Tomatillos sind selbstunfruchtbar, das heisst der Pollen einer Pflanze kann die Blüten der gleichen Pflanze nicht bestäuben. In der Natur eine ganz normale Eigenschaft, da nur so für die fürs Überleben notwendige Variabilität gesorgt werden kann. Sehr viele Kulturpflanzen verlieren dann im Laufe ihrer Domestikation diese Eigenschaft. Im Lubera®-Shop können Sie Tomatillo Samen kaufen und sich nach Hause liefern lassen.
Ganz einfach, weil Selbstfruchtbarkeit für den Anbau sehr viel praktischer ist, weil die Befruchtung immer funktioniert. Und so werden halt bewusst oder auch in früheren Zeiten unbewusst, Pflanzen ausgewählt und vermehrt oder sogar gezüchtet, die gegen die allgemeine Regel doch selbstfruchtbar sind. In der Natur findet man immer Ausnahmen… Durch die Selbstbefruchtung wird das Saatgut immer homogener und kann dann auch nach einigen Generationen gänzlich sortenecht ausgesät werden… Dies ist zum Beispiel bei den Tomaten der Fall, die sich leicht selber befruchten, nur allenfalls etwas gestreichelt und geschüttelt werden müssen, damit der Pollenstaub im richtigen Moment auf die Narben fällt. Die wilden Vorfahren der Tomaten in Südamerika sind wie oben beschrieben meist selbstunfruchtbar…
Tomatillos: Wie genau funktioniert die Befruchtung bei selbstunfruchtbaren Pflanzen?
Aber jetzt sind wir ja eigentlich bei den Tomatillos. Diese sind in der Tat selbstunfruchtbar. Nun kam ich aber als Baumschul- und Gehölzmensch etwas ins Staunen, als ich im Internet und in der Literatur gesehen habe, das meist die Pflanzung von mindestens zwei Pflanzen (der gleichen Sorte) angeraten wird… Beim Apfel würde das z.B. nie funktionieren. Auch Äpfel sind selbstunfruchtbar und gleich und gleich gesellt sich halt einfach nicht gerne bzw. gar nicht. - Aber Sorten bei Gehölzen und beim Apfel sind in sich 100% identisch, sie sind Klone, die vegetativ vermehrt werden… Sorten bei den samenvermehrten Gemüsesorten sind dagegen – ziemlich bildlich ausgedrückt – ein Gemisch von nahen Verwandten, deren Individuen zwar sehr ähnlich sind, aber halt keine Klone, nie zu 100% gleich. Noch ein anders passendes Bild: Samen der gleichen Sorte sind wie eine Ansammlung von Doppelgängern; sie sehen auch als fertige Pflanzen sehr sehr ähnlich aus, aber sie sind doch nicht gleich. Deshalb greift bei ihnen eben dann nicht die Selbstunfruchtbarkeit, sondern sie können sich gegenseitig bestäuben und befruchten…Jedenfalls habe ich mir das so erklärt und vielleicht gibt es ja einen Genetiker unter den Lesern, der mir das noch genauer erklären könnte. Die Frage wäre eigentlich: Wie gleich oder ähnlich müssen die Individuen sein, bis die Selbstunfruchtbarkeit eingreift, weil sich die Pflanzen beim Sex, im Moment der Befruchtung nicht mehr als unterschiedlich erkennen. Uff die Beantwortung der Frage würde vielleicht doch zu weit führen…
Bild: Noch unreife Tomatillo
Die Auskunft des Tomaten- und Tomatillo-Züchters zu den Befruchtungsverhältnissen bei Tomatillo
So ein bisschen Unsicherheit blieb bei mir zurück, dafür bin zu stark in der Welt der Gehölze und der verklonten, vegetativ vermehrten Pflanzen verwurzelt, und so habe ich den Gemüsezüchter Moritz Halekotte zum Problem gefragt. Hier seine Antwort: „Es reichen mehrere Pflanzen (ob 2 reichen weiß ich nicht, denke ich aber schon) derselben Sorte. Wir haben hervorragende Bestäubungsergebnisse.“ Das heisst für den Anbau: Mindestens zwei Tomatillos pflanzen – lieber natürlich noch mehr, weil dann garantiert ist, dass genügend Kombinationsmöglichkeiten vorhanden sind und nicht durch den Selbstunfruchtbarkeitsmechanismus gestoppt werden.
Und wie werden dann sortenechte und samenfeste Tomatillo-Sorten gezüchtet, wenn die Selbstbefruchtung nicht funktioniert?
Natürlich habe ich Moritz auch gleich gefragt, wie denn die Stabilisierung einer samenvermehrten Tomatillo-Sorte möglich sei ohne Selbstbefruchtung. Hier auch wieder Moritz‘ kurze Antwort: „Die Stabilisierung erfolgt über mehrere Generationen durch Selektion der besten Einzelpflanzen. Aufgrund der ständigen Einkreuzung ist der Prozess langsam, solange man aber keine Auskreuzung mit anderen Sorten hat, ist das eigentlich kein Problem.“ Es werden also laufend Geschwisterpflanzen miteinander gepflanzt, die sich über mehrere Generationen kreuzen und immer ähnlicher werden, bis das Saatgut genügend stabil ist. Verwandtschaftskreuzungen (sogenannte Einkreuzungen) ersetzen die Selbstbefruchtung… Wenn man freilich eine ganz neue Sorte züchten will, dann braucht man die freie Rekombination der Gene und kreuzt von Hand und unter kontrollierten Umständen zwei genetisch möglichst weit entfernte Sorten. Danach liest man die besten Individuen aus, beginnt wieder deren Eigenschaften über Aussaat und nachfolgende Geschwister- und allenfalls Verwandtschaftskreuzungen (eben nicht Selbstungen wie bei der Tomate) zu stabilisieren.
Was bleibt für den Tomatillo-Gärtner zu beachten?
Erstens bei Anbau und Fruchtproduktion: Es müssen immer mindestens 2 Pflanzen der gleichen Sorte relativ nahe beieinander gepflanzt werden (2m ist besser als 5 m). Und noch mehr Pflanzen ist sicher noch besser und erhöht Fruchtansatz und Ertrag.
Zweitens bei der Saatgutproduktion (auch für den Eigenbedarf): Falls man das Saatgut wieder selber benutzen möchte und die Sortenechtheit erhalten will, dürfen keine anderen Sorten im Garten stehen. Bei der Saatgutproduktion sollte die Isolation zwischen den einzelnen Sorten einige hundert Meter betragen, damit die weit fliegenden Insekten keine unfreiwilligen Kupplerdienste leisten können…
Tomatillo
Grüße Peter
Markus Kobelt
Drücke die Daumen dass es auch bei euch klappt!