Viele Pflanzenliebhaber zieht es in botanische Gärten. Dabei stellt ein botanischer Garten nicht nur eine Pflanzensammlung dar, sondern beherbergt vielmehr natürlich angelegte Ökosysteme, die häufig von zahlreichen Tierarten bewohnt werden. Somit stellen diese fantastischen Gartenanlagen eine einzigartige Reise in die Pflanzenwelt unserer Erde dar.
Inhaltsverzeichnis
- Geschichte der Botanischen Gärten Deutschlands
- Aufgaben und Funktionen – Botanischer Garten
- Biologische Vielfalt & Naturschutz
- Samenkataloge und ihre Wichtigkeit für den Artenerhalt
- Botanischer Garten als Erholungsstätte
- Bildung der Öffentlichkeit
- Pflanzsystematiken
- Arten
- Palmengarten in Frankfurt am Main
- Kräutergarten als Mutter der Botanischen Gärten
- Bauerngarten
- Tropenhäuser
- Tropenhäuser in Deutschland
- Mediterrane Häuser
- Teich- und Sumpfpflanzen
- Auch als Unterschlupf
- Rosengärten
- Prärie
- Asiatische Gärten: Zusammenspiel zwischen Flora und Wasser
- Ältester Botanischer Garten Deutschlands und der Welt
- Botanischer Garten Leipzig – ältester Botanischer Garten Deutschlands
- Orto Botanico di Padova – älteste botanische Gartenanlage
- Größter Botanischer Garten Deutschlands und der Welt
- Berlin Dahlem – größter Botanische Gartenanlage Deutschlands
- Kews Gardens – größter Botanischer Garten der Welt
- Gewächshäuser
Geschichte der Botanischen Gärten Deutschlands
In Deutschland machte der Botanische Garten in Leipzig den Anfang. Denn er eröffnete 1580. Allerdings wurde bereits 1542 ein eigenständiger Arzneipflanzengarten in Leipzig bewirtschaftet. In seiner 450 jährigen Geschichte ist der Garten bis heute viermal in Leipzig umgezogen. Das letzte Mal 1876. Kurz nach Leipzig, zogen Jena im Jahr 1586 mit seinem Hortus Medicus und später Hortus Botanicus sowie Heidelberg im Jahr 1593, nach, wobei letzterer unweit des Schlosses vom Medizinprofessor Henricus Smetius angelegt wurde. In Jena veranlasste später 1794 Johann Wolfgang von Goethe die Konstruktion eines Bewässerungssystems bestehend aus Wasserleitungen und den Bau von mehreren Gewächshäusern.
Im anfänglichen 17. Jahrhundert gründeten Gießen 1609 und Freiburg im Jahr 1620 ihre Botanischen Gärten, die jedoch allesamt noch als Hortus Medicus in die medizinische Fakultät integriert waren. Erst mit dem vom Johann Daniel Major eingerichteten Botanischen Garten von Kiel im Jahr 1669 wurde ein Botanischer Garten im engeren Sinne, wie wir es heute verstehen, gegründet.
Bis heute sind fast 100 Botanische Gärten in Deutschland angelegt, wobei die wichtigsten Gärten (eine Auswahl) wie folgt wären:
- Berlin-Dahlem
- Dortmund Rombergpark
- Dresden
- Frankfurter Palmengarten
- Botanische Gartenanlage der Universität Leipzig (ältester Botanischer Garten in Deutschland)
- Kiel
- Berggarten Hannover
- Botanische Gärten München-Nymphenburg
- Sangerhausen mit seinem Europa-Rosarium (größtes Rosarium Deutschlands)
- Stuttgart Wilhelma
- Universität Würzburg
Aufgaben und Funktionen – Botanischer Garten
Die Funktionalität eines Botanischen Gartens erstreckt sich in der Ordnung, Wahrung und Ausstellung von einheimischen und fremdländischen Pflanzen sowie Ökosystemen.
Dabei stehen besonders
- wissenschaftliche Zwecke
- und die Artensicherung
im Vordergrund. In der Regel ist ein solcher Garten pflanzengeografisch und themenbezogen geordnet. Es gibt Botanische Gärten, die privat gepflegt und unterhalten werden sowie welche, die universitär angeschlossen sind. Weltweit, bis auf die Antarktis, existieren in etwa 1.800 botanische Gärten, wobei sich 400 im europäischen Raum und rund 90 bis 100 in Deutschland befinden.
Biologische Vielfalt & Naturschutz
Die Erhaltung der Biodiversität und der genetischen Ressourcen gehört zu den grundlegenden Aufgaben von Botanischen Gärten. Sie sichern durch die Kultivierung von in ihrer Existenz bedrohten oder in ihrem Heimatland bereits ausgestorbenen Pflanzen die Artenvielfalt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Toromiro (Sophora toromiro), eine Baumart, die zur Gattung der Schnurbäume gehört und die endemisch auf der Osterinsel beheimat
war. Die Art galt in wilder Form als ausgestorben.
Ende der 50er Jahre entdeckte man einige Früchte des Baumes in einigen botanischen Gärten wieder, die der norwegische Forscher Thor Heyerdahl auf der Osterinsel einsammelte. Man kultivierte sie und pflanzte 1995 160 Toromirobäume auf der Osterinsel aus, wo einige der ausgepflanzten Exemplare bis heute überlebten. Dieses Beispiel zeigt sehr gut, wie wichtig der Erhalt der biologischen Artenvielfalt ist.
Samenkataloge und ihre Wichtigkeit für den Artenerhalt
Botanische Gärten tauschen sich, vor allem aus Kostengründen, Pflanzensamen unentgeltlich aus, um diese dann zu kultivieren. Pro Jahr werden dazu spezielle Samenkataloge, den Index Seminum, von den Gärten angelegt, die dann zwischen den Instituten ausgetauscht werden. Diese Kataloge bilden damit einen wichtigen Bestandteil für den Erhalt der Artenvielfalt. Der älteste bis heute belegte Katalog wurde in Padua, in Italien, 1591 angelegt.
In Deutschland gilt bis heute der aus dem Jahr 1831 angelegte Samenkatalog Index Seminum, der im Botanischen Garten Berlin-Dahlem in dessen Bibliothek aufbewahrt wird. Heute sind mittlerweile rund 700 Botanische Gärten weltweit an der Katalogerstellung beteiligt. Dieser Samenaustausch gehört zu den Erhaltungsprojekten außerhalb des natürlichen Lebensraumes der Pflanzen.
Lubera-Tipp: Solche Projekte werden wissenschaftlich als Ex-situ-Erhaltung bezeichnet, die aus dem Übereinkommen über die Biologische Vielfalt vom 5. Juni 1992 hervorgehen. Wiederansiedlungsprojekte werden dagegen als In-situ-Erhaltung bezeichnet, bei denen die Pflanzen in ihre natürlichen Herkunftsländer angesiedelt werden. Arterhaltungsprojekte zielen dagegen auf Pflanzen in ihren Herkunftsgebieten ab, die dort gesondert geschützt und beobachtet werden.
Botanischer Garten als Erholungsstätte
Botanische Gärten dienen nicht nur wissenschaftlichen Zwecken und Zwecken der Arterhaltung, sondern auch zur Erholung. Vor allem Gartenanlagen mit parkähnlichem Charakter, wie Arboreten, können als Erholungsstätte angesehen werden. Ein Beispiel für eine große parkähnliche Erholungsstätte ist der Botanische Garten Rombergpark in Dortmund mit einer Fläche von etwa 65 Hektar, der als Besonderheit 4.500 verschiedene Gehölzarten in ein eigens dafür vorgesehenes Arboretum beherbergt.
Im Jahr 2006 wurde der Rombergpark als Flächendenkmal ausgewiesen. Der Singapore Botanic Gardens ist hingegen mit einer Fläche von 74 Hektar eines der größten und bedeutenden Erholungsstätten der Welt und im asiatischen Raum in Singapur zu finden. Er wurde mitunter wegen seiner britisch-kolonial angelegten Erholungslandschaften im Jahr 2015 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes mit einer Fläche von 49 Hektar aufgenommen.
Bildung der Öffentlichkeit
In der Regel sind Botanische Gärten öffentliche Institutionen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Pflanzen zu dokumentieren und zu kultivieren, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Daneben gehören auch die
- Bildung,
- Lehre
- und Öffentlichkeitsarbeit
zu den wichtigen Aufgaben der Gartenanlagen. Durch die Präsentation und Ausstellung von Pflanzen, Broschüren und informativen Tafeln sowie durch Veranstaltungen und Führungen wenden sich Botanische Gärten an die Öffentlichkeit.
Vor allem werden dabei
- Schulklassen,
- Kindergärten,
- sonstige Gruppen
- und einzelne Interessierte
angesprochen. Ziel ist es, der Öffentlichkeit ein nachhaltiges Bewusstsein über die immense Bedeutung der pflanzlichen Artenvielfalt auf unserer Erde nahe zu bringen.
Pflanzsystematiken
Botanische Gärten ordnen Pflanzen nicht nur nach geografischen und ökologischen Gesichtspunkten an, sondern auch nach speziellen Pflanzensystematiken. Dabei berücksichtigen sie häufig die natürliche Verwandtschaft der Pflanzenarten untereinander.
Pflanzen werden somit in
- Gattungen,
- Ordnungen
- und Familien
eingruppiert, bevor sie dann zwischen Arten und Unterarten klassifiziert werden. Einige Botanische Gärten nutzen auch andere Pflanzensystematiken. So zum Beispiel der Botanische Garten in Hamburg, der Pflanzen auch nach ihren stammesgeschichtlichen Wurzeln sowie ihrer Merkmale, wie die Blütenform und Blütenfarbe, einstuft.
Der Royal Botanic Gardens Sydney hingegen hat seine Gartenanlage wie viele Botanische Gärten nach geografischen Bereichen geordnet, jedoch gibt es eine Besonderheit. Denn der Garten hat in seinem Bereich Cadi Jam Ora – First Encounters Pflanzen angesiedelt, die ursprünglich in der Gartenanlage als erste Pflanzen wuchsen. Zudem beherbergt der Botanische Garten eine große Sammlung an seltenen Pflanzenarten, darunter die erst 1994 in Australien entdeckte Wollemie (Wollemia nobilis), die mit als seltenste Pflanze der Welt gilt, denn sie galt bis 1994 als ausgestorben und war nur noch auf millionenalte Fossilien zu entdecken.
Lubera-Tipp: Ein weiteres interessantes Beispiel ist der Botanische Garten von Palermo „Orto Botanico di Palermo“, der einen rechteckigen Teil seiner Gartenanlage in vier Viertel untergliedert hat und auf denen Pflanzen nach der Taxonomie von Carl von Linné gezogen werden. Im Zentrum der Anlage findet sich, wie ebenso bei Bauerngärten zu finden, eine Wegekreuzung, wobei die Hauptachse in Palermo einerseits „Viale centrale“ und die Nebenachse andererseits „Viale delle palme“, eine Allee von Palmen gesäumt, genannt wird.
Arten
Weltweit gibt es etwa 1.800 Botanische Gartenanlagen. Diese sind jedoch nicht alle einheitlich strukturiert, thematisch geordnet und aufgebaut. Vielmehr existieren unterschiedliche Themenschwerpunkte zwischen den einzelnen Gärten, aber auch in einem Garten selbst. Ein Botanischer Garten, der sich speziell auf Bäume und Sträucher fokussiert hat, wird als Arboretum bezeichnet. Ein Arboretum kann aber auch als Teil eines Botanischen Gartens angelegt sein. Zudem gibt es auch alpine botanische Gärten, die als Alpinum bezeichnet werden. Hier wird ausschließlich die Fauna alpiner Lebensräume dargestellt. Tropenhäuser beherbergen dagegen tropische Pflanzenarten, Orchideenhäuser wiederum ausschließlich Orchideen.
- Rosengärten,
- Kräutergärten,
- Bauerngärten
- und Klostergärten
sind in der Regel als Freilandgärten angelegt und bilden oftmals ein Teil eines Botanischen Gartens. Eher beheizt sind neben den Tropenhäusern und Orchideenhäusern Kakteenhäuser, Farnhäuser, Mittelmeerhäuser Schmetterlingshäuser und Afrikahäuser.
Orangerien und Kamelienhäuser sowie viele themenorientierte Gewächshäuser, wie
- Sumpf- und Wasserpflanzen,
- Steppen,
- Prärien,
- fleischfressende Pflanzen
- und Australienhäuser
sind ebenso häufig in Botanischen Parkanlagen zu finden.
Palmengarten in Frankfurt am Main
Wie man merkt, ist ein Botanischer Garten weitaus mehr als nur eine Pflanzensammlung. Hier geht es vielmehr um die Präsentation der Artenvielfalt und des Reichtums an geologischen und geografischen Ökosystemen unseres Planeten. Ein gutes Beispiel bildet der Palmengarten in Frankfurt am Main, der einer der drei Botanischen Gärten in Frankfurt darstellt. Der Palmengarten ist 22 Hektar groß und stellt eines der größten deutschen Palmenhäuser und Tropicarium dar. In diesem finden sich nicht nur tropische Landschaften und exotische Pflanzen neben zahlreichen Palmen, sondern auch zwei Wüstenlandschaften und ein subarktisches Landschaftsgebiet.
Kräutergarten als Mutter der Botanischen Gärten
Die Anlage von Kräutergärten bestimmte das Bild von frühen Botanischen Gärten, die eher als Herbarium für medizinische Zwecke galten. Erst später wurden Botanische Gärten, wie wir es heute kennen, angelegt. Der Kräutergarten besticht in erster Linie durch die Präsenz verschiedenster krautiger Pflanzen, die heilkundliche Wirkungen besitzen. Daneben existieren Sträucher und Stauden, die pharmakologisch und phytomedizinisch wirksam sein können. Kräutergärten werden häufig in ihrer Struktur als Klostergarten angelegt.
Lubera-Tipp: Ein hierfür sehr interessantes Beispiel ist der Kräutergarten des Botanischen Gartens von Padua, der Kräuter in Beeten nach dessen Wirkstoffen angeordnet hat. Jedem Beet ist demzufolge ein Wirkkomplex gewidmet.
Bauerngarten
Bauerngärten wurden bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts als Gärten bezeichnet, die von Bauern angelegt wurden, ohne dabei konkret auf bestimmte Strukturen zu achten. Später wurden Bauerngärten dann eine bestimmte inhaltliche und auch geometrische Struktur zugewiesen, die von Anton Kerner 1855 in seiner Schrift „Flora der Bauerngärten in Deutschland“ beschrieben wurde. Der Botanische Garten in Hamburg war die erste Institution, die sich an die Anlage eines Bauerngartens im Jahr 1913 wagte. Ziel war es, auf einer kleinen Fläche Pflanzen kategorisch nach Nutzen und auch Ästhetik zu ordnen.
Somit entstand ein aus ästhetischen Motiven hergeleiteter rechteckiger Stil eines Bauerngartens, der eine überwiegende Anpflanzung von
- Gemüsearten,
- Beerenobst
- und Kräuter
beinhaltet. In der Mitte der Anlage wird nach dem Hamburger Stil ein Wegekreuz mit einem Rondell, einer Wasserstelle oder einem runden Blumenbeet angelegt, was den Garten dementsprechend in bestimmte Teile abtrennt.
Um den Bauerngarten herum, wird eine Begrenzung aus
- Mauern,
- Zäunen
- oder einer Hecke
errichtet. Die einzelnen Beete werden typischerweise mit Buchsbaumhecken eingefriedet. Es finden sich aber auch Begrenzungen mit kleinwüchsigen Stauden und Blumen.
Tropenhäuser
Gewächshäuser, die einem Lebensraum für tropische Pflanzen und Tiere nachempfunden sind, werden als Tropenhäuser oder aber auch als Tropikarium bezeichnet. Charakteristische Merkmale sind eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine hohe Durchschnittstemperatur. Um dies zu ermöglichen, ist eine spezielle Konstruktion aus einem Stahlskelett mit Glas- und Kunststofffenstern nötig. Eine eigene Wasserversorgung und Belüftung ist für Tropenhäuser unerlässlich. Ebenso muss ein geregelter künstlicher Niederschlag, der in den Tropen charakteristisch ist, nachempfunden werden.
Bereits im 19. Jahrhundert wurde versucht, Tropenhäuser zu errichten. Allerdings noch mit weitaus weniger Technik wie wir es heute kennen. Besucher können ein Tropenhaus auf angelegten Wegen durchschreiten, wobei an den Seiten der Wege tropische Pflanzen angelegt sind.
Oftmals werden auch
- Amphibien,
- Vögel,
- Insekten
- und Reptilien
aus tropischen Gebieten mit angesiedelt.
Tropenhäuser in Deutschland
Zwei gelungene Beispiele in Deutschland sind der Botanische Garten in Dresden sowie der Botanisch-Zoologische Garten Wilhelma in Stuttgart, der gleichzeitig ein enormer Anziehungspunkt darstellt. Dieser gehört zu den meist besuchten Botanischen Gärten im Land, nicht zuletzt, weil er eine Kombination aus Zoologischen und Botanischen Garten ist.
Er beherbergt etwa 7.500 Pflanzenarten und rund 11.000 Tierarten, die in verschiedenen Bereichen der Anlage bestaunt werden können. Ein Highlight bildet das Amazonienhaus mit rund 1.200 qm Fläche, das die Flora und Fauna des südamerikanischen Regenwaldes nachbildet. Im Haus selbst leben Papageien und Brüllaffen mit Kaimanen und Bundbarschen neben zahlreichen weiteren Tierarten sowie rund 2.000 Pflanzenexemplaren zusammen.
Dabei bilden
- Aufsitzerpflanzen (Epiphyten),
- Halbepiphyten,
- Kletterpflanzen (Lianen),
- Mahagonibäume,
- Passionsblumen,
- Fensterblätter,
- Kakaobäume,
- Kanonenkugelbäume
- und Kautschukbäume
neben zahlreichen Stauden und krautigen Pflanzen den Schwerpunkt. Neben dem Amazonashaus hat der Botanische Garten Stuttgart weitere tropische Häuser, wie tropische Nutzpflanzen und ein Tropenhaus der Orchideen, zu bieten.
Dagegen beherbergt der Berggarten in Hannover die größte Orchideensammlung Europas und ist damit eine der größten Sammlungen der Welt. Insgesamt werden im Berggarten rund 11.000 Pflanzen verschiedener Herkunftsländer kultiviert. Daneben bildet das Sealife-Aquarium den Höhepunkt im Garten, denn dieser beherbergt nicht nur ein großflächig angelegten Regenwaldbewuchs, sondern auch ein 300.000 Liter Tiefseebecken, welches die Ökologie der Ozeane widerspiegeln soll.
In Italien kann man dagegen in Genbua am alten Hafen als Teil des Aquariums ein Tropenhaus mit
- frei lebenden Vögeln,
- zahlreichen Pflanzen
- und Insekten besichtigen.
Mediterrane Häuser
Das Mediterranhaus kennzeichnet sich durch einen Pflanzenwuchs aus den sogenannten Winterregen-Gebieten, was bedeutet, dass in dem Haus mediterrane Bedingungen, wie warm-trockene Luft, vorherrschen. Um die klimatischen Bedingungen des Mittelmeerraumes so real wie möglich für die Pflanzen nachempfinden zu können, sind Mediterrane Häuser in der Regel mit einer Temperaturregelung ausgestattet. Im Sommer können die Temperaturen auf 15 bis 30°C und im Winter auf 5 bis 10°C reguliert werden.
Anpflanzungen von mediterranen
- Sträuchern,
- Bäumen,
- Blumen
- und Sukkulenten
aus Mittelmeergebieten und den Kanarischen Inseln sind vorherrschend.
Dazu gehören neben einer Vielzahl anderer Pflanzen als botanischer Garten:
- Olivenbäume,
- Oleander,
- Magnolien,
- Zypressen,
- Eukalyptusbäume,
- Johannisbrotbäume,
- Lorbeerbäume,
- Myrten,
- Pinien- und Kieferarten,
- sowie zahlreiche Blühpflanzen.
In einigen Botanischen Gärten werden auch Pflanzen aus den Sommerregen-Gebieten mit einbezogen, was bedeutet, dass diese Pflanzen ihren geografischen Ursprung in Namibia und Südafrika haben können.
Eine der schönsten mediterranen Gartenanlagen Europas ist die Villa d’Este in Tivoli nahe Rom in Italien, die einem Botanischen Garten gleicht. Die Villa d´Este wurde 1560 angelegt, von da an stets im Stil der Renaissance und des Barocks umgebaut, bis sie 2001 in die Liste des Weltkulturerbes UNESCO aufgenommen wurde.
- Herausragende Licht- und Schattenspiele,
- Terrassen,
- Nymphäen,
- Treppen,
- Grotten
- und über 500 Brunnen
bilden inmitten einer mediterranen Landschaftsgestaltung die Höhepunkte im Garten. Generell lässt sich der Garten in zwei große Abschnitte teilen.
Der erste Abschnitt bildet der Hanggarten, der seine natürliche Hanglage beibehalten hat und in dem eine Allee von 100 Brunnen sowie zahlreichen mediterranen Pflanzen, wie Zypressen, Oliven und Oleander, den Hang hinunterführt.
An den Enden finden Besucher besondere Brunnenanlagen wie beispielsweise die Fontana di Tivoli vor. Im Hauptgarten selbst, der auf flacheren Boden gestaltet ist, finden sich dagegen zahlreiche kleine Gartenanlagen, in denen mitunter Heilkräuter und Nutzpflanzen kultiviert werden.
Teich- und Sumpfpflanzen
Teich- und Sumpfpflanzen werden in Botanischen Gärten häufig als Freilandbepflanzungen angelegt. Dabei dient ein eigens dafür angelegter kleiner bis mittelgroßer See, Teich oder anderweitiges stehendes Gewässer mit Sumpflandschaft als Anpflanzungsobjekt. Generell wird Süßwasser in stehende Gewässer und Fließgewässer unterteilt. Stehende Gewässer sind alle Gewässer, die keine Fließeigenschaft besitzen.
Dazu gehören in erster Linie
- Seen,
- Weiher,
- Moore,
- Sümpfe,
- Binnenfeuchtgebiete
- und Teiche.
Zu den Fließgewässern gehören vornehmlich Flüsse und Ströme.
Generell können stehende natürliche Gewässer sowie angelegte Gewässer in Botanischen Gärten in unterschiedliche Zonen unterteilt werden.
Unterschieden werden dabei
- die Gewässerzonen Benthal,
- die Bodenzone mit Litoral,
- der Uferzone und Profundal,
- der pflanzenlosen Zone,
- sowie das Pelagial, die Freiwasserzone.
Jede dieser Zone beherbergt ein spezifisches Pflanzenwachstum, welches in Botanischen Gärten nachempfunden wird. So finden man an in der Uferzone alle wurzelnden Pflanzen (Hydrophyten und litorale Helophyten), aber auch Schwimmpflanzen (Pleustophyten), Phytoplankton und Unterwasserpflanzen.
Auch als Unterschlupf
Generell bietet ein stehendes Gewässer zahlreiche Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten für
- Amphibien,
- Vögel,
- Insekten
- und Fische.
In Botanischen Gärten wird das Zusammenspiel zwischen Flora und Fauna am angelegten Gewässer für Interessierte verdeutlicht. Im Botanischen Garten München-Nymphenburg beispielsweise kann der Besucher eine große Teichanlage mit Moor und Heide bestaunen, in und an der verschiedene Pflanzenarten neben zahlreichen Tierarten gedeihen. Zudem wurden ein Wasserpflanzenhaus mit tropischen Schmetterlingen und ein Victoriahaus mit tropischen Seerosen angelegt.
Rosengärten
Weltweit erfreuen sich Rosengärten, die auch als Rosarium bezeichnet werden, großer Beliebtheit. Vor allem in Botanischen Gärten, Parkanlagen und in privaten Gärten werden Rosengärten mit Begeisterung angelegt. Die erste einem Rosengarten ähnliche Anlage mit rund 250 verschiedenen Rosenarten wurde vermutlich in der Nähe von Paris von der Ehefrau Napoleons I. Joséphine in Malmaison angelegt. Der älteste noch existierende Rosengarten ist 1899 von einem französischen Geschäftsmann namens Jules Gravereaux (1844–1916) ebenfalls in der Nähe von Paris angelegt worden.
Das größte Rosarium der Welt mit über 80.000 Rosensträuchern und 8.600 Rosenarten und mit Fokus auf
- Polyantha-Rosen,
- Rambler-Rosen,
- Remontant-Rosen
- und Noisette-Rosen,
befindet sich in Sangerhausen, in Deutschland, gefolgt vom Rosengarten in Dortmund und Zweibrücken. Rosarien als botanischer Garten wird häufig nach geografischen und klimatischen Bedingungen strukturiert.
So gibt es häufig in einem Rosengarten abgegrenzte Zonen, wie
- alpine Lebensbereiche,
- Zonen für Wildrosen,
- Schaugärten,
- jahreszeitliche Wiesen
- und Beeteinfassungen.
Prärie
In Botanischen Gartenanlagen wird häufig das Ökosystem von Graslandschaften, Steppen, Tundren, Savannen und Prärien nachempfunden. Dabei spielen Pflanzen, die in diesen Gebieten vorherrschend sind, eine wichtige Rolle. Die Bezeichnung Prärie kommt ursprünglich aus dem Französischen und bedeutet übersetzt „Wiese“ und „Weide“, wobei heute mit Prärie die nordamerikanische Steppenzone mit einer Gesamtausdehnung von 2,7 Millionen km² gemeint ist.
Wichtige Merkmale der Prärie sind die Baumarmut und der Wassermangel, wobei letzteres aus dem Regenschatten der Rocky Mountains resultiert. Dafür herrschen Landschaften aus verschiedenen Gräser- und Straucharten vor.
Prärien lassen sich je nach Höhenniveau in Hochgrasprärie mit Süßgräsern, wie
- Andropogon,
- Mischgrasprärien,
- Küstenprärien,
- Kurzgrasprärien mit vornehmlich Büffelgräsern (Buchloe dactyloides)
- und in ausgedehnten Grasprärien mit dichtem Bewuchs von Schwingelgras (Festuca)
unterteilen. Die Flora stellt der ideale Lebensraum für Bisons, Gabelböcke, Kojoten und Präriehunde dar. Ein gelungenes Beispiel einer Nachbildung einer Prärielandschaft ist im Botanischen Garten der Universität Würzburg zu sehen.
Insgesamt umfasst die Präriefläche etwa 3.500 qm, auf der unterschiedliche Typen von Prärien der USA nachempfunden werden. Dabei geht der Botanische Garten Würzburg nicht nur auf die große Artenvielfalt ein, sondern erklärt auch im Rahmen von Führungen die beispiellose Faszination des Ökosystems Prärie in Nordamerika, denn noch heute werden viele Pflanzen als Heilpflanzen sowie Futter- und Nahrungspflanzen kultiviert.
Asiatische Gärten: Zusammenspiel zwischen Flora und Wasser
In Botanischen Gärten häufig anzutreffen sind Landschaften, die der asiatischen Gartengestaltung nahekommen.
Asiatische Gärten sind vor allem mit
- Azaleen,
- Farnen,
- Bonsai-Bäumen,
- Schmuckstauden,
- Ziergräsern,
- Ahornarten,
- Schwertlilien,
- Pfingstrosen,
- Bambus,
- geschnittener Buchsbaum,
- Rhododendronarten,
- Eukalyptus
- und Kirschbäumen
ausgestattet. Vorherrschend sind vor allem rosarote, violette, orange und weiße Farbtöne, die sich in grünen Blattlandschaften und Felswänden harmonisch einbringen.
Kennzeichnend für asiatische Gärten sind spielerische Wasserlandschaften, Wasserschöpfbecken und schlängelnde Wege, die von
- Laternen,
- Teehäusern,
- Pavillons,
- Buddha-Skulpturen
- und Steinfiguren
umsäumt werden.
Ältester Botanischer Garten Deutschlands und der Welt
Botanischer Garten Leipzig – ältester Botanischer Garten Deutschlands
Der älteste Botanische Garten Deutschlands befindet sich in Leipzig. Dieser wurde 1580 gegründet und ist in seiner Geschichte bis heute vier Mal innerhalb der Stadt verlegt worden, zuletzt im Jahre 1876, da die Gartenanlage dem Bau des Reichsgerichts weichen musste. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Botanische Garten Leipzig mit seinem Pflanzenbestand größtenteils zerstört.
Eine ausgiebige Sanierung der Gartenanlage mit der Anlegung von verschiedenen Bereichen, wie einem
- Schmetterlingshaus,
- einem Apothekergarten
- und einem Duft- und Tastgarten,
fand zwischen 1998 und 2003 statt. Heute ist der Botanische Garten eine umfangreiche Lehranlage mit über 3,5 Hektar Fläche und über 10.000 verschiedenen Pflanzenarten.
Orto Botanico di Padova – älteste botanische Gartenanlage
Der älteste Botanische Garten der Welt wurde hingegen 1545 in Padua (Padova) in Italien als Horti Semplicum, der
zu den „Giardini die Semplici“ gehört, gegründet. Dieser war ursprünglich lediglich als Arzneipflanzengarten angelegt, woher auch die Bezeichnung „Semplici“ stammt. Er war öffentlich zugänglich, weshalb ein früheres Medizinstudium anschaulicher gestaltet werden konnte.
Bis heute wurde der Garten in seiner Struktur allmählich, vor allem durch den regen Austausch und Handel exotischer Pflanzen in Venedig, erweitert und beherbergt etwa 6.000 Pflanzenarten, darunter auch
- fleischfressende Pflanzen,
- Giftpflanzen,
- seltene Pflanzen
- und Pflanzen der Euganeischen Hügel.
Er unterteilt sich in fünf natürliche Lebensräume,
- einer Küstenvegetation des Mittelmeerraumes,
- einem Alpinum,
- einem Süßwasser-Habitat,
- einem Wüsten-Habitat mit Sukkulenten
- und einem Gewächshaus mit Orchideen.
Die älteste Pflanze, die im heutigen Orto Botanico di Padova im Gewächshaus Hortus Sphaericus wächst, ist die Zwergpalme Chamaerops humilis var. arborescens, die 1585 gepflanzt wurde. Sie ist auch als Goethe-Palme bekannt, da sie der Schriftsteller in seiner „Geschichte meines botanischen Studiums“ erwähnte. 1997 wurde die Gartenanlage als UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
Größter Botanischer Garten Deutschlands und der Welt
Berlin Dahlem – größter Botanische Gartenanlage Deutschlands
Der größte Botanische Garten Deutschlands befindet sich in Berlin Dahlem und wurde 1899 im Rittergut Dahlem angelegt. Er umfasst etwa 43 Hektar mit rund 22.000 Pflanzenarten und ist der Freien Universität Berlin angegliedert. Größtenteils ist er als Landschaftsgarten mit einer Fläche von 12,9 Hektar als geografische Anlage und 13,9 Hektar als Arboretum gestaltet. Inmitten der geografischen Anlagen befindet sich der Italienische Garten, der sich wiederum gegenüber diversen Schaugewächshäusern befindet.
Der Botanische Garten Berlin Dahlem wurde so naturgetreu wie möglich nachempfunden und beherbergt Habitate aus unterschiedlichen Erdteilen sowie eine Vielzahl an Schaugewächshäusern, darunter
- ein Tropenhaus,
- Orchideenhaus mit Kannenpflanzen,
- tropische und subtropische Farne,
- eine Südafrika-Welt,
- ein Kakteenhaus,
- Sukkulenten Afrikas,
- Bromeliengewächse,
- Kamelien und Azaleen,
- ein Australien- und Neuseelandhaus,
- fleischfressende Pflanzen,
- ein Sumpfpflanzenhaus
- sowie ein Mittelmeer- und Kanarenhaus.
Kews Gardens – größter Botanischer Garten der Welt
Der größte Botanische Garten der Welt befindet sich hingegen in London. Die Kew Gardens, die ebenso wie der Botanische Garten von Padua zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, umfassen eine Fläche von 132 Hektar und
wurden von Henry Capel, Baron Capel of Tewkesbury (1638–1696) ursprünglich in deutlich kleinerem Maße und als exotische Gärten angelegt. Im Laufe der Jahre wurden die Gärten allmählich erweitert bis sie 1840 als Botanischer Garten (Royal Botanic Gardens, Kew ) umbenannt wurden.
Neben einem im Jahr 1923 angelegten Rosengarten, einem großflächigen Azaleengarten und Rhododendron-Garten, der über 700 Exemplare enthält, können in den Kew Gardens auch
- ein Fliedergarten mit über 105 Arten,
- ein Mittelmeergarten,
- ein Seerosenteich
- und der Woodland Glade mit Mammutbäumen und verschiedenen Nadelbaumarten
besichtigt werden.
Gewächshäuser
Zudem ist der Botanische Garten in verschiedene Gewächshäuser, wie
- einem Tropenhaus,
- einem Gewächshaus mit Pflanzen der gemäßigten Zonen sowie einem der zehn tropischen Klimazonen,
- einem Seerosenhaus und
- einem alpinen Gewächshaus,
aufgeteilt, die eine Vielfalt an seltenen Pflanzenarten beherbergen und einer Stechpalmenallee, die über einen Kilometer lang ist.
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