Die Zistrosen gehören zu den vielen südlichen Pflanzen, die sich langsam aber sicher in unseren Gärten etablieren, denn Zistrosen pflanzen wird auch in unseren Breiten immer mehr ein Thema. Naturpuristen könnten nun von fremdländischen Pflanzen faseln, die unsere gute alte Pflanzenwelt verdrängen… Ich sehe das aber als absolute Bereicherung: Bei den Pflanzen ist Mehr auch Mehr. Mehr Arten, mehr Diversität, mehr Lebensraum für Insekten und Tiere, mehr Freude für uns Menschen. Mit den richtigen, gut winterharten Sorten und mit den angemessenen Kulturtechniken gelingt es uns, zusätzliche und andere Pflanzen in unseren Gärten zu etablieren. Dazu kommt eine andere, längerfristige Entwicklung: Unser Klima wird ganz langsam, aber doch deutlich wärmer. Und wenn sich die Umwelt verändert, brauchen wir auch andere und zusätzliche Pflanzen. In dieser Entwicklung können die attraktiven, im Mittelmeerraum beheimateten Zistrosen mit ihren verschiedenen Unterarten und Hybriden eine wichtige Rolle spielen. Also pflanzen wir Zistrosen!
Warum Zistrosen pflanzen?
Nun wird aber zugegebenermassen kaum jemand Zistrosen pflanzen, um die Klimaveränderung vorwegzunehmen und mit den richtigen Pflanzen für die immer wärmeren Jahreszeiten bereit zu sein… Dennoch macht es Sinn, die Gartenpflanzenbibliothek frühzeitig zu erweitern. Der Hauptgrund aber, Zistrosen in den eigenen Garten zu pflanzen, ist definitiv der Duft: Der Duft des Mittelmeerraums, der Duft der Macchia! Dazu die blau-grauen, fast silbrigen Blätter, geprägt von den feinen Drüsenhaaren, und schliesslich die Blüten, die mit ihrer nur Stunden andauernden Schönheit ein Sinnbild der Vergänglichkeit, aber auch des Augenblicks sind.
Duft und Herkunft der Zistrosen
In der Macchia nämlich, in den trockenen, abgeholzten und auch mal verbrannten Buschflächen der mediterranen Hügelzonen sind die Zistrosen heimisch, und da verbreiten sie ihren charakteristischen Duft, der auf die Harzausscheidungen der feinen Haardrüsen zurückgeht, die Blätter und Triebe bekleiden. Sie können sich erinnern? Schliessen Sie die Augen, vergegenwärtigen Sie Landschaft und Duft… Das alles ist auch bei Ihnen zuhause möglich! Der Duft der Mittelmeer-Macchia im Sonnengarten oder im Topfgarten daheim.
In dieser Herkunft der Zistrosen, in ihrem ursprünglichen Lebensraum sind auch die Hinweise zu suchen, wie Cistus im Garten kultiviert werden muss: Trockene, 'arme' Böden sind gefragt, wenig Nährstoffe, um die sich auch noch verschiedene Pflanzenbewohner dieser Buschsteppe balgen, wenig Wasser, jedenfalls nie nasse Füsse… Und das, was uns vielleicht am meisten anzieht, der feine würzig-harzige Duft der Blätter, hat die Zistrosen in ihrer Heimat ironischerweise vor vielen Frassfeinden gerettet: Die von der Sommersonne hervorgetriebenen Harzausscheidungen wirken offensichtlich auch auf die weidenden Schafe und Ziegen nicht sehr attraktiv und helfen der Zistrose beim Überleben. Allerdings gibt es zu Schafen und Ziegen noch eine weitere Geschichte zu erzählen: Der als Ladanum oder Labdanum bekannte harzige und seit alters her zum Räuchern begehrte Duftstoff der Zistrosen wird (oder wurde wohl eher) gesammelt, indem bei grosser Mittagshitze Schafe und Ziegen durch die eng stehenden Zistrosenhaine getrieben werden; das Harz bleibt an den Haaren hängen, die Tiere werden nach dem Durchtrieb geschert und schliesslich müssen noch Haar und Harz getrennt werden. Was für ein wertvoller Duftstoff muss das sein, der so aufwändig gewonnen wird!
Die Blüten der Zistrosen
Die Blüten der Zistrosen bringen wunderschöne Farben von weiss bis purpur und auch auffällige Zeichnungen, meist in der Mitte der Blüten. Da sind sie auch deutlich attraktiver als die in der Bezeichnung ZistROSEN als Vergleich herangezogenen Wildrosen mit ihren einfachen Blüten. Am ehesten könnte man die gezeichneten Blüten von Sorten wie 'Paul Pècherat' mit den Persischen Rosen vergleichen, die auch eine rote Mitte haben… Das charakteristische Merkmal der Zistrosenblüte ist jedoch die Verfänglichkeit:
Die etwas zerknittert wirkenden, wie aus leichtem Papier ausgeschnittenen Blüten öffnen sich am Morgen und lassen schon nach einigen Stunden die Petalen fallen. Alles, was wird, vergeht. In dem Masse, wie sich die Blüten verabschieden, wird zur warmen Mittagszeit der Duft intensiver. Was aber den Blüten an Dauerhaftigkeit abgeht, machen sie bei richtiger Kultur und richtigem Schnitt durch die schiere Anzahl wett: An einem Zistrosenstrauch können im Verlaufe der Blütezeit mehrere Hundert Blüten entstehen. Die Sorte 'Sunset' hat übrigens von allen Sorten tendenziell die längste Blütezeit...
Zistrosen pflanzen: Die 10 wichtigsten Tipps für Pflanzung, Pflege und Schnitt von Zistrosen
1. Der beste Standort für Zistrosen
Nicht überraschend brauchen Zistrosen Pflanzen volle Sonneneinstrahlung, allenfalls ein ganz leichter Schatten kann mal akzeptiert werden, vor allem am Fuss der Pflanzen. Das und die ineinander spielenden grau-blauen Farbtöne des Blattwerks sprechen für eine Begleitpflanzung mit mediterranen Stauden wie Lavendel oder Salbei. Auch in der Macchia steht die Zistrose ja nicht ganz allein… Der angeratene exponierte, voll der Sonne ausgesetzte Standort kann bei Auspflanzungen in unserem Klima im Winter zum Problem werden, wenn der Boden lange Zeit gefroren ist und der Wassernachschub für die immergrünen Triebe fehlt... Hier wird es dann wichtig, das grüne Blattwerk zu beschatten und vor der vollen Sonneneinstrahlung mit einem Vlies zu schützen (siehe dazu weiter unten 'Zistrosen im Freiland überwintern‘). Entsprechend kann es bei uns, nördlich der Alpen schon mal passieren, dass die Zistrosen Pflanzen im Winter die Blätter fallen lassen; in der Regel erholen und bekleiden sich die Sträucher im Frühling aber schnell wieder. Nebenbei: Die häufigere Ursache für den Blattverlust im Winter sind zu nasse Füsse und Staunässe… Insgesamt kann man Zistrosen in milderen Regionen mit Meereseinfluss in Norddeutschland, im Rheinland, aber auch in föhngeprägten Alpentälern problemlos auspflanzen. Sie halten durchaus mehr aus, als man einer mediterranen Pflanze zumuten würde. Wo aber Winterkälten bis -18°C die Regel sind und wo darüber hinaus im Winter selten der Nebel für die Milderung der Sonneneinstrahlung sorgt, sollten Zistrosen im Topf oder Kübel gehalten werden.
2. Zistrosen pflanzen - Der Boden muss leicht sein und perfekt entwässern
Zistrosen sind 'arme', steinige Böden gewohnt. Darum werden Sie im englischen auch Rockroses genannt. Dazu sind sie es gewohnt, mit wenig Humusanteilen und wenig organischem Material auszukommen. Für eine erfolgreiche Kultur müssen diese Verhältnisse im Garten nachgeahmt werden: Wenn man also nicht gerade einen Steingarten plant (der die notwenigen Verhältnisse idealtypisch simuliert) und wenn man über normal oder sogar sehr gut versorgte Gartenböden verfügt, müssen diese bei der Pflanzung künstlich 'ärmer' gemacht werden: Die Pflanzgrube soll mindestens 4x so gross sein wie der einzupflanzende Topf, am Boden wird Kies eingebracht, um jederzeit die Entwässerung zu gewährleisten (ganz wichtig: auch im Winter), in die Pflanzerde ist gerade bei schweren oder humusreichen Böden Sand oder feiner Split (allenfalls Lecca) einzumischen. Auf keinen Falls soll zusätzliches organisches Material, Sackerde oder ähnliches eingebracht werden. Auch als Mulchmaterial kommen höchstens Kies oder Split in Frage… Zusätzliche Nährstoffbeiträge sind nicht erwünscht.
3. Zistrosen im Kübel pflanzen
In vielen Fällen mag es einfacher sein, diese Macchia-Verhältnisse im Kübel nachzuahmen. Schon in der Renaissance wurden Zistrosen zusammen mit Zitrus in den fürstlichen Orangerien kultiviert. Die Jungpflanzen aus dem 5L Topf sollen mindestens in einen Kübel von 15-25l umgepflanzt werden; unten im Kübel wird eine Entwässerungsschicht mit Kies oder Lecca eingebracht und auch die Kübelpflanzenerde soll mit 20-30% Split und Sand gestreckt werden. Weniger und ärmer ist bei der Zistrose mehr und besser.
4. Zistrosen düngen
Bei einer Freiland-Pflanzung werden Zistrosen Pflanzen nicht gedüngt; sie müssen ja auch in der Macchia mit sehr wenig Nährstoffen auskommen und haben sich darauf eingestellt. Vielleicht kommt auch daher die extrem kurze Blühdauer der einzelnen Blüten: Ein Tag muss für Befruchtung und Fortpflanzung reichen.
Bei einer Topf-Pflanzung düngt man am besten mit 15-20 Gramm Langzeitdünger pro 5L Topfvolumen und Jahr, die jeweils im Frühling in den Topf eingebracht und in 2-3 Depots im Topf versenkt werden. Alternativ kann auch Flüssigdünger eingesetzt werden. Da ja nicht selten im mediterranen Kübelpflanzengarten auch hochwertige Zitruspflanzen stehen, können Zistrosen einfach bei jeder zweiten Zitrusdüngung mitgedüngt werden.
5. Zistrosen richtig schneiden
Am Schnitt der Zistrosen Pflanzen scheiden sich die Geister. Das hat aber sicher mit der Herkunft der Autoren und mit dem Standort der Pflanzen zu tun. Im Süden macht es durchaus Sinn, die Zistrosen gerade nach der Blüte (die ja auch mindestens einen Monat früher als bei uns stattfindet) leicht in Form zu schneiden und zu pinzieren, um einen buschigeren Wuchs zu erhalten und die Sträucher vor dem Auseinanderfallen zu bewahren. Bei uns im Norden ist es aber für eine solche Behandlung eher zu spät, ein zu später Neuaustrieb im August/September wird in der Regel auch zu wenig ausreifen. Deshalb raten wir bei Zistrosen in unserem Klima dazu, im Frühling nach der Frostgefahr zu schneiden. Auch dann wird aber nur leicht im Form geschnitten und verdorrte oder zurückgefrorene Triebe werden entfernt. Ein Schnitt ins alte Holz ist, wenn immer möglich zu vermeiden, da hier selten ein neuer Austrieb zu erwarten ist.
6. Zistrosen im Freiland überwintern
Wie gesagt sind die Zistrosen härter im Nehmen, als man gemeinhin denkt. In milden Regionen, Weinbauklimaten, aber auch an sonnenbeschienenen, ost- und südexponierten Hängen ohne Kaltluftseen kommen Zistrosen auch ausgepflanzt gut über den Winter. Hier wird es ja auch nur selten kälter als -12°C. Wenn diese Grenze längerfristig unterschritten wird, macht es Sinn, die Zistrosen Pflanzen vor der allzu starken Sonneneinstrahlung mit einem Vlies zu schützen. Auch in milden Regionen wird aber in jedem Fall die Wurzelzone über den Winter mit angehäufelter Erde und darüber mit Laub oder Stroh (gegen die Pflanze hin bis zu 20cm hoch) geschützt. Dies hat zur Folge, dass hier der Boden nicht oder sehr viel später gefriert, und so die Wurzeln weiterhin in der Lage sind, das verdunstete Wasser in den Blättern und Trieben zu ersetzen.
7. Zistrosen im Kübel überwintern
Wer schon andere Kübelpflanzen und vor allem Zitruspflanzen überwintert und dafür die Möglichkeit hat, die Pflanzen kühl bei 3-10°C und hell zu halten, kann die Kübel-Zistrosen gerade mitüberwintern. Gewässert wird im Überwinterungsquartier im Winter nur sehr zurückhaltend; hier gibt es häufiger Blattverluste wegen zu nasser als wegen zu trockener Pflanzen… Wenn keine sicheres Orangerie-Winterquartier im kalten Gewächshaus, im Wintergarten oder in einer hellen Garage zur Verfügung steht, können die Zistrosen auch draussen am einem schattigen und geschützten Ort nahe dem Haus überwintert werden. Wichtig ist dabei die Schattenlage: Es sollte möglichst keine direkte Sonneneinstrahlung geben. Für die Freiland-Überwinterung wird der Kübel mit stark isolierendem Material eingepackt. Bei längerer Frostdauer im Winter werden auch die immergrünen Triebe noch kurzfristig eingepackt, um einen allzu grossen Wasserverlust zu verhindern… Sobald aber die Wintertemperaturen wieder erträglicher werden und der Boden auftaut, sollten die Zistrosentriebe wieder das Licht sehen…
8. Zistrosen bewässern
Ausgepflanzt im Garten müssen Zistrosen eigentlich nie gewässert werden. Wer hätte sie denn je in der Macchia künstlich mit Wasser versorgt? Im Topf geht es sicher nicht ohne Bewässerung - und der Wasserbedarf einer ausgewachsenen Pflanze ist doch so gross, dass im heissen Hochsommer jeden Tag gegossen werden muss. Beachten Sie bitte, dass der Kübel unten gut entwässert und in keinem Fall permanent in einem nassen Untersetzer stehen soll.
9. Schöne Begleitpflanzen für Zistrosen
Der Mediterrane Garten ist keine Ein-Pflanzen-Angelegenheit. Es ist eine Pflanzengesellschaft, die wir zwar in unseren Gärten nicht vollständig herstellen, aber doch wenigstens in Ansätzen und mit 'Zitaten' annähern können. Ich habe es schon erwähnt: Zistrosen-Kübel und fruchtende und blühende Orangen- und Zitronenpflanzen machen sich sehr gut zusammen, im Garten oder als Unterbepflanzung in sehr grossen Kübeln sind Lavendel, Perovskien, Blauschwingel und Bartblumen meine Favoriten. So müssen sie am Ende gar nicht mehr die Augen schliessen, um sich beim Einatmen des Zistrosendufts in die mediterrane Landschaft zu träumen. Der Mediterrane Garten steht im wahrsten Sinne des Wortes vor Ihrer Nase.
Hochwertige Lavendel Pflanzen kaufen Sie günstig im Lubera Shop!
10. Die besten Zistrosensorten
Für die Pflanzung im Kübel und in unseren Gärten empfehlen wir die folgenden Zistrosensorten, die auch unterschiedliche Wuchseigenschaften haben, aber allesamt relativ kältebeständig sind. 'Decumbens' wirkt wie in veritabler, aber südlich-exotischer Bodendecker, 'Sunset' überzeugt mit der längsten und intensivsten Blütezeit und der attraktivsten Farbe, und 'Paul Pècherat' blüht elegant weiss mit der roten mittigen Zeichnung schon im späten Frühling… Alle Sorten sind an Standorten mit mildem Klima oder Mikroklima für die Freilandauspflanzung und anderswo für die Kübelkultur geeignet.
Bild: Cistus verguinii 'Paul Pècherat' - eine mediterrane Blütenpflanze für trockene und geschützte Standorte
Bild: Cistus pulverulentus 'Sunset' - bildet im Juni bis Juli leuchtende, rosarote Blüten
Bild: Cistus danseraui 'Decumbens' - eine mediterrane Schönheit für flächige Bepflanzungen
Lesen Sie ausserdem Markus' Beitrag zu Ginster pflanzen.
Frage zur. ZISTROSE
Guten Tag
Wir wissen leider nicht ob unsere Zistrosen Sorten auch als Heilpflanze verwendet werden können.
Herzliche Grüsse
dein Lubera Team