In diesem Beitrag wird der Rebschnitt ein für allemal in drei einfachen Schritten erklärt. Damit machen Sie nichts mehr falsch, wenn Sie Weinreben pflanzen und ernten wollen. Wenn Sie noch keine Weintraube besitzen, können Sie im Lubera Shop kräftige Weintrauben Pflanzen kaufen.
Sehen hier das Video, wie Sie Weinreben im Sommer schneiden können:
1. Schneide spät, Februar und März sind gute Monate für den Rebschnitt. Ein zu früher Schnitt kann die Pflanze schwächen und in einem kalten Winter zu zusätzlichen Schäden führen.
2. Schneide stark, sehr stark. Fast brutal! Du hast nicht den Mut dazu? Dann erinnere Dich bitte an einen Spaziergang in einem herbstlichen Rebberg: Ein Gewirr von Trieben, eine Blatt- und Triebwand (und ja natürlich auch der leicht alkoholisierte Duft der überreifen Trauben). Und dann versuche Dich an einen Spaziergang im Frühling zu erinnern: Da steht fast gar nichts mehr. Man sieht die alten Rebstöcke, ihren bizarr verknorzten Holzkörper, mit fast gar nichts mehr dran, nackt. Soo stark musst Du schneiden!
3. Aber wie genau geht das denn, was muss ich schneiden, was lassen? Ach das ist einfach. Als ich vor 25 Jahren Obst- & Weinbau studierte (ja das gab es damals) haben wir Obstbauern immer über die Weinbauern und ihre einfache, um nicht zusagen primitive Kulturführung gelacht … Aber olle Kamellen nützen Dir nichts, ich weiss. Deshalb hier die kurze, endgültige Anleitung: Wir haben einerseits die mehrjährige, überdauernde Pflanzenstruktur, das dicke alte Holz. Bei einer Spalierrebe den Spaliertrieb und bei einer Stickelrebe die knorrige Rebpflanze, mit einer Verdickung ganz oben, fast wie ein Kopf. Und von dieser Pflanzenstruktur muss alles an neuen Seitentrieben weggeschnitten werden, ausser ein kurzer, frischer, letztjährig gewachsener Trieb von 1-3 Augen, alle 30 cm. Und weil es bei den Stickelreben alle 30 cm nicht gibt, sondern nur EINEN 'Kopf', werden da pro Pflanze 2 solche Triebe gelassen, eher mit drei als mit einem Auge.
Die Begründung
Rebholz ist überaus fruchtbar. Wird zu viel neues Holz an den Pflanzen gelassen, entstehen zu viele Seitentreibe mit Fruchtknospen, entstehen allzu viele Trauben, die die Pflanze dann in dieser Übermenge nicht richtig entwickeln kann. Es gibt nur ganz wenige Kulturpflanzen, wo die umgekehrte Proportionalität zwischen Ertragsmenge und Qualität so ausgeprägt ist wie bei der Rebe: Je weniger eine Rebe trägt, desto besser sind Fruchtgrösse, Traubengrösse und vor allem auch innere Fruchtqualität. Genau deswegen ernten die besten Rebbauern nur noch einige 100 Gramm pro Rebstock. Und genau deswegen lästerten die Mönche in den Weinbauregionen des Mittelalters und der frühen Neuzeit über den sauren Wein nördlich der Alpen: Sie trieben den Wein als Zehnten ein und der steuerpflichtige Untertan hatte mehr als genug Gründe, so viel wie möglich aus seinen Rebstöcken rauszupressen. Obwohl ja weniger mehr gewesen wäre.
Das abschreckende Beispiel
Wir bekommen immer wieder Zuschriften über unterentwickelte Tauben, die nicht reif werden, oder auch Klagen über geschmacklich enttäuschende Tafeltrauben. Der Grund ist fast immer derselbe: Zu wenig geschnitten, zu viel Ertrag, deshalb zu wenig Qualität. Mehr (schneiden) heisst da weniger (Ertrag), und das bedeutet wiederum mehr (Qualität). Ganz so einfach ist es denn auch nicht ;-)
Video: Wie schneidet man ein Rebenspalier?
Video: Wie schneide ich eine Weinrebe?
Wie ist ein Pfahl für Sticklerziehung zu gestalten?
Freundliche Grüsse
Ihr Lubera Team