Die ersten Bodenfröste haben wir schon gehabt, es wird kontinuierlich kälter, viele unserer Kunden sind verunsichert, welche Aufgaben im Garten nun auf sie warten.
Reinholen, abdecken, zurück schneiden - das sind die elementaren Fragen
Nun, unsere Stauden sind als ausdauernde Pflanzen grundsätzlich winterhart. Viele sterben im Winter oberirdisch ab, ziehen sich ins Erdreich zurück, überleben im Wurzelstock und treiben im Frühling wieder neu aus, sie gehen also von ganz alleine der unwirtlichen Jahreszeit aus dem Weg.
Bild: Rudbeckia fulgida 'Little Goldstar' - Sonnenhut mit gelben Blüten von Anfang August bis Ende Oktober
Diese Pflanzen brauchen in der Regel keinen Winterschutz, jedenfalls nicht vor Kälte. Bei uns in Norddeutschland ist der viele Winterregen das größere Problem. Wer zuhause mit feuchten, verdichteten Böden ein Problem hat, sollte bereits beim Pflanzen bei sehr nässeempfindlichen Stauden das Pflanzloch mit Kies, Schotter oder Blähton drainieren, damit die Wurzeln nicht mit Staunässe konfrontiert werden.
Immergrüne Stauden, wie Lavendel, Thymian, Teucrium (Gamander) müssen wir dagegen gut beobachten. Sie behalten im Winter ihre Blätter und es findet weiter Transpiration statt, also wird Wasser über die Blätter verdunstet. Eine geschlossene Schneedecke wäre für sie die der beste Winterschutz, doch das Glück haben wir (Norddeutschen) selten.
Bei Kahlfrösten kann es daher nach einiger Zeit zum Vertrocknen der Pflanze kommen. Leider sieht man das oft erst im Frühling. Schauen Sie, dass der Boden nicht komplett austrocknet und decken Sie bei Kahlfrösten mit einem luftigen Material ab. Sehr gut geht Tannenreisig - im Übrigen eine sinnvolle Weihnachtsbaumentsorgung.
Rückschnitt einfach mal lassen
Grundsätzlich darf natürlich alles geschnitten werden, was abgestorben, braun, matschig, und unansehnlich ist. Und eindeutig kranke Pflanzenteile, die stark mehltaubefallen oder mit Rostpilzen übersät sind müssen auf jeden Fall geschnitten werden, damit sich die Pilzsporen nicht weiterverbreiten. Alles andere darf ruhig stehen bleiben.
Bild: Nepeta grandiflora 'Zinsers Giant' - Katzenminze mit blauen Blüten von Anfang Mai bis Anfang September
Leider wird in vielen Gärten immer noch "tabula rasa" gemacht - alles wird auf den Stock zurück geschnitten, das letzte Blatt aus den Stauden‚ 'herausgekratzt', die dann blank und schutzlos dem Frost ausgesetzt sind, und obendrein wird geschimpft und gejammert... und den Satz "man will doch endlich auch mal fertig sein mit dem Garten" den kann ich sogar verstehen, denn das Beschriebene klingt nach unerfreulicher Arbeit und das Ergebnis ist einfach scheußlich - kahle, sterile, ungemütliche Beete, bei deren Anblick es einem fröstelt.
Wir können es so viel einfacher haben. Alle Spätblüher bleiben häufig auch abgestorben formschön und stabil. Fruchtstände von Astern, der fetten Henne, von Gräsern oder dem Brandkraut (Phlomis) sehen wunderschön aus, bieten Vögeln und Kleintieren Schutz und Nahrung und Spielplatz. Schnee- und Rauhreifeffekte verzaubern, der Garten bleibt lebendig und der tägliche Gang zum Vogelfutterhaus ein Erlebnis.
Bild: Monarda fistulosa 'Fireball' - Zwerg-Indianernessel mit feurig-roten Blüten von Anfang Juli bis Ende August
Der Ärger mit den Blättern...
...ich kann ihn nicht nachvollziehen. Noch weniger die Entscheidung nur noch Immergrüne zu pflanzen - wie eintönig ist das. Wir haben zuhause mit dem Laub von 3 Eichen, 3 Walnussbäumen und diversen anderen Laubbäumen zu leben. Vom Rasen müssen sie runter, damit er nicht erstickt, das ist klar. An einem schönen sonnigen windstillen Tag bunte Blätter harken und mit der Karre unter die Sträucher fahren - welch' herrliche Gartenarbeit - für die Sträucher ist es Schutz und Humus, für mich Bewegung und frische Luft.
Und in den Beeten? Lassen wir das meiste Laub liegen. Auch hier heißt es Schutz und Humus für die Stauden, Schutz des Bodens vor Erosion und Austrocknung. Ich verwöhne Pflanzen und Boden und decke sie mit einer kuscheligen Winterdecke zu.
Lieben und leben Sie Ihren Garten auch im Winter, er hat es verdient.
Winterschutz
Markus Kobelt