Die Zaunwinde (Calystegia) ist in fast ganz Europa, mit Ausnahme Skandinaviens, verbreitet. Zudem findet man sie von Amerika, über Nordafrika bis nach Westasien. Sie ist schön anzusehen, allerdings vermehrt sie sich sehr stark. Daher sollten Sie die Pflanze rechtzeitig bekämpfen. Dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn die filigran wirkende Winde kristallisiert sich als ein harter Gegner heraus.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief für Schnellleser
- Definition: Wildkraut oder Ackerwildkraut
- Notwendigkeit des Bekämpfens: nicht gegeben; nur aus optischen Gründen
- Bekämpfungsmethoden: Beete abdecken; Zaunwinde ausgraben; Zaunwinde abschneiden; Chemische Mittel
- Beete abdecken: umgraben; Unkraut und Wurzeln entfernen; dunkle Folie auflegen; beschweren; mindestens ein Jahr liegen lassen
- Zaunwinde ausgraben: Pflanze abschneiden; vorsichtig ausgraben; Unkrautstecher verwenden
- Abschneiden: jeglichen Neuaustrieb sofort entfernen; nicht pausieren
- Chemische Mittel: spezielles Herbizid gegen Zaunwinden; nur als letzten Ausweg verwenden
- Hausmittel: Salz; Essig; kochendes Wasser; Mulchen; feindliche Pflanzen; Beete neu anlegen
- Kultivieren: Fassadenbegrünung; Zaunbegrünung; Kübelpflanzung
Wissenswertes über Zaunwinde
Zaunwinden, Calystegia, gehören zur Familie der Windengewächse, innerhalb derer sie eine große Gattung bilden. Zu dieser gehören circa 30 verschiedene Arten, die allerdings überwiegend in Kalifornien beheimatet sind. In Deutschland kommen lediglich vier Arten vor, von denen eine auf der Roten Liste steht, also vom Aussterben bedroht ist, während zwei weitere auch bald diesen Titel tragen werden, denn sie sind bereits jetzt kaum noch in freier Wildbahn zu finden.
Während diese Arten eine echte Rarität geworden sind, ist eine andere nahezu überall zu finden: die Echte Zaunwinde, Calystegia sepium. Diese Pflanze wird zu den Ackerwildkräutern gezählt, ist aber derart dekorativ, dass sie sehr gerne auch in heimischen Gärten kultiviert wird.
Zaunwinden können eine Länge von mehreren Metern erreichen und wachsen entweder aufrecht oder am Boden liegend. Interessanterweise windet sie sich entgegen des Urzeigersinns, ist also linkswindend. Zwischen Mai und September bilden sie weiße Blüten, die einen Durchmesser von 5 – 7 cm erreichen können und sich lediglich bei schönem Wetter öffnen. In ihnen befinden sich Kapselfrüchte, welche Samen enthalten und die zur Aussaat genutzt werden können.
Die Calystegia bildet zudem ein sehr tiefgehendes Wurzelsystem mit vielen Ausläufern, die sich mehrere Meter tief in die Erde graben können. Aus diesen Wurzeln entstehen immer wieder neue Pflanzen, so dass eine einmalig gepflanzte Winde quasi für die Ewigkeit ist.
Ist Zaunwinde ein Unkraut?
Aufgrund der Tatsache, dass sich Zaunwinden extrem schnell ausbreiten, werden sie von vielem Gartenbesitzern als Unkraut angesehen – und genauso wird sie in manchen einschlägigen Lexika definiert. Korrekt ist diese Titulierung nicht: Zaunwinden gehören zu jenen Pflanzen, welche auf einheimischen Äckern zu finden sind, und sollten demzufolge besser als „Ackerwildkräuter“ oder „Wildkräuter“ bezeichnet werden. Sie sind immens wichtig für eine ganze Reihe von Nützlingen, die sich von ihnen ernähren, wie beispielsweise Bienen, Hummeln und Schmetterlingen.
Im Laufe der Jahrzehnte wurden diese Wildkräuter immer mehr dezimiert; die Sortenvielfalt nimmt mehr und mehr ab – von den rund 350 heimischen Ackerwildkräutern ist bereits jetzt mehr als die Hälfte vom Aussterben bedroht. Bedauerlich, denn es stirbt mit ihnen nicht nur ein Stück Natur, sondern auch ein Stück Kulturgeschichte.
Damit dieses wertvolle Stück Naturgut nicht vollständig eingeht, kümmern sich diverse Botanische Gärten um deren Erhalt: sie züchten Ackerwildkräuter und integrieren diese in den verschiedensten Projekten. Eine Vegetation, die in vergangenen Jahrhunderten noch selbstverständlich und natürlich gewesen ist, wird somit nur dank menschlichem Eingreifen möglich.
Zaunwinde bekämpfen
Vor dem Hintergrund, dass Zaunwinden bald eine echte Rarität in der heimischen Natur werden könnten, stellt sich die Frage, ob ihre Bekämpfung überhaupt notwendig ist.
Ein echter Naturfreund wird seinen Garten eher so gestalten, dass Winden und andere Wildkräuter einen perfekten Lebensraum bekommen und vielen Nützlingen als wertvolle Nahrungsquelle dienen.
Obwohl Zaunwinden nicht als Unkraut im eigentlichen Sinne anzusehen sind, möchten viele Gartenbesitzer sie loswerden. Dies liegt nicht zuletzt an der immensen Ausbreitung der Pflanze, die zudem andere Pflanzen überwächst, was wiederum zu deren Tod führt.
Auch ist manch ein Hobbygärtner schlichtweg überfordert, da die Zaunwinden an allen möglichen Stellen des Grundstücks austreiben und sich nicht bezwingen lassen. Wie dem auch sei: die Zaunwinde zu bekämpfen macht unter naturschützerischen Gesichtspunkten keinen Sinn, lediglich unter gestalterischen.
Ist der Entschluss gefasst, dass Zaunwinden im Garten bekämpft werden sollen, stehen dem Gartenbesitzer verschiedene Methoden zur Auswahl. Vorab sei allerdings gesagt, dass die Bekämpfung ausgesprochen schwierig ist und dass es nur selten gelingen wird, die Ackerwildkräuter restlos zu vernichten:
- Beete abdecken
- Zaunwinde ausgraben
- Zaunwinde abschneiden
- Chemische Mittel
Beete abdecken
Bekommen Wurzeln von Pflanzen über einen längeren Zeitraum kein Licht, so werden sie irgendwann eingehen. Dies ist auch bei Zaunwinden der Fall:
- Beet umgraben
- Unkraut und sichtbare Wurzeln entfernen
- Dicke, schwarze Folie, vorzugsweise Teichfolie, über die betreffenden Beete spannen
- Folie so auslegen, dass kein Licht an die Wurzeln gelangt
- Mit Rindenmulch oder Steinen beschweren
- Abdeckung mindestens ein Jahr liegen lassen
Diese Methode eignet sich besonders für Neuanlagen von Beeten und ist relativ effektiv – zumindest, was bestehendes Unkraut und Wildkraut betrifft. Befinden sich jedoch Samen im Boden, so werden diese durch die Abdeckung nicht abgetötet und treiben nach deren Entfernung aus.
Zuanwinde ausgraben
Manch ein Gartenbesitzer schört darauf, lästige Pflanzen auszugraben. Bei der Zaunwinde wird er mit dieser Methode nur bedingt erfolgreich sein, da die Winde ein weit verzweigtes und tief in den Boden wachsendes Wurzelwerk bildet. Diese Wurzeln bilden zudem noch feine Fadenwurzeln. Aus jedem einzelnen Wurzelstückchen können neue Zaunwinden austreiben; werden nicht sämtliche Wurzeln entfernt, so ist es hier unmöglich, der
Calystegia Herr zu werden. Wer es dennoch versuchen möchte, geht wie folgt vor:
- Zaunwinde abschneiden
- Von Schnittstelle an tief gaben
- Vorsichtig die Wurzelteile herausnehmen
- Unkrautstecher verwenden
- Kleine Wurzelteile manuell herausziehen
Lubera-Tipp: Wurzelteile keinesfalls auf dem Kompost entsorgen, da sie dort erneut austreiben.
Abschneiden
Sehr zeitaufwändig, jedoch effektiv ist die Methode des Abschneidens der Pflanze. Sie dient dazu, die Zaunwinde zu zermürben – und zwar so lange, bis sie nicht mehr austreibt.
Zu beachten ist, dass diese Maßnahme konsequent und ausgesprochen regelmäßig durchgeführt werden muss: sobald sich der kleinste Neuaustrieb zeigt, muss er entfernt werden.
Lubera-Tipp: Das Zermürben der Pflanze wird durch eine Mulchschicht beschleunigt, welche auf den betreffenden Beeten verteilt wird!
Chemische Mittel
Die Zaunwinden Vernichtung ist auch mit Chemie möglich, jedoch nur bedingt zu empfehlen: es werden nicht nur die unerwünschten Pflanzen vernichtet, sondern auch benachbarte. Auch ist die Wirkung derartiger Mittel umstritten; zudem sollten chemische Mittel grundsätzlich nur im äußersten Notfall angewendet werden, wenn das Leben einer Pflanze in Gefahr ist (beispielsweise bei akutem Schädlingsbefall).
Entsprechendes Pflanzenschutzmittel ist im Fachhandel erhältlich. Derartige Herbizide wirken derart, dass sie über die Pflanzenteile aufgenommen und von dort bis in die Wurzeln transportiert werden, was ein wenig zeitaufwändig ist. Geduld ist also gefragt:
- Lange Triebe der Winde großzügig entfernen
- Boden um die Pflanze herum abdecken
- Jede Pflanze einzeln mit dem Unkrautvernichtungsmittel besprühen oder betupfen
Nun dauert es einige Zeit, bis das Gift vollständig von der Pflanze aufgenommen wird; erste Anzeichen für einen Verfall bedeutet keinesfalls, dass dies bereits geschehen ist. Es sollte so lange wie unmöglich gewartet werden, bis die Reste der Winde herausgezogen werden können. Ein zu frühes Entfernen würde zwangsläufig dazu führen, dass die Wurzel noch in der Erde verbleibt, was wiederum zur Folge hätte, dass sie erneut austreibt.
Hausmittel
Als Hobbygärtner wird man immer wieder mit guten Ratschlägen seitens der Nachbarschaft konfrontiert, welche Hausmittel denn gegen Zaunwinden wirksam seien:
- Salz
- Essig
- Kochendes Wasser
- Mulchen
- Feindliche Pflanzen einsetzen
- Beete neu anlegen
Sowohl von der Verwendung von Salz als auch von Essig ist abzuraten, da diese Substanzen bis ins Grundwasser geraten können und erhebliche Schäden verursachen können.
Kochendes Wasser kann direkt auf die Pflanzen gegossen werden und führt zu deren Absterben, allerdings ist dieses Procedere nur bei ganz jungen und somit zarten Winden erfolgversprechend.
Mulchen kann zusätzlich zum permanenten Abschneiden der Zaunwinde angewandt werden – als alleiniges Mittel gegen Zaunwinden ist es jedoch nutzlos. Die Winden werden immer wieder durch die Mulchschicht durchdringen, egal wie dick diese ist.
Es soll wohl einige Pflanzen geben, in deren Nähe sich eine Zaunwinde nicht wohlfühlt und deswegen eingeht – beweise für diese These gibt es nicht. Tagetes beispielsweise sollen – in die Nähe der Winden gepflanzt – einen derartigen Zweck erfüllen.
Ein Beet, in dem Zaunwinden ungeniert gedeihen, kann umgegraben und mit neuer Erde versehen werden. Auch der Erfolg dieser Methode ist fraglich, das es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Hobbygärtner tatsächlich sämtliche Wurzelteile ausgraben kann. Somit werden die Zaunwinden immer wieder aufs Neue austreiben.
Kultivierung von Calystegia
Wer sich für die Natur und somit für die Kultivierung der Zaunwinde im Garten entscheidet, wird viele Jahre lang Freude an seiner Pflanze haben – sofern er einige Tipps bezüglich der Calystegia Pflege beachtet. Zaunwinden eignen sich hervorragend zur
- Fassadenbegrünung
- Zaunbegrünung
- Teichumrandung
- Kübelbepflanzung.
Grundsätzlich sollten der Winde Rankhilfen gegeben werden, welche in Form
- eines Rankgitters oder
- einer gespannten Schnur
gegeben sein können. Besondere Ansprüche an den Boden stellt sie nicht; besonders gut gedeiht sie jedoch in feuchtem, nährstoffreichen Substrat.
Lubera-Tipp: Großen Kübel im Beet eingraben und in diesen Zaunwinden kultivieren. Dieses Procedere verhindert ein unkontrolliertes Ausbreiten der Pflanze.
Symbolgrafiken: © butomus, Mathias Karner, emer , farbkombinat, bennytrapp – Fotolia.com
Die Zaunwinde ist ein Desaster. Wir hatten mal eine Blumenwiese von 50qm, jetzt ist es nur noch ein Zaunwindenurwald. Sie erwürgt jede andere Pflanze in der vermeintlichen Blumenwiese. Wenn man an ihr zieht, sieht es so aus, als ob sie wie ein riesiger Teppich über den 50qm liegt. Wir wissen uns keinen Rat mehr.