Wer sich dazu entscheidet, Pawpaw Indianerbananen zu pflanzen, wird dies sicher nicht bereuen: Die schön verzweigten Bäumchen bestechen durch einen hohen Zierwert, der einen Hauch von Exotik in heimische Gärten bringt. Doch der bis zu 4 m hohe Pawpaw Baum ist keinesfalls eine reine Zierpflanze, sondern bringt im Herbst köstliche Früchte hervor, die eine wirkliche Bereicherung zu den bekannteren Obstsorten darstellen. Der Anbau im eigenen Garten ist kein Hexenwerk. Wir haben die wichtigsten Tipps aus unseren Versuchspflanzungen in der Schweiz und in Norddeutschland zusammengestellt. Profitiert mit diesem Artikel von mehr als 20 Jahren Pawpaw-Erfahrung bei Lubera! Möchtet Ihr Pawpaw Pflanzen kaufen? Im Lubera Gartenshop könnt Ihr aus 5 verschiedenen Sorten auswählen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung - Pawpaw Indianerbanane
- Herkunft der Indianerbanane
- Indianerbanane: Die richtige Sorte wählen
- Wie sieht der ideale Standort für die Indianerbanane aus?
- Wie sieht es aus mit Topfkultur?
- Pflanzzeit für Asimina triloba Bäumchen
- Das Wachstum stoppt zu Beginn - das ist normal!
- Pflanzung der Pawpaw
- Bitte Abstand halten!
- Pflege/Kultur
- Indianerbanane giessen
- Düngung
- Winterhärte und Überwinterung
- Schnitt
- Pawpaw: Die Befruchtung (Video)
- Die wichtigsten Tipps für einen sicheren und schnellen Fruchtansatz
- Geduld trägt Früchte – auch bei Indianerbananen
- Ernte der Pawpaw (Video)
- Pawpaw vermehren: schwierig, aber möglich
- Indianerbananen – als Geheimwaffe gegen Läuse
- Pawpaw, das nächste grosse Ding?
Zusammenfassung - Pawpaw Indianerbanane
Die Pawpaw oder Indianerbanane (bot. Asimina triloba) gehört zur tropischen Familie der Annonaceae. Im Gegensatz zu den anderen Familienmitgliedern ist die Indianerbanane in Nordamerika stehen geblieben und hat sich ans härtere Klima angepasst, sie ist winterhart bis -25°C. Die Pawpaw stellt eine einfache und dankbare Gartenfruchtpflanze dar, die dem Hobbygärtner die einzige exotisch-tropische Frucht liefert, die auch problemlos nördlich der Alpen kultiviert werden kann. Wichtig ist vor allem Geduld: meist braucht die Pawpaw einige Jahre, bis sie gesund wächst und dann auch Blüten und Früchte ansetzt. In einer Pawpaw Pflanzung sollten immer auch selbstfruchtbare Sorten wie 'Prima' oder 'Sunflower' angebaut werden, um die Befruchtung zu ermöglichen.
Herkunft der Indianerbanane
Die Indianerbanane gehört zur Familie der Rahmapfelgewächse, Annonaceae, und stammt ursprünglich aus dem Osten bis Nordosten der USA. Sie ist – ob natürlich vorkommend oder von den herumziehenden Ureinwohnern verschleppt – aber auch gegen Westen, bis Michigan und Kansas zu finden. Als sich die anderen botanischen Familienmitglieder – in der Familie der Annonaceae - in den Süden, nach Südamerika zurückzogen bzw. dort weiterentwickelten, blieben die Asimina triloba, die Indianerbananen, im Norden stehen und passten sich den Gegebenheiten an. So wurden sie zur einzigen winterharten Art in einer ansonsten tropischen Pflanzenfamilie!
Dieses nördliche Überbleibsel einer tropischen Pflanzenfamilie bringt die grössten einheimischen Früchte Nordamerikas hervor. Dort wird sie bereits seit Jahrhunderten von den amerikanischen Ureinwohnern aufgrund ihrer länglichen Früchte geschätzt, die zum einen sehr aromatisch, zum anderen auch sehr vitamin- und spurenelementreich sind. Die grossen, 80-300g schweren Früchte entwickeln sich im Laufe des Sommers aus den dunkelrot-braunen Blüten und erinnern optisch an eine Papaya, geschmacklich an eine exotisch anmutende Variation von Ananas-Banane-Mango.
Bild: Die Pawpaw Sunflower bildet extrem grosse Früchte mit einem cremig-schmelzenden Fruchtfleisch aus.
Indianerbanane: Die richtige Sorte wählen
Es gibt sowohl selbstbestäubende Indianerbananen als solche, die ein weiteres Exemplar zwecks Befruchtung brauchen, wie beispielsweise unsere aromatische Pawpaw KSU Atwood®. Wenn nur eine Pawpaw-Pflanze im Garten Platz hat, solltet ihr unbedingt eine selbstfruchtbare Sorte wie die Pawpaw 'Sunflower' oder 'Prima' wählen. Wenn zwei oder mehr Pawpaw gepflanzt werden, bitte unbedingt verschiedene Sorten wählen, wobei eine immer selbstfruchtbare sein sollte. Diese blühen nach unserer Erfahrung auch schneller, so dass man immer genügend Pollen zur Verfügung hat.
Wie sieht der ideale Standort für die Indianerbanane aus?
Hier streiten sich die Geister, und auch in der Literatur kann man Unterschiedliches lesen. Aber schauen wir zunächst auf den Naturstandort: Da wachsen die Pawpaw im Unterholz, gerne entlang von Bächen und Flüssen, beschattet von grösseren und höheren Bäumen. Das würde eigentlich auf Halbschatten als die richtige Exposition für Pawpaw hinweisen. Aber ganz so einfach ist es nicht. Am Naturstandort fruchten Pawpaw nämlich ziemlich unzuverlässig – weil sie zu wenig Licht erhalten. Das ist auch gar nicht notwendig, da sie einen anderen Weg gefunden haben, sich zu reproduzieren und den eigenen Fortbestand zu sichern: Pawpaw bilden – notabene am Naturstandort und nicht als veredelte Bäume im Garten – ganze Kolonien von genetisch identischen Pflanzen aus, die durch Wurzeltriebe und Wurzelausläufer entstehen und manchmal mehrere dutzend bis mehrere hundert Meter Durchmesser umfassen können. Die Fruchtsammler, die noch heute in einige amerikanischen Bundesstaaten Pawpaws in der Natur ernten, reden denn auch nicht von bestimmten Bäumen, sondern von Patches, Stellen oder Flecken, wo Pawpaws zusammen wachsen.
Fazit: Die Indianerbananen sichern am Naturstandort das Fortleben über genetisch identische Reproduktion (Ausläuferbildung), die sexuelle Vermehrung ist nur eine sekundäre Methode, kann es auch nur sein an diesem schattigen Standort. Das heisst: Pawpaw brauchen Licht, brauchen Sonne, wenn sie Früchte tragen sollen. Noch etwas in diesem Zusammenhang: Die ersten Blätter der Pawpaw im Frühling sehen vielfach komisch gelb und kränklich aus: Da sehe ich den Grund durchaus in der etwas zu starken Besonnung, an die die Unterholzpflanze am Naturstandort (und von da ist sie noch nicht lange weg, fast alle Sorten sind noch Auslesen aus natürlichen Beständen, oder Sämlinge von solchen Naturauslesen). Die Blätter gewöhnen sich aber schnell an die Sonne und sehen dann vollentwickelt normal grün aus, auch wenn sie gern etwas nach unten hängen, was den Pawpaw manchmal, vor allem frisch gepflanzt, ein etwas trauriges Aussehen verleiht.
Auch bezüglich des Bodens haben Indianerbananen spezielle Wünsche: Sie fühlen sich in leicht sauren bis neutralen Böden wohl (pH 5.5 bis 7). Am liebsten haben sie einen tiefgründigen, humosen, mittelschweren Boden ohne Staunässe. In alkalischen Böden (pH über 7) kommt es häufig zu Chloroseerscheinungen an älteren Blättern. Die Symptome können mit Streuen von Eisenchelat bekämpft werden, besser aber versucht man den pH-Wert mit der Zugabe von Moorbeeterde oder mit sauer wirkenden Düngern (Rhododünger) abzusenken.
Der Boden für Pawpaw darf zudem nicht zu kalkhaltig sein. Kalk im Boden sind die Pawpaw vom Naturstandort her nicht gewöhnt.
Bild: Pawpaws brauchen einen sehr hellen Standort, um optimal zu wachsen.
Wie sieht es aus mit Topfkultur?
Aufgrund ihres hohen Zier- und Nutzwerts ist es nachvollziehbar, dass auch Menschen ohne eigenen Garten die wundervolle Indianerbanane kultivieren möchten, beispielsweise auf dem Balkon oder der Terrasse. Dies ist nur bedingt möglich. Zum einen wird das Bäumchen bis zu 4 Meter hoch, wodurch es sich nicht für eine Kübelhaltung eignet. Zum anderen wächst natürlich auch der Wurzelballen mit, so dass ein riesiges Pflanzgefäss vonnöten wäre, um ihm Platz zu gewähren und gleichzeitig Stabilität zu leisten. Die gute Nachricht ist allerdings: Indianerbananen wachsen so langsam, dass sie in jungen Jahren sehr gut in einem Kübel kultiviert werden können. Hierfür wird ein grosses Pflanzgefäss zur Verfügung gestellt, welches unten Löcher zum Wasserabfluss hat. Zudem wird eine Drainage aus Kies oder Blähton gelegt. Als Substrat eignet sich eine hochwertige, nährstoffreiche Kübelpflanzenerde wie unsere Fruchtbare Erde Nr. 1.
Wichtig: Bitte eine Pawpaw in Topfkultur in den ersten Jahren an einem halbschattigen Standort kultivieren und erst im Teenageralter der vollen Sonne aussetzen!
Pflanzzeit für Asimina triloba Bäumchen
Pawpaw-Jungpflanzen im Container können jederzeit gepflanzt werden. Bei einer Frühlingspflanzung soll sehr früh gepflanzt werden (bis Ende April), so dass am neuen Standort noch etwas Wachstum möglich wird. Bei einer späteren Pflanzung wächst die Pawpaw-Pflanze nur noch an und startet dann mit dem Wachstum im 2. Jahr.
Das Wachstum stoppt zu Beginn - das ist normal!
Ehrlich gesagt, haben wir uns anfänglich auch etwas schwergetan, Pawpaw in unserer Baumschule gut zum Wachsen zu bringen. Das Wachstum stockt immer zu Beginn, wird dann im zweiten Jahr besser, das gleiche auch auf dem Feld und im Garten. Kürzlich hatten wir einen grossen Pawpaw-Kultivateur und Kenner aus Oregon zu Gast, und natürlich fragte ich ihn: „Jim, was muss man tun, um die Pawpaw schnell und gut zum Wachsen zu bringen (was ja dann auch die Voraussetzung ist für einen guten und frühzeitigen Fruchtertrag). Und Jim antwortete: “Ganz einfach. Wasser und Stickstoff.” Und wirklich waren wir mit letzterem immer etwas zurückhaltend gewesen, weil wir Pawpaw irgendwie mit einer Wildpflanze assoziiert hatten, die ja auch von fast nichts leben kann? Kann die Indianerbanane aber nicht. Es ist also wichtig, gerade in den ersten 2 Jahren, wenn sich die Pflanzen im Boden noch nicht genügend selbst bedienen kann, stark Stickstoff zu düngen, am besten über drei bis vier verschiedene kleine Gaben ab April. Natürlich ist auch dafür zu sorgen, dass genügend Wasser da ist. So einfach ist das: Stickstoff und Wasser!
Pflanzung der Pawpaw
Pawpaw wachsen langsam. Als Jungpflanzen im 10 l Topf sind sie 2-jährig meist nur 50 – 90 cm hoch und höchstens ganz leicht verzweigt. Meistens starten die Pawpaw am Endstandort nochmals mit einem verlangsamten Wachstum. Wie die meisten Bäume werden die Pawpaw in eine Pflanzgrube mit etwa dem doppelten Volumen des Topfballens gepflanzt. Wichtig ist es, die relativ groben, sparrigen Wurzeln gut aus dem Topfrund rauszuholen und auszubreiten. Gerade aufgrund des langsamen Starts ist in den ersten 3 Jahren eine Baumscheibe von 50 cm Radius rund um den Pawpaw-Baum unkrautfrei und auch frei von anderen Pflanzen zu halten.
Bild: Die Pawpaw Prima ist komplett winterhart und trägt ab Anfang Oktober Früchte.
Bitte Abstand halten!
Am vorteilhaftesten pflanzt man Pawpaw auf 1.5 bis 2 Meter Abstand. Sie bilden eine hohe, fast schon ovale Krone aus. Dieser Wuchstyp regt einen natürlich dazu an, auch an eine Heckenpflanzung mit Pawpaw zu denken. Diese ist tatsächlich möglich, allerdings muss dann enger auf ca. 100 Zentimeter gepflanzt werden. Ich habe vor Jahren eine solche Hecke im Versuchsgarten der Baumschule Delbard in Frankreich gesehen – und den schönen Anblick nicht wieder vergessen. Allerdings darf kein allzu scharfer Heckenschnitt appliziert werden, sonst wird das fruchtbare letztjährige Holz immer gerade wieder weggeschnitten…
Pflege/Kultur
Nun könnte man meinen, dass solch ein aus weiter Ferne stammendes Pflänzchen sehr viel Pflege und Aufmerksamkeit benötigt – schliesslich sind die heimischen Gärten per se nicht unbedingt als Tummelplatz für exotische Gewächse bekannt. Dies ist jedoch nicht der Fall. Vom langsamen Wachstum und Start abgesehen sind Pawpaw sehr pflegeleicht und benötigen kaum zusätzliche Hilfe – nur unsere Geduld. In den ersten 3 Jahren können schon mal Blüten erscheinen. Wir erfreuen uns natürlich an ihnen und spekulieren insgeheim bereits auf die erste Ernte. Doch Vorsicht: Werden da schon Früchte angesetzt, ist es empfehlenswert, sie zu entfernen, so dass sich das Bäumchen zuerst stärken kann: Wie sollte es auch eine Frucht von 2 bis 3 Pfund tragen können?
Indianerbanane giessen
Wasser ist (über)lebenswichtig für die Pawpaw. Sie mag es überhaupt nicht, wenn sie starker Trockenheit ausgesetzt ist. Dies bedeutet für uns Pflanzenfreunde: Wir müssen giessen. Im Topf ein wenig häufiger als im Freiland, aber grundsätzlich haben wir darauf zu achten, dass das Substrat niemals vollkommen austrocknet. Von allzu überschwänglichen Wassergaben ist jedoch abzuraten, da die exotische Pflanze keine Staunässe verträgt.
Düngung
Vor allem in den ersten 2-3 Jahren soll mit einem stickstoffbetonten, am besten etwas sauer wirkenden Dünger (Rhododünger, Langzeitdünger, Frutilizer Saisondünger plus) gedüngt werden. Der Start der Vegetation ist bei den Pawpaw sehr spät und dazu auch noch sehr langsam, die jungen Blättchen erscheinen hellgelb unterentwickelt und erst im Sommer kommt dann das richtige Wachstum – die richtige Düngung und auch die richtigen Bodenverhältnisse vorausgesetzt. Wenn dann aber später im Sommer auch ältere Blätter noch hellgelb sind oder stark aufgehellte Blattspreiten aufweisen, liegt eine sogenannte Eisenchlorose vor, und es muss Eisenchelat gestreut und leicht eingehackt werden. Längerfristig muss dann aber auch der pH-Wert des Bodens abgesenkt werden. Die ist allerdings nur an Standorten notwendig, wo der pH bei 7,5 liegt; auch hier kann es nach einigen Jahren geschehen, dass die Blätter mit den vergilbenden Blattspreiten nicht mehr auftauchen, wenn sich die Pflanze mit ihren Wurzeln etabliert hat und wenn laufend etwas Kompost eingearbeitet wird.
Winterhärte und Überwinterung
Die Pawpaw Bananen schenken uns zwar sehr exotisch anmutende Früchte mit einem noch exotischeren Geschmack, aber sie sind bei uns absolut winterhart, halten bis -28 ° Celsius aus. Junge Bäumchen sollten einen kleinen Schutz bekommen, damit ihnen keine Frostschäden in Form von Rissen im Stamm drohen. Es hat sich gut bewährt, den Stamm in ein Wintervlies zu hüllen. Wenn Ihr Eure Pawpaw in einem Kübel kultiviert, so sollte dieser in den ersten Jahren den Winter über an einen schattigen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung gestellt werden.
Schnitt
Pawpaw Bananen benötigen nur sehr wenig Schnitteingriffe. Es genügt, an der Spitze Konkurrenztriebe zu entfernen, um ein gerades Weiterwachsen zu ermöglichen. Zusätzlich können abgetragene und schon zu weit reichende Äste auf Zapfen geschnitten werden, um neues Wachstum zu generieren – dies aber nur bei älteren Bäumen.
In den ersten drei Jahren ist Schneiden verboten; eigentlich bis zum ersten guten Fruchtansatz. Die Pflanze soll sich ja auswachsen, sie soll dem Erwachsensein entgegenwachsen, bis sie Blüten ansetzen kann. Umgekehrt aber soll das Wachstum durch Schnitt auch nicht zu stark forciert werden, weil das dann die Blütenbildung unterdrücken könnte. Also: Hände weg von der Schere; schneidet Eure Pawpaw nicht! Zumindest nicht in den ersten 3 Jahren.
Achtung: Pawpaw blühen und fruchten am letztjährig gewachsenen Holz. Wer also zum Beispiel für die Erziehung einer Hecke einen Formschnitt appliziert, wird den Ertrag empfindlich reduzieren, weil die fruchtbaren jungen Triebteile immer wieder weggeschnitten werden, bevor sie Blüten und Früchte ansetzen können.
Pawpaw: Die Befruchtung (Video)
Ja, die Sache mit der Befruchtung bei den Indianerbananen ist wirklich nicht ganz einfach. Darüber habe ich schon einen separaten Artikel über die Befruchtungsverhältnisse bei Indianerbananen geschrieben. Wo aber liegt das Problem? Das Befruchtungsproblem lässt sich auf verschiedenen Faktoren zurückführen.
Video: Die späte Blüte der Pawpaws.
- Die auf Pawpawblüten spezialisierten Befruchtungsfliegen und Libellen gibt es bei uns nicht, allerdings sehen wir auch bei uns häufig diverse Fliegen auf und in den braun-roten Blüten. Sie scheinen auf den etwas – na ja gewöhnungsbedürftigen – Duft zu stehen. In der amerikanischen Pawpaw-Literatur wird auch vermutet, dass Aasfliegen auf den Duft und die Fleischfarbe stehen…
- Pawpaw sind grundsätzlich selbstunfruchtbar, die selbstfruchtbaren Sorten Prima und Sunflower und funktionieren auch nicht zu 100% und immer.
- Die empfangenden Stempel stehen weiter oberhalb des Pollenrasens im Inneren der Pawpawblüte. Da die Blüten aber meist glockenförmig nach unten hängen, ist es theoretisch auch möglich, dass der Pollen durch die Schwerkraft auf den Stempeln landet – wenn da nicht auch noch die Ungleichzeitigkeit der sexuellen Organe wäre.
- Die Blüten der Indianerbananen sind stark vorweiblich, das heisst die Pollen und Stempel sind nicht zur gleichen Zeit reif. Die weiblichen Organe, die Stempel sind in der Regel viel früher reif und empfangsbereit als die Staubgefässe und die Pollen.
- Diese Ungleichzeitigkeit erschwert nicht nur grundsätzlich die Befruchtung, sondern beeinträchtigt vor allem auch den Mechanismus der Selbstfruchtbarkeit.
Dennoch gibt es für den praktischen Anbau eine pragmatische Lösung, die in den meisten Fällen nach 2-4 Jahren Standzeit auch zu Pawpaw-Früchten führt. Ein 7 bis 10-jähriger Baum trägt dann gut und gerne zwischen 40 und 60 Früchte – da wird dann schon die gesamte Nachbarschaft mit den exotischen Früchten von Nebenan bedient…
Bild: Die Blüte der Pawpaw hängt glockenförmig nach unten.
Die wichtigsten Tipps für einen sicheren und schnellen Fruchtansatz
- Wenn man nur eine Pawpaw pflanzt, unbedingt eine selbstfruchtbare Sorte pflanzen.
- Wenn man zwei und mehr Bäume pflanzt, mindestens zwei unterschiedliche Sorten verwenden, davon sollte eine selbstfruchtbare Sorte sein. Diese beginnt meist auch etwas früher zu blühen, und verfügt auch über sehr fruchtbaren Pollen. Damit können sie sich selber und auch andere Sorten befruchten
- Zur Blütezeit zusätzlich mit Handbestäubung nachhelfen. Dazu nimmt man überreife Blüten, deren Petalen fast schon braun werden und deren Pollenrasen auf dem Hügel unterhalb der Stempel voll entwickelt ist und streicht damit über die Narben jüngerer Blüten. Idealerweise nimmt man männliche und weibliche Blüten von verschiedenen Sorten. Bei nur einem gepflanzten selbstfruchtbaren Baum kann auch die gleiche Sorte als Pollenspender gebraucht werden. Die Handbestäubung lohnt sich. Aus einer befruchteten Blüte entstehen drei bis fünf Früchte a 80 bis 250g!
Geduld trägt Früchte – auch bei Indianerbananen
Wir haben es schon ein paar Mal erwähnt: Eine Pawpaw braucht Geduld. Sie wächst langsam an und lässt die ersten 1 bis 3 Jahren immer die Blätter hängen, so dass man schon fast den Notarzt rufen möchte. Vor ein paar Jahren drehte die Gartencenterkette Dehner einen Werbespott, in dem sich ein Dehnerkunde mit einem übervorteilten Baumarktkunden über dessen armselige Pflanze unterhielt, die traurig die Blätter hängen liess. Natürlich wurde im Fernsehspot der Name der Pflanze nicht genannt, aber es war natürlich eine Indianerbanane, die aber einfach so aussah, wie junge Indianerbananen immer aussehen.😉
Aber genauso wie die Pawpaw früher oder später Fuss fassen und zu wachsen beginnen, genauso wie die Blätter an einem 5jährigen Baum plötzlich straff, dschungelgrün und gesund wirken, so scheint sich auch die Fruchtansatzproblematik mit den Jahren fast von selber zu erledigen. Wir haben in unserem Garten einen Pawpaw-Baum stehen, der bereits ca. 10 Jahre alt ist (allerdings auch jedes Jahr für den Reiserschnitt, für die Vermehrung missbraucht wird). Unterdessen setzt der 'Prima'-Indianerbananenbaum ohne Handbestäubung und andere Kunsttricks problemlos jährlich ca. 40 bis 50 Früchte an, die auch alle in der zweiten Hälfte September bis Anfang Oktober reif werden. Vielleicht hilft auch die Nähe zu Komposthaufen und Kompostkübel, die immer viele Fliegen anziehen…
Ernte der Pawpaw (Video)
Manchmal kommt es vor, dass vor allem die selbstfruchtbaren Sorten 'Prima' und 'Sunflower' schon nach 1 oder 2-3 Jahre blühen. Wir empfehlen da – wie bereits erwähnt -, die entstehenden Früchte zu entfernen (falls Früchte angesetzt werden), da die wachsenden “Fruchtbomben” die Bäumchen überlasten würden. In unserer Versuchspflanzung in Bad Zwischenahn haben wir schon im 3. Jahr etwas Früchte am Baum gelassen, weil sich die Bäumchen so gut entwickelt haben ('Sunflower' übrigens besser und stärker wachsend als 'Prima').
Die reguläre Ernte erfolgt im September/Oktober. Die Bestimmung des Reifezeitpunkts ist sehr schwierig, es sollte auch etwas vor der Baumreife gepflückt werden, um wenigsten eine Lagerzeit von einigen Tagen bis 3 Wochen (im Kühlraum) zu ermöglichen.
Am besten greift man nach Früchten, die einige erste schwarz-braune Spuren auf der grünen Fruchtschale zeigen, und zieht und dreht ganz leicht. Reife Früchte liegen nach dieser Prozedur sofort frei in der Hand. Wenn sie aber noch am Baum halten, kann man sie auch noch etwas hängen lassen.
Übrigens muss selbstverständlich auch jeden Morgen der Boden kurz abgesucht werden, im Gras sind die grünen Früchte manchmal fast nicht zu erkennen, wenn sie vom Baum in Eigenregie in die Reife entlassen worden sind…
Pawpaw ist eine Saisonfrucht par excellence. Jetzt oder nie, jetzt und hier! Man soll und muss sie dann geniessen, wenn sie reif sind. Vielleicht macht das gleichzeitig den Vorteil und das Handicap dieser Pflanze aus. Man kann aber auch das Fruchtfleisch herausschälen, die Samen entfernen und dann die Pulpe einfrieren und dann später für Eis und andere Desserts verwenden.
Video: Die ersten Pawpaw Früchte in Norddeutschland.
Pawpaw vermehren: schwierig, aber möglich
Wenn Ihr Euch nun in Eure Indianerbanane derart verliebt habt, dass Ihr sehr gerne «Kinder» von ihr hättet, könnt Ihr gerne eine Vermehrung versuchen. Vorab gesagt: Pawpaw zu vermehren ist recht schwierig und vor allem nicht immer von Erfolg gekrönt. Für jene Pflanzenfreunde, deren Weg das Ziel ist, ist es jedoch ein grosser Spass, zu versuchen, eine neue Generation dieser wundervollen Gewächse heranzuzüchten. Hierfür stehen drei verschiedene Methoden zur Auswahl:
- Aussaat im Frühjahr
- Absenker im Herbst
- Veredelung
Während die ersten beiden von jedermann durchgeführt werden können, ist die Veredelung eher eine Methode von Profis.
Indianerbananen – als Geheimwaffe gegen Läuse
An den Indianerbananen-Bäumen sind kaum je Schädlinge zu entdecken. Natürlich hängt das auch damit zusammen, dass sie nicht bei uns heimisch sind und eventuell ihre grössten natürlichen Feinde in Nordamerika zurückgelassen haben. Ein anderer Grund besteht aber offensichtlich darin, dass die Familie der Annonaceae und auch die Pawpaw im Sommer in ihren Blättern und frischen Zweigen Atecogenin ansammeln, dass eine abschreckende, ja letale Wirkung auf saugende und fressende Insekten hat. Es ist also durchaus einen Versuch wert, dass mal ganz praktisch auszuprobieren: Im Sommer Blätter der Pawpaw zu zerschneiden und in Wasser einlegen und dann auf Läuse-befallene Pflanzen spritzen oder giessen… Leider werden in der wissenschaftlichen Literatur nur Versuche mit reinem Acetogenin (2000ppm in einer 9,5% Ethanollösung) dargestellt. Gift ist ja auch immer eine Frage der Dosierung… Auch die Eignung von Acetogenin als Mittel gegen Krebs ist diskutiert worden.
Pawpaw, das nächste grosse Ding?
Schon vor 30 Jahren hatte man das Gefühl, Pawpaw könnten in der Fruchtproduktion das nächste grosse Ding sein. Andrew Moore hat kürzlich ein ganzes Buch über die Pawpaw-Tradition und -Kultur in den USA geschrieben, und darin wimmelt es nur so von Geschichten, wo man mit den Pawpaw gross hinauswollte – und dann mehr oder weniger sachte auf die Nase fiel. Irgendwie eine traurige Geschichte, die sich zu wiederholen scheint. Und irgendwie scheint die grosse Frucht mit der modernen Produktion und Vermarktung nicht zusammenzupassen.
Ich bin persönlich überzeugt davon, dass das auch so bleiben wird: Die Pawpaw Indianerbanane wird vor allem eine sehr einfache und schöne und fruchtbare Gartenpflanze bleiben! Gründe dafür gibt es viele: Zu gross, nicht transportfähig, nicht lagerfähig, relativ schwierig zu produzieren (Befruchtung) und zu ernten, Samen müssen beim Genuss entfernt werden, insgesamt nicht ganz einfach zu essen…
Wie viel einfacher war das doch mit den amerikanischen Heidelbeeren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eigentlich gleichzeitig mit den Pawpaws von der Agronomie entdeckt, züchterisch bearbeitet und regelrecht genetisch neu zusammengemischt wurden (allen voran vom grossen Vater der Kulturheidelbeere Frederick Vernon Coville): Sie hatte als ebenfalls einheimische nordamerikanische Frucht alles, was die Indianerbanane nicht hatte: Sie war gut transportierbar und einfach zu essen einfach zu kultivieren (wenn man einmal um den sauren Boden weiss), auch leicht zu ernten. Dazu kam die viel einfachere züchterische Bearbeitung, einerseits wegen der kürzeren Generationsabfolge, andererseits aber auch, weil bei der Heidelbeere verschiedenen Arten und Unterarten zur Verfügung standen, die züchterisch leicht zusammengebracht und auf den Erwerbsanbau ausgerichtet werden konnten.
Mein Fazit zu diesem Exkurs: Pawpaw macht keine Karriere mehr, aber sie ist eine äusserst wertvolle Gartenpflanze, die ein überwältigendes Aroma und damit auch eine Ausstrahlung mitbringt, die anders im nördlichen Garten nicht erreichbar wären.
Geschmackserlebnls
Markus Kobelt