Das fragte mich neulich eine gute Freundin, als ich eine zweite Fuhre Chili-Pflanzen bei Lubera bestellt habe. Um ehrlich zu sein, habe ich ALLE Chili-Pflanzen bestellt. Und heute, wo sie – zusammen mit zig Tomaten- und Auberginen-Setzlingen angekommen sind, habe ich mich eine kurze Sekunde lang gefragt, ob ich nicht wirklich wahnsinnig geworden bin – grössenwahnsinnig. Aber es war wirklich nur eine kurze Sekunde der Besinnung, und in der zweiten Sekunde wusste ich schon wieder, dass ich eigentlich sehr vernünftig, klug, vorausschauend, weise und wunderbar bin (obwohl ich zu meinen 40 Pflanzsäcken vom letzten Jahr noch schnell 20 neue hinzukaufen musste).
Inhaltsverzeichnis
Mediterrane Glücksgefühle mit Chili
Schliesslich ist die mediterrane Diät doch so gesund, das weiss nun mittlerweile jedes Kind. Und Chili haben diverse gesundheitliche Vorzüge, auch das wissen wir. Und überhaupt, wer selber Tomaten anbaut, kommt doch ohne Chili gar nicht aus! Salsas, Chutneys, Tacos, Ratatouille, Pizza – ja, sogar moderne Marmeladen brauchen alle einen Hauch Chili, um das gewisse Etwas zu entwickeln.
Bild: Weihnachten im Mai: Tomaten, Auberginen, Paprika und Chili warten auf die Befreiung.
Es soll sogar Menschen geben, die essen Chili roh, wettbewerbsmässig, auch die superscharfen Sorten, die einen Ochsen umbringen können, frei nach dem Motto: Der Letzte, der noch aufrecht steht und der noch nicht intensivmedizinisch behandelt werden musste, hat gewonnen. Hmmmm, übrigens, warum nehmen fast ausschliesslich Männer an diesen Wettbewerben teil? (Rhetorische Frage, wir wissen es doch alle). 😉
Der Rest der Menschheit, also die vernünftigen Hobbygärtner dieser Welt, wollen einfach nur gesund leben und mediterran kochen und geniessen. Mit Tomaten, Chili und Auberginen kommen wir den „Blue Zones“ dieser Welt schon ziemlich nahe. Das ist ein Begriff, den amerikanische Forscher geprägt haben, als sie vor Jahren untersucht haben, wo auf der Welt die Menschen am längsten leben und warum. Surprise, surprise! Das war überwiegend dort, wo die Menschen sich zu einem grossen Teil vegetarisch ernähren, Fleisch nur selten auf den Tisch kommt, Fisch schon öfters und wo sie ganz in der Tradition ihrer Vorfahren ihr Gemüse noch selbst anbauen. Die „Blue Zones“ Europas liegen übrigens in Ikaria (Griechenland) und Sardinien (Italien). Spanien darf sich nebenbei bemerkt in Gänze auch das gesündeste Land Europas nennen, was Forschern zufolge am Lebenstil (Ernährung) und der Einstellung der Bewohner liegt.
Was uns wieder zu den feurigen Chilis bringt: Diese sorgen nicht nur für Schmerzen im Mund, sondern beeinflussen auch unser Gehirn. Dieses reagiert nämlich auf Schärfe wie auch auf Schmerz auf die gleiche Weise: Es werden Endorphine ausgeschüttet, die den Schmerz dämpfen, gleichzeitig aber auch Glücksgefühle auslösen.
Bild: Die Chili 'Serbian Red' ist eine der robustesten scharfen Freilandsorten mit einem Schärfegrad von 8.
Lasset die Spiele beginnen!
Genie und Wahnsinn liegen ja bekanntermassen nah beieinander und das (ziemlich kleine) Genie in mir, hat schon im Februar geahnt, das im April der Chili-Wahnsinn ausbrechen wird. Der erste Geniestreich meinerseits war die Bestellung einer ganzen Palette der Fruchtbaren Erde Nr. 1, denn Tomaten, Auberginen und Chili müssen hier in meinem nordischen Garten in Kübeln/Pflanzsäcken angebaut werden. Meine Wühlmäuse haben mittlerweile den ganzen Garten so fest in ihrer Terror-Hand, dass nur noch invasive, wuchernde Zierpflanzen in den Beeten stehen können. Zarte Keimlinge und Setzlinge müssen in den Topf.
Bild: Die Tomaten-Pflanzaktion vom letzten Jahr. Im Moment bin ich noch dabei, meine Super-Power-Erde zu mischen für über 60 Pflanzsäcke mit jeweils 30 Liter Volumen.
Die Fruchtbare Erde Nr. 1 ist eine Kübelpflanzenerde, auf die ich seit vielen Jahren schwöre. Gerade für die Pflanzsäcke aus Textil, die ich ebenso erfolgreich nutze, ist sie einfach ideal. Weder unsere vielen, sommerlichen Regengüsse noch eine giessbegeisterte Gärtnerin haben dank der Fruchtbaren Erde bisher Schaden anrichten können. Giessen ist immerhin auch Meditation, nicht wahr? Ich giesse tatsächlich alle meine über hundert Kübel mit einer kleinen 5-Liter-Giesskanne und ich liebe es! Nennt es Wahnsinn, wenn ihr wollt, ich nenne es „mediterrane Gelassenheit“, denn diese trägt ja auch zu einem langen Leben bei. Hier im Norden sagen wir „immer schön sutsche“ dazu, was heisst, dass man alles entspannt und langsam angehen sollte.
Bild: Der Schlüssel zum Erfolg, gute Kübelpflanzenerde kombiniert mit eigenem Kompost.
Wenn der Postmann zweimal klingelt
Nachdem die Palette voll von Fruchtbarer Erde im März schön mit Folie abgedeckt wurde (gegen den Regen, der dann doch nicht kam), wurde der zweite Schritt der „Chili-Mania“ eingeläutet, als der DPD-Postmann heute Sturm klingelte, um an Ende seiner Landtour endlich die grossen Lubera-Pakete abzugeben, die einen GROSSEN Teil der Ladefläche seines Lieferwagens einnahmen. Weihnachten im Mai, jubelte das Genie in mir, als die drei Pakete mit jeweils drei zusammengeschnürten Kartons sich vor meiner Haustür stapelten. Mein Mann murmelte noch kurz was von „Wahnsinn“ – worüber ich milde gestimmt hinwegsah – und half mir dann schicksalsergeben beim Auspacken meiner neuen Schützlinge. Die Kartons sicherte er sogleich, wohlwissend das ich in Kürze wieder die Anlage neuer Komposthaufen fordern werde, weil die alten, fertigen Komposthaufen mit Kürbissen bepflanzt werden. Die neuen Komposthaufen werden dann wie immer aus alten Europaletten gebaut, die innen mit Lubera-Kartons abgedichtet werden, so dass die Kompostmaterialen nicht durch die Ritzen durchflutschen.
Bild: Nach dem Auspacken sehen die Pflanzen durch den Transport noch ein wenig mitgenommen aus. Wichtig: Blätter trocknen lassen, am besten draussen im Wind, aber im Schatten, niemals in der prallen Sonne. Beschädigte Blätter entfernen und falls der Ballen zu trocken sein sollte, zur Stärkung mit Wasser vermischt mit Multikraft "Roots" giessen. Aber bitte nur bei den trockenen Ballen, nicht den nassen. Später, wenn die Ballen alle zusammen wieder anfangen auszutrocknen, das Giessen mit Wasser und "Roots" für alle wiederholen. Die Blätter können ebenfalls zur Stärkung alle mit einer Lösung von Multikraft "Plants" besprüht werden, aber erst nachdem sie alle komplett abgetrocknet sind und sich ein wenig nach dem Transport erholt haben (sprich aufgerichtet haben).
Meine Super-Power-Erde für Tomaten und Chili
Am Wochenende wird es nun ans Einpflanzen der Lubera-Schätze gehen. Mein Erfolgsrezept sieht wie folgt aus: Die Fruchtbare Erde Nr. 1 vom letzten Jahr bleibt ca. zu einem Drittel in den Kübeln. Sie ist immer noch fluffig und gut, logischerweise aber ausgelaugt. Dann kommt ein Drittel frische Fruchtbare Erde Nr. 1 hinzu und ein Drittel Kompost. Dabei nehme ich nicht den groben Kompost von den Freiluft-Haufen, sondern den feinen Kompost aus den grünen, geschlossenen Komposttonnen, in die nur Küchenabfälle und der Inhalt meiner Bokashi-Eimer kommen. In der Zeit, in der ich die Tonnen befülle, kommen zwischen die Lagen auch immer ein paar Schaufeln ganz alte Fruchtbare Erde aus meinen vielen Kübeln. Zu diesem Zweck sammle ich die oberste Erdschicht aus den Kübeln jetzt vor dem erneuten Pflanzen und lagere sie in Säcken neben der grünen Komposttonne. Sie dient mir bei der Schichtung als „braune Schicht“ (kohlenstoffhaltige Materialien), die man ja nach jeder „grünen Schicht“ (stickstoffhaltige Materialien) verwenden muss. Der viele Bokashi-Kompost mit seinen Effektiven Mikroorganismen lädt die alte Erde ruckizucki wieder auf und die Pupse der Kompostwürmer (äh, der Wurmhumus) sorgt für die Superpower dieser meiner Kompostzauberei.
Bild: Die Freilandtomate 'Resi' ist eine aromatische Cherrytomate für den Freilandanbau.
Die blaue Zone an der Ostsee ist rot
Aus dieser Erde werden – simsalabim – in Kürze rote Kugeln und rote Feuerblitze erwachsen, denn rot ist nicht nur die Liebe, sondern auch die mediterrane Super-Kost und letztendlich Lebensfreude. Das Ziel ist – sofern Petrus mitspielt – eine „Blue Zone“ aus meinem windgeplagten Garten an der Ostsee zu machen, mit scharfen Chilis, milden Chilis, roten, grünen und gelben Tomaten sowie weissen und lilafarbenen Auberginen. Wenn ihr schon einen kleinen Vorgeschmack bekommen wollt, was ich alles plane, dann googelt mal „Cowboy Candy“ (nur eines von vielen, vielen kulinarischen Überraschungen, die ich herzustellen gedenke mit Chili und Co.).
Bild: Zwei die Hand in Hand mit Tomaten und Chili gehen und die nie wieder fehlen dürfen in meinem Garten: Die Freilandpaprika Roter Augsburger und die schöne Sweet Banana.
Noch bin ich allerdings nicht in meiner persönlichen „Blue Zone“; daran ist allein mein exorbitanter Schokoladen-Konsum schuld. Also, wenn es irgendwann mal einen Lubera-Kakaobaum für den Norden gibt, wäre ich sofort dabei. Hallo, lieber Chefzüchter aus der Schweiz, ich bestelle schon mal ein paar Stück vor. Und überhaupt: Warum hat noch niemand einen Kaffeebaum für Nordeuropa gezüchtet? Wäre das nicht eine lohnenswerte, züchterische Herausforderung für die absehbare Zukunft? Und damit wir Kunden auch alle 100 Jahre alt werden: Bitte eine leckere Kaffeesorte ohne Koffein und eine Kakaosorte süss wie Zucker aber ohne Kalorien. Damit könnte es eventuell auch bei mir endlich klappen mit der perfekten „Blue Zone“ und den (vielleicht irgendwann auch mal schlanken) 100 Jahren. 😉
Bild: Ein typisches Angeberfoto für die staunende Welt: Tomatenernte 2021. Warum nicht stolz sein auf Tomaten? Ich stehe dazu! ;-)
PS: Huch, ich habe die Frage aus der Überschrift ja gar nicht beantwortet bei all meinem Feuereifer für Chilis. Also: Was soll die Welt mit so viel Chili? Kochen und essen, liebe Freundin, ganz viel essen. Aber auch einfach nur sammeln, süchtig sein und angeben – bei den Nachbarn im Dorf und weltweit auf Instagram und Pinterest! Sich zu all dem bekennen und glücklich sein! Ein erwachsenes Kind sein im Chili- und Tomaten Paradies. Und noch mehr sammeln, pflanzen, essen und angeben nächstes Jahr. 😉
Chili trocknen