Ranka wäre nicht Ranka, wenn sie nicht alle neuen Tomaten- und Chilisorten bei Lubera bestellt hätte im Frühling. Heute kommt das kennerisch-kritische Urteil aus ihrem windigen Garten zwischen den Meeren im nördlichen Schleswig-Holstein beim grossen Tomaten Test. Im Frühjahr können Sie bei uns Gemüsepflanzen kaufen/ vorbestellen und diese passend zur Pflanzzeit zu sich nach Hause liefern lassen. Wer im Frühjahr schon mit dem Vorziehen der Gemüsepflanzen beginnen will, kann in unserem Gartenshop auch Samen kaufen und im eigenen Garten anbauen.
Inhaltsverzeichnis
- Tomaten Test unter erschwerten Bedingungen
- Sommer rettet Tomaten-Ernte
- Die Platzierungen
- Platz Nummer 1 Open Sky 'Happyblack'
- Platz Nummer 2 Heirloom Tomate 'Blush'
- Platz Nummer 3 'Honeycomb' und 'Barry's Crazy Cherry'
- Zum Abschluss des Test-Berichts
- Und die anderen Open Sky Tomaten?
- Alle Ehre den Tomaten
Tomaten Test unter erschwerten Bedingungen
Eines vorweg, meine lieben Mit-Gärtner und Tomatenfreunde: Der diesjährige Freiland-Tomaten-Test war wirklich Hardcore für meine Pflanzen! Erst waren die Kartons im Frühling viel zu lange unterwegs, was sich beim Auspacken an den gelben, matschigen Blättern, dem traurig nach unten gebogenem Haupttrieb und meinem schockierten Gesicht zeigte. Ich dachte, mich trifft der Schlag! „Da hätte ich die Annahme verweigert“, sagte trocken eine Bekannte, die das Elend am folgenden Tag begutachtete.
Aber ich vertraute auf die unbändige Wuchskraft und Lebensfreude der Tomatenpflanzen. In langen Jahren des Tomatenanbaus mit was-weiss-ich-wie-vielen Sorten habe ich gelernt, dass Tomaten wie wild wachsen und in der ersten Hälfte (!) ihres Lebenszyklus einen immensen Überlebenswillen zeigen. Dazu kommt, dass Lubera im Gegensatz zu den meisten anderen Anbietern in relativ grossen Töpfen liefert, was bedeutet, dass der Wurzelballen der Tomatenpflanzen schon erfreulich kräftig ist.
Tagsüber standen die armen Gesellen im Garten und genossen den Wind und das noch kalte Sonnenlicht und abends kamen sie in den Kofferraum unseres Autos, denn es bestand lange noch Frostgefahr. Innerhalb von ein paar Tagen sprossen dann auch neue Blätter und die Triebe streckten sich langsam wieder nach oben.
Nach dem Eisheiligen kamen sie endgültig nach draussen in 30 Liter Pflanzsäcke, die halb mit alter, letztjähriger Erde und halb mit neuer, frischer Fruchtbarer Erde Nr. 1 gefüllt wurden. Ausserdem wurde in jeden Sack eine gute Portion Fruitilizer Saisondünger Plus eingearbeitet.
Dann kam der nächste Schock: Es gab ein kurzes aber heftiges Gewitter mit Hagel und der Schaden war gross: Zerfetzte Blätter an Tomaten und (noch viel mehr) an den Auberginen. Es folgten Wochen mit viel zu kühlem, feuchten, dunklen Wetter (was die neuen Chilipflanzen zu einem langen Wachstum-Streik verleitete). Die Tomaten wuchsen im Schneckentempo, aber immerhin, sie wuchsen.
Dann stellte ich fest, dass die Apfelbäume hinter meiner Tomatenreihe mittlerweile so hoch geworden waren, dass die Tomaten nur noch einen halben Tag, nämlich vormittags Sonne bekamen. Das hatte ich wirklich nicht kommen sehen (Asche auf mein Haupt, aber auch erfahrene Hobbygärtner machen Fehler, seufz). Dass ich sie viel zu dicht gepflanzt hatte, wusste ich, das mache ich jedes Jahr so, aus Platznot und aus Verfressenheit, denn ich will so viele verschiedene Sorten wie möglich probieren (schleck!).
Sommer rettet Tomaten-Ernte
Mitte Juli kam dann endlich der Sommer, es wurde warm und wärmer und vor allem trocken und die Tomaten atmeten sichtlich auf. Sie wuchsen über Nacht in Rekordhöhe und fingen an, massenhaft Früchte zu bilden. Bevor die ersten Tomaten reif wurden, fingen bei einigen Sorten die ersten Blätter an, braun zu werden, aber auch das war zu erwarten, denn betroffen waren so zarte Gemüter wie 'Brad’s Atomic Grape', die in ihrer Heimat USA bessere Sommerbedingungen vorfinden als an der deutschen Ostseeküste. Die neuen Open-Sky-Tomaten standen bei mir Schulter an Schulter in enger Verschlingung mit diesen Sorten (unter anderem auch der älteren USA-Sorte 'Green Zebra' und der sehr regenempfindlichen Sorte 'Honeycomb'), so dass sie wirklich BERÜHRT wurden von den braunen Blättern der Nachbarn.
Bild: Dick, dünn, rund und bunt: Diversität wird groß geschrieben im Lubera-Tomaten-Angebot.
Lange Rede, kurzer Sinn: Das gute, trockene Wetter hielt bis letzte Woche an und die Open Sky Sorten blieben zu 99% blattgesund, während andere Sorten deutlich mehr Kraut- und Braunfäule aufwiesen. ABER: Sie alle produzierten Früchte, so dass mein Plan, von allen naschen zu können, wieder mal aufging.
Die Platzierungen
Ich habe jetzt wie versprochen die Gewinner gekürt, die hiermit offiziell von mir höchstpersönlich das „Nordic-Approval-Label“ verliehen bekommen! Dabei habe ich meine ganz persönlichen Standards zugrunde gelegt: Die besten der Besten sollten nämlich GUT SCHMECKEN und dabei auch noch SEHR SCHÖN AUSSEHEN und SEHR VIEL PRODUZIEREN. In genau dieser Reihenfolge.
Platz Nummer 1 Open Sky 'Happyblack'
Und nun: Tadaaaaaa und Trommelwirbel, hier ist der absolute Sieger, der erste Platz, die schönste und bestschmeckendste Sorte in meinem Garten 2022:
Diese Tomate ist einfach nicht zu toppen in Sachen Schönheit: Sie kommt erst in tiefschwarz daher, hellt dann unten in zartes Lila auf, das in wunderschönes Apricot übergeht, nur um dann zum Schluss feurig rot zu werden, mit einem schwarzen Kragen oben am Stielansatz. Eine Traube ist dichtbesetzt mit den kleinen Wonneproppen und der Geschmack ist einfach hervorragend. Die Schale ist schön dünn, gut zu durchbeissen (was bei so vielen schwarzen Sorten nicht der Fall ist), man erntet über einen längeren Zeitraum und sie ist extrem blattgesund. Der Geschmack ist würzig und milde zugleich, die Säure, von der in der Sortenbeschreibung bei Lubera die Rede ist, habe ich nicht so empfunden. Sie hat einen feinen Eigengeschmack, den man schwer beschreiben kann, sehr angenehm und aromatisch. Diese Tomate wird nächstes Jahr in grösserer Anzahl eingekauft, das habe ich mir geschworen.
Bild: Ehre wem Ehre gebührt: Open Sky Happyblack ist die Schönste und Beste gewesen im Garten an der Ostsee. Im Hintergrund ist Open Sky Sugared am Erröten vor Neid.
Platz Nummer 2 Heirloom Tomate 'Blush'
Kurzer und knackiger Name: 'Blush'. Auch hier hat die Schönheit mich geblendet. Eine traumhafte Figur hat dieses Mannequin unter den Tomaten, lang, schlank, mit einer lustigen Spitze, ein sonniges Gemüt ( leuchtend Orange), im Reifestadium durchzogen von feinen, roten Streifen. Eine starkwachsende Pflanze, die schneller kranke Blätter als die Open Sky Tomaten bekommt -ja - aber die trotzdem fleissig produziert bis zum bitteren Ende, nicht ganz so schmackhaft wie ‚Happyblack‘, eher etwas milder, etwas fruchtiger, so etwas wie die Mango unter den Tomaten fand ich. Und auf gebuttertem Schwarzbrot mit Meersalz-Flakes bestreut einfach der Knüller.
Bild: Die Heirloom-Tomate Blush ist ein "Showstopper", wie der Amerikaner sagt. Jeder Tomatenliebhaber verfällt ihrer Schönheit.
Platz Nummer 3 'Honeycomb' und 'Barry's Crazy Cherry'
Den teilen sich die zuckersüssen Winzlinge 'Honeycomb' und 'Barry’s Crazy Cherry', denen einfach kein Mensch widerstehen kann. Frisch vom Strauch ein himmlischer Genuss, sie schmecken wie Bonbons und nicht wie Tomaten, sie sind Beide sehr gute Produzenten (letztere ist da wirklich absolut „crazy“ was die Menge angeht) und zu allem bereit: Frisch knabbern beim Fernsehgucken, zusammen mit 'Blush' und 'Open Sky Morningsun' auch klasse als gelbe Tomatenmarmelade, gelbes Tomatenchutney oder gelber Tomatenketchup.
Bild: Sehen aus wie Weintrauben und schmecken genauso süss: Barry's Crazy Cherry wächst so verrückt, dass manchmal ganze Trauben aufgrund ihrer Last abbrechen.
Zum Abschluss des Tomaten Test-Berichts
Fazit: Meine drei Favoriten (eigentlich sind es ja vier) vereinen alles in sich, was man sich als Tomaten-Nachkatze nur wünschen kann. Faszinierende Schönheit, Widerstandsfähigkeit und überbordende Lebensfreude (die sich im Hervorbringen immer neuer Tomaten und Tomätchen äussert). Diese vier werden in meinem Garten wachsen, solange Lubera sie weiterhin verkaufen wird! Ich muss allerdings anmerken, dass 'Honeycomb' in regenreichen Jahren sehr, sehr früh anfängt, krank und kümmerlich auszusehen, es aber immer schafft, genügend orangegelbe Kügelchen zum Knabbern hervorzubringen. Mal mehr, mal weniger, aber es gab noch nie Komplettausfälle in meinem Garten.
Bild: Nicht auf dem Siegertreppchen, sie reift einfach zu spät für den Norden, aber Sonderpunkte für die Schönheit kriegt sie trotzdem: Brad's Atomic Grape.
Und die anderen Open Sky Tomaten?
Und was ist mit den anderen Open Sky Sorten, fragt ihr? Nun, sie haben sich alle bewährt, ausnahmslos, sie waren tatsächlich den ganzen Sommer über absolut blattgesund und haben ebenfalls fleissig produziert, SEHR fleissig! Aber sie sehen halt wie normale Tomaten aus, das hat einen klitzekleinen Punktabzug bedeutet in meinem sehr subjektiven Tomaten Test.
Open Sky 'Sugared' ist eher fest im Biss, eine kleine, knackige Sorte, die aber dennoch süss ist und am schönsten aussieht, wenn sie leuchtend orange ist (kurz bevor sie rot wird). Und sogar in diesem, also dem orangenen Stadium, schmeckt sie schon gut genug für den Frischverzehr.
Open Sky 'Morningsun' ist gelb, gesund und ebenfalls fest im Biss, aber weniger süss als ‚Sugared‘.
Open Sky 'Tombonne' hatte den schattigsten Platz bei mir, hat aber trotzdem gut getragen, eine relativ kleine Salattomate, aber natürlich deutlich grösser als die obigen Open Sky Sorten und eher nicht zum Naschen von Strauch geeignet, fand ich, sondern zum Brutzeln, Braten und Einkochen, da ergibt sie ordentlich Masse und bringt ihren Tomatengeschmack erst richtig zur Geltung.
Alle Open Sky Tomaten haben sich in der kühlen, regenreichen ersten Sommerhälfte hier im Norden bewährt, ebenso bei starken Winden, kalten Nächten und auch in der knochentrockenen zweiten Sommerhälfte. Der nicht so ideale Standplatz bei mir schien ihnen nichts auszumachen, auch nicht die Nachbarschaft zu kränklichen Nachbarn und die „Pflege“ durch eine leicht tüddelige Gärtnerin, die mal das Giessen vergass und mal das Düngen.
Alle Ehre den Tomaten
Alles in allem fand ich, dass dieses Jahr meine Tomatenzusammenstellung absolut erfolgreich war. Ich hatte wunderschöne, süsse Tomaten, die das Auge erfreuten und deren Anblick mich jeden Tag aufs Neue fasziniert hat, ich hatte Sorten, die es nie ins Haus schafften, weil sie direkt von der Pflanze genascht werden MUSSTEN (so schmecken Tomaten ja auch am besten, barfuss im Garten, die Sonne im Nacken und dann die fruchtigen Köstlichkeiten Stück für Stück in den Munsch schieben) und ich hatte Sorten, die zwar unscheinbar waren und nicht mit äusseren Reizen auftrumpfen konnten, dafür aber perfekt für die Zubereitung kulinarischer Köstlichkeiten in der Küche waren. Die Mischung macht’s, wie so oft im Leben! Ich bin jedenfalls hochgradig zufrieden und klopfe mir (und ja, auch Lubera) auf die Schulter, was ja etwas ungerecht ist, denn eigentlich gebührt alle Ehre den Tomaten. Aber da sie keine Schultern haben, nun ja, lobt man sich eben selbst und den Züchter. 😉
Ich bin jedenfalls glücklich gewesen mit meinen Tomaten und ich hoffe von Herzen, dass ihr alle, die das hier liest, es auch wart. Die eine oder andere Tomate ist ja noch am Reifen, aber bald wird ihr Geschmack, wird der ganze Sommer nur noch Erinnerung sein. Geniessen wir also jetzt die letzten Happen im Freien und später das eine oder andere Glas selbstgemachte Tomatensosse im Winter. Wie lang und unerfreulich dieser auch werden mag, die Erinnerung an das Tomaten-Naschen in der Sonne wird uns helfen, bis zur nächsten Ernte durchzuhalten.
Ein Hoch auf Freilandtomaten!