlieren. Alternativ können sie sehr gut getrocknet und später zu Tee verarbeitet werden:
- Triebe zu kleinen Sträußen zusammenbinden
- An einem luftigen und schattigen Ort die Bündel kopfüber aufhängen
Auch ist es möglich, Brennnesseln auf einem Sieb im Dörrautomaten zu trocknen. Von einer Trocknung in der Sonne ist hingegen dringen abzuraten, da sie dort nicht nur ausbleichen und/oder verbrennen, sondern auch ihr wertvollen Wirkstoffe verlieren.
Lubera-Tipp: Ein Pesto aus Brennnesselblättern dient ebenfalls der Konservierung!
Selber anbauen möglich?
Die gesunden Brennnesseln können sehr gut im eigenen Garten angebaut werden. Dies ist sogar sinnvoll, da bei in freier Natur gewachsenen Pflanzen Verunreinigungen in Form von Tierurin, Abgasen und anderen Substanzen möglich sind.
Wichtig beim Anbau sind ein halbschattiger oder schattiger Standort sowie ein nährstoffreicher, feuchter und humoser Boden. Sind sie einmal gepflanzt beziehungsweise ausgesät worden, braucht man sich über ihre Vermehrung keine Gedanken mehr zu machen: Brennnesseln vermehren sich sowohl durch ihre Wurzelausläufer als auch durch Selbstaussaat. Sie neigen dazu, stark zu wuchern, so dass ihnen ein eigenes Beet zur Verfügung gestellt werden sollte. Dieses kann mit einer Rhizomsperre umzäunt werden. welche eine unkontrollierte Verbreitung der Wurzeln verhindern wird.
Auch können Brennnesseln sehr gut neben Pflanzen kultiviert werden, die bekanntermaßen sehr anfällig für Blattlausbefall sind.
Tipps im Umgang mit dieser Pflanze
Da es durchaus unangenehm sein kann, mit den Brennhaaren in Berührung zu kommen – vor allem, wenn die Pflanzenteile roh verzehrt werden sollen -, helfen einige kleine Tricks:
- Oberirdische Pflanzenteile in ein Tuch wickeln und fest wringen
- Mit einem Nudelholz walken
- Sehr kleinschneiden
Auch kann es bereits hilfreich sein, den Brennnesseln eine kräftige Dusche zu verpassen.
Wer in gekochter Form seine Brennnessel essen möchte, muss sich keine Sorgen machen: bereits durch Blanchieren geht von den Brennhaaren keine Gefahr mehr aus; dasselbe gilt natürlich fürs Kochen und auch fürs Trocknen.
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Brennesselwurzel
Guten Tag,
Erde abspülen, etwa in einem Eimer mit Wasser, dann trocknen.
Ihr Lubera Team