Wer einen Olivenbaum anschafft, der wird diese wunderbare mediterrane Pflanze schon bald in sein Herz schließen. Umso wichtiger ist die Frage, wie man den Olivenbaum pflegen soll. Daher möchte ich euch von meinen Erfahrungen berichten, wie man hierzulande erfolgreich einen Olivenbaum pflegt und kultiviert. Dazu gehören Erfahrungwerte zum Thema Winterhärte, wie Ihr den Olivenbaum gießen und düngen müsst, wie der Schnitt beim Olivenbaum funktioniert und wann und wie ihr den Olivenbaum umtopft.
Inhaltsverzeichnis
- Den Olivenbaum pflegen - die Überwinterung
- Bedingte Winterhärte bei Olivenbäumen
- Die Überwinterung in einer milden Region
- Winterschutz draußen
- Der Winter Standort draußen
- Überwinterung in einer kalten Region
- Olivenbaum pflegen - der Standort im Sommer
- Olivenbaum pflegen - das Gießen
- Zeitraum und Tageszeit für das Gießen
- Den Olivenbaum düngen
- Topf und Erde beim Olivenbaum
- Häufigkeit und Zeit für das Umtopfen
- Den Olivenbaum schneiden
- Der Erziehungsschnitt
- Pflegeprobleme beim Olivenbaum
- Der Olivenbaum verliert weiter
- Gelbe Blätter beim Olivenbaum
Den Olivenbaum pflegen - die Überwinterung
Wenn ihr einen Olivenbaum auf Eurer Terrasse, auf dem Balkon oder im Garten habt, habt Ihr sicherlich zunächst den Eindruck eines pflegeleichten Baums gewonnen. Dieser Eindruck ist richtig, solange der Olivenbaum Standortfaktoren findet, die denen seiner mediterranen Heimat weitgehend entsprechen. Da das Klima hierzulande vor allen Dingen im Winter aber überhaupt nicht mediterran ist, ist die wichtigste Frage beim Olivenbaum pflegen: wie bringen ich den Olivenbaum durch den Winter.
Bedingte Winterhärte bei Olivenbäumen
Olivenbäume gelten hierzulande als bedingt winterhart. D.h., dass sie unter bestimmten günstigen Bedingungen auch draußen überwintern können. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, dann muss der Olivenbaum in ein geschütztes Winterquartier. Ein Richtwert für die Frosttoleranz beim Olivenbaum ist -10 °C. Dieser Wert entscheidet, ob wir beim Olivenbaum von einer milden oder von einer kalten Region sprechen. In einer milden Region kann der Olivenbaum draußen bleiben, in einer kalten Region braucht Ihr ein Winterquartier, in dem der Olivenbaum überwintern kann.
Die Überwinterung in einer milden Region
Milde Regionen sind für den Olivenbaum Flusstäler, Weinbaugebiete oder Gebiete in der Nähe der Küsten, bei denen der Winter in der Regel nicht sehr kalte Temperaturen hervorbringt. Besonders milde Region in Deutschland sind der Niederrhein, das Rheinland und die Flusstäler und Weinbaugebiete im Südwesten. In diesen Regionen kann je nach Erfahrung mit dem Standort ein Olivenbaum auch draußen überwintern.
Winterschutz draußen
Ein gewisser Schutz vor Frost sollte allerdings auch in milden Regionen eingeplant werden. Auch dort kann es negative Spitzenwerte geben, die die Kältetoleranz des Olivenbaums beanspruchen. Daher besteht vor allen Dingen beim Auspflanzen eines älteren Olivenbaums das Risiko, dass dieser in einer sehr kalten Nacht Schaden nimmt. Daher empfehle ich, einen jüngeren Baum anzuschaffen. Dieser kann sich in einer milden Region an das Winterwetter besser akklimatisieren. Der Baum kann und sollte auch zunächst im Kübel bleiben. Ist irgendwann der langfristige Eindruck entstanden, dass eine dauerhafte Überwinterung draußen kein großes Risiko birgt, kann der Olivenbaum auch ausgepflanzt werden.
Der Winter Standort draußen
Die Überwinterung draußen sollte in jedem Fall an einem geschützten Standort erfolgen. Geschützt bedeutet, dass der Olivenbaum durch eine Rückwand, durch ein dichtes Gehölz im Hintergrund oder durch eine Überdachung geschützt wird. Gerade eine Überdachung hat den Vorteil, dass der Olivenbaum nicht nur vor Kälte geschützt ist sondern auch vor Nässe. Diese setzt dem Olivenbaum gerade im späteren Winter deutlich zu. Ein idealer Standort für den Olivenbaum ist also sicher in der Nähe des Hauses, das Wärme abstrahlt und das den Olivenbaum vor Wind und Wetter schützt. Ein Standort für den Olivenbaum im Winter, wo der Olivenbaum freistehend Wind und Wetter ausgesetzt ist, ist sicher nicht geeignet. Weitere Details zur Überwinterung des Olivenbaums im Freiland findet Ihr in diesem Beitrag.
Überwinterung in einer kalten Region
In kalten Regionen ist die Wahrscheinlichkeit von sehr kalten Frösten jenseits der -10° deutlich höher. In diesen Regionen ist es zu riskant, einen wertvollen Olivenbaum im Winter draußen zu lassen. Ihr müsst den Olivenbaum also als Kübelpflanze halten. Er benötigt dann im Winter ein kühles Quartier, das aber auch eine ausreichende Lichtquelle hat. Diese muss den Olivenbaum im Winter mit Licht versorgen. Als Winterquartier sind geeignet
- ein Kaltwintergarten
- Gewächshaus
- um weiteres Treppenhaus
- und beheizte Nebenräume.
Wenn das Winterquartier ausreichend kühl ist -etwa um die 5-10°-, dann ist der Olivenbaum während des Winters in einer Winterruhe, die im hilft, auch mit weniger Licht auszukommen.
Der Vorteil der Überwinterung in einem kühlen, hellen Winterquartier ist, dass der Olivenbaum auch vor allzu großer Nässe geschützt ist. Dieser Schutz ist mindestens genauso wichtig wie der Schutz vor zu starken Frösten. Die Überwinterung dauert von ca. Mitte November bis Ende März.
Olivenbaum pflegen - der Standort im Sommer
Als mediterrane Pflanze benötigt der Olivenbaum einen sonnigen, warmen und trockenen Standort. Wenn Ihr einmal im Mittelmeerraum Urlaub macht, dann findet ihr dort Olivenbäume, die auch auf kargen trockenen Böden sehr gut zurecht kommen. Niederschläge sind dort gerade im Sommer sehr selten, dafür brennt die Sonne heiß und dauerhaft. Da es regional sehr viele unterschiedliche Sorten gibt, ist es für die Olivenbaumkultur hierzulande sehr günstig, wenn Ihr ein Olivenbaum kaufen könnt, der aus einer nördlichen Region des Mittelmeerraums stammt. Diesen solltet Ihr dann auf Eurer Terrasse, Balkon oder im Garten an einen entsprechend sonnigen, warmen und geschützten Standort stellen. Da Olivenbäume auch als Kübelpflanze sehr groß werden können, solltet ihr bei der Standortwahl berücksichtigen, dass der Olivenbaum weiter wächst und an Größe zunimmt.
Olivenbaum pflegen - das Gießen
Der Olivenbaum benötigt wenig Wasser. Auch im Sommer kommt es vor, dass ich meinen Olivenbaum mehrere Tage, manchmal sogar Wochen nicht gießen muss. Wenn es regnet und die Verdunstung geringer ist, dann bleibt die Erde im Kübel des Olivenbaums dauerhaft feucht. Ihr solltet den Olivenbaum nur dann gießen, wenn er Wasser verdunstet hat und die Erde auch in unteren Schichten des Kübels abgetrocknet ist. Das findet ihr am besten mit einem Feuchtigkeitsmesser* heraus. Dieser hat eine lange Sonde, die ihr tief in die Erde steckt. Wenn die Erde abgetrocknet ist, dann müsst ihr viel Wasser geben und durchdringend gießen.
Zeitraum und Tageszeit für das Gießen
Nach meiner Erfahrung beim 'Olivenbaum pflegen' beginnt das Gießen des Olivenbaums im mittleren Frühjahr, wenn die Vegetation einsetzt. Ab dem mittleren bis späten Herbst reduziert sich der Wasserbedarf des Olivenbaums in Richtung Null. Die ideale Tageszeit für das Gießen ist der Morgen. Dann verträgt der Olivenbaum auch kaltes Wasser. da er selber noch kühl ist. Ihr könnt zum Gießen des Olivenbaums auch Leitungswasser nehmen. Da der Olivenbaum an kalkhaltige Böden angepasst ist, macht ihm hartes Leitungswasser nichts aus.
Den Olivenbaum düngen
Auch wenn der Olivenbaum genügsam erscheint, als Kübelpflanze, muss er regelmäßig gedüngt werden. Hintergrund ist, dass im Kübel zu wenig Nährstoffe aus der Umgebung ankommen, z.B. durch abfallendes Laub. Ihr solltet in der Hauptvegetationszeit von ca. Anfang Mai bis Ende August den Olivenbaum regelmäßig düngen, allerdings nur dann, wenn er gegossen werden muss. Die Düngung sollte höchstens einmal wöchentlich erfolgen. Am effektivsten ist ein Mineraldünger, den ihr in das Gießwasser gibt. Ich verwende schon seit Jahren mit großem Erfolg einen Zitrusdünger, der eine N-P-K (also Stickstoff, Phosphat, Kalium) Kombination von 20%, 10%, 15% hat. Dazu kommen noch Spurenelemente wie
- Magnesium,
- Eisen,
- Zink,
- Kupfer,
- Bor,
- Mangan und
- Molybdän.
Wenn Ihr den Olivenbaum umgetauft habt, brauchte Ihr ihn ca. 6-8 Wochen nach dem Umtopfen nicht zu düngen.
Topf und Erde beim Olivenbaum
Der Olivenbaum wächst in seiner Heimatregion rund um das Mittelmeer auf kalkhaltigen, wasserdurchlässigen und eher steinigen Böden. Daher benötigt er als Kübelpflanze vor allem einen Topf mit Abflusslöcher. In diesem Topf müsst ihr im unteren Teil eine gute Dränage, also einen Wasserabfluss einbringen. Das macht ihr, indem ihr in das untere Drittel ein Gemisch aus Erde und Steinen wie etwa Kies, Schotter oder Poroton einbringt. Auf diese Dränageschicht wird dann der Wurzelballen gesetzt. Der bestehende Freiraum zwischen Ballen und Topfwand wird dann mit einem lockeren Erde-Sandgemisch aufgefüllt und fest angedrückt. Das Gemisch aus Sand und Erde könnt Ihr auch selbst herstellen. Ich verwende dafür eine normale Pflanzenerde, Kokosfasern als Ersatz für Torf und 10-20 % Quarzsand. Das Erdgemisch wird auch für die Drainage-Schicht verwendet.
Häufigkeit und Zeit für das Umtopfen
Das Umtopfen erfolgt typischerweise im späten Winter also im Februar, wenn ihr den Olivenbaum pflegen wollt. Ihr solltet nicht zu häufig umtopfen. Nach meiner Erfahrung reicht ein Umtopfen alle 2-3 Jahre. Soviel Zeit braucht der Olivenbaum, um den Topf zu durchwurzeln. Nur im Notfall kann auch ein früheres Umtopfen erforderlich werden. Wenn es dem Olivenbaum schlecht geht, weil die Erde zu feucht geworden ist, dann empfiehlt sich ein rascher Austausch der Erde, damit die Wurzeln keinen Schaden nehmen.
Den Olivenbaum schneiden
Auch beim Schneiden des Olivenbaums gilt die wichtigste Devise beim 'Olivenbaum pflegen': weniger ist mehr. Wenn überhaupt darf der Olivenbaum nur moderat beschnitten werden. Als Anlässe für das Schneiden gelten der sogenannte Erhaltungsschnitt und der Erziehungsschnitt. Beim Erhaltungsschnitt werden abgestorbene Äste und Zweige abgeschnitten. Das könnt Ihr während des ganzen Jahres tun und damit dem Baum entlasten. Dagegen ist der Erziehungsschnitt eine Maßnahme, die typischerweise in den späten Winter fällt.
Der Erziehungsschnitt
Beim Erziehungsschnitt wird die Krone in Form gebracht. Dazu wird die äußere Form korrigiert, indem zu lang gewordene Triebe gekürzt werden. Die innere Form bzw. die Struktur der Krone kann ebenfalls angepasst werden. Dazu werden über Kreuz wachsende Triebe entfernt. Bei sich kreuzenden Ästen und Zweigen wird immer der schwächere und kürzere Ast herausgenommen. Den inneren Kronenschnitt solltet allerdings nur durchführen, wenn die Krone insgesamt genug Laub hat. Grundsätzlich gilt: je üppiger ein Olivenbaum gewachsen ist, umso mehr kann abgeschnitten werden. Wenn Wachstum und Blätter nur spärlich sind, wird er auch nur sehr zurückhaltend oder garnicht geschnitten.
Pflegeprobleme beim Olivenbaum
Trotz sorgfältiger Pflege kann es immer wieder das eine oder andere Problem geben. Typisch sind die folgenden Probleme:
Der Olivenbaum verliert weiter
Wenn Euer Olivenbaum zu wenig Licht hat, zu nass geworden ist oder auf sonstige Weise Stress hat, dann kann es zu Blattverlust kommen. Wichtig beim Blattverlust ist, dass Ihr schnell die Ursachen beseitigt. Wenn der Olivenbaum nass geworden ist, dann müsste ihn erst einmal umtopfen. Ist Lichtmangel die Ursache für den Verlust der Blätter, müsst Ihr die Temperatur reduzieren oder das Lichtangebot erhöhen. Stress lässt sich leider nicht zurückdrehen. Nur solltet Ihr dann darauf achten, dass kein weiterer Stress z.B. durch Standortwechsel entsteht.
Gelbe Blätter beim Olivenbaum
Ein häufiges Problem beim 'Olivenbaum pflegen' besteht darin, dass der Olivenbaum gelbe Blätter bekommt. In diesem Fall liegt es häufig daran, dass der Olivenbaum zu nass geworden ist. Ihr müsst dann zunächst dafür sorgen, dass die Erde abtrocknet. Wenn die Nässe ganz gravierend ist, müsst Ihr den Baum umtopfen. Unter Umständen kann es zu Pilzerkrankungen kommen. Berüchtigt ist die Augenfleckenkrankheit, bei der der Baum gelbe Blätter mit dunklen Flecken bekommt. In diesem Fall solltet ihr die erkrankten Blätter schnellstmöglich entfernen und zwar weit weg vom Baum. Danach müsst Ihr den Baum ganz trocken aufstellen, damit zunächst einmal der Pilzbefall gestoppt wird.
Fotos und Text: Dr. Dominik Große Holtforth
Hallo Dominik,
ich bin erst vor ca drei Monaten auf Ihre Website gestoßen und finde Ihre wöchentlichen Beiträge sehr interessant. Ich bin ein Freund mediterraner Pflanzen und zähle einige bereits zu meinem Besitz. Da ich meinen relativ kleinen (warm) Wintergarten nicht zustellen möchte (bereits Palmen, Draco und Kurkuma), kommen für mich nur noch Pflanzen in Betracht die außen überwintern können. Von Vorteil ist, dass ich im Südwesten (Region Saar/Mosel, Zone 8a) wohne.
Meinen ersten Olivenbaum habe ich 1995 als kleines Bäumchen aus einer Gärtnerei in Riva am Gardasee mitgebracht. Mittlerweile hat er sich prächtig entwickelt und ist mit Topf über 2m hoch. Einen weiteren kleinen Olivenbaum habe ich vor drei Jahren im Garten ausgepflanzt, auch er ist gut angewachsen. Wenn die Wettervorhersage in meiner Region bis zu zweistellige Kältegrade ansagt was ganz selten ist, dann bringe ich den Frostschutz an (Lattengestell über das ich eine Klarsichtfolie hänge, allerdings nur über die Baumkrone). Ggf. hänge ich in die Krone noch ein oder zwei Öl-Grabkerzen.
Einen Poncirus trifoliata habe ich vor vier Jahren in den Garten gepflanzt, der wächst auch prächtig, ein Winterschutz ist nicht erforderlich. Nächstes Frühjahr habe ich vor meine Kamelie die derzeit fast 2m erreicht aus dem Topf in den Garten zu pflanzen.
Ihre Berichte und Informationen über winterharte Zitronenpflanzen haben mich neugierig gemacht und ich habe mir im Frühjahr Ichang Papeda und Citrus Junos dazu gekauft. Beide sind in den Töpfen auch prächtig angewachsen und sollen im nächsten Frühjahr in die Gartenerde. Im Kopf schwirrt mir schon der Gedanke auch noch einen Granatapfelbaum im Garten auszupflanzen…?
Für Ihre interessanten Informationen vielen Dank
und liebe Grüße Ernst
Hallo Ernst,
vielen Dank für die nette Nachricht und den interessanten Bericht. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mosel ein sehr günstiges Umfeld für mediterrane Pflanzen bietet. Halten Sie mich doch gerne bei weiteren Projekten der Draußen-Überwinterung auf dem Laufenden.
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth