Bei Oma im Garten gab es einen einzigen grossen Baum. Der Baum war so riesig, dass meine Oma immer wieder eine Männermannschaft beaufragen musste, um ihn zu schneiden. Er war ständig kurz davor, die Stromleitung ausser Kraft zu setzen und das ganze Wohngebiet ohne Strom zu lassen. Die Nachbarn mochten Omas Walnussbaum nicht, wir und Oma schon. Unter dem Baum standen immer der Tisch und gemütliche Stühle, es war der einzige schattige Platz im heissen Sommer und die Hauptsache: Wir liebten und brauchten die Walnüsse. Und wir brauchten eine Unmenge von Walnüssen für unsere Monster-Torte Namens ‘Meteorit’, ohne die schlicht und ergreifend kein einziges Fest stattfinden konnte. Dazu gibt es noch viele tolle Dinge, deren Name mit ‘Walnuss-‘ beginnt: Walnussbaum, Walnussfrikadellen, Walnusswodka, Walnussarznei …
Inhaltsverzeichnis
Die Walnüsse aus Omas Garten
Für die Torte ‘Meteorit’ brauchten wir 80 (!) Walnüsse. Das bedeutete, dass beim Tortenbacken auch die Ehemänner stark beteiligt waren. So sass mal der eine oder der andere in der Küche und knackte die 80 Nüsse mit dem Hammer.
Erst jetzt, während ich Ihnen das erzähle, frage ich mich, warum die Torte ‘Meteorit’ hiess. Und komme zum Schluss: Der Name wurde wirklich sehr treffend gewählt. Genau so treffend wie uns beim Teetrinken unter dem Baum die harten und schweren Walnüsse genau auf den Kopf fielen. Schon gut, das Meteoriten nicht ganz so zielsicher sind.
Aber unter dem Baum zu sitzen lohnte sich. Und nicht nur, weil es dort so schön schattig und so geheimnisvoll gemütlich war, es gab noch einen viel grösseren Vorteil: Die Walnussblätter riechen sehr speziell, für die (meisten) Menschen angenehm, für die widerlichen Fliegen und lästigen Mücken jedoch nicht. Nur eins war nicht so schön: Nichts, wirklich nichts konnte unter dem Baum wachsen. “Der Walnussbaum duldet keine Pflanzen ausser sich selbst”, sagte Oma.
Ja, Sie wissen schon, meine Oma liebte ultragesunde Pflanzen wie Stachelbeeren oder Sanddorn. Wenn man sich ein bisschen im Internet umliest, stellt man schnell fest, dass auch mit der Walnuss fast jede Krankheit geheilt werden kann: Angefangen von Parodontose und Halsschmerzen bis zu Diabetes und Krebs. Ich glaube aber nicht, dass Sie die folgende Walnuss-Information im Internet finden werden, der Tipp stammt von meiner Oma: Walnussschalen werden verbrannt, die Asche wird mit Wasser vermischt und damit werden dann zum Beispiel die stark behaarten Beinbereiche eingerieben. (Was dann passiert, weiss ich leider nicht). Ja, die Generation ohne Gillette, ohne Internet hat es so gemacht. Frauen aus Omas Mutter-Generation haben damals damit vor allem den Oberlippenbereich behandelt.
Und dann noch die Geschichte mit meinem Vater und den Walnüssen. Er hat immer zwei kleine Walnüsse in seiner Jackentasche mit dabei. Die Hand in der Tasche und mit den Nüssen spielen, sie zusammendrücken und in der Hand rollen. Ein solches Prozedere diene, meint er, der Gehirn-Aufhellung. Diese Behauptung basiert auf der heilenden Wirkung von Handaktivitäten. Die Vestibulorezeptoren in den Fingerspitzen sind direkt mit dem Gehirn verbunden, die Nüsse werden gerollt, das Blut fliesst reichlich in die Hände, die Psyche beruhigt sich und die Gehirnermüdung verschwindet.
Die Geschichte der Antikrisisfrikadellen
Haben Sie je Frikadellen aus Walnüssen gegessen? Ich schon, nach der Perestroika: Leere Geschäfte, leeres Portemonnaie. Aber Gott sei Dank je ein grosser Walnussbaum bei meinen Omas. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie lecker die ‘Antikrisisfrikadellen’ (wie sie genannt wurden) sind, wie sie optisch den “echten” Frikadellen ähneln. Und testen Sie bei den Gästen: Werden Sie tatsächlich merken, dass die Frikadellen ohne Fleisch sind?
Hier ist das Rezept der Antikrisisfrikadellen
Zutaten:
- 2 grosse Tassen Nusskerne
- ein grosse Zwiebel (fein gerieben);
- 2-3 Knoblauch Zehen;
- 1 Baguette;
- 3-4 Kartoffeln (weichgekocht, geschält)
- 2 Eier
- Salz, Pfeffer
Zubereitung:
Nüsse im Mörser hacken bis die gewünschte Feinheit erreicht wird. Zwiebeln und Gewürze dazumischen.
Die mehligen Kartoffeln schälen und weichkochen.
Das Baguette einweichen. Am besten im Kochwasser der Kartoffeln. So wird die Stärke im Kochwasser genutzt. Sobald es gut durchweicht ist ausdrücken. Auskühlen lassen.
Kartoffeln und Baguettemasse zur Nussmasse geben, und mit den Händen mischen.
Die beiden Eier dazugeben. Den Teig kneten bis eine gleichmässige Masse entstanden ist.
Portionenweise im Öl zu Frikadeölen braten.
Und wenn wir schon bei knoblauchhaltigem Essen sind, ein ganz wertvoller Tipp von mir: 2-3 Walnüsse helfen super gegen Knoblauchfahne und Zwiebelgeruch.
Ah, ja, beinahe vergessen: Das oben versprochene
Rezept der Torte ‘Meteorit’ mit 80 (!) Walnüssen
Zutaten:
- 10 Eier
- 1200 Gramm Zucker
- 4 Esslöffel Mehl
- 600 Gramm Butter
- 3 Esslöffel Kakao
- ein wenig Milch
Okay, zugegeben, es ist eine grosse Portion für eine grosse Familie und deren Freunde. Sie können die Zutaten gerne auch halbieren. Und dann macht man das Folgende:
Zubereitung:
Eiweiss (10 Eier) in eine Schüssel geben und ganz steif schlagen. Das Eiweiss muss ganz sauber von Eigelb getrennt werden. Die Schüssel muss absolut trocken sein! Der Dotter darf dabei nicht aufplatzen und ins Eiweiss laufen. Sonst zerläuft Ihre Baisermasse!
Den Zucker (400 Gramm) in kleinen Portionen unterziehen und den Eischnee immer wieder steif schlagen, bevor die nächste Portion zugegeben wird. Es ist extrem wichtig, dass man die Eiweißmasse so lange rührt, bis man keinen Kristallzucker mehr spüren kann.
Ein guter Test, ob Sie den Baiser richtig gemacht haben: Die Schüssel über den Kopf halten …, wenn die Masse bleibt, haben Sie alles richtig gemacht.
Den Eischnee mit den Nüssen und 4 Esslöffeln Mehl ganz vorsichtig vermischen.
Ofen auf 120 Grad vorheizen.
Die Hälfte der Masse auf dem mit Backpapier ausgelegten Backblech ausbreiten. Ca. 2 Stunden backen bis der Schaum fest und trocken ist und sich leicht vom Papier abnehmen lässt. Dann ist die zweite Hälfte dran.
Aus dem Eigelb wird die Creme gemacht:
Eigelb schlagen, den Zucker (800 Gramm) unterziehen, wieder fleissig schlagen. 3 Esslöffel Kakao mit der Milch verrühren. Die Masse bei geringer Hitze (im Dampfbad) bei ständigem Rühren erhitzen. Etwas abkühlen, danach 600 Gramm weiche Butter dazu geben. Mit der Creme die beiden Tortenböden verkleben und, oben und an allen Seiten einschmieren.
Fertig ist das gesunde Kalorienmonster!
Walnuss-Gourmetwodka
Achtung, Achtung! Die Walnussschalen und die Kämben (die Trennwände zwischen den Walnusskernen) nicht wegschmeissen! Meine Oma hat damit immer den Wodka für die Männer verfeinert, die den Walnussbaum geschnitten haben...
An dieser Stelle wäre es jetzt natürlich angebracht, etwas zum Thema “Walnussbäume-Schneiden” zu schreiben, aber davon habe ich leider keine Ahnung und überlasse es Markus. Ich habe nur die Rezepte im Kopf. Und eins davon muss ich unbedingt noch loswerden. Nein, mit Wodka wären es zwei.
Für den Gourmetwodka gibt man die Schalen und vor allem die Kämben von einem Kilogramm Nüssen in 1 Liter Normal-Wodka. Drei Tage fest verschlossen im Warmen stehen lassen. Ideal wäre 1-2 Monate. Danach durch einen Filter absieben und an einen kühlen Platz stellen. Hilft auch super gegen Erkältung. Und doch, der Husten will und will nicht aufhören? Dann hilft dies:
Walnuss-Hustensaft
Honig (300 Gramm) + Walnuss (300 Gramm) + Zitrone (300 Gramm). Alles klein raspeln, die Zitronen zusammen mit der Schale. Gründlich vermischen und im Kühlschrank aufbewahren.
Dreimal einen Teelöffel eine halbe Stunde vor dem Essen einnehmen. Und Sie sind gesund!
Walnuss