Inhaltsverzeichnis
- Gesetzliche Regelungen zum Weinreben Vermehren
- Mit diesen Methoden kann man Weinreben vermehren
- Weinreben vermehren durch Samen
- Weinreben vermehren durch Absenker
- Weinreben vermehren durch Steckholz und Stecklinge
- Vermehrung durch Steckhölzer
- Vermehrung durch grüne Stecklinge
- Weinreben vermehren durch Veredelung
- Verschiedene Veredelungsmethoden
- Produktion und Aufzucht in der Rebschule
Zusammenfassung
Wein vermehren ist für Hobbygärtner möglich, unterliegt jedoch gesetzlichen Einschränkungen: In allen Weinbaugebieten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ist die Pflanzung wurzelechter Reben verboten, um die Ausbreitung der gefährlichen Reblaus zu verhindern. Wer ausserhalb dieser Zonen gärtnert, kann auf verschiedene Weise Weinreben vermehren – durch Absenker, Stecklinge, Veredelung oder Aussaat. Die Aussaat findet ausschliesslich in der Züchtung Verwendung, da die daraus entstehenden Sämlinge genetisch unterschiedlich sind und somit keine sortenechten Nachkommen hervorbringen. Absenker, Stecklinge und Veredelung ermöglichen dagegen eine sichere vegetative Vermehrung mit genetisch identischen Nachkommen.
Die Veredelung – Standard im professionellen Weinbau – verbindet Edelsorten mit widerstandsfähigen Unterlagen und schützt so vor Reblaus und Bodenkrankheiten. Dabei kommen Schnitttechniken wie der Omegaschnitt oder der Kopulationsschnitt zum Einsatz. In Rebschulen werden Edelreiser und Unterlagen aus zertifiziertem Material vermehrt, veredelt, kultiviert und abgehärtet, bevor sie als Jungreben verkauft werden.
Praxis-Tipps:
Für Sortenechtheit vegetativ vermehren: Wenn du eine bestimmte Rebsorte sortenecht vermehren möchtest, wähle immer die vegetative Vermehrung (durch Stecklinge, Absenker oder Veredelung) – nur so entstehen genetisch identische Nachkommen.
Nur gesunde Mutterpflanzen wählen: Achte darauf, dass die Ausgangspflanze frei von Krankheiten und Schädlingen ist – nur kräftige, vitale Mutterreben liefern gesunde und widerstandsfähige Jungpflanzen.
Wurzelechte Reben nur ausserhalb von Weinbaugebieten pflanzen: Wurzelechte Reben sind besonders anfällig für die Reblaus und dürfen in Weinbaugebieten nicht gepflanzt werden.
Gesetzliche Regelungen zum Weinreben Vermehren
In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die die Pflanzung wurzelechter Reben in Weinbaugebieten gesetzlich verboten, um die Ausbreitung der Reblaus zu verhindern.
In Deutschland verbietet die Reblausverordnung das Pflanzen wurzelechter Reben in allen Weinbaugebieten. Nur in wenigen, offiziell kontrollierten reblausfreien Zonen sind Ausnahmen möglich.
Auch in Österreich untersagen die Reblausverordnung und das Weinbaugesetz die Verwendung unveredelter Reben; Ausnahmen gelten nur zu Forschungszwecken.
In der Schweiz verbieten die Weinverordnung und die Pflanzenschutzverordnung das Einbringen reblausanfälliger Pflanzen in Weinbauzonen, die kantonal streng überwacht werden.
Damit gilt in allen drei Ländern: Nur veredelte Reben dürfen gepflanzt werden, um Reblausbefall zu verhindern und die Weinbaukultur langfristig zu sichern. Wurzelechte Reben sind nicht nur gefährdet, sondern auch eine potenzielle Gefahr für den gesamten Weinbau.
Bild: In Weinbaugebieten ist die Pflanzung wurzelnackter Weinreben verboten.
Bei Lubera bieten wir nur veredelte Weinreben an, um robuste Pflanzen im Garten zu haben und die Reblaus in Schach zu halten.
Weitere Informationen zur Reblaus findest du in unserem Artikel «Reblaus erkennen und handeln: So schützt du deine Weinpflanzen».
Mit diesen Methoden kann man Weinreben vermehren
Je nach Ziel, Platzangebot und Erfahrung bieten sich unterschiedliche Methoden an – von einfach bis professionell. Die häufigsten Methoden sind das Absenken von Trieben, das Stecken von Steckholz oder grünen Stecklingen und die Veredelung, wie sie im professionellen Weinbau üblich ist. Wer experimentierfreudig ist, kann auch die Vermehrung über Samen versuchen.
Weinreben vermehren durch Samen
Die generative Vermehrung, also die Aussaat von Samen, wird ausschliesslich in der Züchtung neuer Rebsorten eingesetzt. Dabei entstehen immer genetisch unterschiedliche Nachkommen, da die Weinrebe heterozygot ist, das heisst, sie trägt zwei unterschiedliche Chromosomensätze. Bei der Befruchtung werden die Erbanlagen neu kombiniert, sodass jede Sämlingspflanze eine einzigartige Mischung der elterlichen Gene erhält. Entsprechend unterscheiden sich die Jungpflanzen deutlich in Wuchs, Gesundheit, Ertrag, Fruchtfarbe, Geschmack, Reifezeit und vielen weiteren Merkmalen. Keine gleicht der anderen – das macht die Aussaat zwar spannend für Züchter, die gezielt nach neuen Eigenschaften suchen, ist jedoch ungeeignet für alle, die eine bewährte Sorte sortenecht vermehren möchten.
Die Samen werden zunächst stratifiziert, also für acht bis zwölf Wochen in feuchtem Sand im Kühlschrank gelagert, um den Winter zu simulieren. Danach kommen sie in lockeres, nährstoffarmes Substrat, etwa einen Zentimeter tief, und werden bei konstant rund 20 °C und gleichmässiger Feuchtigkeit zum Keimen gebracht. Nach zwei bis acht Wochen zeigen sich die ersten Sämlinge.
Allerdings entstehen dabei meist minderwertige Pflänzchen, die in Wuchs, Gesundheit, Ertrag, Fruchtqualität und Reifezeit nicht überzeugen. Trotzdem kann diese Methode für experimentierfreudige Gärtner spannend sein – jede Pflanze ist genetisch einzigartig und könnte der Beginn einer neuen Sorte sein.
Im Gegensatz dazu steht die vegetative Vermehrung, bei der durch Stecklinge, Absenker oder Veredelung genetisch identische Klone entstehen.
Weinreben vermehren durch Absenker
Die einfachste und sicherste Methode für Hobbygärtner ist durch Absenker Wein vermehren. Dabei wird ein biegsamer, gesunder Trieb der Mutterpflanze zu Boden gebogen. Der Trieb wird an einer Stelle leicht angeritzt, um die Bewurzelung zu fördern, in eine etwa 10 cm tiefe Rille gelegt und mit Erde bedeckt. Der Trieb wird so eingegraben, dass mindestens zwei Knospen in der Erde sind. Die Spitze bleibt sichtbar und wird mit einem Holzstäbchen fixiert.
Innerhalb weniger Wochen bildet der eingegrabene Trieb eigene Wurzeln und kann im darauffolgenden Frühjahr von der Mutterpflanze abgetrennt werden.
Bild: Weinreben lassen sich leicht durch Absenker vermehren.
Weinreben vermehren durch Steckholz und Stecklinge
Wein vermehren durch Steckholz und Stecklinge ist eine einfache Methode, um sortenechte Jungpflanzen aus gesunden Mutterreben zu gewinnen.
Vermehrung durch Steckhölzer
Steckhölzer (Gehölzstecklinge) werden im späten Winter aus dem ausgereiften, schlafenden Holz geschnitten. Dazu wählt man einjährige, kräftige Triebe der Mutterpflanze und schneidet etwa 20 bis 25 cm lange Stücke mit vier bis fünf Knospen. Der untere Schnitt erfolgt schräg unterhalb einer Knospe, der obere gerade etwa einen Zentimeter darüber. Die Steckhölzer werden in sandig-humose Erde gesteckt, sodass zwei Knospen aus dem Boden ragen. Anschliessend hält man das Substrat gleichmässig feucht, vermeidet aber Staunässe. Ein heller Standort bei 10–15 °C ist ideal. Nach wenigen Wochen bilden sich kräftige Wurzeln, und im Herbst können die Jungpflanzen ins Freiland gesetzt werden. Diese Methode ist einfach, zuverlässig und liefert sortenechte Nachkommen.
Bild: Bewurzelte Steckhölzer von Weinreben.
Vermehrung durch grüne Stecklinge
Grüne Stecklinge (Grünstecklinge) werden im Frühsommer aus noch nicht verholzten Trieben geschnitten. Die Stücke sind 10–15 cm lang und besitzen zwei bis drei Blätter. Das unterste Blatt wird entfernt, die verbleibenden Blätter werden auf die Hälfte geschnitten, die Schnittstelle des Triebs wird leicht schräg unterhalb einer Knospe gesetzt. Die Stecklinge kommen in Anzuchterde und werden unter einer Abdeckung oder im Minigewächshaus bei 20–25 °C bewurzelt. Hohe Luftfeuchtigkeit ist entscheidend – regelmässiges Besprühen unterstützt die Wurzelbildung. Nach vier bis sechs Wochen sind die Jungpflanzen bewurzelt und können nach dem Abhärten ins Freiland gesetzt werden.
Bild: Im Frühsommer kann man aus den frisch gewachsenen Trieben Stecklinge schneiden.
Weinreben vermehren durch Veredelung
Die Veredelung ist die Standardmethode für das Weinreben Vermehren im professionellen Weinbau. Dabei wird ein Edelreis (z. B. 'Blue Dream', 'Blue Sky', 'Rose Dream', 'White Dream') auf eine widerstandsfähige Unterlage (z. B. Vitis riparia, Vitis cinerea oder Vitis berlandieri) gepfropft. So verbindet man die hohe Fruchtqualität der Edelsorte mit der Robustheit der Unterlage. Die Pflanzen sind dadurch widerstandsfähig gegen die Reblaus und viele Bodenkrankheiten.
Bild: Veredelte Weinreben erkennt man an der verdickten Veredelungsstelle am Stamm.
Weitere Informationen zu den Gründen für die Veredelung von Weinreben findest du in unserem Artikel «Das Veredeln von Weinreben – warum es im Weinbau unverzichtbar ist».
Das Veredeln erfordert Erfahrung, spezielles Werkzeug und kontrollierte Bedingungen – sie ist daher eher für Fachbetriebe als für Hobbygärtner geeignet.
Verschiedene Veredelungsmethoden
Bei der Veredelung wird das Edelreis mit der Unterlage verbunden. Dafür gibt es verschiedene Schnittformen, die den Kontakt zwischen den Kambiumschichten (Wachstumsschichten) sicherstellen. Die häufigste Form der Rebenveredelung ist der Omegaschnitt (Ω), der sich durch seine präzise Passform und hohe Stabilität auszeichnet. Für diese Methode kommt meist eine spezielle Veredelungsschere zum Einsatz, die sowohl in die Unterlage als auch in den Edelreis einen exakt passenden, omega-förmigen Schnitt setzt. So entstehen zwei komplementäre Schnittflächen, die sich präzise ineinanderfügen und eine stabile, saubere Verbindung zwischen den Pflanzenteilen gewährleisten. Der Omegaschnitt muss maschinell ausgeführt werden und ermöglicht dabei eine Arbeitsleistung von bis zu 500 Veredelungen pro Stunde – etwa viermal mehr als bei der klassischen Handveredelung.
Bild: Der Omega-Schnitt: Unterlage und Edelsorte werden komplementär geschnitten, hier bei einer Walnuss.
In diesem Video zeigen wir die Veredelung mittels Omega-Schnitt bei Walnüssen, beim Veredeln von Weinreben funktioniert das genauso.
Eine alternative Methode ist der Kopulationsschnitt, der in der Ruhezeit der Pflanzen (März bis April) durchgeführt werden kann. Dabei werden Edelreis und Unterlage mit langen, glatten Schrägschnitten verbunden, sodass Rinde auf Rinde und Kambium auf Kambium liegt. Die Verbindung gilt als etwas weniger stabil als der Omegaschnitt, bietet aber eine gute Verwachsung, wenn sorgfältig gearbeitet wird.
Bild: Kopulationsschnitt.
Produktion und Aufzucht in der Rebschule
Die Herstellung von Edelreisern und Unterlagen erfolgt in getrennten Mutteranlagen. Beide Pflanzenteile stammen aus zertifizierten Rebschulen, wo strenge Qualitätskontrollen sicherstellen, dass das Material gesund und sortenecht ist. Für die Vermehrung der Unterlagen werden meist Stecklinge oder Absenker genutzt – sie werden aus einjährigem, kräftigem Holz gewonnen und bewurzelt. Die Edelreiser hingegen stammen von ausgewählten, sortenechten Rebstöcken, die im Winter während der Vegetationsruhe geschnitten und kühl gelagert werden, bis sie im Frühjahr zur Veredelung bereitstehen. Für eine gute Verwachsung wird einjähriges, ausgereiftes Holz verwendet.
Ein etwa 6 cm langer Edelreis mit einem Auge wird auf eine 30 cm lange Unterlage gepfropft, deren Augen zuvor entfernt wurden („geblendet“). Beide Teile müssen in Dicke und Querschnitt harmonieren, damit die Kambiumschichten passgenau aufeinandertreffen und optimal verwachsen.
Bild: Die Unterlage und das Edelreis müssen bei der Kopulation gleich dick sein.
Nach der Veredelung durchläuft die Jungrebe mehrere Phasen:
- Vortreiben – Bildung von Kallusgewebe, Trieben und ersten Wurzeln.
- Einschulen – Einpflanzen im Freiland zur Weiterentwicklung.
- Abhärten – Vorbereitung auf Pflanzung und Freilandbedingungen.
Im zweiten Jahr werden die Jungpflanzen an Winzer und Gärtner abgegeben. Beim Pflanzen im Weingarten sollte die Veredelungsstelle etwa eine Handbreit über dem Boden liegen und nicht mit Erde bedeckt werden. Später entsteht dort eine charakteristische Verdickung, an der veredelte Reben leicht zu erkennen sind.
Mehr darüber, wie du Weinreben richtig pflanzt und pflegst, erfährst du in unserem Artikel «Weintrauben pflanzen – Tipps zur Pflanzung und Pflege von Weinreben».
Lubera Originale sind exklusive Lubera® Sorten, die von Lubera entweder gezüchtet oder erstmals auf den Markt gebracht worden sind.
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Stecklinge im Herbst und/oder im Wasser