Wenn Sie Ihre Gräser schneiden möchten, weil das alte Laub irgendwann unansehnlich geworden ist, sollten Sie den passenden Zeitpunkt für diese Massnahme kennen. Mehrjährige Ziergräser haben besondere Strategien entwickelt, um dem Frost zu trotzen, und viele sehen auch in der kalten Jahreszeit noch bezaubernd aus. Ihr Blattwerk bietet im Winter einen ausreichenden Schutz vor Kälte und Nässe und sollte deshalb auf keinen Fall zu früh entfernt werden. Wir erkären Ihnen, welche Gräser von einem Schnitt profitieren und wann eine Teilung der Pflanzen sinnvoll ist.
Inhaltsverzeichnis
Zunächst ein kurzes Vorwort: Es gibt Gräser, die gar nicht geschnitten werden müssen. Dazu gehören beispielsweise die immergrünen Seggen und die Riesen-Pfeifengräser, deren oberirdische Pflanzenteile beim ersten Schnee einfach zusammenfallen können. Bei einem Bambus, der mit den meisten Ziergräsern eng verwandt ist, gelten ganz besondere Schnittregeln – Interessierte können diese im unteren Kapitel nachlesen. Meist werden Gräser aus kosmetischen Gründen geschnitten - also dann, wenn das alte Laub nach einem nassen Winter unschön aussieht und möglicherweise seine Standfestigkeit eingebüsst hat. Das Entfernen abgestorbener Pflanzenteile kann aber auch die Bildung neuer Triebe beschleunigen, da auf diese Weise die Frühjahrswärme schneller zum Zentrum der Pflanze vordringt und ihr signalisiert, dass der Winterschlaf beendet ist. Es gibt eine Faustregel: Der Schnitt sollte dann erfolgen, wenn das Gras sich für das neue Grün bereit macht. Da Ziergräser aufgrund ihrer Attraktivität ausgewählt werden und deshalb in vielen verschiedenen Klimazonen der Erde zuhause sind, gibt es natürlich grosse Unterschiede hinsichtlich des zu erwartenden Wiederaustriebs. Wer sich fragt, wann denn nun der ideale Schnittzeitpunkt für eine Gräserart gekommen ist, erhält im Folgenden eine kleine Systematik an die Hand.
Gräser der kalten und warmen Jahreszeit
In Bezug auf die Wachstums- und Blütezeit gibt es so genannte Cool- und Warm-Season-Gräser. In Nordamerika, wo die Begriffe geprägt wurden, sind die Klimabedingungen oft extremer als in Mitteleuropa, und Gartenliebhaber lassen sich bei der Arten- und Sortenwahl ihrer Pflanzen sehr gut beraten, um langfristig Erfolg zu haben. Taktgeber bei allen Gräsern sind die vorherrschenden Aussentemperaturen sowie die Lichtverhältnisse. Darüber hinaus ist das spezielle Wuchsverhalten - abhängig von der Herkunft - in ihren Genen gespeichert. Einige starten mit dem Neuaustrieb bereits im zeitigen Frühjahr, andere lassen sich hingegen Zeit und warten bis der Boden ausreichend warm und die Temperaturen stabiler sind.
Cool-Season-Gräser
Ihre Vertreter sind oft winter- oder immergrün und treiben generell bereits im Nachwinter, bei noch relativ niedrigen Temperaturen, aus - entsprechend zeitig erfolgt meist auch die Blütenbildung. Besonders attraktiv erscheinen diese Gräser im späten Frühjahr und frühen Sommer. In den heissen Sommermonaten lässt ihre Aktivität nach, und es kann sogar passieren, dass manche vorübergehend ein braunes Laub zeigen. Nach einer Ruhezeit "erwachen" die Pflanzen wieder ab dem Spätsommer. Diese besonderen Eigenschaften der früh grünenden Gräser sollte man möglichst schon bei der Pflanzung berücksichtigen - ein optimales Anwachsen ist im Frühjahr sowie im Frühherbst zu erwarten. Beliebte Gräsergattungen in dieser Gruppe sind:
- Federgräser (Stipa),
- Blaugräser (Sesleria),
- Pfeifengräser (Molinia),
- Rasenschmielen (Deschampsia),
- Reitgräser (Calamagrostis, Ausnahme: Diamantgras),
- Schwingel (Festuca)
- und der Blaustrahlhafer (Helictotrichon)
Warm-Season-Gräser
Hier finden sich ausgesprochene Wärmeliebhaber mit einem relativ späten Austrieb im Frühjahr. Es handelt sich meist um sommergrüne Gräser, die mit ihren flauschigen Blütenständen im Spätsommer allen anderen Gräsern die Show stehlen. Sie werden auch wegen ihrer leuchtenden Blattfärbungen im Herbst gerne gepflanzt. Ihre Erneuerungsknospen werden im Winter durch das dürr gewordene Laub gut geschützt. Wissen sollte man, dass viele Warm-Season-Gräser nach der Pflanzung zunächst ihre Energie darauf verwenden, tiefe Wurzeln auszubilden und oft erst im zweiten und dritten Jahr zur Höchstform auflaufen. Folgende Gräser gehören zu dieser Kategorie:
- das Lampenputzergras (Pennisetum),
- das Chinaschilf (Miscanthus),
- die Rutenhirse (Panicum),
- das Pampasgras (Cortaderia),
- das Japangras (Hakonechloa),
- das Blutgras (Imperata) sowie
- das Diamantgras (Calamagrostis)
Auch Seggen, die zur Familie der Sauergrasgewäche gehören und in keine der genannten Gruppen fallen, sind tendenziell Pflanzen der warmen Jahreszeit. Sie sind jedoch oft immergrün, wachsen vergleichsweise gemächlich und stellen auch bei kühleren Temperaturen ihr Wachstum nicht komplett ein.

Bild: Das Blutgras (Imperata cylindrica 'Red Baron') hat eine auffallend leuchtend rote Laubfärbung
Früh treibende Gräser schneiden
Wenn Sie Cool-Season-Gräser schneiden, sollten Sie bereits im Februar/März zur Schere greifen, um den Neuaustrieb nicht zu beeinträchtigen. Aber nicht immer ist ein kompletter Schnitt nötig, letztendlich ist auch das individuelle Aussehen der Pflanze entscheidend: Gräser mit immergrünen, dichten Horsten, etwa der Atlasschwingel (Festuca mairei), sollten nur vorsichtig beschnitten bzw. einfach nur ausgekämmt oder „gerauft“ werden.
Spät treibende Gräser schneiden
Bei diesen Vertretern können Sie sich im Frühjahr ein wenig Zeit mit dem Schnitt lassen - bis Ende April ist dieser meist problemlos möglich. Schneiden Sie bodennah zurück. Da die einzelnen Halme des Chinaschilfs sehr fest ausfallen können, benötigt man in manchen Fällen eine Gartenschere mit einer guten Hebelwirkung.
Keine Regel ohne Ausnahme: Das Pampasgras ist etwas nässe- und frostempfindlich, weswegen es im Herbst gut eingepackt wird. Im Frühjahr ist es häufig ausreichend, die alten Stängel auf Bodenhöhe abzuschneiden, denn in einem milden Winter bleibt das Blattwerk der Pflanze grün.
Bild: Das dekorative Pampasgras wird im Frühjahr meist nur ausgeputzt
Gräser teilen und verjüngen
Die meisten winterharten Gräser bleiben durch eine Verjüngungskur viele Jahre schön. Die ältesten Halme befinden sich im Gräserhorst meistens in der Mitte und können im Lauf der Zeit unansehnlich werden oder sogar absterben - dieses Phänomen ist vor allem bei den Seggen zu beobachten. Nach drei bis fünf Jahren sollten Sie daher dichte Blatthorste samt Wurzelballen teilen - beziehungsweise dann, wenn die Vergreisung sichtbar wird. Dies gilt auch für Grasarten, die im Laufe der Jahre ausufernde Horste bilden können, wie zum Beispiel die Rasenschmiele. Gräser mit Rhizomen - wie etwa die Japangräser - können ebenso geteilt werden. Durchtrennen Sie in diesem Fall die Ausläufer sorgfältig.
Wenn Sie Ihre Gräser schneiden, können Sie unmittelbar danach zur Teilung und Verjüngung übergehen. So ist sichergestellt, dass die Massnahme in der richtigen Zeit durchgeführt wird. Denn Cool-Season-Gräser sollten keinesfalls im Sommer verjüngt werden, da sie dann ihre Ruhephase haben und schlecht austreiben. Gräsern der warmen Jahreszeit sollte man hingegen nicht vor dem späten Frühjahr mit dem Spaten zu Leibe rücken. Zunächst werden die Pflanzen etwas freigelegt und der Wurzelballen beherzt in Stücke – wie bei einer Torte – geteilt. Die Spitzen der Stücke – dort, wo die alten Halme sitzen – können dann entfernt werden. Auf diese Weise können Sie das verjüngte Gras neu zusammenfügen bzw. die Teilstücke in anderen Gartenbereichen einpflanzen und die Pflanze so gezielt vermehren.
Anmerkung: Die verschiedenen Arten des Federgrases erweisen sich bei einer Teilung leider oft als nicht besonders wüchsig. Ihre Vermehrung im Garten ist aber dennoch garantiert, da sie zur Selbstaussaat neigen.
Bild: Die Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa 'Palava') bildet mit der Zeit ausgedehnte Horste, die geteilt werden können
Bambus schneiden
Auch der Bambus gehört zur grossen Familie der Süssgräser. Das Ausdünnen und Schneiden ist bei ihm nicht zwingend notwendig, bringt aber durchaus Vorteile. Ein Schnitt kann seine Schönheit noch mehr betonen, er bleibt generell vitaler und zudem hat man die Ausdehnung der Pflanze gut im Griff.
Wann ist die beste Schnittzeit für Bambus?
Ein Bambus wird am besten im späten Sommer oder Herbst geschnitten, dann ist der Austrieb beendet. Ein früherer Zeitpunkt ist nicht ratsam, da sonst seine Energiereserven darunter leiden würden – er wäre weniger wuchsfreudig. Mit einem Schnitt möchte man jedoch in der Regel das Wachstum nicht stoppen, sondern insgesamt eine bessere Form erzielen.
Beim Schnitt werden Halme, Zweige und Blätter entfernt. Beachten Sie, dass der Bambus an der beschnittenen Stelle nicht nachwächst. Aufgrund dieser Eigenschaft ist seine Wuchsform gut zu steuern. Das ‚Topping' ist dabei eine Schnitttechnik, die dazu dient, eine Wunschhöhe zu erzielen. Da in jedem Frühjahr neue Triebe entstehen, ist dies eine jährlich wiederkehrende Massnahme.
Schneiden Sie möglichst direkt über einem Halm- und Astknoten. So bleibt kein Stummel zurück, der faulen kann. Die Pflanze gleicht die verlorene Blattmasse mit einem verstärkten Wachstum unterhalb der Schnittlinie aus, was ein dichteres Laub zur Folge hat. Viele Bambusarten haben attraktive Halme, die man gut in Szene setzen kann, indem man dichtes Laub im unteren Bereich entfernt.
Beim Ausdünnen von Bambus werden die Halme direkt an der Basis abgeschnitten. Diese Massnahme sorgt für eine bessere Luftzirkulation und Aufnahme des Sonnenlichts, was der Gesunderhaltung der Pflanzen dient. Und natürlich tritt so die schöne Struktur einzelner Halme mehr in den Vordergrund.

Bild: Der Schirmbambus (Fargesia rufa) erhält mit einem Schnitt die gewünschte Wuchsform und Ausdehnung