Die Springkräuter (Impatiens) gehören zu den beliebtesten Nektarpflanzen für Bienen und Hummeln. Dennoch werden sie von Naturschützern und in der Schweiz auch vom Bund und von den Kantonen bekämpft. Das Drüsige Springkraut, auch Indisches Springkraut genannt (Impatiens glandulifera) steht auf der Schwarzen Liste der in der Schweiz verbotenen Pflanzen.
Inhaltsverzeichnis
Die Springkräuter, auch Impatiens oder Balsamine genannt, gehören zu den dankbarsten Sommerblumen überhaupt. Sie wachsen rasch aus Samen heran, sind eine auffällige Augenweide, duften hervorragend und ziehen die Bienen und Hummeln in Scharen an. Auch die Imker wissen die Springkräuter als wertvolle Nektarpflanzen zu schätzen, und in etlichen europäischen Ländern werden sie immer noch als Bienenweide ausgesät. Denn dank diesen noch spät im Sommer blühenden Einjährigen müssen die Imker ihren Bienenvölkern weniger Zucker füttern. Das wäre also eigentlich eine Win-Win-Situation: Die Gartenfreunde freuen sich, die Bienen freuen sich, die Imker freuen sich. Nur leider kam es dann anders, und Indisches Springkraut ist ab den 1970er Jahren mit der aufkeimenden Naturgartenbewegung in Verruf geraten. Denn die neue Bewegung wollte nur noch einheimische Pflanzen in ihren Gärten hegen und alle ausländischen Gewächse entfernen.
Besonderen Hass auf sich gezogen hat dabei seit jeher Indisches Springkraut aus dem Himalaja, auch Drüsiges Springkraut oder Rotes Springkraut (Impatiens glandulifera) genannt. Es ist eine schnellwachsende einjährige Pflanze, die gross und auffällig daherkommt. Das ist wohl auch der Grund, warum Indisches Springkraut überhaupt auf den Radar der Naturschützer geraten ist. Auffällige, rasch wachsende ausländische Gewächse gelten in diesen Kreisen als Bedrohung der Biodiversität, ohne auch nur abzuwägen, ob sie nun tatsächlich Schaden anrichten. Schon im 19. Jahrhundert und später im Dritten Reich waren diese stark wachsenden Pflanzen aus fernen Ländern zur Ausrottung empfohlen worden. Dabei gibt es bis heute keine wirklichen Beweise dafür, dass sie langfristig der "Natur" oder der Biodiversität insgesamt schaden würden. Ihren Nutzen als Nektarpflanze hingegen stellt man ihnen mit den mitunter abstrusesten Begründungen in Abrede.
Also, schauen wir uns diesen ausländischen "Feind" einmal genauer an. An spärlich verzweigten rot angehauchten Trieben trägt Indisches Springkraut hellgrüne Blätter mit gezahntem Rand. Bis zur Mittsommerwende passiert nicht allzuviel, und die jungen Pflänzchen wirken, als würden sie bald eingehen. Plötzlich aber schiessen sie los, und wachsen in einem Tempo, das ihnen kaum eine andere Pflanze nachmacht. In den Stängeln bilden sich Knoten, die mit Wasser gefüllt sind, und auch von den Sprossen und von den Blättern fallen alsbald Wassertropfen. Wenn die Pflanzen vom Wind geknickt oder niedergetrampelt werden, dann wachsen aus den Knoten sofort neue Wurzeln. Bald erreichen die Triebe eine Höhe von zwei Metern und mehr. Mitunter erreicht Indisches Springkraut sogar eine Höhe von drei Metern. Im Spätsommer erscheinen dann die nickenden, helmartigen Blüten, die bis zu fünf Zentimeter lang werden können und an Orchideenblüten Erinnern. Mit ihrem intensiven Magenta- oder Pink sind sie bis weit in den Herbst hinein eine imposante, farbenfrohe Erscheinung. Die Blüten hängen in langen Trauben von den Stielen und duften intensiv. Da sich Indisches Springkraut leicht versamt, wächst es gern in grösseren Kolonien. Diese werden rege von Bienen und Hummeln besucht. Denn gerade im späteren Sommer und im Herbst sind die meisten "einheimischen" Pflanzen längst verblüht, und Indisches Springkraut ist dann eine willkommene Nektarquelle. Mit bis zu 50 Prozent Zuckeranteil ist der Nektar des Springkrauts besonders nahrhaft. Auch die Imker wissen das. Wenn Indisches Springkraut und andere später blühende "gebietsfremde" Pflanzen verboten und ausgerottet werden, dann müssen die Imker ihren Bienen schlichtweg mehr Zucker füttern.
Indisches Springkraut als Heilpflanze
Indisches Springkraut gehört zu den vitalsten Einjährigen. Pro Quadratmeter kann es über 30'000 Samen bilden. Ob so viel Vermehrungsfreude wird manchen Naturpuristen natürlich Angst und Bange, denn wo Indisches Springkraut auftaucht, da wächst es prächtig und verändert das Bild von Flussläufen und halbschattigen Gartenecken. Aber vielleicht werden wir dereinst noch froh sein um so fröhliche und wuchsfreudige Pflanzen. Oder wie der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl schreibt: "Vielleicht braucht unsere schwächelnde Natur dieses vitale Gewächs. Vielleicht ist die Natur weiser als unser Verstand." Und er empfiehlt, die schwarzen Samen des Springkrauts als Nahrung zu schätzen, denn sie schmecken lecker nach Nüssen, und sind reich an Nährstoffen. Die Blätter des Springkrauts sollte man allerdings nicht essen, da sie Brechreiz auslösen können. Hingegen hat das Indische Springkraut als Heilpflanze eine lange und erfolgreiche Geschichte. In der Bachblütentherapie ist es eine der ersten Essenzen, die der Arzt Edward Bach entdeckte. Diese ungeduldige Pflanze sollte ihm helfen, sein schnelles Handeln und Denken mit Geduld, Vergebung und Sanftmut zu paaren, wie Ethnobotaniker Storl schildert. In der Astrologie gelten sie als Pflanze des Merkurs, der für Wandel und schnelle Kommunikation zuständig ist. Auch ihren Namen Impatiens hat die Pflanze von dieser Ungeduldigkeit - blitzschnell kann sie ihre Fruchtblätter zurückrollen und die Samen wegschleudern. In der Volksheilkunde wurde das Springkraut als harntreibendes und abführendes Mittel verwendet. Vor allem aber wird es verwendet bei geschwollenen Insektenstichen und Nesselstichen. Das zerriebene Springkraut wirkt beruhigend und mildert den Juckreiz. Nicht umsonst sind es ja Balsamkräuter, und Balsam bedeutet Linderungsmittel. In Indien wird das Springkraut auch zur Heilung von Hautpilzen verwendet.
Die schüchternen Verwandten
Das Indische Springkraut steht in der Schweiz auf der Schwarzen Liste der verbotenen Pflanzen. Einige Verwandte des Springkrauts sind immer noch erlaubt in den Gärten. Die beliebtesten von ihnen sind die Impatiens balsamina. Die Balsaminen sind beliebte einjährige Sommerblumen für halbschattige Standorte. Ausserdem gibt es diverse Hybriden der Impatiens walleriana, auf Deutsch Fleissiges Lieschen genannt. Diese sieht man oft in Park- und Friedhofbepflanzungen. Sie sind praktisch die kleinen Verwandten des Indischen Springkrauts, und da es sich um Hybriden handelt, können sie sich nicht selber versamen. Leider sind sie aber für die Insekten auch nicht besonders ergiebig, da sie kaum Nektar tragen. Wohl kann man nicht beides haben - aber die Bienen und die Hummeln würden sich bestimmt für das wuchsfreudige, nährstoffreiche Original aus dem Himalaya entscheiden!
Weiterführende Literatur:
Volkmar Weiss: "Die rote Pest aus grüner Sicht - Springkräuter - von Imkern geschätzt von Naturschützern bekämpft", Leopold Stoker Verlag, Graz 2015
Wolf-Dieter Storl: "Wandernde Pflanzen - Neophyten, die stillen Eroberer, Ethnobotanik, Heilkunde und Anwendungen", AT Verlag, Aarau 2012
Erosion von Uferbereichen?