Das ist hart. Fast nicht zumutbar. Jetzt muss ich mich entscheiden. Es war schon nicht ganz einfach, ein Sortiment von besonderen 9 Kartoffelsorten zusammenzustellen, jetzt soll ich mich für unseren Gartenbrief und das Gartenbuch gerade auch noch für 3 Topf-Favoriten entscheiden. Herzzerreissend! Welche Kartoffelsorte soll ich jetzt unerwähnt lassen? Natürlich all die Sorten, die Sie im Supermarkt finden (jedenfalls fast alle). Nicht, dass die schlecht wären, aber die sind ja beliebig vorhanden... kein Grund, sie jetzt auch noch im Garten anzubauen. Aber aus meinen 9 Sorten nur 3 zu machen ist wirklich schwer.
Aber ich fasse nun Mut - und dabei hilft natürlich ungemein, dass der Redaktionsschluss unseres Gartenbriefs näher rückt (eigentlich ist er bereits gewesen) und ich schon die missbilligenden Blicke unserer Redakteurin Nadja spüre (auch wenn sie gerade 888 km entfernt in der Schweiz sitzt und ich in unserer Ammerländer Baumschule…)
Also Nr 1: Sarpo Axona - die Resistente, Unbesiegbare
Bild: Sarpo Axona - die rotschalige Kartoffel mit Phytophthoraresistenz
Als ich im letzten September zusammen mit David Shaw die Versuchsfelder des Sarpo Trusts besuchte, der diese Sorte herausgebracht hat, staunte ich nicht schlecht. Überhaupt hatte ich mich auf dem Weg nach Nordwales mehrfach gewundert, wie um Gottes willen auf diesen Steinhaufen Kartoffeln wachsen könnten... Und jetzt, auf der Versuchsstation gingen wir den Feldweg entlang, Steine rechts und Steine links, dann kam - eine weitere Besonderheit - ein unüberwachter Bahnübergang, dessen Barrieren wir selber entfernen durften, und endlich war da - nach der Bahnlinie rechts - ein Feld, ein Kartoffelfeld. Alle Stauden waren tot, ausser einzelnen grünen Inseln im braun-grauen Meer des abgestorbenen Laubs, das der Krautfäule schon im Hochsommer zum Opfer gefallen war. Natürlich fragte ich sofort nach den saftig grünen Inseln, die an verschiedenen Orten zu sehen waren. Die Antwort Davids kam mit einem stolzen Lächeln: Axona! Sarpo Axona ist aktuell wohl die resistenteste Kartoffelsorte, die bislang allen Angriffen der Phytophthora, des 'late blight', wie die Engländer diese Kartoffelseuche nennen, widerstanden hat. Dazu ist Axona eine extrem wüchsige Kartoffelsorte, die immer mehr Laub nachschiebt und dem Unkraut keine Chance lässt. Vor allem bei einer späten Ernte, die bei solch gesundem Laub auch kein Problem ist, erntet man ohne die geringsten Krankheitsprobleme riesige Mengen feinster Kartoffeln.
Nr. 2 Sarpo Una - die frühe Topfkartoffel
Bild: Sarpo Una - die Aromakartoffel mit der kurzen Kulturdauer, im Speedpot
Der Siegeszug der Kartoffel zuerst bei den Inkas und dann mit einigen 100 Jahren Verspätung in der westlichen Welt, neuerdings auch in Asien hängt auch mit der Geschwindigkeit der Kartoffel zusammen. Es ist einfach unschlagbar, wie schnell sich eine Kartoffelpflanze etabliert und gleich mit der Produktion neuer Knollen beginnt, die teilweise schon nach weniger als 2 Monaten geerntet werden können. Und ja, auch gekocht und gegessen werden Kartoffeln ziemlich schnell, Fast Food, lange bevor es unter neuerlicher Zuhilfenahme der Kartoffeln (Pommes!) neu erfunden wurde. Sarpo Una ist die schnellste unter den schnellen Kartoffelsorten. Sie braucht, wenn man eine junge Speedpot-Pflanze einsetzt, gerade mal 5-6 Wochen bis zur Ernte. Absoluter Geschwindigkeitsrekord. Mit dieser frühen Sorte kann man übrigens auch ganz einfach mehrere Kartoffelsätze produzieren, oder nach der Ernte im Juni/Juli gleich nochmals eine Generation Kartoffeln im Topf oder auch im Gartenbeet anhängen. Das geht ausnahmsweise auch mal im gleichen Boden, den man im Frühjahr/Sommer gerade schon mit Kartoffeln belegt hatte. Sarpo Kifli, die eine leicht längere Kulturdauer hat, ist übrigens mein zweiter Tipp für den Topfanbau, wegen der einfachen Kultur und wegen des intensiven Frische-Kartoffel-Geschmacks, der auch bei einer späten Kultur im Sommer/Herbst diese Sorte auszeichnet.
Nr. 3 Die Red Emmalie
Bild: Red Emmalie - die Kartoffel mit rotem Fleisch
Diese rote Kartoffel hat es mir angetan. Eigentlich müsste ich ja als Schweizer ganz klar für die Blauen St. Galler votieren (ha, schon wieder ist es mir gelungen, eine weitere Super-Sorte zusätzlich in die Dreierliste zu mogeln!), aber ich gestehe, dass die rote Sorte beim Essen zwar nicht mein Herz, aber doch Bauch und Gaumen gewonnen hat. Sie ist festkochend, durch und durch rot gefärbt, lässt sich gut und schnell schälen und vergeht fast auf der Zunge. Und ich meine - nein, ich bin sicher - Süsse auf der Zunge gefühlt zu haben, eine leichte feine Süsse und einen Hauch von Maronengeschmack. Süss und sooo schön rot!! Übrigens bin ich froh, dass die Sorte nicht mehr Rote Emma heisst (nach der Grossmutter des Züchters) - weil dann hätte ich irgendwie immer an Alice Schwarzer und ihre Emma-Zeitschrift denken müssen, und das passt dann gar nicht zu süssen Kartoffeln, zu 'rot' vielleicht schon. Aber jetzt schweife ich ab, ich wollte ja nur über meine 3 liebsten Kartoffeln erzählen. Axona, Una und Red Emmalie. Und wenn Sie mir nicht glauben, ja dann, dann müssen Sie halt alle 9 Kartoffelsorten anbauen, um Ihre eigenen persönlichen Favoriten zu finden...
Mit unseren Kartoffelsorten kommt Farbe auf den Teller!
Bild: Red Emmalie vor dem Schälen
Bild: Red Emmalie nach dem Schälen
Bild: Red Emmalie und Blaue St. Galler (v.l.n.r)
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