In alten Rezepten taucht immer wieder der Begriff Fliederbeeren in der Zutatenliste auf. Manch einer vermutet, dass es sich dabei um die Früchte des Flieders handelt. Dies ist jedoch ein Irrglaube. Vielmehr geht es dabei um die Beeren des Holunders, die zwar nicht roh gegessen werden sollten, sich jedoch hervorragend zur Herstellung von Saft oder Gelee eignen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Fliederbeeren?
In vielen Teilen Deutschlands möchte man sagen: Fliederbeeren sind die Früchte des Flieders, in diesem Fall also kleine Kapselfrüchte, die Samen enthalten. Fragt man jedoch einen Niedersachsen, so wird dieser die korrekte Antwort kennen: es handelt sich dabei um Holunderbeeren. Dies liegt darin, dass in nördlichen Regionen der Holunder als Flieder oder Fledder bezeichnet wird, während der eigentliche Flieder ganz poetisch „Pingsterbloom“ heißt. Eigentlich ganz logisch, jedoch führt diese sprachliche Feinheit häufig zu Verwirrung. Erzählt man einem Bayern, man habe Fliederbeeren gegessen, so hält er einen für einen Lügner – oder für verrückt, da diese Früchte definitiv giftig sind. Im Süden Deutschlands wird der Holunder übrigens gerne „Holler“ oder „Holder“ genannt.
Noch verwirrender wird es, wenn ein Aufgussgetränk aus den Blüten hergestellt wird. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkung sind logischerweise auch die Anwendungsgebiete nicht identisch. Fliederblüten können unterstützend bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt werden, da sie tonisierend wirken, während das Hauptanwendungsgebiet der Holunderblüten bei Erkältungskrankheiten liegt.
Unterschied zu Früchten des Flieders
Ein echter Pflanzenfreund erkennt die beiden Gehölze aufgrund ihrer optischen Unterschiede: Holunder bringt gefiedertes Laub hervor, während die Blätter des Flieders oval sind. Die Holunderblüten sind cremeweiß und sind schirmrispenförmig. Sie erscheinen Mitte bis Ende Mai, spätestens jedoch im Juni, während der Flieder im Mai weiße oder violette, lange Rispen hervorbringt. Auch die Früchte sind sehr unterschiedlich:
Fliederbeeren | Früchte des Flieders | |
Farbe | schwarz, rot | grün, später braun |
Form | rund | kapselförmig |
Größe | 6 mm | 0,8 – 2 cm |
Zeitpunkt der Reife | September/Oktober | Ab Juni |
Giftig | roh ja, nach Erhitzen nicht mehr | ja |
Verwendung | Gelee, Marmelade, Saft, Likör | – |
Holunder pflanzen & pflegen
Holunderbeeren ernten und verarbeiten
Sind Holunderbeeren giftig?
Fliederbeeren Inhaltsstoffe
Den kleinen Fliederbeeren eilt der Ruf voraus, dass sie sehr gesund seien. Dabei handelt es sich nicht um ein Gerücht: sie enthalten neben Kalium und natürlichen Antioxidantien die Vitamine A, B und C.
Gartenbista-Tipp: Auch in verarbeitetem Zustand bleiben die Vitamine erhalten.
Verwendung
Die frisch geernteten Holunderbeeren sollten möglichst umgehend verarbeitet werden, beispielswiese als:
- Gelee
- Kompott
- Likör
- Marmelade
- Mus
- Saft
- Wein
Alternativ werden die kleinen Beeren getrocknet oder eingefroren, wobei Geschmack und Vitamine weitestgehend erhalten bleiben. Vor der Verwendung müssen sie jedoch zwingend weiterverarbeitet werden; keinesfalls darf man sie so essen.
Video-Tipp der Redaktion: Holundersaft selber machen
In folgendem Video bekommen Sie ein einfaches Rezept für den leckeren Fliederbeeren Saft:
Was ist noch interessant für Pflanzenfreunde?
Diese Fragen stellen Pflanzenfreunde häufig:
Was passiert, wenn man Fliederbeeren roh isst?
Rohe Holunderbeeren enthalten das Gift Sambucin. Dieses führt zu starken Verdauungsbeschwerden. Werden die Beeren verarbeitet, so verschwinden die Giftstoffe, und es bleiben nur die wertvollen Inhaltsstoffe übrig.
Wann fängt Holunder an zu blühen?
Die Blütezeit des Holunders beginnt in den meisten Regionen Mitte bis Ende Mai und erstreckt sich bis in den August hinein. Die Blüten können geerntet, getrocknet und weiterverarbeitet werden; alternativ lässt man sie zu Holunderbeeren heranreifen.
Ist Holler und Holunder dasselbe?
Genau wie die Bezeichnung Fliederbeeren handelt es sich bei Holler um eine regionale Spezifikation, die aber auch den Holunder meint.
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