Giersch bekämpfen? Als Kind fand ich den Giersch jedenfalls richtig schön. Die Blätter sahen immer gesund aus, und die Doldenblüten, oft mit Insekten bevölkert, zart und leicht. So ein tolle Staude im Garten! Im Vergleich zu den meisten anderen Pflanzen die ganze Saison echt gut in Form, und hübsch in kleinen Blumensträussen. Da wusste ich natürlich noch nicht, dass er auf botanisch Aegopodium podagraria heisst. Und auch nicht, dass er lästig sein kann, oder ein leckeres Heilkraut ist. Oder dass man Giersch bekämpfen soll. Hier versuche ich, mich dem Kraut erneut anzunähern, und nehme euch auf diese Reise mit. Falls ich euch für den Giersch begeistern kann: Bei Lubera könnt ihr viele schöne Stauden kaufen, nur die Staude Giersch (noch) nicht.
Inhaltsverzeichnis
- Giersch globalisiert sich: Herkunft und Verbreitung
- Vermehrungsstrategie der Gierschstaude
- Warum denn den Giersch bekämpfen?
- Giersch bekämpfen ohne Gift
- Erfolgreich Giersch bekämpfen: Die 3 besten Methoden
- Den Garten gierschfrei halten
- Wer ihn nicht los wird, sollte Giersch lieben lernen
- Giersch (Aegopodium podagraria) als Zeigerpflanze
- Aegopodium podagraria zeigt diese Böden an:
- Aegopodium podagraria zeigt diese Lichtverhältnisse an:
Zusammenfassung
- Giersch (Aegopodium podagraria) ist eine langlebige, mehrjährige Staude aus der Familie der Doldenblütler. Sie ist in Eurasien heimisch, hat sich aber in anderen Teilen der Welt verbreitet.
- Die Pflanze vermehrt sich hauptsächlich durch unterirdische Ausläufer (Rhizome), was ihre schnelle Ausbreitung erklärt
- Giersch bekämpfen? Giersch wird oft als lästiges Unkraut betrachtet, hat aber keine bekannten schädlichen Auswirkungen auf andere Pflanzen
- Es gibt verschiedene Methoden zum Giersch bekämpfen, darunter Jäten, Abdecken mit Folie oder Mulchen mit Pappe
- Giersch kann als Bodendecker, zur Verhinderung von Erosion und als essbares Wildkraut genutzt werden
- Aegopodium podagraria bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Böden im lichten Schatten von Gehölzen
Giersch globalisiert sich: Herkunft und Verbreitung
Betrachten wir den Giersch einmal aus dem Blickwinkel der Wissenschaft. Die Botanik nennt die Staude Aegopodium podagraria. Sie zählt sie zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Leute mit Giersch im Garten verurteilen den jedes Jahr wiederkehrenden Giersch als lästig. Die Botanik umschreibt dasselbe Verhalten in ihrer gewaltfreien Sprache als langlebig und mehrjährig. Die langlebig-lästige Pflanze ist in Laubwäldern und Wiesen Euroasiens zuhause, und verhält sich dort unauffällig. Erst an sonnigen Standorten, wo Menschen viel buddeln und düngen, zeigt sie, zu welchen Wuchsleistungen sie fähig ist. Dort wachsen die kleinen weissen Doldenblüten auf bis zu 1 m hohen Rekord-Stängeln und entwickeln auch grösseres Laub. Der Giersch ist ein Kulturfolger, könnte man sagen.
Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet hat der Kulturfolger Aegopodium podagraria längst verlassen. Er wurde auf verschiedenen Kontinenten erfolgreich eingeführt. Die Staude findet sich inzwischen auf der japanischen Insel Hokkaido, in Neuseeland sowie auf dem Gebiet der USA und Kanada. In diesen Gebieten gilt Giersch als eingeführte Art und wird teilweise auch als invasiv beurteilt.
Vermehrungsstrategie der Gierschstaude
Die schnelle Ausbreitung erledigt Aegopodium podagraria mit Hilfe seiner Ausläufer, botanisch als Rhizome bezeichnet. Das Rhizom der Giersch-Staude wächst in der Erde horizontal als Sprossachse zügig voran. An den verdickten Internodien bilden sich sprossbürtige Wurzeln.
Bild: Der eurasische Giersch (Aegopodium podagraria) vermehrt sich zügig mit Hilfe seiner schnell wachsenden Rhizome. Mit ihnen erobert er inzwischen auch Hokkaido, Neuseeland, die USA und Kanada.
Die Vermehrungsstrategie durch die Rhizome funktioniert auf allen Erdteilen, die der Giersch bisher erobern konnte, hervorragend.
Der Ausbreitungserfolg durch Samen bleibt dahinter weit zurück. Ein Giersch-Forschungsteam stellte fest, dass sich die Art zumindest im Schatten kaum aus Samen vermehrt. In der Sonne reifen die Samen etwas besser. Die Vermehrungsrate wird aber auch dort noch immer von den Rhizomen weit übertroffen.
Warum denn den Giersch bekämpfen?
Bevor man Giersch bekämpfen möchte, lohnt es sich, danach zu fragen, welche Gefahren denn von ihm ausgehen. Bei genauer Betrachtung von Giersch-Diskussionen muss man feststellen: Niemand kennt tatsächlich Gefahren, die von Giersch im Garten ausgehen. Im Beet zeigt er sich als nahezu soziale Pflanze. Beet-Nachbarn, wie wüchsige Stauden und Gehölze, können gut mit ihm. Warum also muss man Giersch bekämpfen? Die Antwort lautet: Man kann, aber man muss nicht. Die einen empfinden ihn als ein schönes Kraut, die anderen als lästiges Unkraut. Das Problem entsteht im Auge derer, die ihn betrachten.
Giersch bekämpfen ohne Gift
Für alle, die sich mit Giersch als dominante Begleitstaude im Beet nicht abfinden möchten, haben wir hier die erfolgreichsten Vertreibungsstrategien.
Wir möchten gleich erwähnen, dass das Giersch Abhacken eher nicht erfolgreich ist. Theoretisch gibt eine Staude irgendwann auf, wenn man ihr regelmässig das Laub nimmt, mit dem sie Photosynthese betreibt. Den Giersch durch Abhacken zu schwächen, ist eine langwierige Angelegenheit, denn er speichert viel Energie in seinen Rhizomen, aus denen er auch nach einigen blattlosen Wochen, Monaten und... wieder austreiben kann. Vielleicht kennst du jemanden, bei dem diese Methode erfolgreich war? Diese Person solltest du unbedingt nach ihrer Vorgehensweise aushorchen. Wir kennen derartige Personen leider bisher nicht.
Erfolgreich Giersch bekämpfen: Die 3 besten Methoden
Methode 1: Giersch jäten.
Wer den Giersch aus einem bereits bepflanzten Staudenbeet entfernen möchte, ist mit dem Jäten am besten beraten. Dein Ziel beim Giersch Jäten ist es, seine Rhizome aus dem Erdreich rückstandlos zu entfernen. Mache dir gleich zu Anfang ein genaues Feindbild von den Giersch-Rhizomen, so dass du sie zweifelsfrei von anderen Wurzeln im Beet unterscheiden kannst.
Dein Werkzeug ist die Grabegabel. Mit ihr kannst du die Gartenerde ohne viel Kraftaufwand lockern, und damit die Rhizome schnell aufspüren. In der unmittelbaren Nähe von geliebten Stauden, die den Eingriff überleben sollen, nutze ich am liebsten ein asiatisches Werkzeug: das Homi, auch Sichelhacke genannt.
Die kräftigen, weissen Sprossachsen werden gleich in einen Eimer oder eine Schubkarre gepackt. Später kannst du sie zum Sterben durch Austrocknung auf gepflasterte Gartenbereiche legen. Durchgetrocknet wachsen sie nicht mehr an, und dürfen auch auf den Komposthaufen oder als Mulch in den Garten. Alternativ machst du Düngejauche aus dem Giersch.
Methode 2: Giersch mit undurchlässiger Folie abdecken.
Unbepflanzte Flächen kann man mit einer wasserundurchlässigen Folie oder Plane abdecken. Manche nutzen alte Teppiche. Darunter kann man den Giersch in den kommenden 2 Jahren sterben lassen. Der kommt dann auch nicht wieder. Vorteil: alles andere, was lästig ist, stirbt darunter gleich mit, wie zum Beispiel die Quecke (Elymus repens), und der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense). Leider stirbt darunter auch ein Teil des Bodenleben, während Regenwürmer und Konsorten, die etwas mobil sind, einfach ausziehen. Der Boden erholt sich aber wieder, wenn er danach mit reifem Kompost aufbereitet und gemulcht wird.
Methode 3: Giersch mit Pappe mulchen.
Unter Gehölzen und unbepflanzten Beeten kannst du auch Pappe als Mulch auslegen. Gegen den Giersch eignen sich 2–3 Lagen kräftige Pappe. Gegen die Quecke darf es mindestens mindestens eine Lage mehr sein. Um die Pappe zu beschweren, kann sie mit Mulch bedeckt werden. Andernfalls fliegt sie beim kleinsten Windhauch davon. Die Mulchabdeckung schmeichelt zudem deinem Auge, und nimmt der Aktion den Baustellen-Look. Entfernen musst du die Pappe nicht mehr. Da sie hauptsächlich aus Holzbrei besteht, zersetzt sie sich in den kommenden Monaten zu Humus. Wer die mit Pappe gemulchte Fläche gleich bepflanzen möchte, nutzt als Mulch eine dicke Schicht unkrautfreie Pflanzerde und Kompost. In diesem Gartenbuchbeitrag erfährst du im Detail, wie du mit Pappe mulchen kannst.
Den Garten gierschfrei halten
Bei allem, was Unkraut heisst, gibt ein eine Gesetzmässigkeit: Es kam immer vom Nachbarn.
Damit das nicht noch einmal passiert, kannst du eine dauerhafte Wurzelsperre gegen den Giersch errichten. Sie wird entlang des befallenen Grundstücks eingebuddelt. Sie eignet sich auch als Abgrenzung gegen noch nicht von unerwünschten Bewuchs befreite Gartenbereiche. Die Wurzelsperre muss tief in den Boden versenkt werden, damit die Giersch-Rhizome nicht unter ihr durchwachsen. Als Mindestmass gelten 80 cm. Wie tief der Giersch wurzelt, hängt auch vom Standort und der Bodenqualität ab.
Wer ihn nicht los wird, sollte Giersch lieben lernen
Gartenbegeisterte Menschen haben ein gespaltenes Verhältnis zum Giersch, und das inzwischen weltweit. Wer ihn aus dem Garten verbannen möchte, aber einfach nicht los werden kann, sollte Giersch lieben lernen. Vielleicht können wir da helfen.
Bild: wo Giersch ist, ist der Bienenwolf (Trichodes apiarius) meist nicht weit - er liebt Doldenblüten über alles...
Eine Gärtnermeisterin aus New York schwärmt für ihn, und nennt ihn den beliebtesten Bodendecker. Er sei schnellwüchsig, winterhart und pflegeleicht, und wachse zuverlässig an schattigen Standorten – sogar unter Bäumen. Zudem akzeptiere er eine Vielzahl von Bodentypen und sein sich ausbreitendes Wurzelsystem sei hilfreich, der Bodenerosion an steilen Hängen entgegenzuwirken. Auch so kann man den Giersch betrachten, liebe Gartenfreundinnen und Gartenfreunde! Das Statement der Plantswoman bietet viel Inspiration für die Verwendung von Giersch im eigenen Garten.
Ein befreundeter Gärtner, der gerne kocht, äusserte einmal, er sei so froh, dass er Giersch in seinem neuen Kleingarten entdeckt habe. Dann habe er immer welchen zum Essen parat. Kann sein, dass meine Mundwinkel gezuckt haben. Ein Lachen habe ich mir verkniffen, denn es lag etwas zärtliches in seiner Stimme, als er über den Giersch gesprochen hat. Es war die Stimmlage eines überzeugten Giersch-Liebhabers.
Warum essen Menschen gerne Giersch? Wir wollten es wissen, und haben im Lubera-Kollegium die Staude verkostet. Roh und unverfälscht wurde erst gekaut und anschliessend bewertet.
Bild: Wie gut schmeckt roher Giersch auf einer Skala von 1-10? Kolleginnen und Kollegen bei Lubera haben ihre Wertung in der Giersch-Skala hinterlassen.
Das Ergebnis: Niemand von uns hat beim Kauen das Gesicht verzogen. Der Geschmack der jungen, rohen Blätter ist leicht würzig und ohne Bitterstoffe. Kann man essen, wenn auch ohne stürmische Begeisterung. Beim NABU finde ich die Aussage, der Giersch sei manchmal lästig, aber immer lecker. Zur Aussage »immer lecker« konnten wir uns bei der heutigen Verkostung der rohen Gierschblätter allerdings nicht durchringen. Sobald wir ihn auch in der Küche getestet haben, werden wir euch davon berichten. Die Behauptung, den Giersch könne man einfach aufessen und damit verschwinde er, ist aber sicherlich ein Mythos.
Giersch (Aegopodium podagraria) als Zeigerpflanze
Aegopodium podagraria ist in der Natur eine Zeigerpflanze für die Standortbedingungen. Dort, wo er üppig wächst, zeigt er seine liebsten Licht- und Bodenverhältnisse an. Wer Giersch loswerden möchte, gönnt ihm die folgende Bedingungen eben gerade nicht.
Aegopodium podagraria zeigt diese Böden an:
- gut gedüngte, stickstoffhaltige Böden
- feuchte Böden
- Böden mit hohem Humusgehalt
- Lehmig-tonige Böden
Aegopodium podagraria zeigt diese Lichtverhältnisse an:
- Halbschatten
- lichter Schatten unter Gehölzen
Fazit: Ein eher trockener Boden in voller Sonne, der zudem mager, humusarm und leicht ist, wird sicherlich nie ein Zuhause für Aegopodium podagraria werden. Auch das dient als wichtiger Hinweis für alle, die den Giersch loswerden möchten. Nutze das Wissen in deinem Garten – für oder gegen den Giersch. Wir wünschen dir viel Erfolg!
Kochen mit Giersch