Wir bekommen regelmässig Fragen von Kunden. Hierbei ist die Frage »Welche Feigenbäume sind winterhart?« häufig. Die Antwort ist einfach: »Es kommt darauf an«. Mit der richtigen Sortenwahl und einem warmen, geschützten Standort kann ein Feigenbaum in Deutschland oder der Schweiz in den meisten Regionen überleben und Früchte produzieren.
Um jedoch genau sagen zu können, welche Feigenbaum winterhart sind, brauchen wir Erfahrungswerte. Deshalb haben wir bei Lubera 2018 angefangen, ungefähr 135 verschiedene Feigensorten auf ihre Winterhärte hin zu testen. Hierzu haben wir die Feigenbäume ausgepflanzt und ohne jeglichen Winterschutz oder Pflege ihrem Schicksal überlassen.
Der Versuch war sicher nicht perfekt, jedoch zeigte sich deutlich: Manch eine Feige ist frosthart und andere sind es überhaupt nicht.
Nach 6 Jahren haben wir nun die Ergebnisse. Ursprünglich hatten wir 135 Feigen Sorten im Test.
- 44 Feigensorten sind gestorben
- 32 Feigensorten froren fast jährlich bis auf den Boden zurück
- 26 Feigen im Freiland wuchsen ok, produzierten aber nie essbare Früchte
- 33 Feigenbäume Sorten wuchsen und produzierten Früchte
Im Folgenden haben wir zusammengestellt welche Ficus carica winterhart sind und sich zum Anbau bei uns eignen.
Die besten winterharten Feigen (TOP 5 Sorten)
Von den über 130 getesteten Feigenbaum Sorten haben wir die besten 5 ausgewählt. Solch ein Feigenbaum kann in den meisten Gegenden in Deutschland, Österreich oder der Schweiz sicher angebaut werden. Die Top 5 Feigensorten mussten mindestens 4 Jahre altes Holz aufweisen, durften keine starken Frostschäden aufweisen und zudem reichlich frühe parthenokarpe Herbstfeigen ausbilden.
Einige dieser besonderen frostharten Feigenbäume wuchsen auf eine Höhe von über 4 Meter. Andere Feigensorten blieben mit »nur« 1,7 Meter Höhe etwas kompakter. Aber alle waren sie übervoll mit leckeren Feigenfrüchten.
Feigenbaum ‘Twotimer original‘
Vielleicht die beste Feigensorte im Test. Übervoll mit grossen und langen Feigenfrüchten, die sehr früh reif werden. Das älteste Holz war ungefähr 4 Jahre alt und der Feigenbaum war mehr als 3 Meter hoch. Die Sorte ist beliebt und weitverbreitet.
Die Feigensorte ‘Perretta‘ war auch ein absoluter Gewinner des Sortentests. 5 Jahre altes Holz und 3,5 Meter hohe Feigenbäume. Der einzige Nachteil im Gegensatz zur Sorte ‘Longue d’Août‘ ist, dass die Früchte eine kleines bisschen später reif werden. Dafür wird man mit sehr grossen, birnenförmigen Feigenfrüchten und mit aromatisch-hellrotem Fruchtfleisch belohnt.
Feigenbaum ‘Pastillière‘
Die Feigensorte ‘Pastillière’ gilt als die bestschmeckendste winterharte Feige. Die frühen Herbstfeigen schimmern dunkelblau und das rote Fruchtfleisch ist einfach super lecker. Bei unserem Freilandversuch im Schweizer Rheintal hatte unser Versuchsbaum mindestens 4 Jahre altes Holz und wurde in dieser Zeit ungefähr 3 Meter hoch.
Feigenbaum ‘Early Black’ / ‘Early Dark’
Eine zweimaltragende Feigensorte mit sehr dunklen Herbstfeigen. In unserem langjährigen Anbauversuch, in welchem wir wissen wollten welcher Feigenbaum winterhart ist, schnitt die Sorte ‘Early Black‘ hervorragend ab. Obwohl die Versuchspflanze auch nach 5 Jahren mit 1,7 Meter Höhe relativ kompakt blieb. Die Herbstfrüchte reifen ab Mitte September an einer eher kompakten Pflanze.
Obwohl die amerikanische Feigensorte eigentlich nur Sommerfeigen produzieren sollte, haben wir in unserem Anbauversuch auch spät reifende Herbstfeigen (reif im Oktober) gehabt. Eine Besonderheit der Sorte ist, dass die jungen Fruchtansätze der Sommerfeigen bis zu -15°C überleben können.
Winterharte Feigen mit Früchten und 4–6 Jahre altem Holz
In dieser Kategorie haben wir die Feigen Sorten zusammengefasst, welche in unserem Versuch in Sachen Winterhärte sehr gut abgeschnitten haben. Alle hier aufgeführten Ficus carica Sorten haben bewiesen, dass ein Feigenbaum winterhart sein kann. Da alle Pflanzen mindestens 4 Jahre nicht zurückgefroren sind und darüber hinaus noch jedes Jahr Feigen produzierten. Die meisten dieser Feigenbäume waren nach 6 Jahren im Freiland im Schweizer Rheintal 2 bis 4 Meter hoch.
Feigenbaum ‘Palmy bleu Walensee‘
'Palmy Bleu' ist eine Feigensorte, die etwas Startzeit benötigt, zu Beginn trägt sie relativ wenig Früchte, sobald sie aber etwas gewachsen ist, produziert sie viele Feigen über einen längeren Zeitraum. Die Sorte stammt aus einem Garten am oberen Walensee (CH), wobei die ursprüngliche Herkunft unbekannt ist.
Feigenbaum ‘Rosso striato Toscana’
Die italienische Feigensorte ‘Rosso striato‘ ist mehrmals in unserem Sortentest. Alle Varianten haben gut abgeschnitten. Die Selektion aus der Toskana war jedoch mit dem besten Fruchtansatz die beste. Der Name stammt von den leicht „gestreiften“ Sommerfrüchten der Sorte.
In unserem Sortenversuch hatte die Feigensorte ‘Osborn Prolific‘ eher kleine Herbstfeigen. Jedoch gehört der Feigenbaum zu den Twotimer Feigen und trägt somit sowohl Sommer als auch Herbstfeigen.
Eine italienische Sommerfeigensorte, welche bei uns zu einem schönen 2,5 Meter grossen Feigenbusch wurde.
Dieser Feigenbaum ist wahrscheinlich ein Zufallssämling aus Frankreich. Die Herbstfrüchte sind eher klein, jedoch parthenokarp, so dass keine Befruchtung von Nöten ist.
Feigenbaum ‘Pakistan wild‘
Eine Überraschung in unserem Sortentest. Eine wilde Feige aus Pakistan, welche in 5 Jahren im Winter nie zurückfror und über 3,5 Meter hoch wurde. Sie setzte auch zuverlässig Herbstfeigen an, welche rechtzeitig ausreiften. Bisher ist die Sorte noch nicht im Verkauf. Vielleicht sollte man das ändern.
Feigenbaum ‘Pescarzo Rosso Camonica‘
Eine italienische Feigensorte aus der Nähe des Gardasees. Der Feigenbaum ist in den letzten 4 Jahren nicht sonderlich zurück gefroren und trägt schöne Herbstfeigen an den bis zu 3 Meter hohen Zweigen.
Sehr winterharte Feigensorten, aber ohne Herbstfeigen
Es gab eine ganze Reihe von Feigensorten, welche eine erstaunliche Winterhärte und Wuchskraft zur Schau stellten. Alle Sorten in dieser Kategorie froren in den letzten 4–6 Jahren kaum zurück und überzeugten durch schönes Wachstum. Leider konnten wir dieses Jahr hier keine Herbstfeigen an den Zweigen entdecken. Je nach Sorte liegt es entweder daran, dass der Feigenbaum nur Sommerfeigen trägt, oder einfach blühfaul ist. Wie dem auch sei. Solche Feigenbäume sind ideal für den Anbau in Deutschland oder Österreich, wenn man nur nach dem Zierwert geht. Wer also nur einen Feigenbaum für die schönen Blätter will, sollte sich die folgenden Sorten genauer anschauen.:
Die Feigen Sorte produziert normalerweise braun-violette Sommerfeigen und grüne Herbstfeigen. In unserem Freilandversuch wurde die Pflanze nach 4 Jahren 1,80 Meter hoch, hatte aber Schwierigkeiten, Früchte auszubilden.
Eine Sommerfeige aus Appulien in Italien. Ein sehr starker Wuchs und 5 Jahre ohne Frostschäden. Die Sommerfeigen sind gelb und birnenförmig.
Feigenbaum ‘Vajno Valle de Maggia’
Feigensorte aus dem Tessin. Hat 5 Jahre altes Holz, jedoch keine Früchte.
Feigenbaum ‘Grosso‘
Italienischer Feigenbaum, super Winterhärte und 2,8 Meter hohe Bäume, jedoch keine Herbstfeigen.
Feigenbaum ‘Grarid‘
Sehr winterharte Sorte mit mindestens 5 Jahre altem Holz und einer Gesamthöhe von 3 Metern.
Feigenbaum ‘Grosio Valtellina‘
Feigenbaum aus der norditalienischen Lombardei. Extrem winterhart. In 6 Jahren fror die Feige nicht ein einziges mal stark zurück. Leider nicht sehr blühfreudig nach unserer Erfahrung.
Feigenbaum ‘Petite Grise‘
Frostharte französische Feigensorte. Sie ist in unserem Feigenversuch sehr gut gewachsen und erlitt 4 Jahre lang kaum Frostschäden.
Gut winterharte Feigensorten für geschütze Standorte: 3 Jahre überlebt, mindestens 1,5 m gross und Früchte
Hier haben wir Feigenbäume, welche in milden Wintern kaum Schaden nehmen, aber alle 3–4 Jahre mal in einem kalten Winter stark zurückfrieren können. Trotz allem tragen sie zahlreiche Früchte und eignen sich deshalb gut für den Freilandanbau an geschützen Lagen.
Der Feigenbaum bleibt eher kompakt, jedoch ist er von Herbstfeigen überladen, welche im Oktober reifen. Hat bei uns 3 Jahre ohne grössere Frostschäden überlebt.
Eine der besten gelben Feigensorten. Produziert extrem viele grosse Früchte, welche aromatisch schmecken und Ende September reif sind. Definitiv eine Empfehlung, wenn die Frosthärte nicht absolut sein muss.
Feige mit mittlerer Winterhärte und schönen grünen Früchten und ausgeglichenem Geschmack. War bei unserem Freilandversuch im sehr guten Mittelfeld. In Italien wird die Sorte im grossen Stiel kommerziell angebaut.
Andere interessante Feigensorten mit mittlerere Winterhärte und selbstfruchtbaren Herbstfeigen:
- Montana nera
- Bianzone FF gross
- Thomas Wädenswil (sehr spät reife)
- Quinta (eher spät)
Stehaufmänchen: Feigensorten welche oft Zurückfrieren, aber wieder austreiben und Früchte tragen.
In unserem Feigenversuch in Buchs im Kanton Sankt Gallen in der Schweiz, gab es eine Reihe von Feigensorten, welche sich als frostempfindlich herausgestellt haben. Sie bekamen fast jedes Jahr starke Frostschäden. Jedoch trieben die Feigenbäume wieder aus der Wurzel aus und konnten noch im selben Jahr Herbstfeigen bilden:
Die Sorte gilt als die klassische winterharte Feige. Bei uns im Versuch froren die Triebe jedoch fast jeden zweiten Winter zurück. Trotz allem konnte der Feigenbaum schnell neue Früchte produzieren.
Feigenbaum ‘Violetta Portughese‘
Trotz jährlichem starken Frostschaden, schafft die violette portugisische Feige es jedes Jahr umgefähr 1 Meter lange neue Triebe zu bilden und darauf Herbstfeigen zu tragen.
Andere bedingt frostharte Feigensorten, welche wieder gut aus der Wurzel austreiben und Fruchten:
- Piccolo Nero
- Palmata Strasbourg (Früchte eher spät)
- Goldfeige (Früchte eher spät reif)
- Dame blanche
- Candida (eher spät)
- White Genova
- Violette Dauphine
- Figue de Marseille (eher spät)
Übersichtstabelle - welche Sorten waren im Test
Guten Tag,
die Antwort von Raphael Maier, den Verfasser des Textes:
„Es freut uns sehr zu hören, dass unsere Ergebnisse für hilfreich sind. Wir haben überlegt, die gesamte Tabelle zu veröffentlichen, haben uns aber dagegen entschieden. Vielleicht ändern wir das jedoch noch in der Zukunft.
Zuerst einmal warum haben wir nicht alles veröffentlicht?
Die Antwort ist recht einfach. Unser Test war nicht unbedingt 100% wissenschaftlich korrekt. Hierzu bräuchten wir für jede Sorte eine Anzahl an Wiederholungen an unterschiedlichen Orten. Oft hatten wir nur eine einzige Pflanze. Und somit ist ein negatives Ergebnis nicht unbedingt aussagekräftig. Vielleicht ist die einzelne Pflanze gestorben, weil es dort Wühlmäuse gab, oder jemand beim Mähen drüber gefahren ist, oder, oder, oder. In anderen Bedingungen hätte die Pflanze wahrscheinlich gut überlebt.
Warum haben wir überhaupt Ergebnisse veröffentlicht?
Naja wenn eine Pflanze 4-6 Winter bei uns überlebt hat, dann will das schon was heissen. Selbst wenn die Pflanze vielleicht ein bisschen gesünder am Anfang war oder an einem geschützteren Standort war. Somit ist das lange Überleben viel Aussagekräftiger als das Absterben einer einzelnen Pflanze.
Und was ist mit der „Ronde de Bordeaux“ konkret?
Diese Sorte hat bei uns nicht überlebt. Aber wie gesagt Vorsicht: Wie bereits gesagt: Es ist möglich, dass die Sorte anderswo gut überlebt hätte. Bei uns hat sie es leider nicht geschafft."
Ihr Lubera Team