Bestimmt haben sich schon viele künftige Hobbygärtner einmal die Frage gestellt, ob es sich heutzutage eigentlich überhaupt noch lohnt, selbst die verschiedensten Gemüsearten zu züchten, Beerenobst im Garten anzubauen und neue Obstbäume zu pflanzen oder ob es nicht günstiger ist, den eigenen Bedarf an Vitaminen beim Discounter oder auf dem Wochenmarkt abzudecken. Bei aller Freude, die es bereitet, sich selbst Pflanzen zu ziehen und die oftmals wochenlange, zeitraubende Gartenarbeit auf sich zu nehmen, werden wir in den letzten Jahren immer wieder und aus den unterschiedlichsten Gründen mehr oder weniger intensiv mit Ernteausfällen konfrontiert, die mitunter mutlos machen. Gesetz dem Fall, dass Sie in naher Zukunft planen, für sich und die Familie einen Nutzgarten anzulegen: Welche Kulturen sind im Hinblick auf den nun kaum noch zu leugnenden Klimawandel sinnvoll, "rechnen" sich vielleicht sogar insofern, dass ihr Anbau ein erster Schritt zur Selbstversorgung, der Mainstream nennt es gerne autarkes Leben oder Mini-Farming, wäre?
Da ich in den letzten Wochen viele Artikel zum Thema Beerenobst im Garten schrieb und auch für mich selbst nach Antworten zur Problematik der Wirtschaftlichkeit suchte, lag ein Faktencheck nahe, der Sie als künftiger Gartenbesitzer (und hoffentlich neuer Lubera-Kunde) vielleicht auch interessiert. Bleiben wir also gleich beim Beerenobst im Garten und der These:
Sommerhimbeeren kaufen bringt hohe Erträge
Wobei das Wort hoch - gerade was Ernteergebnisse im privaten Hausgarten anbelangt - ziemlich subjektiv auslegbar wäre und noch lange keine sichere Argumentation zum Sommerhimbeeren kaufen liefert. Dennoch ist zumindest rein rechnerisch etwas dran, dass Sommerhimbeeren, werden sie unter gleichen natürlichen Bedingungen und bei identischem Pflegeaufwand angebaut, ertragreicher sind, als die Herbsthimbeeren. So kann bei Ihrer ein Meter langen Reihe mit Ruten davon ausgegangen werden, dass Sie bei den Herbsthimbeeren zwischen 1.000 bis 1.500 Gramm Früchte ernten. Entschließen Sie sich dagegen zum Sommerhimbeeren kaufen, sind es ungefähr 2.000 bis 3.000 Gramm, die in der Regel innerhalb eines Zeitfensters von 14 bis 21 Tagen pflückreif sind, wobei viele der Herbstsorten über mehrere Monate verteilt geerntet werden können. Somit sind die Frühchen allererste Wahl für diejenigen, die schnell, möglichst viele Himbeeren verzehren und (den Rest) für die vitaminärmeren Zeiten im Winter konservieren möchten. Favoriten für die Gruppe der Naschobstfreunde dürften dagegen die späten Sorten sein, mit denen man sich sowie seine Lieben und sofern man sich mit einem geschickt kombinierten Sortenmix an Himbeerpflanzen aus dem Luberashop eingedeckt hat, von Anfang Juni bis in den späten September hinein nach Herzenslust verwöhnen kann.
Bild: Sommer Chef® - die Sommerhimbeere mit dem besten Aroma!
Macht Sommerhimbeeren kaufen eigentlich viel Arbeit?
Als ich mich vor einigen Jahren zum Sommerhimbeeren kaufen entschlossen hatte, waren die höheren Erträge durchaus ein wichtiger Grund. Sie wissen als aufmerksamer Konsument selbst, dass Himbeeren, gleich welcher Art und sofern man sie im Laden oder auf dem Wochenmarkt überhaupt als Frischware erhält, geradezu sündhaft teuer sind. Von daher passt es jetzt, ein wenig abzuschweifen, um uns mal einer Übersicht zuzuwenden, auf die ich vor einigen Tagen gestossen bin. Sie stammt von der Grünen Bundeshausfraktion der Schweiz und lässt erkennen, welche grosse Bedeutung das Beerenobst im Garten - und damit sind nicht nur unsere schwarzen Himbeeren Black Jewel, die ertragreichen Lachsbeeren 'Pacific Rose' und die besonders leckeren Himbeeren Tulameen gemeint - überhaupt hat und warum Sie, schon aus Kostengründen, unbedingt Sommerhimbeeren kaufen (wie auch möglichst viele andere Beerenobstarten) und im Garten anbauen sollten:
Die Ergebnisse (2016) und Annahmen der Berechnung "Wirtschaftlichkeit des Beerenanbaus im Hausgarten"
Beerenart | Handelspreis pro kg* (CHF) | Kosten Rohprodukt pro kg* (CHF) | Deckungsbeitrag*** | Arbeitszeit pro m3**** | Erntemenge pro m2***** |
Brombeeren | 24.13 | 2.25 | 43.20 | 192.17 Min. | 5.79 kg |
Cassis | 14.82 | 3.31 | 27.94 | 37.24 Min. | 1.49 kg |
Erdbeeren (einjährig) | 12.55 | 5.63 | 14.44 | 46.05 Min. | 1.46 kg |
Erdbeeren (zweijährig) | 12.55 | 5.7 | 20.83 | 47 Min. | 2.57 kg |
Erdbeeren (Durchschnitt) | 12.55 | 5.68 | 18.55 | 46.66 Min. | 2.18 kg |
Heidelbeeren | 18.91 | 5.53 | 26.26 | 103.92 Min. | 2.73 kg |
Sommerhimbeeren | 21.34 | 17.10 | 5.79 | 61.15 Min. | 0.49 kg |
Herbsthimbeeren | 22.74 | 9.65 | 13.78 | 62.69 Min. | 0.78 kg |
Johannisbeeren | 13.61 | 2.52 | 19.61 | 74.59 Min. | 1.50 kg |
Stachelbeeren | 14.14 | 2.22 | 18.97 | 88.10 Min. | 2.27 kg |
Quelle: die grüne Nr. 19 von 2016
* Preis, welcher in der spezifischen Konsumationszeit (saisongerecht) durchschnittlich für ein Kilo hätte bezahlt werden müssen
** Kosten, welche pro Kilo für die produzierten Beeren angefallen sind
*** Deckungsbeitrag der aufgewendeten Arbeitsstunden;
**** Sommerhimbeeren in Laufmeter, Brombeeren pro Pflanze
***** Ertrag pro Quadratmeter Anbaufläche, Sommerhimbeeren in Laufmeter, Brombeeren pro Pflanze
Bild: Immertragende Ziererdbeere Double Pleasures® hanging Pink Wonder® - opulente, dunkelrosa blühende Kletter- und Hängeerdbeere
Die Werte wurden ausschliesslich in Hausgärten aus der Schweiz ermittelt, dürften allerdings zumindest im Trend mit denen für Deutschland übereinstimmen. In Anbetracht dieser Übersicht wäre es sicherlich für Sie noch spannender, wenn es einen Vergleich darüber gäbe, wie hoch die zu erwartenden Erntemengen der weissen, roten oder schwarzen Johannisbeeren aus dem Shopangebot von Lubera im Vergleich zu den Sträuchern der Baumschulen "x", "y" und "z" oder der Erdbeeren, Tomatenpflanzen und Süsskirschenbäume sind? Dennoch liessen sich selbst unter Zuhilfenahme dieser Aussagen immer noch keine verwertbaren und vor allem genauen Rückschlüsse darüber ziehen, ob es sich auf Heller und Pfennig gerechnet rentiert, wenn wir unser frisches Gemüse selber ziehen oder leckeres Beerenobst im Garten anbauen. Und darüber hinaus wäre noch wichtig zu wissen, wie viele Sorten in welcher Menge denn überhaupt angepflanzt werden müssten, um wenigstens einen gewissen Grad an Eigenversorgung zu ermöglichen. Wenden wir uns kurz einmal der in diesem Fall überhaupt nicht trockenen Statistik zu, indem wir uns die Frage stellen:
Wie viel Fläche braucht ein Mensch für die Ernährung?
Da jüngeres Zahlenmaterial leider nicht vorliegt, zunächst eine Übersicht aus dem Jahr 2010, veröffentlicht in "Ökologie und Landbau" Ausgabe 3/2011:
Lebensmittel | Jährliche Verzehrmenge pro Kopf (kg) | Flächenbedarf in m2 |
Getreide | 114 | 295 |
Gemüse und Kartoffeln | 124 | 51.5 |
Obst | 47 | 33.4 |
Schweinefleisch | 39.5 | 790 |
Rindfleisch | 8.3 | 256 |
Hühnerfleisch | 10.4 | 189 |
Eier | 12.9 (entspricht 208 Stk.) | 160 |
Milchprodukte | 347 | 748 |
Gesamt | 703 | 2'523 |
Rosemarie Zehetgruber, Ihres Zeichens, Ernährungswissenschaftlerin an der Universität Wien präzisiert einen Teil dieser Angaben 2018 (Pro-Kopf-Verbrauch) wie folgt:
- Gemüse: 180 kg (60 m² Flächenbedarf)
- Kartoffeln: 60 kg (30 m² Flächenbedarf)
- Obst inkl. Beerenobst im Garten: 110 kg (80 m² Flächenbedarf)
Bild: Kartoffelpflanze 'Sarpo Una' - die Aromakartoffel mit der kurzen Kulturdauer, im Speedpot
Schaut man sich die benötigte Gesamtfläche von 170 m² an, scheint die Selbstversorgung für eine vierköpfige Familie (680 m²; unterstellt, dass der Lebensmittelverbrauch der Kinder identisch mit dem erwachsener Personen wäre) durchaus realistisch zu sein. Zurück zur Realität, in das Jahr 2016 und nach Wien, genauer gesagt in den Garten von Edmund Gotthard, der seit über 30 Jahren auf seiner 68 m² grossem Parzelle Selbstversorgung betreibt und seine Ernteergebnisse (bei Gemüse & Kräutern) akribisch genau für die Nachwelt und eventuell gleichgesinnte Hobbygärtner aufzeichnet:
Gemüseart | Erntemenge (29.05. - 3.11.2016) |
Tomaten | 51 kg |
Rote Rüben | 14 kg |
Grüne Bohnen | 13 kg |
Karotten | 12 kg |
Mangold | 7 kg |
Kartoffeln | 1 kg |
Spinat | 0.6 kg |
Krautköpfe | 19 Stück |
Hokkaidokürbisse | 9 Stück |
Zucchini | 36 Stück |
Rettich | 40 Stück |
Gurken | 22 Stück |
Zwiebeln | 28 Stück |
Kohlrabi | 14 Stück |
Radieschen | 53 Stück |
Cocktailtomaten | 125 Stück |
Sellerie | 9 Stück |
Lauch | 5 Stück |
Petersilienwurzeln | 10 Stück |
Fenchel | 2 Stück |
Pastinaken | 2 Stück |
Paprika | 73 Stück |
Salate | 90 Stück |
Quelle: "Basiswissen Selbstversorgung aus Biogärten" Löwenzahn Verlag Innsbruck 2018

Bild: Freilandpaprika 'Würzpaprika Fresno' - die temperamentvolle Würzpaprika mit guter Schärfe
Ein für diese Fläche tatsächlich erfreulicher Ertrag, zumal der agile Rentner zusätzlich auch noch um die 60 Bund frischer Kräuter (u. a. Petersilie, Schnittlauch, Liebstöckel, Oregano, Dill, Basilikum und Pfefferminze) auf seinem Wiener Vorstadtacker schneiden konnte. Dennoch bleibt die Frage:
Wie viele Obstbäume und welches Beerenobst im Garten ist zu Selbstversorgung nötig?
Auch hierzu eine tabellarische Kurzübersicht für einen Vierpersonenhaushalt, die sich bei den Obstbäumen auf grosse Exemplare im Vollertragsstadium, also ungefähr ab dem 20. Standjahr bezieht.
Obstart | Anzahl Bäume bzw. Grösse der Fläche | Bemerkungen |
Apfel | 6 - 10 | errechneter Bedarf/Person: 176 kg* |
Birne | 2 - 4 | errechneter Bedarf/Person: 74.4 kg* |
Quitte | 1 - 2 | für Weiterverarbeitung (Marmelade, Gelee, Saft) |
Aprikose | 1 | errechneter Bedarf/Person: 15.24 kg |
Pfirsich | 2 - 3 | ebenfalls 15.24 kg; möglichst unterschiedliche Reifezeiten beachten |
Zwetschge, Pflaume, Ringlotte | 3 - 4 | errechneter Bedarf/Person 17.3 kg |
Kirsche | 1 | errechneter Bedarf/Person: 14.6 kg |
Sauerkirsche | 1 - 2 | errechneter Bedarf/Person: 12.74 kg |
Walnuss | 1 | |
Tafeltraube | 1 - 3 | als Frischobst oder zur Weiterverarbeitung |
Erdbeeren | ca. 8 m2 | |
Johannisbeeren | 5 - 6 | |
Himbeeren | 10 - 15 m | |
Brombeeren | 2 - 3 | |
Wildobst** | so viel wie möglich | überall wo Platz vorhanden ist; als Hecke, Windschutz, usw. |
Quelle: "Basiswissen Selbstversorgung aus Biogärten" Löwenzahn Verlag Innsbruck 2018;
* erscheint auf den ersten Blick recht hoch, beinhaltet aber auch Einlagerung, Konservierung und Saftherstellung;
** gemeint sind hier unter anderem Heidelbeeren
Werden die Zahlen insgesamt betrachtet und heruntergerechnet auf die hierfür benötigte Gartenfläche, dürfte es unter einigermassen objektiver Betrachtungsweise der persönlichen Zeitressourcen sowie der realen Kosten für Material, Werkzeug und dem benötigten Pflanzgut schwierig sein einzuschätzen, ob sich ein Garten - rein buchhalterisch betrachtet - lohnt oder eben nicht. Ohnehin werden die wenigsten Freizeitgärtner in der Lage sein, die zur Verfügung stehende Gartenfläche jedes Jahr und unabhängig von den wechselnden klimatischen Verhältnissen so zu bewirtschaften, dass mit den Ernteerträgen eine völlige Unabhängigkeit von Zukäufen über den Lebensmittelhandel oder gar eine vollständige Selbstversorgung erreicht wird.
Bild: Säulenapfelbaum Malini® 'Pronto'® - feuerbrandtoleranter Baum mit süsser Apfelernte
Und auch, wenn sich Beerenobst im Garten oder der Anbau von Gemüse nicht immer in klingender Münze auszahlt, Missernten uns mitunter das Leben schwermachen und vermutlich auch im nächsten Jahr wieder so mancher Schweisstropfen fliesst, sollten wir nicht eine einzige Minute dieses unbezahlbare Glücksgefühl vergessen, mit dem uns die Natur für unsere Arbeit belohnt. Also: Gärtnern Sie (lustvoll) weiter und pflücken Sie jetzt Ihre Blumen, wie Markus Kobelt es zum Abschluss seiner Gartenvideos immer so schön treffend sagt!
Lesen Sie auch den letzten Beitrag von Fred Lübke "Stachelbeeren pflanzen lohnt sich".
Frische und Vielfalt , unbezahlbar!