Befruchtung und Befruchtungsverhältnisse sind bei Pawpaw, fast wie bei den Kiwi, ein Dauerbrenner. Gerüchte und Meinungen machen die Runde, während sich die einen Kunden vor Früchten kaum mehr retten können, warten die anderen auch nach 4 bis 5 Jahren noch auf Ertrag. Ich fasse im Folgenden unsere eigenen Erfahrungen und die Erfahrungen unserer Kunden zusammen. Alles wissen wir noch nicht, aber vieles, und so kann auch in den meisten Fällen geholfen werden.
1. Ohne Blüten kann es keine Befruchtung geben. Pawpaw, botanisch Asimina triloba, brauchen einige Zeit, bis sie Blüten bilden und auch danach kann es nochmals 1 bis 2 Jahre dauern, bis Früchte angesetzt werden. Ich vermute einen ähnlichen Effekt wie beim Junifruchtfall der Kernobstbäume: die Pflanze entscheidet sich mit ihren Hormonbotschaften, ob sie in der Lage und stark genug ist, die Früchte zu entwickeln und hält dann die Früchte – oder auch nicht. Vielfach geht es nämlich gar nicht so lange, bis die Jungpflanzen schon bei uns in der Baumschule Blüten (aber noch nicht Früchte) bilden. Dabei fällt auf, dass die Sorte Prima in der Regel früher Blüten bildet als Sunflower. Das heisst, wenn ich eine zweite Befruchtersorte nachpflanzen möchte, wähle ich mit Vorteil Prima.
2. Die Blüte der Pawpaw, glockenförmig nickend, hat zwar meiner Meinung nach ein apartes, ja spezielles Dunkelrot-Braun, aber ist keine augenfällige Schöhnheit … Dazu scheint sie einen Duft zu verströmen, der die hiesigen Insekten eher abstösst als anlockt. Es entspricht jedoch der Ironie der Pflanzenwelt, dass es vermutlich gerade dieser Duft ist, der in der Heimat der Asimina die richtigen Insekten anlockt, die dann die Befruchtung vollziehen.
3. Im Blütenboden befinden sich mehrere Fruchtknoten, die auch ziemlich Platz beanspruchen und nach erfolgreicher Befruchtung dazu führen, dass aus einer Pawpaw-Blüte ganze Cluster von Früchten entstehen können, ähnlich wie bei der Banane. Ob es diese Eigenschaft ist oder doch der vanilleartige süsse Geschmack, der zum Übernamen Indianerbanane geführt hat?
4. Aber schauen wir uns die Blüte genauer an: die Stempel sitzen auf einem Hügel, der zunächst fest erscheint und sich dann bei zunehmender Blütenreife nach und nach in einen Teppich von Staubfäden entwickelt. Ganz offensichtlich ist die Blüte vorweiblich, das heisst, die Stempel sind längst schon bereit, während die Staubfäden, die männlichen Organe, erst langsam dabei sind, sich auszubilden. Damit sind wohl die beiden wichtigsten Probleme der Befruchtung definiert: Die Stempel liegen weit über den Staubfäden und die beiden Organe reifen in der einzelnen Blüte ungleichzeitig. Damit ist aber noch längst nicht alles verloren: Es ist anzunehmen, dass trotzdem das eine oder andere verirrte Insekt den Weg in die Blüten findet und natürlich reifen nicht alle Blüten gleichzeitig: Man findet also auf einem Baum immer auch Blüten, in denen auch die Staubfäden schon entwickelt sind.
5. Neben der Vorweiblichkeit scheint Asimina triloba auch grundsätzlich selbststeril zu sein. Das ist nicht ungewöhnlich, kennen wir ja von den meisten Kernobstgehölzen. Der Pollen einer Sorte ist unfähig, die Blüte derselben Sorte zu befruchten. Was beim Apfel kein wirkliches Problem darstellt, da die Insekten zur Blütezeit immer Apfelpollen auf sich tragen (und sei es von Zieräpfeln), ist bei einer seltenen Pflanze wie Asimina triloba gleich ein doppeltes Problem: Es stehen vergleichbar nur wenige Asimina in den Gärten, damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass Pollen durch Insekten transportiert werden, gering. Dazu kommt noch, dass die braune Blüte bei europäischen Insekten nicht sehr beliebt ist. Wir wollen uns aber darüber nicht allzusehr beklagen, sonst kommen gleich wieder die ideologischen Verfechter von einheimischen Pflanzen, und wollen uns unsere Exoten verbieten …
6. Es sind zwei ganz oder teilweise selbstfruchtbare Sorten bekannt, Prima und Sunflower. Leider haben wir es hier bis heute noch nicht geschafft, selber genaue Versuche über die Natur dieser Selbstfruchtbarkeit anzustellen. Die Auswertung der Literatur zeigt aber in den verschiedensten Versuchen, dass Prima und Sunflower meist auch zu den Fruchtbarsten Sorten gehören, was ziemlich typisch ist für eine selbstfruchtbare Pflanze: Sie hat ganz einfach eine bessere Chance, Früchte anzusetzen – also entstehen auch mehr Früchte. Was heisst das jetzt für den Gärtner: Erstens soll er, wenn er nur eine Pawpaw pflanzen kann, ganz sicher eine selbstfruchtbare Sorte pflanzen, eben Sunflower oder Prima. Zweitens soll er, wenn er igendwie kann, trotzdem zwei Pflanzen pflanzen – und zwar von zwei verschiedenen Sorten.
7. Und jetzt kommt die hohe Schule, die Handbestäubung mit Pinsel. Ganz offensichtlich sind es die verschiedensten Mechanismen, die die Fruchtbarkeit der Pawpaw behindern: die Jugendlichkeit von Pflanzen, die noch gar keine Blüten bilden, die fehlende Attraktivität der Blüten für europäische Insekten, die Überposition der weiblichen Organe über den männlichen Organen, die Vorweiblichkeit, die grundsätzliche Selbststerilität, auch wenn sie bei zwei Sorten durchbrochen sein kann. Bei so vielen Hindernissen macht es in jedem Fall Sinn, auch mal helfend einzugreifen, Handbestäubung auszuüben. Wie geht das? Ich suche eine Blüte, in der der Staubfädenrasen schon entwickelt ist, reif ist. Ich fahre da mehrfach mit dem Pinsel darüber, geh dann mit ihm auf etwas später entstandene Blüten und bepinsle mit einer Pollenladung bis zu 5 Blüten bzw. die höher angelegten Stempel. Voila! Ach ja und nicht vergessen: Wenn Sie zwei Sorten zur Verfügung haben, nehmen Sie den Pollen der einen Sorte für die Befruchtung der andere Sorte. Das ist auch bei selbstfruchtbaren Sorten in jedem Falle besser, als die eigenen Pollen zu nehmen.
PawPaw
Habe seit ein paar Jahren (7) eine PawPaw (3,50 cm) in meinem Garten stehen.
Leider habe ich nur die Eine ! Weiss auch nicht was für eine Sorte .
Dieses Jahr hatte sie zum 2. Mal Blüten die aber nach einiger Zeit abgefallen sind.
So schaut die Pflanze super aus und es scheint ihr gut zu gehen !
Ich würde mich freuen, wenn ich eine Antwort bekommen würde.
MfG H.P. Tannhäuser
Folgerung: Besorgen Sie eine Blüte einer anderen Sorte und streichen sie damit über die zu befruchtende Blüte
Markus Kobelt