Wie sollen und können wir die Lagerstroemia, auch Kräuselmyrte, Kreppmyrte oder Indianerflieder genannt, schneiden? Bei der Beantwortung dieser Frage haben wir die physiologischen Besonderheiten dieser Pflanze zu berücksichtigen, wir können uns vom Schnitt der Lagerstroemien im milden und sonnenverwöhnten mediterranen Süden inspirieren lassen, aber wir müssen vor allem auch beachten, dass Lagerstroemien bei uns in Mitteleuropa, nördlich der Alpen, ganz andere Bedingungen vorfinden als in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet im subtropischen China und Indochina. In diesem Artikel geben wir Ihnen Tipps wie Sie Ihre Lagerstroemia schneiden sollten, und im Lubera Gartenshop können Sie starke robuste Lagerstroemia-Pflanzen in den verschiedensten Blütenfarben kaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Lagerstroemien – die leuchtenden Farben des mediterranen Südens für den Norden
- Drei Dinge, die wir vor dem Schneiden des Indianerflieders wissen müssen
- Wann soll man die Lagerstroemia schneiden?
- Der skulpturale Schnitt: So werden Lagerstroemien im Süden geschnitten
- Der einfache Schnitt der Lagerstroemia (nördlich der Alpen)
- Der Einfluss der Schnitthöhe
- Lagerstroemia im Kübel oder Topf schneiden
Lagerstroemien – die leuchtenden Farben des mediterranen Südens für den Norden
Lagerstroemien (botanisch Lagerstroemia indica) kennen wir aus Italien oder Südfrankreich als zuverlässig blühenden und trotz der leuchtenden Farben fast selbstverständlichen, vielfach auch vernachlässigten Blütenstrauch. Zuweilen begegnen uns die Lagerstroemien auch als Strassenbäume, nicht selten als fast skulptural geformte Grosssträucher mit wunderbar gebogenen und gedrechselten Trieben. Dank des sich verändernden Klimas, aber auch dank einer Züchtung, die immer früher blühende Lagerstroemien-Sorten mit besserer Winterhärte hervorbringt, werden die Lagerstroemien auch bei uns immer beliebter; kein Blütenstrauch kann so viel leuchtende Farbkraft gegen das Ende der Vegetationsperiode hin entfalten wie die Kräuselmyrte. Und so stellt sich natürlich auch die Frage, wie die südlichen Pflanzengäste bei uns geschnitten werden sollen.
Bild: Lagerstroemia indica 'Rhapsody in Pink' – die Kräuselmyrte mit den Blüten in Rosa und einem kontrastreichen, dunklem Laub.
Drei Dinge, die wir vor dem Schneiden des Indianerflieders wissen müssen
- Trotz ihrer Herkunft im subtropischen Indien und Indochina ist die Lagerstroemia überraschend winterhart. Vor allem älteres Holz kann gut und gerne auch kurz- bis mittelfristig -15°C aushalten. Das heisst ein Anbau in unseren Gärten ist mit den richtigen Sorten durchaus möglich, wenn man die richtigen Kulturmassnahmen ergreift.
- Lagerstroemia indica blüht am diesjährigen Holz, das heisst der diesjährige Austrieb produziert in einer Vegetationsperiode sowohl den Trieb als auch die Blütenknospen, dazu dann die leuchtenden Blüten und allenfalls noch Früchte/Samen.
- Wie alle am diesjährigen Holz blühenden Pflanzen erfolgt diese Blüte eher spät, im Sommer. Es ist also ganz wichtig, dass wir für die Kultur hier im Norden vor allem frühblühende Sorten auswählen und dass wir tendenziell so kultivieren und schneiden, dass eine frühe Blüte zu erwarten ist.
Wann soll man die Lagerstroemia schneiden?
Das 'Wann' des Lagerstroemien-Schnitts ist ziemlich umstritten. Häufig liest man, dass man im Herbst gleich nach der Blüte die Lagerstroemia schneiden soll; das ist natürlich – man möge mir den Ausdruck entschuldigen – absoluter Blödsinn. Warum sollte ich eine Pflanze, die erst im Frühling wieder austreibt und dazu noch frostgefährdet ist, schon im Herbst schneiden? Womöglich noch zu einem Zeitpunkt, wo sie immer noch viele grüne Laubblätter trägt? Warum sollte ich ihr die hart erarbeiteten Reserven wegschneiden?
Natürlich soll die Lagerstroemia nicht im Hebst, sondern ausschliesslich im Frühling vor dem Austrieb geschnitten werden. So kann man die über den Winter erfrorenen Triebe entfernen und so ist auch sichergestellt, dass jeder Sonnenstrahl im Herbst, der auf noch intakte Blätter trifft, die Reservestoffe der Pflanze mehrt.
Der alte und offenbar nicht totzukriegende Hinweis zum Herbstschnitt wäre höchstens teilweise zu verstehen, wenn es sich um grosse Kübelpflanzen handeln sollte. Hier kann es auch mal notwendig sein, eine grössere Lagerstroemie aus Platzgründen vor der Überwinterung zurechtzustutzen. Aber auch hier empfehlen wir dringend, nur das Allernotwendigste zu schneiden und auch dies erst, wenn alle Blätter abgefallen sind.
Der skulpturale Schnitt: So werden Lagerstroemien im Süden geschnitten
Natürlich kann man in Italien oder Südfrankreich auch beliebig viele ungeschnittene oder gar vernachlässigte Lagerstroemien sehen, dennoch fallen neben grossen Stassenbäumen auch immer wieder mehrtriebige Sträucher auf, die einen skulpturalen Charakter haben. Die starken, bis zu 20- oder gar 50-jährigen Einzeläste drehen sich langsam und majestätisch nach oben, manchmal mit fast glänzend grauweisser Rinde und am oberen Ende der Skulptur entwickeln sich dann die grünen Triebe mit den roten Triebspitzen und den leuchtenden Blüten.
Der Schnitt, der zu diesem wunderschönen Pflanzenaufbau führt, ist ganz einfach, braucht aber mindestens 5 bis 10 Jahre, um auch nur den Beginn des skulpturalen Aufbaus zu zeigen:
- Die Jungpflanze wird beim Pflanzen nochmals zurückgeschnitten, wenn sie weniger als 3-5 Triebe zeigt.
- Danach wird der frische Austrieb der Hauptäste jedes Jahr auf 1 bis zwei frische, neu gewachsene Augen bzw. Internodien zurückgeschnitten, wobei darauf geachtet wird, dass immer eine Endknospe auf der gegenüberliegenden Seite der aktuellen Wuchsrichtung ausgewählt wird. Das ergibt dann über die Jahre den so auffälligen, fast drehenden Zickzackwuchs.
- Wenn sich die grösser und älter werdende Krone weiter oben verzweigt, wird diese Schnitttechnik auch auf die neuen verzweigenden Äste angewendet.
- Wenn im unteren Bereich der Krone aus schlafenden Augen neue Äste entstehen, werden sie frühzeitig entfernt, meist abgerissen.
Bild: Skulpturaler Schnitt im Februar, hier ausnahmsweise im Sommer demonstriert: Seitentrieb wird stehengelassen und auf 1-2 Augen zurückgeschnitten, um eine Verzweigung zu erhalten; beim Haupttrieb werden ebenfalls 1-2 Augen des letztjährigen Wachstums belassen, möglichst mit einer Endknospe, die wieder in die andere Richtung zeigt; überzählige Seitentriebe werden auf Astring entfernt.
Der einfache Schnitt der Lagerstroemia (nördlich der Alpen)
Dieser südliche Skulptural-Schnitt ist bei uns leider kaum möglich, da die Gefahr viel zu gross ist, dass der ganze sorgfältige Aufbau in einem extremen kalten Winter verloren geht. Der Verlust einer solchen Schnittmöglichkeit hat aber auch eine gute Seite: Das Schneiden einer Lagerstroemia wird ganz einfach!
Anfang März oder Ende Februar werden einfach alle Triebe auf ca. 15-20cm zurückgeschnitten. Gibt es unterdessen mehr als 4 oder 5 Triebe, werden die schwächsten Äste bodeneben entfernt, um die Pflanze nicht zu überlasten und um die Entwicklung zu vieler Haupt- und Blütentriebe zu verhindern. Wenn dann die Pflanze nach 3-4 Jahren gut etabliert, der Wurzelstock breit und damit auch wintersicher geworden ist (auch nach einem extremen Frostjahr regeneriert die Lagerstroemia ähnlich wie eine Feige wieder aus dem starken Wurzelstock), dann kann auch etwas höher zurückgeschnitten werden, um einen buschigen Wuchs zu erreichen.
Der Einfluss der Schnitthöhe
Dabei muss allerdings Folgendes beachtet werden: Je höher Sie die Lagerstroemientriebe zurückschneiden, desto mehr Austriebe und neue Äste entstehen. Dies wiederum führt auch zu mehr Blüten und Blütenrispen, die allerdings gleichzeitig tendenziell kleiner werden und auch eher später blühen.
Bild: Lagerstroemie wurde nicht geschnitten und ist nach einem milden Winter einfach weitergewachsen, Folge: viele Blüten.
Bild: Aber die Blüten entwickeln und öffnen sich fast vier Wochen später als bei einer geschnittenen Lagerstroemie.
Dieser Effekt muss in unseren Breiten ganz gut beobachtet werden: Eine eher spät blühende dunkellaubige Lagerstroemie, die auch in einem normalen Jahr und bei Radikalschnitt erst Mitte August blüht, sollte man entsprechend nicht höher anschneiden.
Lagerstroemia im Kübel oder Topf schneiden
Das Gesagte gilt natürlich grundsätzlich auch für die Kultur und den Schnitt der Lagerstroemia im Kübel oder Topf: Jedes Jahr werden sie im Frühling Ende Februar auf ca. 15 cm zurückgeschnitten. Allerdings könnte man bei einer grossen Kübelpflanze mit einem Topf von mehr als 30L gerne auch einmal einen Versuch mit dem skulpturalen Schnitt machen, bei dem den Haupt- aber auch den Nebentrieben einer grösser werdenden Krone jedes Jahr ganz bewusst eine andere Richtung gegeben wird. Das Verkahlen des unteren Pflanzenbereichs ist hier nicht ein Nachteil, sondern genau der gewollte Effekt, da die Schönheit der gedrechselten Triebe nur so zum Vorschein kommt.
Und weil’s so schön ist, folgen hier zum Abschluss nochmals einige Bilder von skulptural geschnittenen Lagerstroemien, fotografiert vor und auf dem Gelände der Baumschule Desmartis in Bergerac:
Lagerströmiabaumschnitt