…sagt die Pflanze, jedenfalls wenn es sich um Kartoffeln und Redlove-Äpfel handelt. Die Cherrytomaten in Ranka’s Garten stimmen dem zu.
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Ich bin ein sehr fehlerbehafteter Hobbygärtner – oder sollte ich lieber sagen, ein vergesslicher Tüddelmors, wie man hier bei uns im äussersten Norden gnadenlos ehrlich sagt? Wenn man tüddelig ist, ist man zerstreut (im besten Fall) oder aber kurz vor der Demenz (im schlimmsten Fall). Jedenfalls ist es ein Wort, das nicht verletzend gemeint ist, was bei Mundart ja erstaunlich oft der Fall ist, also dass man nettere Wörter für schlimme Sachen hat als in der offiziellen Landessprache. Nun, jedenfalls sind meine Pflanzen eindeutig Mundart-Sprachler, sie sprechen einen Dialekt mit mir, den nur ich verstehe (was für den Aussenstehenden zugegebenermassen an beginnende Demenz denken lässt, für uns eingefleischte Gartenfans aber der Normalzustand ist).
Pflanzen sind ehrlich und direkt
Und meine Pflanzen sagen mir unmissverständlich, wenn ich Fehler gemacht habe, sie vernachlässigt habe, sie nicht gedüngt und nicht ermuntert habe, ihr Bestes zu geben. Um einen erfolgreichen Garten zu hegen, bräuchte man eigentlich nur ein Erziehungsbuch für Kinder. Die Grundprinzipien sind die Gleichen. Und wenn die Kinder/Pflanzen aus dem Windelstadium heraus sind, sagen sie uns Erziehungs-(Gärtner-)Berechtigten auch lauthals, was sie wollen und was nicht!
Bild: Finde den Fehler im Bild! Des Rätsels sehr offensichtliche Lösung: So viele Äpfel gehören definitiv NICHT an einen einzigen Redlove-Zweig!
Durch und durch "vertüddelt"...
Meine Lubera-Kartoffeln jedenfalls haben mir es durch ihre braunen, vertrocknenden Blätter wochenlang sehr deutlich gesagt, dass sie angehäufelt werden wollen und auch Wasser brauchen. Was ich aber "vertüddelt" habe. Meine Redloves haben mir ebenfalls seit Wochen sehr deutlich mitgeteilt, dass sie ausgedünnt werden müssen, bevor ihre Zweige – die sich immer bedrohlicher dem Boden zuneigten – abrechen (was einige denn auch taten). Auch das habe ich "vertüddelt". Und die Tomaten wollten aufgebunden und ausgegeizt werden und vor allem nachgedüngt werden. Genau, auch das habe ich "vetüddelt". Meine Güte, es gibt so viel zu tun im Sommer und (Pflanzen)Kinder ab einem gewissen Alter müssen auch mal selbständig sein und selber klarkommen. Mutter kann nicht überall gleichzeitig sein...
Bild: Vernachlässigte Kartöffelchen verzeihen der Gärtnerin ihre Fehler.
Die Ernte - der Moment der Wahrheit
Tja, und als es nun ans Ernten ging, da dachte ich mir reumütig, dass ich abgestraft werde, dass die Pflanzen mir die kalte Schulter zeigen und nichts zurückgeben. Aber, ich habe wieder einmal lernen müssen, wie vergebend und wie verzeihend Pflanzen sein können und dass sie ebenso wie alle anderen Teenager sehr wohl selbständig handeln können. Das Kartoffellaub im Pflanzsack war seit Wochen vertrocknet (wohl eher an der Krautfäule eingegangen im Nieselregen und der Kälte Anfang Juli), die Kartoffeln sehr, sehr klein, aber durchaus in der Menge einer netten Portion (für mich, so was Leckeres teile ich nicht!). Die Redloves haben zwar ein paar Äste verloren unter der Riesenlast, aber im Grossen und Ganzen wie jedes Jahr Unmengen an kleinen Äpfeln produziert (hier rächt sich das Nicht-Ausdünnen dann doch). Und die Tomaten, die Südländer, die es eigentlich immer trocken wollen, haben Schüsseln voll mit kleinen Cherrytomaten produziert – trotz Phytophthora. Ein Blatt nach dem anderen wurde braun im Juli und jetzt, zu schreibender Stunde noch mehr, denn es regnet schon wieder Hunde und Katzen bei teilweise weit unter 20 Grad. Die Lubera-Freilandtomaten aber lassen ihre Tomaten reifen, bevor die Kraut- und Braunfäule siegt.
Bild: Naschen erlaubt: Ein bunter Teller voller Lubera-Freiland-Cherrytomaten.
Bild: Die süsseste Tomate seit es Cherrytomaten gibt: Honeycomb. Lecker wie Honig! Und eigentlich keine Freilandtomate, aber trotz Regen und zeitweiser Kälte in Norddeutschland produziert sie fleissig orangegelbe Bonbons.
Die guten Vorsätze für's nächste Jahr
Und wie bei menschlichen Kindern bin ich voller Stolz und Dankbarkeit, dass sich die Pflanzen allen Anfeindungen zum Trotz so gut entwickelt haben und eine reiche Ernte eingebracht haben. Nicht die beste aller Zeiten, aber als Mutter ist man ja auch zufrieden, wenn die Sprösslinge im guten Mittelfeld liegen.
Nächstes Jahr mache ich alles besser! Sagt man das nicht auch, wenn die Enkelkinder kommen? Da hat man aus seinen Fehlern als Mutter gelernt und verwöhnt die Süssen noch viel mehr als je zuvor. Mit diesen guten Vorsätzen wird es der nächsten Pflanzengeneration in meinem Garten jedenfalls an nichts mangeln. Wenn, tja wenn ich die guten Vorsätze bis dahin nicht wieder "vetüddelt" habe... ;-)