Nein? Dann wird es aber Zeit, jedenfalls, wenn man Tomaten ernten möchte. Momentan gedeihen meine Lubera® Freilandtomaten auf der Terrasse in großen Töpfen. Dank der guten Erde Nr. 1 haben sie die Kindheit schnell hinter sich gebracht und sind nun im Teenager-Alter.
Aber das Schlimmste haben sie noch nicht hinter sich, denn das norddeutsche Schietwetter kommt noch - garantiert. Bis jetzt haben sie zeitlebens nur Sonne kennen gelernt, SEHR untypisch für Norddeutschland! Regen im Sommer ist so sicher wie das Amen in der Kirche hier in unserem "Echten Norden" (tatsächlich der unsäglich unerträgliche Slogan unserer vorherigen Landesregierung - besonders an der Autobahn am Grenzübergang Dänemark, wo da auf großen Schildern steht "Auf Wiedersehen im Echten Norden", tja, was wohl die Dänen darüber denken mögen, wenn sie in ihren unechten Norden fahren?).
Und was werden meine zarten Südländer wohl zum norddeutschen "Schietwetter" sagen? Meine bisherigen Tomatenversuche sind jedenfalls alle grandios gescheitert wegen besagtem Schmuddelwetter. Wind und Regen haben jede noch so kleine Hoffnung auf eine anständige Freiland-Ernte zunichte gemacht. Versucht habe ich es dreimal.
Ein Beispiel: Vor zwei Jahren wollte ich unbedingt mal eine grüne Tomate kosten. Diese kann man hier bei uns in der Provinz nicht im Supermarkt kaufen. Selbst ist die Frau: Eine "Green-Zebra"-Pflanze wurde angeschafft, Topf und Rankgerüst dazu, sowie gute Tomatenerde und teuren Flüssigdünger. Es kam wie es kommen musste, der Sommer war kurz und mies und ich konnte - bevor die Pflanze das Zeitliche segnete - eine "Green Zebra" ernten. EINE! Rechnet man nun die eben erwähnten Anschaffungen zusammen, hat mich diese eine Tomate 30 Euro gekostet!
Was tut man nicht alles, um herauszufinden, ob Tomaten wirklich nach Tomaten schmecken können! Und nicht nach einer importierten Mischung aus Nichts und Wasser, mit der man Fenster einschmeißen könnte, ohne dass die Tomate dabei kaputt geht.
Und JA, sie hat herrlich geschmeckt, diese eine wunderschöne Tomate. Aber zu teuer war es mir nun doch und so schwor ich, nie wieder Tomaten anzupflanzen. Bis - nun ja - ein gewisser Herr Kobelt auf Gartenvideo.com öffentlich kundtat, er habe die Lösung für alle Tomatenfeinschmecker gefunden: Resistente Sorten! Oder doch zumindest solche, die ein Leben im norddeutschen Freiland ÜBERLEBEN können.
Wer könnte da widerstehen? Diese Gärtnerin hier sicher nicht. Also erneuter Versuch und nun sind wir im Juni und sie leben alle noch, die Grazien. Um sie für das Schietwetter, für das man den echten Norden liebt oder hasst (dazwischen gibt es nichts) abzuhärten, werden sie nun gestreichelt - täglich mehrmals.
Und wer nun denkt, das sei Wellness und Freude pur für die Tomaten, der irrt. Streicheln setzt sie nämlich unter Stress, sie mögen das gar nicht - im Gegensatz zu uns Menschen. Ich könnte jedenfalls gerne täglich mehrere Streicheleinheiten bekommen und würde vor Glück schnurren, die Pflanzen aber hassen es. Zumindest zeigen das aktuelle Studien, in denen Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Pflanzen liebevolles Streicheln mit Käfer-und Blattlausangriffen verwechseln und ihre Abwehrkräfte mobilisieren. Da Pflanzen schlau sind, reagieren sie auf Attacken von außen und bilden Abwehrstoffe (Nur ein Beispiel: Antioxidantien - die uns so gut tun und unsere Immunabwehr stärken, sind einfach ausgedrückt nichts anderes als Abwehrreaktionen der Pflanzen auf schädliche Einflüsse von außen, wie Insekten oder Sonnenlicht).
Also wird jetzt fleißig gestreichelt, damit die Grazien schön gestresst sind und robuster wachsen und viele gesunde Tomaten produzieren. Und da Streicheln ohne liebevolle Worte ein bisschen merkwürdig wirkt, kriegen meine Tomaten auch gleich ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg. Kennt ihr vielleicht auch aus eurer Firma, liebe Mit-Gärtner, da gibt es neuerdings ja auch überall Motivations-Gespräche und Zielvereinbarungen. "Pep-Talk" sagt der Amerikaner. Den kriegen die Tomaten nun auch.
Da kann doch nichts mehr schief gehen mit der Ernte, oder? :-)