Der Hortus Botanicus Amsterdam ist einer der ältesten botanischen Gärten der Welt. Seine zentrale Lage und seine kompakte Größe machen ihn zu einem der beliebtesten Gartenreiseziele in Europa. In diesem Beitrag möchte ich euch einen Eindruck von diesem tollen Garten vermitteln. Im Mittelpunkt steht dabei das Palmenhaus und das drei Klimazonen-Gewächshaus im Hortus Botanicus. Praktische Informationen zum Besuch findet ihr am Ende des Beitrags.
Inhaltsverzeichnis
Der Hortus Botanicus - eine Reise ins Goldene Zeitalter von Amsterdam
Wer Amsterdam besucht, kann auf Schritt und Tritt noch heute die Blütezeit Amsterdams, das Goldene Zeitalter der Niederlande, erleben. Auch der Botanische Garten ist ein Kind dieses Goldenen Zeitalters im 17. Jahrhundert, denn er wurde im Jahr 1638 gegründet. Seine Hauptaufgabe damals war, vielen exotischen Pflanzen ein Zuhause zu geben, die die niederländischen Seefahrer von ihren Expeditionsfahrten mitbrachten. Die ursprüngliche Aufgabe des Hortus botanicus war zuvor, Heilpflanzen zu sammeln, denn zu dieser Zeit gab es noch keine Pharmaindustrie. Mit dem Aufstieg der Ostindien-Kompanie zur mächstigsten Handelsorganisation der Welt trafen auch zunehmend Zier- und andere exotische Pflanzen in Amsterdam ein.
Der Hortus botanicus - eine grüne Arche Noah
Heute hat sich der Botanische Garten Amsterdam auf Cycadeen -also Baumfarne-, südafrikanische Pflanzen, historische Kübelpflanzen, Fuchsien, fleischfressende Pflanzen und Palmen spezialisiert. Diese Sammlung trägt zusammen mit anderen botanischen Gärten in den Niederlanden aber natürlich auch in anderen Teilen der Welt zum Erhalt vieler Pflanzenarten bei. Die Präsenz der Pflanzen in Amsterdam und vielen anderen Städten kann helfen, das Bewusstsein und die Verantwortung für Pflanzen, Tiere und unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu intensivieren. Dass das dringend nötig ist, zeigt das fortdauernde Artensterben und die Zerstörung wertvoller Biotope in der ganzen Welt.
Das gibt es zu sehen
Der Hortus botanicus ist mit seinen 1,2 Hektar im Vergleich zu manch anderem botanischen Garten klein, dafür sehr kompakt. Auf geringer Fläche schaffen es die Amsterdamer Botaniker mehr als 4.000 Pflanzenarten aus sieben Klimazonen zu präsentieren. Höhepunkte sind eindeutig das Palmenhaus und das Drei-Klimazonenhaus. Daneben wartet noch ein besonders beliebtes Schmetterlingshaus auf die Besucher. Hier können frei fliegende Schmetterlinge besichtigt werden, die zwischen exotischen Pflanzen und Blüten hin- und herflattern. Das Freiland ist ein gut gepflegter und kompakter Botanischer Stadtgarten, der es schafft, viele Informationen zu Pflanzen und Botanik zu vermitteln. So vermittelt eine große halbkreisförmige Pflanzung die Beziehung verschiedener Pflanzenfamilien zueinander. Ein 'Grünes Klassenzimmer' steht für Bildungszwecke für Jung und Alt zur Verfügung. Und schließlich lädt die zum Café umgebaute Orangerie in wunderschönem Ambiente zu einem den Gartenbesuch abschließenden Snack ein.
Das Palmenhaus
Nachdem im 18. Jahrhundert die Orangerien zunehmend aus der Mode kamen, begann die großen Zeit der Palmenhäuser. Palmen waren noch exotischer, ihre Herkunft noch weiter entfernt, noch mehr Sehnsüchte für alle lassen sich mit Palmen verbinden. Auch der Hortus botanicus Amsterdam erhielt 1912 ein großes, zweiflügeliges Palmenhaus. Darin sind weniger klassische Palmen als vielmehr exotische Palmfarne und andere seltene Palmengarten zu besichtigen.
Altensteins Brotpalmfarn
Er ist die älteste Pflanze im Botanischen Garten - ein an die (von mir geschätzt) 3 Meter hoher Brotpalmfarn, bei dem es sich botanisch um einen Encephalartos altensteinii handelt. Der wunderschöne Palmfarn konnte schon 1850 aus dem Bestand des niederländischen Königs Wilhelm II. übernommen werden und ist heute über 300 Jahre alt.
Philodendron - der Baumfreund
Manche Pflanzen müssen von oben bewundert werden. Zum Glück hat das Amsterdamer Palmenhaus eine Galerie, über die man auch von oben auf das Haus und die Pflanzen schauen kann. Hier wächst auch ein beeindruckender Philodendron -in der deutschen Übersetzung ein 'Baumfreund'- der mit seinen 'durchlöcherten' Blättern das gleiche Prinzip wie das bekannte Monstera-Fensterblatt umsetzt. Die Löcher in den Blättern lassen Licht auch an tieferliegendes Laub, so dass die Pflanze die gesamte Krone mit Licht versorgt. Bei dem Philodendron handelt es sich um einen P. bipinnatifidum. Der Philodendron ist eine Aufsitzerpflanze, für die lange Luftwurzeln charakteristisch sind.
Selten Palmen in Amsterdam
Phoenixpalme oder Hanfpalme sind mittlerweile häufig in öffentlichen oder privaten Gärten anzutreffende Palmenarten. Doch bilden diese und andere populäre Palmen nur einen kleinen Ausschnitt aus der großen Familie der Palmgewächse. In Amsterdam finden Palmenfreunde interessante Raritäten. Besonders markant ist die Bismarckpalme mit ihren aufrechten Blättern.
Nicht minder interessant und selten zu sehen ist der Zwergpalmetto, der botanisch Sabal minor heisst.
Und schließlich ist die Blaue Hesperidenpalme Brahea armata mit ihren breit ausladenden, aufrecht wachsenden Fächerblättern eine der attraktiven Bewohnerinnen des Amsterdamer Palmenhauses.
Das Drei Klimazonen-Gewächshaus
Neben dem beeindruckenden Palmenhaus ist Drei Klimazonen-Gewächshaus ein Garant dafür, dass man auch bei schlechtem Wetter -oder wie ich mitten im Winter- in Amsterdam tolle Pflanzen erleben kann. In dem jüngsten der Gewächshäuser werden in einer subtropischen Abteilung Pflanzen aus Südafrika und Australien, in einem Wüstenhaus Sukkulenten und Kakteen und in einem Tropenhaus Regenwaldpflanzen gezeigt. Tropen- und Subptropenhaus verfügen wie das Palmenhaus über eine Galerie, von der aus man das Blätterdach von oben bestaunen kann.
In allen drei Abteilungen haben sich die Amsterdamer Botaniker und Gärtner mit Erfolg bemüht, nicht nur Pflanzen auszustellen, sondern auch einen Eindruck von typischen Landschaftsformen zu vermitteln.
Wer die Vielfalt der Agaven und Aloen erleben möchte, darf sich auf das Wüsten- oder Sukkulentenhaus freuen. Hier haben es die Botaniker geschafft auf vergleichsweise kleiner Fläche eine große Zahl interessanter Sukkulenten auszustellen.
Die Pflanzungen in den Gewächshäusern sind liebevoll und detailorientiert gestaltet, so dass nicht nur die einzelne Pflanze, sondern auch Eindrücke vom Lebensraum der Pflanzen vermittelt werden können.
Praktische Informationen
Der Hortus botanicus liegt am westlichen Rand der Amsterdamer Innenstadt und kann bequem mit den Straßenbahnlinie 9 und 14 erreicht werden. Die Haltestelle ist Middenlaan. Die Öffnungszeiten sind täglich von 10 bis 17 Uhr, im Juli und August bis 19 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene kostet 9 Euro, die sich aber auf jeden Fall lohnen, es gibt aber auch Ermäßigungen für Rentner, Studenten und Kinder.
Ein gut sortierter Gartenshop lädt am Ende des Besuchs zu einer botanischen Shoppingtour ein. Viele weitere Informationen zum Garten findet ihr auf der schönen Website des Hortus botanicus Amsterdam.