Derzeit ragen die Goldruten (Solidago) landauf landab noch neckisch aus den Bauerngärten, recken ihre schwefelgelben Blütenruten über die Holzzäune und wiegen sich im Wind, rege besucht von Bienen und anderen Insekten, die dankbar sind um jede Blume, die ihnen im Spätsommer noch Nektar bietet. Das ist auch einer der Gründe, wieso man verschiedene Arten von Goldruten in jedem Bauerngarten findet, insbesondere die Kanadische und die Riesengoldrute, aber auch die einheimische Solidago virgaurea: Sie alle nützen den Bienen und anderen Insekten, und sind ausserdem wirkungsvolle Heilpflanzen. Zum Glück haben viele Bauern und andere Gartenleute noch nicht mitbekommen, dass man die Goldruten eigentlich gar nicht mehr im Garten kultivieren dürfte. Man müsste sie von Gesetzes wegen sogar schon jetzt ausreissen oder vergiften. In der Schweiz stehen sie nämlich auf der Schwarzen Liste der invasiven Pflanzen. Sie gehören also zu den ganz Schlimmen und besonders gefährlichen invasiven Neophyten, die nun als "gebietsfremde Organismen" weiter verteufelt und von Gesetzes wegen ausgerottet werden sollen.
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Ein illegaler Blumenstrauss
Neulich hab ich einer Bäuerin aus meiner Nachbarschaft gesagt, dass bald drei Jahre Gefängnis drohen für die schönen Goldruten, die auch bei ihr den ganzen Spätsommer über prächtig blühen. Sie lachte und meinte, ich erzähle ihr einen Chabis. Sie wollte es wirklich nicht glauben, und als ich schliesslich den Gesetzesentwurf auf dem Handy hervorholte und ihr zeigte, schüttelte sie nur den Kopf, und fragte: "Was sollte denn daran gefährlich sein, an meinen Goldruten?" Die wachsen schon ewig da, ihre Mutter habe die früher mal gepflanzt, und die wachsen einfach immer am gleichen Ort, "schau, es ist ja jetzt nicht so, dass unsere Felder voller Goldruten wären, oder? Und ich jäte die nicht, ich schneide nur ab und zu ein paar Blüten für einen Blumenstrauss, schau, wie schön sie sich mit den Dahlien kombinieren lässt, und noch ein paar Astern dazu, schau wie schön!" Die drückte mir einen Blumenstrass in die Hand, der jetzt bei mir auf dem Schreibtisch in einer hübschen grossen Vase aus Muranoglas steht, ein wahrlich majestätischer Anblick! Und exklusiv dazu, denn im Blumenladen kann man Goldruten seit dem Verbot nicht mehr kaufen. Das Verbot geht auf die Freisetzungsverordnung vom Juni 2012 zurück, die eigentlich den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen regelt. Betroffen sind alle Arten und Hybriden der Solidago canadensis, Solidago gigantea und Solidago nemorali. Jeglicher Umgang, die Kultivierung, das Verschenken, aber auch die Anwendung als Heilpflanze ist strikt verboten, ausgenommen sind Massnahmen, die der Bekämpfung und Ausrottung dieser alten Heilpflanze dienen. Die "einheimisch" Solidago virgaurea wurde von dem Verbot immerhin ausgenommen und darf weiterhin gedeihen und als Heilpflanze verwendet werden.
Warum die Goldruten manchmal wuchern
Goldruten sind verholzende, robuste Stauden. In der Schweiz sind die Solidago virgaurea einheimisch, diese wachsen nicht sehr stark und tauchen an Orten auf, wo sie wenig auffallen. Darum erhitzen sie die Gemüter auch nicht so. Zudem kommt ihrer Anwendung in der Pflanzenmedizin eine wichtige Bedeutung zu. Was viele Naturschützer aber sehr in Rage bringt, sind die frechen, weil sehr grossen und auffälligen Solidago canadiensis, und manchmal auch die Solidago gigantea, die sich ähnlich verhalten. Diese beiden können bis zu zwei Meter hoch werden. Ihre schwefelgelben grossen Blütenrispen leuchten weitherum als Provokation ins Landschaftsbild hinaus. Und sie haben die Eigenschaft, dass sie gerne auf Brachland wachsen, also an Orten, wo das Land vom Menschen verwüstet und dann verlassen wurde. Und dort sind sie natürlich sehr sichtbar. Eigentlich könnte man sich darüber freuen, dass solche Pionierpflanzen auftauchen und das versehre Land wieder fruchtbar machen. Man könnte sich auch freuen, dass an solchen grauen und tristen Orten neue Farbe und neues Leben auftaucht. Aber manchen Leuten macht wohl alles, was nicht kontrolliert geschieht, erst einmal Angst. Ausserdem verdient niemand Geld an einer Pflanze, die einfach so von selber auftaucht. Ja wo kämen wir da hin, wenn alles von alleine wachsen würde, ohne dass es jemand verkauft hat! Und so soll jetzt an den Goldruten halt wenigstens die Giftindustrie noch etwas verdienen.
Eine gute Gartenpflanze
Dass die amerikanischen Goldruten gerne wachsen und auch ohne Pflege bestens gedeihen, macht sie grundsätzlich zu einer guten Gartenpflanze. Dass man sie ganz leicht selber vermehren kann, hat natürlich auch dazu beigetragen, dass sie in jedem, aber auch wirklich jedem Bauerngarten vorkommen. Man sticht einfach im Herbst oder auch im Frühling mit dem Spaten ein Stück ab und pflanzt es neu ein. Die Goldrute kann dann über viele Jahre am selben Standort gedeihen. Wenn es eine Sorte ist, die stark versamen will, dann löst man das Problem, so wie man das bei allen Pflanzen macht, die zu stark absamen: Man schneidet das Verblühte weg, bevor die Samen reif sind. Basta – eigentlich wäre das alles gar kein Grund zur Aufregung.
Die meisten in den Gärten kultivierten Goldruten sind ausserdem Hybriden und Züchtungen, deren Wuchskraft schon etwas gezähmt ist. Eine beliebte Sorte ist zum Beispiel Solidago x cultorum 'Strahlenkrone'. Diese sind einfach sehr robuste, gute Gartenstauden, die sich aber nicht invasiv verhalten. Manche von ihnen versamen sich überhaupt gar nicht, und bilden auch keinerlei Ausläufer. Solidago rugosa 'Fireworks' zum Beispiel bildet weder Wurzelausläufer noch versamt sich diese Goldrute. Auch die ursprüngliche kanadische Goldrute ist nicht in jeder Situation invasiv. Eigentlich legt sie dieses extreme Verhalten nur an den Tag, wenn sie den entsprechenden Standort findet: Verlassene Schutthalden, Waldränder nach Kahlschlag, Bahngeleise, Industriebrachen. Solche Standorte erinnern sie an die rauhen Verhältnisse in der amerikanischen Prärie, und dann denkt sie sich wohl: "wenn hier sonst nichts wächst, dann kann ich ja mal loslegen..."
Die Verteufelung der Goldruten
Die kanadische Goldrute kam im 17. Jahrhundert als Gartenpflanze nach Europa. Zuerst wurde sie in botanischen Gärten und in den Pärken der Adeligen kultiviert. Weil sie so schön und so auffällig blühte, gelangte sie bald in die Gärten der Bürger und Bauern, wo sie sehr beliebt wurde. Im 20. Jahrhundert wurde sie züchterisch stark bearbeitet, und es entstanden viele neue, hervorragende Gartensorten. Wegen ihrem auffälligen Erscheinungsbild taugt die Goldrute aber natürlich hervorragend als Feindbild. Und so kam sie ab den 1990er Jahren langsam in Verruf, als aus gewissen Naturschutzkreisen immer stärker gegen ausländische Pflanzen mobilisiert wurde. Jeder auch noch so botanisch ungebildete Mensch wird sie sofort und auch von weitem sicher erkennen. Und ein Feindbild ist nur dann gut, wenn jeder sofort und ohne weitere Erklärung weiss, was zu vernichten sei. Und dann wurden die üblichen Vorurteile ins Feld geführt. Es wurde behauptet, die Goldrute verursache Heuschnupfen. Dieser Vorwurf kommt bei jede ungeliebten Pflanze. Im Fall der Goldrute ist es so, dass sie bekanntlich von Insekten bestäubt wird, ihr Pollen ist also klebrig, und fliegt nicht mit dem Wind. Vielmehr ist das Gegenteil wahr, und die Goldrute ist ein recht probates Mittel, um die Symptome des Heuschnupfens zu behandeln. Dafür wird sie in der Pflanzenmedizin auch rege verwendet, denn sie hilft, die Nasenschleimhäute zu beruhigen und wirkt abschwellend. Wolf-Dieter Storl empfielt einen Tee aus Goldrutenblüten, um die Symptome des Heuschnupfens zu lindern. Aber wenn eine Pflanze verteufelt werden soll, dann geht es ja nicht um praktische Fragen, sondern eben um Stimmungsmache. Mittlerweile wird zum Teil sogar behauptet, die Goldrute schade den Insekten, wie sie die einheimische Flora verdränge. Aber erstens breitet sie sich an Orten aus, wo sonst erst einmal gar nichts wachsen würde. Und zweitens bietet sie reichlich Nahrung für Wildbienen, Tagfalter und Schwebefliegen. Sogar der Neophytenpapst Kowarik gibt übrigens zu, dass Goldruten im Wald erst auftauchen, wenn der Wald zuvor massiv beschädigt wurde.
Wenn einem etwas auf die Niere schlägt, hilft die Goldrute
In der Pflanzenheilkunde ist in Europa in den alten Kräuterbüchern immer von der Solidago virgaurea die Rede, weil diese hierzulande seit jeher vorkam. Im Mittelalter wurde das Kraut in Rotwein gekocht und der Sud getrunken. Es half bei Nierensteinen, Blasen- und Prostatabeschwerden. Aber auch Gicht, Rheuma, Diabetes, Hämorrhoiden, Wassersucht und Schnupfen wurden seit jeher damit behandelt. Laut Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl haben die amerikanischen Goldruten praktisch dieselben Eigenschaften. Diese wurden auch seit jeher von den Indianern als entsprechende Medizinpflanze verwendet. Dazu haben alle Solidago-Arten entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften. Inzwischen ist auch chemikalisch nachgewiesen worden, dass die verschiedenen Solidago-Arten alle in etwa die gleichen medizinischen Eigenschaften aufweisen. Einzig die Konzentration der Wirkstoffe ist ein wenig anders verteilt je nach Sorte. Und so hat sicher jede Bauernfrau und jeder Pflanzenheiler sein eigenes, überliefertes Rezept mit der vertrauten Goldrutenart. Storl moniert ausserdem, dass im übertragenen Sinn ja einem "etwas auf die Nieren" schlagen könne, und dass die Goldrute eigentlich die Medizinpflanze unserer Zeit wäre, weil wir heute so viel Stress, Beziehungsprobleme und andere Sorgen haben. Psychosomatiker sagen ja, über die Nieren würden auch negative Gefühle ausgeschieden. Und so ist der harntreibende Goldrutentee vielleicht gerade das, was heute vielen Menschen helfen würde! Statt dass sie ihre Wut abreagieren und vermeintlich schädliche Pflanzen ausreissen gehen, könnten sie stattdessen einen Goldrutentee trinken, und ihre negativen Gefühle in die Kloschüssel entsorgen.
Einseitige Argumentation
Alles nicht so gravierend, kann man meinen. Vor dem Hintergrund eines weltweit grossen Artensterbens verändert sich jedoch die Sicht auf die Dinge enorm!
Wir wollten immer mehr...
Und so übertragen sich unnatürlich die Dinge... geriet es aus dem Gleichgewicht...
Was macht Mutter Natur ??
Sie passt sich an..und versucht mit Kraft ihrer Pflanzen und Perfektion es wieder in das vegetative Gleichgewicht zu bringen...
Und das schafft sie immer und immer wieder......Sie weiß natürlich wie es geht..ohne nachdenken zu müssen...!
Ein Artensterben..ob Pflanzen.. Tiere.. Bäume..oder gar so schlimm, wie das dramatische Insekten sterben.. Ist einzig alleine das Ergebnis der Handlung des Menschen...
Also bitte Finger Weg von der Natur... selbst ein Urteil ist ,in meinen Augen schon zu viel...
SIE MACHEN LASSEN!!
Dann kann sie uns die Erde geben, die unsere Nahrung braucht...
Keine Pflanze wächst einfach so..ihr Vertrauen und es sehen...
Wir sind Möchtegern Botaniker....
Haben kein Recht zu sagen..'du darfst.du nicht'!!!
Hinschauen...danke sagen..sie sehen...
Warum kommt die Goldrute..sowie letztes Jahr die knoblauchrauke ... Beinwell..
Sie kommen mit einer Botschaft...mit Sinn und natürlicher Bestimmung und mit Grund..
Pilze Pestizide Fungizide...zum Beispiel...
Könnte das ein Grund sein??
Mfg