Von nichts kommt nichts - selten, dass solch ein kühner Spruch beim lustvollen Gärtnern so genau zutrifft, wie bei der Tomaten Pflege. Von der divenhaft geprägten Wesensart der Tomatenpflanzen hatten wir zwar schon in unserem Beitrag zum Tomaten düngen berichtet, aber die gewissen Eigenheiten der Paradeiser beginnen in Wirklichkeit bereits bei der Anzucht der winzigen Sämlinge. Statt der Jungpflanzen, die Lubera abhängig von der aktuellen Wetterlage jedes Jahr ab Anfang bzw. Mitte Mai verkauft, lassen sich die Setzlinge aus unserem Saatgut natürlich auch selbst heranziehen, wofür dann allerdings zwischen fünf bis acht Wochen eingeplant werden müssen. Es macht ein wenig Arbeit, aber noch mehr Spass, den Keimlingen beim Wachstum zuzuschauen, ist finanziell günstiger gegenüber dem Pflanzenkauf, schliesst aber auch die Notwendigkeit ein, während dieser Zeit für richtige Temperaturverhältnisse, genügend Feuchtigkeit und eine ausreichende Lichtmenge in den Anzuchttöpfen zu sorgen. Die Tomaten Pflege beginnt somit bereits auf dem Fensterbrett, in einer beheizten Garage oder (am besten) in einem wohltemperierten Gewächshaus.
Sehen Sie in diesem Video, wie Sie Tomatenpflanzen pflegen können:
Inhaltsverzeichnis
- Selber Tomatensamen gewinnen oder Tomatensamen kaufen
- Wie ein Tomatenleben auf der Fensterbank beginnt
- Bei offenem Wetter ab an die frische Luft zur Abhärtung
- Tomatenbeete vorbereiten
- Tomaten Pflege im Freiland: Beim Pflanzen genügend Abstand einhalten
- Tomaten tief pflanzen!
- Tomaten ausgeizen - aber welche denn?
- Im Rahmen der Tomatenpflege kann folgendes festgehalten werden:
- Tomaten-Pflege: Massvoll düngen
- Mulchen verhindert die Ansteckung durch bodenbürtige Pflanzenkrankheiten
- Aber warum soll jetzt Spritzwaser der Tomatenpflanze schaden?
- Krankheiten vorbeugen: Die untersten Blätter und Seitentriebe entfernen
- Tomatenpflege Basics: Tomaten richtig giessen
- Zusammenfassung: Die wichtigsten 10 Tipps für die richtige Tomaten-Pflege in Ihrem Gart
Selber Tomatensamen gewinnen oder Tomatensamen kaufen
Hier ist zu beachten, dass nur die Samen von samenfesten Sorten benutzt werden können; nur hier haben Sie die Gewissheit, dass die ausgesäten Pflanzen der Mutterpflanze zu 95-99% gleichen werden. Die Aussaat von Saatgut, das aus F1 Tomaten-Hybriden gewonnen wurde, ist zwar möglich, aber hier werden sich die Nachkommen stark aufspalten und in vielen Fällen der Muttersorte gar nicht oder nur entfernt gleichen. Wie genau Tomatensamen selber aus reifen Früchten gewonnen werden können, haben wir in einem separaten Artikel beschrieben.
Wie ein Tomatenleben auf der Fensterbank beginnt
Ganz wichtig: Bei allem verständlichen Ehrgeiz und eventuellem Winterfrust, lassen Sie den Februar erst ins Land ziehen, ehe Sie mit der Jungpflanzenaufzucht Ihrer Tomaten beginnen. Bei zu früher Aussaat besteht die Gefahr, dass die Pflänzchen unter Lichtmangel leiden und nur weiche und helle Triebe ausbilden, die dazu auch noch schnell von Läusen befallen werden. Die ideale Zeit, um mit der Anzucht der lichthungrigen Tomaten zu beginnen, liegt zwischen Mitte März und Anfang April. Anzuchterde für die Tomatensetzlinge haben wir im Luberashop für Sie vorrätig, sie ist im Gartenhandel erhältlich und sofern Ihr Komposthaufen bereits frostfrei ist, kann man sie auch leicht selber mixen. Ein feinkörniges Gemisch aus Torf, Komposterde, Sand und ein wenig Perlit wäre optimal. Die spätere Tomaten Pflege wird einfacher sein, wenn Sie gröbere Bestandteile aussortieren und die gesamte Pflanzmischung noch einmal durchsieben.
Am besten gelingt die Kultivierung, wenn die Setzlinge in sogenannten Multitopfpaletten aufgezogen werden. Bei den grösseren Exemplaren passen über 50 Samen in die eingearbeiteten Töpfe, wodurch man sich das spätere Pikieren sparen kann. Wer allerdings nur ein kleines Fensterbrett hat, ist mit einzelnen Kunststoffbechern besser bedient.
Ich habe gute Erfahrungen mit diesen 250 ml Plastikbechern gemacht, die sogar einen relativ festsitzenden Deckel haben. Ursprünglich waren dort Mini-Tomaten aus dem Supermarkt drin, in Boden und Deckel habe ich nachträglich Löcher eingearbeitet.
Je Behälter wurden von mir drei Samenkörner eingesetzt, nach zwei bis drei Wochen sollte sich das erste zarte Grün zeigen und dann kann es auch gleich ans Pikieren gehen. Was hierbei zu beachten ist, haben wir für Sie in einem ausführlichen Artikel vorbereitet.
Video: Tomaten aussäen und pikieren
Damit wäre die erste Etappe der Tomaten Pflege erledigt und die Temperatur darf von vorher 22 bis 25 °C nun auf 18 bis 20 °C am Tage (nachts: 14 bis 16 °C) abgesenkt werden. Regelmässiges aber sparsames Giessen ist während der gesamten Anzuchtperiode enorm wichtig. Am einfachsten gehts mit einer Sprühflasche, in die das Giesswasser bei Zimmertemperatur eingefüllt und auf den Boden der Töpfe vernebelt wird. Anschliessend Deckel drauf oder die Schale mit einer dünnen Plastikfolie, in die kleine Löcher hineingeschnitten werden, abdecken.
Bei offenem Wetter ab an die frische Luft zur Abhärtung
Nach zwei bis drei Wochen können die nun schon recht stabil gewachsenen Pflänzchen (geschützt) zum Abhärten und Erwachsen-werden hinaus ins Freie. Für diesen Zweck habe ich unter einem überdachten Vorbau auf der „Sonnenseite“ des Hauses einen ausgesonderten Küchenschrank montiert.
Hier Mitte Mai kommt bereits der zweite Schub selbstgezüchteter Jungpflanzen. Der mit Glastüren verschliessbare Schrank wird spätestens in der Mittagssonne geöffnet, die Kappen auf den Bechern kommen bis zum Abend runter und erfahrungsgemäss dauert die Tomaten Pflege nun noch zwei Wochen, bis die Pflanzen ins Freiland umziehen können.
Den Pflänzchen kann man fast dabei zusehen, wie sie an Wachstum gewinnen und nach einer guten Woche kommen sie dann auch schon morgens unbedeckt aber ganz vorsichtig an die Luft und wenn es so weit ist, beginnt auch die Vorbereitung für das Bepflanzen der Beete.
Tomatenbeete vorbereiten
Dieses Jahr kommen einige der selbst gezogenen Tomatenpflanzen direkt auf die Gartenbeete, während für die Freilandtomaten 232-x‘, die platzfeste und die sehr aromatische Cherrysorte 'Resi' von Lubera ein besonders gut geeigneter Platz auf einem Teil des sonnigen Hinterhofs geplant ist. Die drei Blumenkästen auf dem Bild kommen dann an einen anderen Platz.
Unten Kies, grober Strauchschnitt, Herbstlaub, frische Muttererde mit abgelagertem Kompost und darüber eine 20 bis 30 Zentimeter hohe Deckschicht mit (gekaufter) Gemüse- und Tomatenerde. Sollte es der Regen zu gut meinen, kann die gesamte Fläche einschliesslich der beiden schwarzen Pflanzkisten auf der linken Seite mit einer lichtdurchlässigen Kunststoffplane abgedeckt werden.
Tomaten Pflege im Freiland: Beim Pflanzen genügend Abstand einhalten
Neben der Qualität des Bodens gehört die Einhaltung möglichst grosszügiger Pflanzabstände zu den wesentlichsten Erfolgsfaktoren, insbesondere bei den recht üppig heranwachsenden Freilandsorten. Dass die starkzehrenden Tomaten mitunter Höhen von zwei Metern erreichen und dazu noch einen guten Meter in die Breite wachsen können, sieht man den Jungpflanzen oft nicht an. Was ebenfalls meist zu wenig berücksichtigt wird: Um Krankheiten vorzubeugen, deren fatale Folgen leider erst mit dem Beginn der Erntezeit sichtbar werden, ist es für die Pflanzen überlebenswichtig, dass die reichlich vorhandenen Blätter nach einem längeren Regenguss schnell trocknen können. Dies ist fast unmöglich, wenn sich zu dicht beieinander stehende Pflanzen dabei selbst behindern. Die Freiräume lassen sich zwar später immer noch mithilfe von zwei Meter hohen Spiralstäben aus Metall korrigieren, das Dickicht wird dadurch aber irgendwann für die Sonnenstrahlen undurchdringbar, was erheblich zulasten des geliebten Tomatenaromas geht und zusätzlich noch die Ernte der reifen Früchte unnötig erschwert. Tomaten Pflege beginnt daher bereits beim Pflanzen, sodass dabei die folgenden Mindestabstände bei den Freilandtomaten unbedingt eingehalten, eventuell sogar noch vergrössert werden sollten:
- minimal 70 Zentimeter in der Reihe und
- zwischen 80 bis 100 Zentimeter von einer Reihe zur anderen
Tomaten tief pflanzen!
Egal ob Sie Tomaten im Garten, in einem speziellen Hochbeet oder im Topf pflanzen, pflanzen Sie die Tomatenjungpflanzen bitte immer tief ein, so dass der Topf oder Wurzelballen nochmals einige cm, gerne auch bis zu 5-7 cm mit Erde überdeckt ist. Warum das? Nun, dadurch kann die Tomatenpflanze schneller ein grösseres und stärkeres Wurzelsystem entwickeln, steht auch stabiler und baut vor allem ein grösseres Wurzelvolumen auf, um Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Diese Regel – tief pflanzen – gilt übrigens gleichermassen für selber angezogenen und zugekaufte Tomatenjungpflanzen, nicht aber bei veredelten Jungpflanzen. Bei letzteren sollt die Veredelungsstelle über dem Boden bleiben.
Tomaten ausgeizen - aber welche denn?
Immer wieder heiss umstritten und kontrovers diskutiert ist das Thema „Ausgeizen von Tomatenpflanzen“. Markus Kobelt hat sich mit diesem Thema etwas ausführlicher befasst und er verrät Ihnen am Schluss seines Beitrags sogar noch 10 praktische Tipps. Die wichtigsten Infos zum Ausgeizen sind auch im folgenden Video enthalten:
Video: Tomaten ausgeizen - ja oder nein?
Im Rahmen der Tomatenpflege kann folgendes festgehalten werden:
- Ausgeizen! Die klassischen Tomatenpflanzen ,die am einem Stab oder Gerüst unendlich nach oben wachsen und die man deshalb auch Stabtomaten nennt, müssen ausgegeizt werden, das heisst die Triebe aus den Achselknospen müssen konsequent entfernt werden; ansonsten wird der Strauch viel zu dicht und vermag die resultierenden vielen Blüten und Früchte nicht zur Reife zu bringen.
- Nicht ausgeizen! Umgekehrt müssen determiniert wachsente Tomatensorten sowie Wildtomaten, Strauchtomaten, Balkontomaten und auch Hängetomaten nicht ausgegegeizt werden, weil man hier ja eine möglichst starke Verzweigung wünscht. Diese Sorten setzen auch so schnell Blüten und Früchte an, dass der Fruchtansatz das vegetative Treib-Wachstum letztlich zum Stoppen bringt, so dass die Pflanze ihre Früchte auch auszureifen vermag.
Tomaten-Pflege: Massvoll düngen
Was das Düngen anbelangt, empfehlen wir bei frisch gepflanzten Tomaten im Freiland je 30 Gramm unseres Langzeitdüngers unter den Gartenboden zu mischen. Mit nochmals 50 Gramm je Quadratmeter Frutilizer® Volldünger Plus sollte, je nach Wachstumsfortschritt, zwischen Juni und Juli nochmals nachgedüngt werden. Falls Sie sich für die Kultivierung im Topf entscheiden, reicht, bezogen auf jeweils fünf Liter Inhalt, eine Menge von 30 Gramm Langzeitdünger, die um maximal 30 Prozent reduziert werden kann, falls die Erde vorher mit Stalldung bzw. Kompost angereichert wurde.
Gourmet-Tomate 'Mélange' (Solanum lycopersicum) - die gestreifte Mini-Pflaumentomate
Mulchen verhindert die Ansteckung durch bodenbürtige Pflanzenkrankheiten
Ein wichtiger Beitrag zur optimalen Tomaten Pflege ist das Mulchen. Um einen Kontakt der überirdischen Pflanzenteile mit dem Gartenboden zu vermeiden, eignet sich hierfür am besten Stroh, das über den Wurzelbereich verteilt wird. Möglich ist auch die Verwendung von Rasenschnitt, wodurch Spritzwasser bei starken Regenfällen von den Tomatenblättern ferngehalten wird. Falls beides nicht vorhanden ist, benutzen Sie einfach unsere Mulchfolie, die nicht nur gegen unerwünschte Nässe schützt, sondern auch lästiges Unkraut von den Pflanzen fernhält.
Aber warum soll jetzt Spritzwaser der Tomatenpflanze schaden?
Erstens können sich verschiedene Pilzkrankheiten nur auf den Tomatenblättern etablieren, wenn diese nass oder sehr feucht sind. Ergo: Je länger die Tomatenblätter nass sind, desto einfacher verbreiten sich Pilzkrankheiten. Dies ist ja auch der wichtigste Grund für die oben empfohlenen grösseren Pflanzabstände.
Und zweitens: Viele Pilzkrankheiten und Sporen von Pilzkrankheiten (z.B. der gefürchteten Kraut- und Braunfäule) überdauern und verbreiten sich im Boden und mit dem Bodenwasser, und können mit Spritzern direkt auf die Tomatenblätter gelangen.
Krankheiten vorbeugen: Die untersten Blätter und Seitentriebe entfernen
Aus dem gleichen Grund macht es auch Sinn, nach dem Anwachsen der Jungpflanze am endgültigen Standort die untersten Blätter und allenfalls auch Seitentriebe zu entfernen (es sei denn, man möchte eine stark wachsendende Stabtomate 2- oder 3-triebig erziehen). Auch mit dieser Massnahme senkt man die Wahrscheinlichkeit, dass Spritzwasser mit Krankheitssporen die untersten Blätter und Triebe erreicht. Natürlich funktioniert diese Massnahme eigentlich nur bei Stabtomaten; bei Strauchtomaten, Wildtomaten, Balkontomaten und Hängetomaten braucht man ja die möglichst schnelle Verzweigung. Hier ist es dann umso wichtiger, wie gegossen wird…
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Tomatenpflege Basics: Tomaten richtig giessen
Womit nun auch gleich noch klar wird, worauf es beim Wässern von Tomatenpflanzen ankommt: Sie können einen ordentlichen Schluck aus der Kanne mit möglichst schon einen Tag abgestandenem Wasser vertragen. Aber bitte nur unten auf den Wurzelbereich, da dauerfeuchte Blätter und Triebe das Risiko für kaum beherrschbare Pflanzenkrankheiten und unerwünschten Schädlingsbefall wesentlich begünstigen. Abgesehen davon können nasse und bereits reife Tomaten bei nachfolgender intensiver Sonneneinstrahlung sehr schnell am Strauch platzen. Solche beschädigten Früchte sollten bei der regelmässigen Tomaten Pflege dann auch schnellstens entfernt werden, da sie Ungeziefer nahezu magisch anlocken.
Zusammenfassung: Die wichtigsten 10 Tipps für die richtige Tomaten-Pflege in Ihrem Garten
- Selber angezogenen Tomaten-Jungpflanzen möglichst früh und gut abhärten, damit sie nicht unstabil und krankheitsanfällig werden.
- Tief an den Endstandort pflanzen.
- Genügend Abstand zwischen Tomatenpflanzen einhalten: bei Stabtomaten 70cm, bei Wildtomaten bis zu 150 cm
- Klassische Stabtomaten ausgeizen
- Dünger nicht vergessen: organisch über eine Schicht Kompost in der Pflanzerde, zusätzlich am besten mit Langzeitdünger
- Bei Stabtomaten unterste Blätter und Seitentriebe entfernen, um eine Infektion mit bodenbürtigen Pflanzenkrankheiten zu verhindern.
- Mulchen unter der Pflanze, um Spritzwasser zu reduzieren
- Vorsichtig giessen, möglichst ohne die Blätter nass zu machen
- Kranke Blätter und geplatzte Tomatenfrüchte immer sofort entfernen und entsorgen, um den Pflanzenkrankheiten keinen Angriffspunkt zu bieten
- Reife Früchte immer regelmässig ernten, bei der Ernte bitte die Pflanze nicht verletzen und Früchte oder auch Tomatentrosse mit der Schere abschneiden.