Lilien sind für viele die Königinnen unter den Garten- und Schnittblumen. Sie zeigen einen nahezu majestätischen Wuchs und haben eindrucksvolle Blüten. Vielen Arten und Sorten verströmen einen betörenden Duft, den man so schnell nicht mehr vergisst. Was überrascht: Nicht nur die Blütenblätter, sondern auch der Pollen kann bei manchen Sorten duften. In diesem Beitrag erfährst du, warum eine Lilie Duft produziert, und welche Liliensorten für den Garten du mit oder ohne Duft wählen kannst. Entsprechende Lilien kaufen kannst du im Lubera Shop.
Inhaltsverzeichnis
- Duftlilien in unseren Gärten
- Die Duftlilien unter den Lilium-Wildarten
- 5 bedeutende Duftlilien unter den Lilium-Wildarten
- So unterschiedlich ist der Lilie Duft
- Wie verströmt die Lilie Duft?
- Lilienpollen duftet auch
- Warum hat der Pollen der Lilie Duft?
- Praktischer Hinweis: Pollen entfernen
- Der Lilie Duft lockt bestäubende Insekten
- Lilienarten und ihre Bestäuber
- Duftende Liliensorten für den Garten
- Liliensorten ohne Duft
Praxis-Tipp:
Ob du Lilienduft liebst oder auch nicht, du kannst und solltest diesen Aspekt beim Lilien kaufen berücksichtigen. Mit der richtigen Sortenwahl wirst du mehr Freude an deinen Lilien haben!
Zusammenfassung
- Duft ist artspezifisch, und jede Lilium-Art hat ihre einzigartige Duftkomposition.
- Duft entsteht auf den Blütenblättern, und wird im inneren, basalen Bereich der Tepalen produziert – also auf den inneren Blütenblättern, nahe dem Blütengrund.
- Der Duft dient vor allem dazu, nachtaktive Schwärmer und andere Insekten anzulocken. Die Duftintensität ist oft tageszeitlich gesteuert.
- Pollen kann leicht duften, doch der Hauptduft stammt aus den Blütenblättern. Entfernt man die Staubbeutel, kann der Duft abgeschwächt werden.
- In der modernen Lilienzucht wird Duft je nach Verwendungszweck verstärkt (für Garten) oder reduziert (für Innenräume und Allergiker). Duft gilt heute als steuerbares Qualitätsmerkmal.
Duftlilien in unseren Gärten
Duftlilien in Gärten wurden in der Geschichte nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch gezielt wegen ihres Dufts gepflanzt. Seit Jahrhunderten weiß man zu schätzen, dass manche wilde Lilie Duft verströmt. Die Düfte von Lilium candidum, Lilium regale oder Lilium auratum galten als göttlich und heilkräftig.
Im Mittelalter spielte der Duft von Lilium candidum, der Madonnenlilie, eine zentrale Rolle in Klostergärten. Die Madonnenlilien endeten dann oft als Schnittblumen-Strauß auf dem Altar. Ihr Duft galt als Sinnbild himmlischer Reinheit und diente spirituellen Zwecken. In Adelsgärten der Renaissance und im Barock war der Lilien-Duft sehr begehrt, und Lilien wurden bewusst in die Nähe von Wegen, Sitzplätzen und Fenstern gepflanzt.
Im 19. Jahrhundert brachten botanische Entdeckungen neue, stark duftende Arten wie Lilium regale oder Lilium auratum nach Europa. Diese bereichern seitdem nicht nur Gärten, sondern wurden auch gezielt in der Züchtung duftintensiver Sorten eingesetzt. Der Duft der Lilie wurde dabei züchterisch bewusst verstärkt und ist bis heute ein wichtiges Merkmal vieler Gartensorten.
Die Duftlilien unter den Lilium-Wildarten
Mehrere Lilien-Arten, die in der Züchtung moderner Gartenlilien verwendet wurden, zeichnen sich durch ihren typischen Duft aus und haben diesen an zahlreiche Gartensorten weitervererbt:
5 bedeutende Duftlilien unter den Lilium-Wildarten
1. Lilium regale
- Herkunft: Westliches China
- Duft: Intensiv, süßlich-würzig
- Bedeutung: Zentrale Duftquelle für Trompeten-Lilien
2. Lilium auratum
- Herkunft: Japan
- Duft: Üppig, schwer
- Bedeutung: Hauptduftspender der orientalischen Hybriden
3. Lilium speciosum
- Herkunft: Südliches Japan
- Duft: Süßlich, besonders intensiv am Abend
- Bedeutung: Duftquelle und Elternart in vielen orientalischen Sorten
4. Lilium longiflorum
- Herkunft: Japan und Taiwan
- Duft: Sanft, süß
- Bedeutung: Duftkomponente in LA-Hybriden und anderen Kreuzungen
5. Lilium candidum
- Herkunft: Mittelmeerraum
- Duft: Intensiv, warm
- Bedeutung: Historisch bedeutsame Symbolpflanze mit großem Einfluss in Kunst und Klostergärten
So unterschiedlich ist der Lilie Duft
Lilien weisen viele Dufttypen auf. In den Blüten der Lilienarten finden sich die einzelnen Duftbestandteile in unterschiedlicher Zusammensetzung. Jede Lilie produziert ihr eigenes Parfum.
Viele Studien haben die Hauptbestandteile des Liliendufts identifiziert. Typische Duftstoffe in Lilienarten wie Lilium auratum, Lilium regale und Lilium speciosum umfassen:
- Linalool – blumig, süßlich
- Methylbenzoat – fruchtig, jasminähnlich
- Benzylacetat – süßlich, tropisch
- Eugenol – würzig, nelkenartig
- Geraniol – rosenartig
Wie verströmt die Lilie Duft?
Der Lilienduft entsteht im Innern der Blüte, und zwar im unteren Bereich der Blütenblätter (Tepalen). Von hier aus verströmt die Lilie Duft, der weithin wahrnehmbar ist. Dieser sogenannte basale Bereich der Tepalen liegt ganz in der Nähe des Nektars. Die Duftintensität ist dort am stärksten, wo Bestäuber wie Tag- und Nachtfalter mit ihrem Rüssel in den Nektar hineinlangen. Der Lilie Duft dient deshalb nicht nur als Lockstoff aus der Ferne, sondern führt die Insekten ganz gezielt zum richtigen Ort, wo sie Nektar finden.
Bild: Eine Lilienblüte hat ihre Duft-Zonen. Von hier aus wird ihr Parfum in die Welt hinausgesendet.
Wie nebenbei nehmen die bestäubenden Insekten gleichzeitig den Pollen der Lilienblüte auf oder geben ihn ab. Zusätzlich ist dieser Bereich der Blüte oft farblich markiert, zum Beispiel mit Punkten oder Streifen, den sogenannten Saftmalen. Sie zeigen den Bestäubern optisch den Weg zur Nektarquelle.
Bild: Ein Blütenblatt (Tepale) der Lilie ‘Baferrari’: Deutlich lassen sich die gelben und grünen Saftmale erkennen. Die Insekten folgen ihnen bis zur Nektarquelle im Blüteninnern.
Lilienpollen duftet auch
Auch in den Pollen erzeugt die Lilie Duft. Die Pollen sind aber nicht die Hauptquelle des Blütendufts.
Der Pollen mancher Liliensorten kann leicht süßlich, staubig-blumig oder sogar würzig riechen. Der Duft ist meist dezent, aber in einem geschlossenen Raum, wo sich Gerüche stauen, leicht wahrnehmbar.
Warum hat der Pollen der Lilie Duft?
- Pollen enthält fettlösliche Substanzen und Öle, die duftende organische Verbindungen (VOCs) freisetzen können
- Diese Stoffe ähneln denjenigen der Blütenblätter, sind aber in deutlich geringerer Konzentration vorhanden
- Besonders bei älteren Staubbeuteln, wenn sie aufspringen, wird der Pollengeruch etwas deutlicher
Praktischer Hinweis: Pollen entfernen
Das oft empfohlene Entfernen der Staubblätter (Antheren) bei Lilien dient nicht nur dazu, Pollenflecken zu vermeiden, sondern auch, um:
- den Gesamtduft zu reduzieren, da die Antheren einen Teil der Duftstoffe abgeben
- empfindlichen Personen die Raumluft angenehmer zu machen
Bild: Duftzone der Lilie ‘African Queen’: Hier siehst du die Staubbeutel mit duftendem Pollen, die auf den Staubblättern in der Blüte sitzen.
Der Lilie Duft lockt bestäubende Insekten
Obwohl eine Vielzahl von Insekten als Blütenbesucher für die Lilium-Arten dokumentiert wurde, scheinen kleine Schmetterlinge die wichtigsten Bestäuber zu sein. Diese Schmetterlinge tragen den Pollen meist auf ihren Hinterflügeln. In China und Nordamerika bestäuben Schwalbenschwanzfalter die Lilium-Arten mit großen roten oder orangefarbenen, gebogenen Blüten. Diese Lilien werden auch als der „Schwalbenschwanztyp“ bezeichnet.
Bild: Der Asiatische Schwalbenschwanz (Papilio xuthus), ist einer der Bestäuber von Lilien in Asien.
Die relativ kleinen rosa Blüten eurasischen Arten, darunter Lilium martagon, werden dagegen sehr oft von Weißlingen bestäubt.
Bild: Kleinere Lilienblüten werden zum Beispiel durch Weißlinge bestäubt, wie Pieris canidia (by Aniruddha97350 - CC BY-SA 4.0)
Die Blüte signalisiert dem Schmetterling: »Hier gibt es Nahrung«. Dieser sichert sich im Gegenzug die Bestäubung. Besonders duftende Arten wie Lilium auratum, Lilium speciosum oder Lilium regale setzen dabei intensiv süßlich riechende Duftstoffe wie Linalool, Benzylacetat oder Eugenol frei, die vor allem auf größere Distanz eine wichtige Rolle spielen. Diese Düfte sind gezielt auf die Wahrnehmung von Schmetterlingen abgestimmt.
Bild: diese kleine Tigerlilie hat Besuch von einem kleinen Tagfalter, einem Dickkopffalter, der seinen Rüssel in die Blüte steckt.
Interessanterweise regulieren viele Lilien ihre Duftabgabe tageszeitlich: Tagaktive Lilien-Arten duften eher konstant und leicht, und wenden sich an die Tagfalter. Nachtduftende Lilien-Arten verstärken ihren Duft vor allem in den Abendstunden, wenn die bestäubenden Nachtfalter aktiv werden. (z.B. in Yue et al. (2014): "Floral scent emission and regulation in Lilium ‘Siberia’)
Bild: Der nachtaktive Kieferschwärmer (Sphinx pinastri) auf Nektarsuche an Lilium martagon.
Lilienarten und ihre Bestäuber
Lilium-Art
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Blütentyp & Duft
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Hauptbestäuber
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Bestäubertyp
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L. auratum
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Stark duftend, abends aktiv, weit geöffnet
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Theretra spp., Deilephila elpenor
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Schwärmer (nachtaktiv)
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L. speciosum
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Süßlicher Abendduft, zurückgebogene Tepalen
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Macroglossum spp., Theretra japonica
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Schwärmer (teils tagaktiv)
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L. regale
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Trompetenförmig, stark duftend, weiß-gelb
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Theretra clotho, Hyles livornica
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Schwärmer (nachtaktiv)
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L. longiflorum
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Weiß, stark duftend, trichterförmig
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Theretra oldenlandiae, andere Sphingiden
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Schwärmer (nachtaktiv)
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L. concolor
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Offen, klein, rot, wenig Duft
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Papilio xuthus, Pieris spp.
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Tagfalter (Gelegenheitsbesucher)
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L. nepalense
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Gelb mit dunkler Mitte, nachtblühend
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Theretra spp., Deilephila spp.
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Schwärmer (nachtaktiv)
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L. davidii
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Orange, leicht trichterförmig
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Tagfalter möglich, v. a. Pieris, Papilio
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Mischbestäubung (unklar)
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L. martagon
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Stark duftend, besonders abends aktiv, weit geöffnet
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vor allem Schwärmer (Sphinx), aber auch tagaktive wie das Taubenschwänzchen (Macroglossum)
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Schwärmer (nachtaktive und tagaktive)
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Duftende Liliensorten für den Garten
Unter den Lilien-Gartensorten gibt es sowohl welche, die stärker als ihre duftenden Wildarten riechen, als auch solche, deren Duft deutlich schwächer oder sogar kaum wahrnehmbar ist, und das trotz duftender Abstammung. Das liegt daran, dass der Duft bei der Züchtung entweder gezielt verstärkt oder reduziert wurde, je nach gewünschtem Verwendungszweck (z. B. Garten vs. Innenraum).
Diese Liliensorten aus dem Lubera-Sortiment übertreffen sogar ihre duftenden Wildvorfahren (L. regale, L. auratum, L. speciosum) in ihrer Duftintensität:
Sorte
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Duftstärke
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Sehr stark
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Sehr stark
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Stark
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Stark
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mittel
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Liliensorten ohne Duft
Die Forschungen zur Lilien-Züchtung arbeiten gezielt daran, den Duft von Lilien zu verstärken oder abzuschwächen – je nach gewünschtem Verwendungszweck. Forschende untersuchen auch, wie der Duft von den Elternpflanzen an neue Gartensorten vererbt wird. Dabei gilt der Duft inzwischen als wichtiges Merkmal, das gezielt beeinflusst werden kann. Besonders duftfreie Sorten spielen eine große Rolle im Schnittblumenmarkt, weil sie sich besser für Innenräume und empfindliche Personen eignen. Zu diesen duftlosen Lilien gehört zum Beispiel die ‘Bald Eagle’.
Wenn du Duft meiden möchtest, schaue dich bei den Tigerlilien um. An Tigerlilien nimmt die menschliche Nase kaum Duft wahr.