Im Lubera Mundraubgarten zu Ippenburg nutzen wir den Schnurbaum als gestalterisches Element. Er bildet vor den Paradiesgärten ein (Non) Stepover Spalier, auf einer Höhe von ca. 50cm. Dieses niedrige Zaungerüst, bei dem die Lubera Apfelbäume und Redloves® (gestützt und unterstützt vom Harrod Stepovergerüst) letztendlich eine Art ‘Geländer’, einen Handlauf bilden, stellt eine Klammer dar, welche die 17 Paradesgärtlein zusammenhält und auch die Besucher zu den Eingängen leitet, über die man zur 600 Jahre alten Mauer, bepflanzt mit weiteren Spalierbäumen, gelangen kann.
Der Schnurbaum (oder auch Schnürbaum, wie er manchmal genannt wird) ist genau das, was er beschreibt: eine sehr schlanke Stamm- und Baumform, die an einer Schnur oder wie eine Schnur gezogen wird. Dabei wird der Wuchstyp nicht über die Genetik, nicht über die Sorte erreicht (wie z.B. beim Säulenbaum, bei den Maloni), sondern über Schnitt und Erziehung. Am häufigsten kommen die niederen Cordons vor, die auf ca. 50cm Stammhöhe den Baum horizontal führen. Natürlich sind auch andere Formen denkbar, andere Abzweigungen und Winkel; letztlich bleibt aber das Erziehungsprinzip immer das gleiche: der einjährige Baum wird in Form gebracht und die Stammverlängerung wird weitergeführt und über Schnitt und Erziehungsmassnahmen schmal gehalten und zum Fruchten gebracht.
Was so kunstvoll und schwierig erscheint, was den Sonnenkönig Louis XIV schon in Versailles erfreute, kann ganz leicht auch in Ihrem Garten angebaut und kultiviert werden. Als leitendes Element, das einem Weg entlang die Perspektive verlängert, als Rabatteneinfassung, als Abtrennung und virtuelles Zaungeländer ist der Schnurbaum sehr vielseitig und vor allem formal einsetzbar. Er bringt, im wahrsten Sinne des Wortes, den Garten in Form. Und er ist in jedem Falle ein Obstbaum, der gleichzeitig per definitionem auch ein Zierbaum ist, er hebt die Grenze zwischen Nutz-, Lust- und Ziergarten auf.
Wie geht man also vor, wenn man einen Schnurbaum erziehen will?
- Als Ausgangsmaterial sind 1jährige Bäume auf schwachwachsenden Unterlagen zu benutzen. Bei Lubera sind das die Paradis- und Redlove-Easytrees im 5lt Topf. Von den anderen Obstarten eignen sich nur die Birnen, Steinobst eher nicht.
- Gepflanzt werden kann während des ganzen Jahres. Frühjahrs- und Sommertermine sind sicher etwas zu bevorzugen, da dann der Baum einfacher formiert werden kann.
- Der Pflanzabstand beträgt ca 1.5 bis 3 m. Wenn man wie in Ippenburg einen längeren Cordon mit verschiedenen Sorten bilden will, gehen die Schnurbäume alle in die gleiche Richtung. Bei kleineren Cordons von 3-5 m können die Schnurbäume auch gegeneinander wachsen. Es ist kein Problem, wenn sich die Schnurbäume überlappen, wenn stellenweise 2 Cordons geführt werden.
- Gleich nach der Pflanzung wird der Baum auf der vorgesehenen Höhe vorsichtig gebogen. Hier soll die Biegung möglichst eng sein, aber natürlich darf der Trieb auch nicht gebrochen werden.
- Der Haupttrieb wird nicht gleich aufs vorgesehen Niveau heruntergebunden, sondern man lässt ihm etwas Steigung und Zug, so dass die Stamm/Schnurfortsetzung zügig weiterwächst. Bei einem schon zu früh ganz flach gebundenen Cordon entstehen allzu viele senkrechte Wasserschosse und auch die Stammfortsetzung wächst fast rechtwinklig zum Cordon. Der Cordon wird erst auf das definitive Niveau heruntergebunden, wenn die Endlänge erreicht ist.
- Vor allem in den ersten zwei Jahren ist es sehr wichtig, dass die Konkurrenten der Stammverlängerung im Juni, rund um den längsten Tag, pinciert werden; sie dürfen die Mitte in ihrer Entwicklung nicht konkurrenzieren.
- Grundsätzlich erfolgt der Erhaltungsschnitt des Cordons 2 x pro Jahr, einmal im Sommer, einmal im Februar. Dabei werden alle Triebe über 15-20 cm auf 15cm zurückgeschnitten, um die Bildung von Fruchtholz zu ‘erzwingen’. Nur in Ausnahmefällen, etwa wenn ein senkrechter Trieb zu stark und zu lang geworden ist, werden Seitentriebe ganz entfernt.
- Erneuerungsschnitt: Ein älterer Schnurbaum bildet sehr viel kurzes Fruchtholz, sogenanntes Quirlholz direkt am Cordon aus; hier besteht dann die Gefahr, dass der Baum vergreist, gar kein neues Holz mehr bildet. In solchen Situationen soll etwas mehr gedüngt werden. Zusätzlich wird ca. ein Drittel des Quirlholzes entfernt, um die Bildung von neuem Fruchtholz anzuregen.