Wusstest du, dass Wildbienen anders als Honigbienen oder Hummeln nicht in großen Staaten leben und das dreiviertel aller Wildbienen ihre Nester im Boden anlegen? Viele Gartenbesitzer unterstützen Wildbienen mit Bienenhotels, die von den meisten Arten aber gar nicht angenommen werden. Viele Arten benötigen freie, ungestörte Sandflächen, die nur spärlich bewachsen sind, Mauerfugen oder Spalten zwischen Gehwegplatten und nisten dort in selbst gegrabenen Höhlen. Manche bewohnen auch leere Schneckenhäuser. Für solche solitären Wildbienen kannst du ein Sandarium anlegen. Jedoch benötigen die Bienen auch geeignete Nahrung. Nektar sammeln die meisten Arten an vielen verschiedenen Pflanzen. Für die Aufzucht ihrer Brut benötigen einige Wildbienenarten aber den Pollen bestimmter Pflanzen. Fehlen diese, bleiben die angebotenen Nistmöglichkeiten ungenutzt. Bei uns erfährst du, welche Pflanzen wichtig für Solitärbienen sind.
Nektar und Pollen: Treibstoff und Babynahrung
Nektar ist zuckerhaltig und dient den erwachsenen Bienen als energiereiche Nahrung. Zur Aufzucht der Bienenlarven ist Eiweiß nötig, das aus dem Pollen stammt. Um ihren Bedarf zu decken, müssen Bienen viele Blüten besuchen. Dabei bevorzugen sie Blüten, deren Nektar einen hohen Zuckergehalt hat und solche, deren Pollen viel Eiweiß bietet. Besonders viel Nektar haben die Blüten von Kürbissen, Stachelbeeren, indischem Springkraut und Apfel. Diese produzieren mehr als 5 mg Zucker pro Tag und Blüte. Gute Trachtpflanzen sind auch Löwenzahn, Borretsch, Natternkopf und Schwarze Johannisbeere. Den eiweißreichsten Pollen liefern die Hülsenfrüchtler (Fabaceae) mit durchschnittlich 35% Proteingehalt. Bei den Raublattgewächsen oder Borretschgewächsen (Boraginaceae) liegt er bei etwa 30%. Weitere gute Eiweißlieferanten sind Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) mit durchschnittlich 26% und die Kardengewächse (Dipsacoideae) mit 25% Eiweißgehalt. Auch bei Korbblütlern oder Asterngewächsen (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) und Lippenblütlern (Lamiaceae) hat der Pollen mehr als 20% Protein. Weitere gute Eiweißquellen für Blütenbesucher sind die Pollen von Mohngewächsen (Papaveraceae), Nachkerzengewächsen (Onograceae) und Rosengewächsen (Rosaceae). Manche Bienenart ist auf bestimmte Pflanzen als Pollenlieferant angewiesen. Einige Sandbienenarten besuchen im Frühjahr fast ausschließlich Weiden. Glockenblumen sind für die Bezahnte Sandbiene und die Glockenblumen-Mauerbiene unverzichtbar und die Heidekraut-Seidenbiene gibt es nur, wo Besenheide auf sandigen Böden wächst.
Geeignete Futterpflanzen für Wildbienen
Wildbienen fliegen vom Frühjahr bis zum Herbst ab Temperaturen von 5°C und benötigen in der gesamten Zeit ein reichhaltiges Blütenangebot. Um ihre Brut zu füttern, müssen Wildbienen Blüten anfliegen, deren Nektar und Pollen für sie erreichbar ist. Bienenarten mit kurzen Rüsseln können in tiefe Blütenkelche nicht weit genug hineintauchen. Sie benötigen andere Nahrungspflanzen als langrüsselige Arten. Manche Bienen sind zudem Nahrungsspezialisten und benötigen für ihre Brut Pollen von bestimmten Pflanzengattungen. Nicht alle Pflanzenarten, die wir im Garten pflegen werden von Bienen angeflogen. Die Forsythie zum Beispiel bietet weder Pollen noch Nektar. Der gewöhnliche Hornklee, den wir an vielen Stellen als lästiges Unkraut bekämpfen, dient dagegen 57 verschiedenen Bienenarten als Nahrungsquelle. Maskenbienen, Blutbienen und Seidenbienen haben nur einen sehr kurzen Rüssel. Sie suchen Nahrung an Hahnenfußgewächsen, Kreuzblütlern, Doldenblütengewächsen und Korbblütlern mit leicht erreichbarem Pollen. Sägehornbienen, Sandbienen, Hosenbienen und Furchenbienen können die obengenannten Blüten nutzen. Sie besuchen aber auch kleinblütige Schmetterlingsblüter, Rosengewächse, Heidekraut und Raublattgewächse. Die Blüten von Schmetterlings- und Raublattgewächsen haben zum Teil sehr tief liegende Nektarien, die nur von Bienen mit einer Rüssellänge von 5 Millimeter oder mehr erreichbar sind. In diese Gruppe gehören Blattschneiderbienen, Mauerbienen und Wollbienen. Eine Blumenwiese mit verschiedenen ein- und mehrjährigen Sommerblumen ist eine gute Basis, um viele Bienenarten mit Nektar zu versorgen.
Manche Blüten sind den Hummeln vorbehalten
Hummelarten, Langhornbienen, Holzbienen und Pelzbienen haben eine Rüssellänge von 7 bis 10 mm entwickelt. Sie können tief liegenden Nektarien erreichen. Manche Pflanzen haben zusätzlich Sperrhaare, sodass nur besonders kräftige Tiere in die Blüten kriechen können. Zu diesen typischen Einkriechblumen gehören Fingerhut, Eisenhut, Iris, Löwenmäulchen und Großes Springkraut. Sie werden fast ausschließlich von Hummeln bestäubt.
Unsere Pflanzen-Empfehlungen für einen bienenfreundlichen Garten
Möchtest du Wildbienen ein gutes Zuhause bieten, kannst du ihnen ein Bienenhotel bauen und eine Sandfläche mit spärlichem Bewuchs freihalten. Damit sie gut versorgt sind, müssen aber auch geeignete Pflanzen in der Nähe wachsen, die für ausreichend Nahrung sorgen. Wir haben dir hier empfehlenswerte Bienenfutterpflanzen zusammengestellt, die vielen Wildbienenarten den wertvollen Pollen für ihre Brut liefern. Andere Pflanzen wie Malven werden wegen ihres reichhaltigen Angebots an Nektar von vielen verschiedenen Insektenarten aufgesucht.
Bild: Ein kleines Wildbienenhotel kann mit wenigen Handgriffen bereit gestellt werden.
Blütezeit von Februar bis Ende März
Ab Ende Februar blühen vor allem Geophyten wie der Lerchensporn (Corydalis solida) und das Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Diese Pflanzen werden von einigen Mauerbienen und Pelzbienen besucht. Von Anfang März bis Ende April blüht der Gundermann (Glechoma hederacea). Er ist eine wichtige Futterpflanze für mindestens 10 verschiedene Wildbienenarten aus den Familien der Pelzbienen, Sandbienen und Mauerbienen. Der Huflattich (Tussilago farfara) ist Trachtpflanze für 14 verschiedene Sandbienen, Mauerbienen und Furchenbienen. Auch die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), die Stengellose Schlüsselblume (Primula vulgaris) und das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) bieten Wildbienen Pollen und Nektar. Die Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) wird von Mauerbienen und Furchenbienen aufgesucht. Mehr als 30 verschiedene Wildbienenarten sammeln Nektar und Pollen an der Salweide (Salix caprea). Beides ist bei dieser Pflanze in großen Mengen vorhanden. Die meisten Blütenbesucher gehören zur Familie der Sandbienen. Aber auch Mauerbienen, Schmalbienen, Seidenbienen und Furchenbienen sammeln an der Sal-Weide. Jeweils etwa 15 verschiedene Wildbienen fliegen wegen ihres Pollens die Grau-Weide (Salix cinerea) und die Purpur-Weide (Salix purpurea) an. Die Kornelkirsche (Cornus mas), die von Februar bis April blüht, liefert reichlich Pollen und Nektar.
Blütezeit Anfang April bis Mitte Mai
Die wertvollste Bienenweide von April bis Ende Mai ist der Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale). Nicht weniger als 70 Wildbienenarten nutzen diesen Korbblütler als Pollenquelle für ihre Brut. Von Anfang April bis Ende Juni lockt der Genfer Günsel (Ajuga genevensis) 6 verschiedene Wildbienenarten wie die Kleine Holzbienen und die Streifen-Pelzbiene an. Sein Verwandter der Kriechende Günsel (Ajuga reptans) bietet Nahrung für fast doppelt so viele Bienenarten. Auch das Gänseblümchen (Bellis perennis) wird von Wildbienen besucht. Die Blüten von Erdbeeren (Fragaria vesca) sind nicht nur für Honigbienen interessant. Etwa 14 verschiedene Wildbienen besuchen sie, um Pollen zu sammeln. Eine besonders große Bedeutung haben im Frühjahr die Obstgehölze. Zierkirschen wie Prunus serrulata 'Amanogawa' und die Frühlingskirsche (Prunus subhirtella) 'Fukubana' blühen üppig und jede Blüte liefert reichlich Pollen und Nektar. Auch Apfelbäume werden von Wildbienen besucht. Außer den Kultursorten sind alle Zieräpfel eine gute Wahl für den bienenfreundlichen Garten. Gut geeignet sind auch Birnen, Pflaumen, Quitten und Zierquitten, wobei letztere als Heckenpflanzen und Bodendecker entlang von Wegen oder an Parkplätzen gepflanzt werden können. Empfehlenswerte Bienenpflanzen sind außerdem Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii und Amalanchier alnifolia), sowie Aronia-Arten. Diese Rosengewächse bieten mit ihren flachen Schalenblüten leicht erreichbare Nahrung für alle Arten von Bienen und Hummeln.
Obwohl die unscheinbaren Blüten für das menschliche Auge nicht viel hermachen, fliegen Wildbienen, Honigbienen und Hummeln auf Ahorn. Sowohl der Japanische Schlitzahorn (Acer palmatum), als auch der einheimische Feldahorn (Acer campestre) und der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) sind gute Bienenweiden. Sie liefern sehr viel Nektar und viel Pollen. Die echte Berberitze (Berberis vulgaris) blüht ebenfalls im Mai und wird von verschiedenen Sandbienenarten genutzt.
Blütezeit von Mitte Mai bis Mitte Juni
Im Mai, Juni und Juli blüht der Gamander Ehrenpreis (Veronica chamaedrys). Er ist Nahrungspflanze für 27 Arten von Bienen. Der Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) wird von 24 Wildbienenarten als Quelle für Pollen genutzt. Er blüht ab Anfang Mai bis Ende Juli. Ebenso viele Arten fliegen die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) an. Sie blüht vom Mai bis in den September. Eine besonders wertvolle Bienenweide ist der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare). Es sind fast 40 verschiedene Wildbienenarten, die ihn von Mai bis Ende August besuchen. Der Zweigriffelige Weißdorn (Crataegus laevigata) blüht im Mai. Er wird von 15 verschiedenen Wildbienen zum Sammeln von Pollen genutzt und sollte in keiner blühenden Hecke fehlen. Der Eingriffelige Weißdorn (Crateagus monogyna) liefert nur für 6 Wildbienenarten Pollen, blüht aber von Anfang Mai bis Ende Juni und ist eine wichtige Nektarquelle. Der Edelgoldregen (Laburnum watereri ) 'Vossii' gehört zu den Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und wird vor allem von Hummeln besucht. Die sind kräftig genug, die Blüten aufzudrücken. Die Robinie (Robinia pseudoacacia) gehört zur gleichen Pflanzenfamilie. Honigbienen und Hummeln lieben sie, weil sie sehr viel Nektar mit hohem Zuckergehalt produziert.
Bild: Der Edelgoldregen ist bei Hummeln und Bienen sehr beliebt.
Blütezeit von Mitte Juni bis Mitte Juli
Zu den wichtigsten Bienenweiden im Juni und Juli gehört die Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium). Sie wird von 28 verschiedenen Bienenarten als Pollenquelle genutzt. Bei der Goldschafgarbe (Achillea filipendulina) sind es nur vier. Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird von 16 verschiedenen Sand-, Mauer-, Furchen-, Pelz- und Blattschneiderbienen wegen seines Pollens angeflogen. Weitere gute Bienenweiden sind das Echte Barbarakraut (Barbarea vulgaris), die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) und die Färberkamille (Anthemis tinctoria). Für Arten, die Glockenblumen bevorzugen, ist die Büschel-Glockenblume (Campanula glomerata) wichtig. Die Glockenblumen-Scherenbiene ist auf diese oder andere Glockenblumen wie die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) als Nahrungsquelle für ihre Brut angewiesen. Sandbienen, Sägehornbienen und Mauerbienen sind flexibler. Das Kleine Habichtskraut (Hieracium pilosella) wird bei der Suche nach Pollen von 32 verschiedenen Bienenarten angeflogen. Im Kräutergarten wird die Echte Kamille (Matricaria recutita) immerhin von 5 Arten besucht. Die Blüten der Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus) sind für 6 Wildbienenarten, Schwebfliegen und Hummeln interessant.
Mitte Juli bis Ende Oktober
Es gibt einige wertvolle Bienenweiden, die vom Sommer bis in den September oder Oktober hinein durchblühen und eine ständige Nahrungsquelle für die Bienen darstellen. Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) beginnt bereits im Mai zu blühen und ist bis Ende August noch eine wichtige Quelle für Pollen. Auch die rundblättrige Glockenblume und die Büschel-Glockenblume blühen bis in den August. Besonders wertvoll ist die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea). Von Anfang Juni bis Ende September wird sie von 40 Wildbienenarten angeflogen. Die Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare) bietet von Juli bis August ebenso vielen Arten Nahrung. Die Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) wird in der gleichen Zeit von 30 Wildbienenarten besucht. Auch der Seidenbaum (Albizia julibrissin) blüht in dieser Zeit und wird von Keulhornbienen, Mauerbienen, Pelzbienen und Wollbienen angeflogen. Weitere Bienenfutterpflanzen, die bis Ende Oktober blühen sind Aufrechter Ziest (Stachys recta), Doldiges Habichtskraut (Hieracium umbellatum), Kornblume (Centaurea cyanus), gewöhnliches Leinkraut (Linaria vulgaris) und die Gartenringelblume (Calendula officinalis).
Wildbienen im Winter
Wildbienen überwintern als Larve oder Puppe oder sie suchen sich einen geschützten Platz in einem Stamm, Halm oder in einer selbstgegrabenen Höhle bis zu 30 cm tief im Boden. Darum ist es wichtig, den Boden in einem Sandarium nicht zu bearbeiten und trockene Stängel und Laub bis zum Frühjahr in den Beeten zu lassen. Die ersten Bienen am Winterende suchen die Blüten von Krokussen und anderen Frühjahrsblühern auf, um Nektar zu sammeln und Energie zu tanken. Erst ab Ende Februar oder Anfang März, wenn die Weiden zu blühen beginnen, startet des Brutgeschäft und das eifrige Pollensammeln beginnt.